Es ist allgemein eine gute Idee, „es nicht zu weit zu treiben“. Das lehrt mich (auch) das Laufen, es gilt aber genauso für andere Dinge.
Ich bin vergangene Woche über 120 Kilometer gelaufen. Viele Leute werden jetzt fragen: „Wie jetzt? Es nicht zu weit treiben und dann das? Hast Du Dich verletzt und gemerkt, dass es zu viel ist?“
Nein, habe ich nicht. Es blieb bei der Erkenntnis, dass es viel war und in den Beinen zog, von Verletzung kann keine Rede sein. Meine Kilometerleistung im Jahr 2017 betrug 1400 Kilometer, im Jahr 2018 waren’s 2400 Kilometer, im Moment zeigt die Prognose für 2019 in Richtung 3800. Vor der 120er-Woche hatte ich schonmal eine 115er. Es gibt die Faustregel, nicht mehr als 10% pro Woche zu steigern, in Trainingsplänen sind stets Ruhewochen eingeplant, meist eine in vier Wochen. Dasselbe Prinzip gilt auch für anderes – geistige Arbeit, Feiern, eigentlich für alles. Aus dem Stand auf Höchstleistung und auf Dauerstrom Sein tun nicht gut, der Absturz danach kostet mehr Zeit und Kraft und erreichte Leistung, als der Sprint gebracht hat – wenn es überhaupt ohne bleibende Schäden bleibt.
Das Laufen lehrt mich, mit meinen Kräften zu haushalten – erstens über zum Beispiel einen Wettkampf, bei dem man auf längeren Wettkampfstrecken langsamer losläuft. Zu schnell starten kostet hintenraus unglaublich viel Zeit oder zwingt sogar zum Aufgeben. Zweitens lehrt laufen mich aber auch, generell mit meinen Kräften zu haushalten. Ich kann meinen geplanten langen Lauf am Sonntagmorgen nicht schaffen, wenn ich am Samstagabend spontan oder aus schlechtem Gewissen wegen Trainingsausfall am Freitag ein bretthartes Intervalltraining laufe. Ich kann auch nach einer 120-Kilometer-Woche nicht gleich eine 130er laufen, wenn’s die allererste Woche mit so viel Laufleistung war.
Ähnliches gilt für’s Feiern – mit zwei Geburtstagsparties am vorvergangenen Wochenende, einer gestern und einer Hochzeit am vergangenen freue ich mich schon auf ein ruhiges, völlig feierfreies Pfingstwochenende. Für’s Arbeiten gilt das natürlich auch – und wenn Druckaufbau und Frust zu groß werden, steigt die Leistung maximal kürzestfristig, kurz- und mittelfristig sinkt sie so, dass fraglich ist, ob der Sprint sich gelohnt hat – und langfristig kostet das mindestens Motivation.
Im Englischen sagt man: „Don’t push (yourself) too hard“. Für mich funktioniert die Übersetzung „Es/sich/andere nicht zu weit treiben/zu hart antreiben“ ganz gut.
Wie waren die 120 denn aufgeteilt? Nutzt du eine Laufuhr, wenn ja, welche?
Definitiv ein sinnvolles Konzept für alle Lebensbereiche!
Die Aufteilung war: Montag kurze Strecke in der Mittagspause, Dienstag Lauftreff in der Mittagspause, nach Feierabend 22km mit einer Stunde Stopp zum Training im Fitnessstudio nach 16km, Mittwoch Lauftreff in der Mittagspause, Donnerstag 23km am Stück, Freitag 13km, Samstag kurzer Morgenlauf, Sonntag Halbmarathon plus Lauf zum Fitnessstudio und zurück (5km eine Strecke). In normalen Wochen habe ich zwei Ruhetage drin, das war dieses Mal nicht der Fall – ist aber die absolute Ausnahme, dass ich beide Ruhetage (meist Montag und Donnerstag) skippe.
Ich nutze derzeit eine Garmin vívosport zum Tracken.
Vielen Dank für Deinen Kommentar! Viele liebe Grüße
Talianna
Erstmal Hut ab vor dem Pensum!
Logistische Frage – wenn du in der Mittagspause laufen gehst, wie minimierst du den Zeitaufwand (Kleider wechseln, duschen etc.)?
Lieber Gruß
Lion
Wir haben einen Duschraum im Gebäude, ich habe Wechselklamotten im Rucksack und Handtuch sowie Duschzeug im Büro deponiert. Im Sommer ist duschen obligatorisch, aber bis in den Mai rein war ich nach 10km hinreichend unverschwitzt, um mich direkt umzuziehen.
Unser Gesundheitsmanagement unterstützt den Betriebssport 🙂
Vorbildlich! 🙂