Es hält an – mein Läuferinnentempel

Motivation ist eine komische Sache. Erst lässt sie mich zwei Wochen im Stich, nun…

Ich bin nach dem vorgestrigen Wettkampf nicht schon wieder gelaufen, das wäre zu früh gewesen. Die Oberschenkel, ausgerechnet die Oberschenkel ziehen noch ziemlich fies. Ich habe sie auch nicht hart gedehnt, sondern bin sanft mit Yin-Yoga an die Spannungen von Wetterwechsel und Wettkampf rangegangen. Doch obwohl ich noch ziemlich KO war von dem Zehner in der eiskalten Luft, obwohl mir der ziemlich rapide Wechsel von kalt und trocken zu deutlich wärmer und feuchter echt in den Knochen sitzt, mich quält, habe ich die Motivation gefunden, endlich mal wieder Sachen in meinen Ordner einzusortieren.

Versteht mich nicht falsch: Ich freue mich über wärmeres Wetter, über abtauende Straßen unter meinen Fahrradreifen. Aber diese Wetterwechsel, die typischerweise mit Druckänderung verbunden sind, mit einem Drehen des Windes – bei uns meist von Nordostwind bei trockener Kälte (oder im Sommer trockener Hitze) zu Südostwind bei feuchter Kühle – sie setzen mir zu. Machen mich reizbar, lassen meinen Nacken verspannen, auch meinen Rücken, und drücken auf die rechte Schläfe.

Und dennoch: Ich habe endlich wieder meinen Ordner gepflegt, den mir mein Mann mal geschenkt hat. Der wurde allmählich dicker, und daher habe ich einen lange gefassten Vorsatz nun umgesetzt: Ich bewahre die Startnummern meiner Läufe nicht mehr auf, nur noch die Urkunden. Drei Startnummern lagen noch herum, dreizehn Startnummern waren noch in Kunststoffhüllen im Ordner drin. Bis auf die Startnummer von der Winterlaufserie, die ich zum Fünfzehner und Zwanziger wieder brauchen werde, habe ich sie alle weggetan. Dafür habe ich die zehn Urkunden, die hier noch lose herumlagen, endlich mal eingeheftet – neun davon waren von insgesamt sieben Laufwettkämpfen, wenn ich nicht irre. Stadtradeln-Team-Wertung Platz drei im vergangenen Jahr bei uns im Ort, verliehen im April, Rißnertlauf 1:02:30 für 15 Kilometer im März, Badische Meile mit 34:21 für 8,88889 Kilometer im Mai, Dämmer-Marathon mit 3:09:56 für 42,195 Kilometer im Mai, Bergdorfmeile mit 36:11 für hügelige 8,88889 Kilometer im Juli, Kombi-Wertung der beiden Meilen zweimal, einmal mit dem RP Karlsruhe als Mannschaft drauf, dann nochmal mit dem Laufteam rennwerk als Mannschaft drauf, da ich ja von zwei unterschiedlichen, aber beiden sehr bedeutenden Institutionen in meinem Leben die Startnummern bezahlt bekommen habe, für die beiden Meilen. Dann noch der Baden-Marathon, gelaufen als langen Trainingslauf, drei von drei möglichen Bananen abgestaubt in 4:11:11 im September, und schließlich der Herbstlauf in Ötigheim mit 19:09 für fünf Kilometer und die Winterlaufserie Rheinzabern mit 39:55 für den Zehner.

Meinen Trainerschein und einige Zeitungsausschnitte habe ich auch in das vordere Fach gesteckt. Eigentlich ist das eine sehr befriedigende Arbeit, die ich immer gerne gemacht habe – so ein bisschen Götzendienst am Schrein für meine Laufleistungen. Indes, seit dem März habe ich es schleifen lassen. Genauso lag die Medaille vom Baden-Marathon noch herum, genau wie die aus Ötigheim, nur die vom Dämmer-Marathon hatte ich schon auf das Bord gehängt. Götzendienst continued:

So allmählich füllt sich auch der Medaillenständer und schreit nach einem zweiten. Dabei fällt mir auf, dass ich ein sehr an Gewohnheiten orientierter Mensch bin: Vier Marathon-Wettkämpfe habe ich bis jetzt bestritten, dreimal in Karlsruhe, einmal in Mannheim. Von beiden Wettkämpfen hängen auch in Summe drei Halbmarathon-Medaillen noch dazwischen. Meine geplanten Marathon-Saison-Höhepunkte nächstes Jahr sind da natürlich völlig überraschend… der Dämmer-Marathon in Mannheim im Mai und der Baden-Marathon in Karlsruhe im September. Ebenfalls öfter kommen die Badische Meile und der Köhlbrandbrückenlauf vor. Oh Wunder, mindestens die Badische Meile (und die Bergdorfmeile) stehen schon wieder in meinem Plan, auch wenn die Badische Meile am Wochenende vor dem Dämmer-Marathon sicher nicht der vernünftigste Plan ist für den Sonntag eine Woche vor dem Marathon. Köhlbrandbrücke wäre auch nochmal klasse, so lange es sie noch gibt!

Dazwischen hängen da noch die Medaillen vom Spenden-Triathlon für das Ahrtal, ein paar weniger prominente virtuelle Läufe. Dann der Hella Hamburg Halbmarathon, die Medaille für den Fünfer-Sieg beim TGÖ und die vom zweiten Platz beim Ettlinger Altstadtlauf 2019. Nicht zu vergessen die Medaille von der Marathon-Staffel mit den Sport Löwen Baden beim Freiburg-Marathon 2019 und die von der Kilometer-Fresser-Challenge des rennwerks aus dem Jahr… 2017, glaube ich.

Wie gesagt. Ein Götzenschrein für Läufer-Tally.

[KuK] Einfach so: Zwischenstand

Es geht voran – noch 108 Kilometer bis zum Radfahrziel für dieses Jahr (unter Berücksichtigung der durch Erkältung, Corona und Fingerbruch ausgefallenen Tage). Noch 365 Restkilometer zu laufen dieses Jahr, unter den genannten Bedingungen.

Und noch unter 379 Kilometer, bis ich den Erdumfang von etwas mehr als 40.000 Kilometern das erste Mal mit muskelbetriebenen Fortbewegungsarten (Laufen, Radfahren, Schwimmen, Spazieren, Skaten…) absolviert habe. Zum Mond ist es aber noch weit.

Warum ich schreibe

Was ist es, das mich dazu bringt, Geschichten zu erfinden und aufzuschreiben? Was bringt mich dazu, sie auch öffentlich zu machen wie „Am Rand des Strömungsabrisses“ und den „Howard-Goldstein-Vortex“? Die Aussicht auf großen Erfolg ist es nicht, der Erfolg und Zuspruch selbst ist es auch nicht, auch wenn der Zuspruch einiger gut tut – ebenso, wie insbesondere harsche und ganz besonders natürlich berechtigte Kritik schmerzt.

Zu meinem Geburtstag habe ich ein Buch über „Ikigai“ bekommen, eine wohl verhältnismäßig wissenschaftliche Annäherung an einen Begriff, den ganz genau zu definieren schwer fällt. Ich werde mich nun nicht in die Nesseln setzen und mich an einer Definition versuchen. Was ich aus dem Buch allerdings mitgenommen habe ist, dass das Schreiben für mich etwas erfüllt, was Ken Mogi als eine Quelle von Ikigai, als sinnstiftend und Lebensfreude generierend definiert: Ich tue es um seiner selbst willen, nicht, um zu gefallen. Ich gehe darin auf, verliere den Wunsch, meinen Namen irgendwo unbedingt stehen zu haben, in der Freude am Erschaffen von Charakteren, Bedingungen, Beziehungen, Handlungen. Meist fange ich klein an mit ein paar Gestalten und deren Lebenswegen.

Ich lese gerne, was ich so geschrieben habe – nicht nur das, das ich öffentlich gemacht habe. Die für mich selbst geschriebene Geschichte um eine Gruppe von Nerds und Außenseitern, die Modell-U-Boote bauen und das teils für Spiele, teils auch für Naturbeobachtung und irgendwann auch für wissenschaftliche Projekte verfolgen, habe ich vor kurzem mal wieder gelesen und mich daran erfreut. Geschichten, die Fanfics im Bereich von Star Trek oder anderen Welten sein könnten, oder die Komödien und Dramas über andere, oft eher ganz normale, fiktive Personen mit meist einem kleinen oder größeren „Twist“ in Persönlichkeit oder Leben, ich denke sie mir aus, erfreue mich, sie wieder zu durchdenken, schreibe sie auf, lese sie nach langer Zeit wieder. Ein breiter Schatz von Geschichten, die ich immer wieder gerne lese und durchdenke, manchmal Freunden erzähle, hat sich so gebildet. Daraus schöpfe ich zum Beispiel beim „Howard-Goldstein-Vortex“, die Gestalten der „Esther Goldstein-Howard“ und ihres Bruders „Eli Goldstein“ entstammten ursprünglich einem Lamento, wo meine Motivation geblieben sei – sie liege in Waikiki Beach am Strand und lasse sich von einem muskulösen, braungebrannten Mann den Rücken eincremen, schrieb ich damals einer Freundin. Aus meiner Motivation, die im schwarzen Bikini am Strand liegt, wurde dann die lustige Milliardärswitwe, hinter der aber noch viel mehr steckt – der Widerspruch einer Pazifistin auf der einen und einer durchaus militanten Umweltschützerin auf der anderen Seite, und noch mehr.

So etwas zu basteln, meinen flüchtigen Traumbildern und Visualisierungen ein Leben, einen Namen, weitere Aufgaben, Hintergründe, Motivationen zu geben, das erfüllt mich mit Freude und gibt mir Kraft. Es hat mich über das Autopendeln nach Stuttgart – sieben Jahre lang! – gerettet. Gelegentlich sind die Geschichten die, die mir einzuschlafen helfen, manchmal sind’s auch die, die mich wach halten. Auf jeden Fall sind sie nicht wegzudenken. Wenn ich den Howard-Goldstein-Vortex und Am Rand des Strömungsabrisses (sowie in unbestimmter Zukunft vielleicht ein Sequel) schreibe und anderen zugänglich mache, so tue ich das vor allem, weil diese Geschichten wichtig für mich sind. Ken Mogis Definition von Ikigai anhand dessen, was Hobby-Manga-Zeichner in Japan an- und auf eine Messe treibt, darin habe ich mich mit meinen Geschichten wieder gefunden.

Ich tue das nicht für Euch. Aber ich freue mich, wenn ich es mit Euch und zu Eurer Freude tun kann. Wenn das, was ich schreibe, nicht gefällt – ist es immer noch Teil meines Lebens. Wenn ich nicht gerade ganz schlimm drauf bin, weiß ich, dass mir das reicht und alles andere Bonus ist.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

Heute habe ich mit etwas angefangen, was ich noch nie zuvor getan habe. Nur durch die Corona-Krise war dies möglich, denn meine Kollegen und ich werden nun ad hoc ermutigt, von Zuhause zu arbeiten. Und so war es heute mein allererster Tag im Homeoffice.

Um ehrlich zu sein: ich hatte den Horror davor, weil ich mich darauf freute. Ich fürchtete all die Ablenkungen und all den Komfort, den ich zuhause habe, und der so richtig gar nichts mit der Arbeit zu tun hat. Ich fürchtete, nichts auf die Reihe zu bekommen, mich in Ablenkungen zu verlieren.

Einen ganzen Stapel Schreiben hatte ich mit nach Hause genommen, die zu prüfen und in die elektronische Erfassung einzutragen ich über so viel Aktuelles, Hereinkommendes im Büro nicht geschafft hatte. Sie lagen, sie lagen lange, sie lagen hinter meinem Schreibtischstuhl auf der Arbeit auf dem Boden, weil im Regal kein Platz war. Clear Desk ist viel einfacher, wenn man elektronisch arbeitet, aber wir auf der Behörde tun das noch nicht. Ich befürchtete, kaum ein kleines Stück davon abarbeiten zu können, weil Ablenkungen, die Kaffeemaschine, mein privater Rechner…

Eben weil all das da ist. Indes: Ich habe konzentrierter gearbeitet als auf der Arbeit! Binnen kürzester Zeit stellte sich eine Routine beim Abarbeiten dieser drei Typen von Meldungen ein. Ich las sie, glich den „Ist“-Inhalt mit dem „Soll“ in unserer Datenbank ab, machte Notizen, trug es in die Tabelle ein, wo für jede Arbeitsstätte der Arbeitsaufwand der Überwachung erfasst wird, machte Markierungen, in welches Heft die Schreiben geheftet werden sollen, wenn ich sie wieder mit ins Büro genommen habe – wie am Fließband. Diese Arbeit, bei der ich normalerweise recht schnell die Lust verliere, zog mich in den Bann. Klar, ich machte meine Pausen, aber danach ging’s frisch weiter.

Nun bin ich einerseits begeistert, dass es so gut geklappt hat, und ich nur drei Vorgänge unerledigt wieder mitnehme, weil ich für deren Bewertung auch die umfangreichen Papier-Akten auf Arbeit brauche. Andererseits aber betrachte ich die Kehrseite des in der Überschrift verwendeten Hesse-Zitats: Wird sich auch hier eine Routine, eine größere Anfälligkeit für Ablenkungen einstellen? Ich hoffe nicht.

Für’s erste aber kappte ich die VPN-Verbindung, fuhr das Arbeits-Notebook herunter, stand von meinem Stuhl auf – und war im Wochenende. Da ich vom Sport heute eh einen Ruhetag machen wollte und auch mache, war das super, dass kein Arbeitsweg mehr vor mir lag.

Homeoffice. Das erste Mal. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Es nicht zu weit treiben …

Es ist allgemein eine gute Idee, „es nicht zu weit zu treiben“. Das lehrt mich (auch) das Laufen, es gilt aber genauso für andere Dinge.

Ich bin vergangene Woche über 120 Kilometer gelaufen. Viele Leute werden jetzt fragen: „Wie jetzt? Es nicht zu weit treiben und dann das? Hast Du Dich verletzt und gemerkt, dass es zu viel ist?“

Nein, habe ich nicht. Es blieb bei der Erkenntnis, dass es viel war und in den Beinen zog, von Verletzung kann keine Rede sein. Meine Kilometerleistung im Jahr 2017 betrug 1400 Kilometer, im Jahr 2018 waren’s 2400 Kilometer, im Moment zeigt die Prognose für 2019 in Richtung 3800. Vor der 120er-Woche hatte ich schonmal eine 115er. Es gibt die Faustregel, nicht mehr als 10% pro Woche zu steigern, in Trainingsplänen sind stets Ruhewochen eingeplant, meist eine in vier Wochen. Dasselbe Prinzip gilt auch für anderes – geistige Arbeit, Feiern, eigentlich für alles. Aus dem Stand auf Höchstleistung und auf Dauerstrom Sein tun nicht gut, der Absturz danach kostet mehr Zeit und Kraft und erreichte Leistung, als der Sprint gebracht hat – wenn es überhaupt ohne bleibende Schäden bleibt.

Das Laufen lehrt mich, mit meinen Kräften zu haushalten – erstens über zum Beispiel einen Wettkampf, bei dem man auf längeren Wettkampfstrecken langsamer losläuft. Zu schnell starten kostet hintenraus unglaublich viel Zeit oder zwingt sogar zum Aufgeben. Zweitens lehrt laufen mich aber auch, generell mit meinen Kräften zu haushalten. Ich kann meinen geplanten langen Lauf am Sonntagmorgen nicht schaffen, wenn ich am Samstagabend spontan oder aus schlechtem Gewissen wegen Trainingsausfall am Freitag ein bretthartes Intervalltraining laufe. Ich kann auch nach einer 120-Kilometer-Woche nicht gleich eine 130er laufen, wenn’s die allererste Woche mit so viel Laufleistung war.

Ähnliches gilt für’s Feiern – mit zwei Geburtstagsparties am vorvergangenen Wochenende, einer gestern und einer Hochzeit am vergangenen freue ich mich schon auf ein ruhiges, völlig feierfreies Pfingstwochenende. Für’s Arbeiten gilt das natürlich auch – und wenn Druckaufbau und Frust zu groß werden, steigt die Leistung maximal kürzestfristig, kurz- und mittelfristig sinkt sie so, dass fraglich ist, ob der Sprint sich gelohnt hat – und langfristig kostet das mindestens Motivation.

Im Englischen sagt man: „Don’t push (yourself) too hard“. Für mich funktioniert die Übersetzung „Es/sich/andere nicht zu weit treiben/zu hart antreiben“ ganz gut.

Begeisterung

Es ist so ein Ding, das ich in Bewerbungen geschrieben habe, das ich als eine meiner hervorstechenden Eigenschaften empfinde – ich bin begeisterungsfähig. Eigentlich will jeder begeisterungsfähig sein, sich für etwas erwärmen, ja für etwas brennen können. Ich kann das – aber meist eben nicht konstant, jedoch immer wieder.

Begeisterung ist kein Dauertreibstoff. Irgendwann wird aus der Begeisterung Ernüchterung, denn begeistert zu sein ist auch eine Art Rausch. Das bringt sicher den einen oder anderen dazu, Begeisterungsfähigkeit als nicht zu positive Eigenschaft zu empfinden. Irgendwann ist die Begeisterung durch und dann muss man mit Willen, mit „Kraft“ durchhalten. Zwangsläufig flacht dann alles etwas ab. Bei mir kommt es aber meistens wieder!

So freue ich mich auf so manche Herausforderung, obwohl ich weiß, dass sie mir auf Dauer auf die Nerven gehen wird – aus Erfahrung. Dennoch, Begeisterung ist der Anfang, Durchhalten die Mitte, Befriedigung über das Geschaffthaben das Ende. Das trägt mich dann wieder zur Begeisterung für das nächste „Ding“. Natürlich gibt es auch die „Abturner“: der Fortgang stockt, alles ist komplizierter als gedacht, man bekommt – berechtigt oder nicht – eine Rüge, die Bedingungen lassen nicht zu, dass man so schnell vorankommt, wie man das möchte. Am Ende muss es doch – und dafür versuche ich, oft erfolgreich, meine Begeisterung wieder zu zünden. Denn auch wenn sie selten durch das ganze Projekt trägt, hilft sie doch fast immer, einen Start zu produzieren, an den man gerne anknüpft, wenn die Inspiration ausgegangen ist und es die Transpiration braucht, um fertig zu werden.

Das Ganze hier bezieht sich nicht nur auf den Howard-Goldstein-Vortex, sondern auch auf einiges mehr – auf Arbeit, im Privaten, im Sport. Denn wie man durchkommt, ist letztlich nicht so sehr vom Projekt abhängig, sondern vor allem vom Typus dessen, der sie beackert.

Motivation durch Ziele

Hallo zusammen!

Auch wenn ich, seitdem es den Blog hier gibt, etwas posten könnte, habe ich dies bisher noch nicht getan. Warum ich es jetzt mache, kann man mit einem Wort sagen: laufen! Es wird also ein Läuferbericht werden.

Vielleicht erst kurz etwas zu mir: Wie gesagt, habe ich hier noch nie etwas geschrieben – das ist mein erster Post. Wer also schreibt diese Zeilen? Holger ist mein Name. Ich bin mit Talianna verheiratet; daher auch die Befugnis hier schreiben zu dürfen. Da mal ein „vielen Dank“ an meinen Schatz! Aringus ist mein Nick-Name hier. Dieser Name existiert schon recht lange. Es war mein erster Name im Spiel Word of Warcraft, und zwar damals, als es frisch herausgekommen war. Dieser Name ist irgendwie hängen geblieben. Unter Aringus Ookami findet man auf YouTube auch meinen Let’s Play Kanal. Das ist ein großes Hobby von mir. Zwar nicht besonders erfolgreiches Hobby, aber doch immer noch mit Begeisterung. Aber das wäre, glaube ich, ein Thema für ein anderen Beitrag. Wenn überhaupt.

Aber jetzt zurück zum Thema.
Vor langer Zeit hatte ich einmal angefangen mit dem Laufen, aber es schnell wieder aufgegeben. Es tat mir in den Schienbeinen und vor allem im Knie weh. Es ging einfach nicht, ohne Schmerzen zu laufen. Und mit Schmerzen zu laufen ist keine gute Idee. Erst später hat sich herausgestellt, dass es doch ging. Und zwar mit anderen Schuhen und einem anderen Laufstil: dem Vorfußlaufstil. Damit konnte ich ohne Schmerzen (wenn man anfangs den Muskelkater in den Waden absah) gut laufen gehen. Da fing es also an. Dummerweise hat es nie wirklich sehr lange gehalten. Entweder durch Krankheit aufgehört und erst sehr viel später wieder angefangen oder der innere Schweinehund (diese fiese Sau – Entschuldigung – Hund) hat mich wieder davon abgebracht. Seit Anfang dieses Jahres laufe ich aber wieder; und bis jetzt habe ich es gut durchgehalten zumindest zweimal die Woche zu laufen.

Warum laufe ich? Und warum halte ich es diesmal durch? Erst einmal sollte man etwas tun. Grade wenn man in mein Alter kommt (ein halbes Jahr älter als meine Frau). Es ist zumindest nicht verkehrt etwas für das Herz-Kreislauf-System zu machen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt wird im Grunde mit jedem Jahr größer. Vor allem, wenn man gar nichts macht und auch noch verschleckt ist, wie ich es bin. Da hilft das Laufen doch ganz gut zum vorbeugen. Natürlich nur, wenn man nicht übertreibt. Von 0 auf 100 auf einmal zu kommen, ist natürlich das Gegenteil von gesund. Aber sich langsam steigern – sprich trainieren – hilft. Das ist natürlich nur ein Grund. Ein anderer ist, etwas Gewicht zu verlieren und den Bauch schmaler zu bekommen. Verschleckt sagte ich schon einmal, oder?

Das sind gute Gründe. Doch helfen diese den inneren Schweinehund zu besiegen? Die ehrliche Antwort ist: schwer. Er ist immer noch da, und es fällt mir immer noch sehr schwer, mich aufzuraffen und laufen zu gehen. Trotz guter Gründe fühlt es sich an, als ob der Schweinehund sich mit seinen 367 kg auf einen draufsetzt und sagt: „Ich geh hier nicht weg!“. Durch die Regelmäßigkeit geht es besser – aber vorhanden ist er immer noch.

Seit einiger Zeit habe ich aber noch ein weiteres Ziel, und das hat es bisher geschafft mich am laufen zuhalten. Es handelt sich um den Ehrgeiz, auch endlich mal bei einem Wettkampf mitzumachen. Natürlich keinen Halbmarathon. Keine Ahnung ob ich jemals soweit sein werde für so etwas. Aber beim Hambrücker Lußhardtlauf kann man auch einen 5-Kilometer-Lauf mitmachen. Und genau das ist die Entfernung, auf die ich grade trainiere.

Anfangs bin ich ca. 3 km gelaufen. Seit Ende Januar habe ich die Strecke auf 4 km erhöht. Und bis heute laufe ich die 4 km und versuche die Zeit zu verbessern. Ich versuche auch, die Strecke ein wenig zu erhöhen; muss ich doch auf die 5 km kommen! Die erste Zeit hatte ich eine Pace von 9:00 bis 9:30 pro Kilometer. Mittlerweile bin ich auf eine Pace von 7:30 – 8:00 pro Kilometer gekommen. Wobei man dabei sagen muss, dass auf meiner Laufstrecke (grade im Winter, wenn man noch nicht wirklich durch den Wald kann) auch eine kleine Erhöhung dabei ist und nicht alles flach. Das ist gleich noch mal eine Trainigssteigerung. Heute ging es durch den Wald und hier hatte ich meine bisher beste Pace. Und zwar 7:27 min/km. Und das auf eine Entfernung von 4,63 km! Das ist mehr als meine normale Trainingsroute und schneller. Da sehe ich – dass ich doch auf den besten Wegen bin.

Jedenfalls hilft mir dieses Ziel – diesen Wettkampf vor Augen – nicht mit dem Training aufzuhören. Das Fazit daraus: Wenn man ein gutes Ziel vor Augen hat – dann kann man sogar seinen inneren Schweinhund besiegen.

Von mir aus …

Heute fährt meine Bahn ganz normal. Dennoch sitze ich gerade nach knapp acht Kilometern Lauf in der S2. Ganz von mir aus!

Warum ich das mache? Die Bedingungen sind heute toll. Sonnig, blauer Himmel, 18 Grad Celsius. Auch wenn ich die Hitze mag, gegen so schönes Laufwetter werde ich mich nicht wehren. Auch wenn ich bei Hitze weniger langsamer werde als andere, bei Temperaturen um die 15-20 Kelvin unterhalb meiner Körpertemperatur bin auch ich schneller als im Wüsten- oder Dschungelklima.

Am Ende des Laufs sah ich an der Merkurstraße, dass meine S2 vier Minuten vor mir war. Also beschleunigte ich für den Kilometer bis zur Römerstraße von 5:40/km auf 4:35/km und rief noch etwas Tempo ab. Aus purer Lust an der Bewegung! Eben ganz von mir aus.

Vom Fehlermachen

„Das war falsch, das war falsch, verdammt – das war falsch!“

Metaphorisch, seltener buchstäblich rennen wir im Kreis, die Arme gen Himmel geworfen, da wir etwas „verbockt“ haben. Am besten noch gleich so, dass es ein größerer Personenkreis gesehen hat – und oftmals läuft’s dann auch noch so, dass wir nicht einmal mehr die Initiative haben, weil jemand anderes es merkt und mitteilt!

Ihr kennt das auch? Mies fühlt sich das an, und es nützt überhaupt nichts. Ich habe lang gebraucht, dieses aufwallende Gefühl der Demütigung zu begrenzen. Ich meine, es ist nur ein Fehler. Meist macht nur der, der gar nichts macht, keine Fehler. Es soll zwar nicht so sein, aber nicht selten schleichen sich auch Fehler ein, selbst wenn man sich kontrollieren lässt. Klar, man kann noch gewissenhafter rangehen, oft ist das sogar gar keine schlechte Idee.

Und da fängt es an. Ich lerne aus dem Fehler, beim nächsten Mal gewissenhafter drauf zu schauen. Ich sehe ihn, korrigiere ihn, kommuniziere das korrigierte Ergebnis. Ich renne nicht panisch im Kreis, die Arme hochgeworfen – vielleicht werde ich sogar nur noch rot im Gesicht, weil ich mich schäme, etwas übersehen zu haben. Vielleicht nicht einmal mehr das. Vielleicht lerne ich aus dem Fehler nicht nur etwas über meinen Umgang mit Qualitätssicherung, sondern auch über die Sache, in der ich einen Fehler gemacht habe.

Es heißt nicht, dass ich nicht kritikfähig bin, wenn ich mich von berechtigter oder unberechtigter Kritik nicht mehr persönlich angegriffen fühle. Aus dem interpretierten Angriff, den der Fehler – ob von anderen wahrgenommen oder nur von mir selbst gesehen – auf meine Gewissenhaftigkeit, meine Person darstellt, kann ich Wut auf den Überbringer der Fehler-Botschaft oder auf den Fehlermacher generieren. Ich kann – und sollte – es aber lieber lassen. Denn dass jeder mal Fehler macht, auch manche Fehler wieder macht, ist Fakt. Wut oder Scham machen weder den Fehler noch die Erkenntnis einer Gruppe, dass ich fehlbar bin, wieder rückgängig. Sie behindern mich sogar dabei, weiter zu machen und den Fehler zu beheben, erst recht, weil dann eine übersteigerte Angst vor einem erneuten Fehler hinzukommt.

Ich habe mal irgendwo gelesen, dass eine gute Fehlerkultur eine solche ist, in der man ausruft: „Faszinierend, ich habe einen Fehler gemacht.“ Ich halte das für Utopie. Aber je näher ich an dieses Ideal herankomme, um so weniger beherrschen meine Fehler mein Tun und meine Reflektion über mein Tun, sondern verbessern es.

Ich bin stolz darauf, mich dieser guten Fehlerkultur anzunähern. Langsam, in kleinen Schritten, manchmal auch mit Rückschritten. Aber zumindest bringen mich Fehler im Umgang mit meinen Fehlern weiter – im Umgang mit meinen Fehlern. Das ist doch mal ein Modell für den Umgang mit Fehlern in anderen Dingen als dem Umgang mit Fehlern, nicht wahr?