Kavaliersdelikt?!

Jeder scheint’s zu tun, am Steuer von Autos, auf dem Fahrrad, „ich muss nur schnell“, „es ist doch nur“…

Die Rede ist von der Nutzung des Telefons am Steuer. Ich rede nicht von der Nutzung als Navigationssystem. Da das mit dem Fahrradcomputer mangels Cloud-Rechenpower bei der ad hoc Navigation manchmal schwierig ist, habe ich mir eine Handyhalterung auf die Abdeckung des Steuersatzes gebaut, damit ich nicht…

Genau: Was ich eigentlich meine, was ich eigentlich hier anprangere, ist die Nutzung des Telefons am Steuer, in dem man draufguckt, es in einer Hand hält, die eigentlich an den Lenker bzw. an Lenkrad oder Schaltknüppel gehört, und auf einem Touchscreen spürt man ja nicht, welche Taste man gerade drückt, man MUSS draufgucken, um es zu bedienen. Diese Aufmerksamkeit fehlt im Verkehr.

Vor nicht allzu langer Zeit nahm mir an der Ecke Hirschstraße/Gartenstraße in Karlsruhe eine Autofahrerin die Vorfahrt. Durch die Windschutzscheibe sah ich es nicht, aber als ich sie für die recht unverfrorene Aktion am nächsten Abzweig, wo sie anhielt, zur Rede stellte, bedankte sie sich dafür, dass ich aufgepasst hatte, entschuldigte sich dafür, mir die Vorfahrt genommen zu haben, und erklärte, sie habe gerade mit ihrer Tochter telefoniert, wo sie sie abholen solle, und sei deswegen unaufmerksam gewesen… uff. Das war schon hart.

Heute wieder… noch gefährlicher: Am „Zündhütle“ in Karlsruhe kam ich auf dem Radweg rechts der Badener Straße aus Richtung Durlach, wartete an der Ampel, nachdem ich Grün angefordert hatte. Die Ampel wurde grün, ich klickte ein, wollte gerade fest in mein linkes Pedal treten, um dann rechts… WUSCH! Vor mir fuhr, für diese Rechtskurve recht flott, ein SUV über die rote Auto-Ampel, während ich, querend, schon grün gehabt hätte. Der Typ am Steuer sah nichtmal von seinem Handy auf. Ich war nicht geistesgegenwärtig genug, das Kennzeichen zu notieren.

Leute, VERDAMMT, lasst Eure Pfoten vom Handy, und haltet erst recht nicht Eure Handies in der Hand, während Ihr am Steuer sitzt – egal, ob es ein Radlenker oder ein Autolenkrad ist. Das ist nicht nur verboten, es ist auch SAUGEFÄHRLICH.

…und ich bin es verdammt nochmal leid, mir sagen zu lassen, dass das jeder macht. Ja, jeder macht es, aber das macht es noch verdammt viel gefährlicher. Ich habe nun schon zweimal – einmal aus Geistesgegenwart, einmal aus purem Glück – nicht unter dem Auto eines am Handy herumspielenden Fahrers gelegen, während ich voll im Recht Vorfahrt gehabt hätte…

Nochmal: EGAL, ob Ihr Rad oder Auto fahrt: Wenn überhaupt, dann ist Euer Handy Euer Navi, fest irgendwo befestigt, ohne dass Ihr es bedienen müsst – und sonst, verdammt nochmal, gar nichts.

Vorbildfunktion

Immer wieder betont meine kleine Plüsch-Schneeleopardin Xue, dass sie Vorbildfunktion habe. Genau genommen betont sie, Schneeleos hätten Vorbildfunktion. So trug auch Xue in der Bahn eine Maske, fährt mit Ticket und betont, dass man Rücksicht aufeinander nehmen soll.

Genau das erlebe ich zur Zeit im Straßenverkehr von vielen nicht. Ich bin wahrlich kein Engel, das gebe ich zu. Mir passieren Fehler, und manchmal sprinte ich auch mit dem Rad auf der Radspur über eine gelbe Ampel, Hände auf den Dropbars, Hintern in die Höhe, und drücken und ziehen mit den SPD-Cleats, was nur geht. Ich möchte mich gar nicht auf ein allzu hohes Ross schwingen. Allerdings sehe ich in letzter Zeit immer wieder Dinge, die mich mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und der Frage, ob ich übervorsichtig oder dumm sei, hinterlassen. Ich glaube freilich, dass ich durch meinen Unfall mit 17 weiterhin eher vorsichtig bin und und dass ich meine nicht unbedingt überausgeprägten Fähigkeiten in Radbeherrschung vorsichtig bis realistisch einschätze.

Ich gehe fest davon aus, dass ich freihändig fahrend nicht genug Kontrolle über mein Rad habe, um eine Bodenwelle so kompensieren zu können, dass ich einen neben meiner Fahrlinie fahrenden oder gehenden anderen Verkehrsteilnehmer zuverlässig nicht anfahre. Deswegen lasse ich mal eine Hand vom Lenker weg, aber nicht im Verkehr länger beide – erst recht nicht in den Taschen, vor dem Körper verschränkt oder gar eine Hand am Handy und die andere an der Zigarette. Ja, genau sowas sehe ich dauernd! Ich halte in dunklen oder dämmerigen Phasen Licht am Rad für wichtig – vorne und hinten, bevorzugt nicht blendend. Auch das scheint kein Allgemeingut zu sein. Der Sprint an mir vorbei über die knallrote Radfahrerampel, an der ich halte, kommt auch recht oft vor. Aber genug des Radfahrerbashings von Radfahrerseite, denn ich erlebe allzuoft Fußgänger, die einen für Radfahrer benutzungspflichtigen Rad-/Fußweg (horizontale Teilung auf dem blauen Schild) als reinen Fußweg betrachten – an schlendernden Leuten vorbei zu wollen oder gar zu klingeln, wird gerne als Unverschämtheit goutiert, oft auch dank noise-cancelling Equipment nicht gehört (oder großzügig ignoriert). Autofahrer, die mir das Handy in der Hand, telefonierend, gefährlich die Vorfahrt nehmen oder den Radweg zuparken, weil die Fläche ja da ist, haben wir genauso.

Deswegen wäre mir ein Anliegen, dass wir alle vielleicht versuchen, auch ich, ein bisschen mehr die sinnvollen Regeln einzuhalten, die da lauten:

  • Andere Verkehrsteilnehmer, für die ein von unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern benutzter Verkehrsweg benutzungspflichtig ist, sollen weder umgefahren noch ohne Not behindert werden. Überholen oder Parken (egal, ob man ein Auto oder einen E-Scooter abstellen will oder mit dem Rennrad schneller ist als die Dame mit Basil-Korb und oberschenkeldickem Damenradrahmen) sind weniger wichtig als der normal fließende Verkehr von Fußgängern, Radfahrern und Autos, aber wenn Platz ist, ist es auch keine Frechheit, wenn wer Schnelleres überholt.
  • Handy vor dem Gesicht oder in Händen, die eigentlich an Steuer oder Lenker gehören, noise-cancelling Kopfhörer und all das, was den visuellen und den akustischen Sinn vom Geschehen um einen herum ablenkt, haben im Straßen-, Rad- und Fußwegverkehr nichts zu suchen. Wenn ich telefonieren oder texten will, halte ich an – egal, ob zu Fuß, auf dem Rad oder im Auto.
  • Rote Ampeln, Vorfahrtsregeln, Einbahnstraßen, Benutzungspflichten und Benutzungsverbote sind nicht nur Vorschläge. Als Radfahrerin habe ich auf dem Gehweg nichts verloren, gegen die Einbahnstraße fahre ich nur, wenn da Radfahrer frei steht.

Das sollte eigentlich common sense sein. Aber ich erlebe derzeit bei KEINER der drei (vier) Fraktionen Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer (und E-Scooteristen) die Abwesenheit einer das Verkehrsgeschehen unangenehm beeinflussenden, gar gefährdenden Fraktion, die die obigen Regeln nichtmal der Spur nach beherzigt.

…und das finde ich traurig. Und es macht mich wütend.

[KuK] Konkretisierung

Das Leben ist im Fluss. Aber es gibt Wasserfälle!

Am Samstag werde ich voraussichtlich das letzte Mal ein eigenes Auto fahren. Ob „für immer“, ist schwer zu sagen. Aber zumindest mal für eine lange Zeit.

Gleichzeitig habe ich bei einem Händler bezüglich elektronischer Schaltung (Ultegra Di2 2×11) für mein Rennrad „Green Scooter Killer“ angefragt und werde wohl die mechanische Ultegra 2×11-Schaltung, die bisher drauf ist, auf den „Red Flash“ umziehen – freilich dann mit einer Kurbel mit 50 und 34 Zähnen, der Flash ist ja schon deutlich schwerer als der Scooter Killer. Nach der Vereinheitlichung der Ventile (zuvor gab’s im Haushalt Schrader, Blitz und Sclaverand, nun haben alle meine Räder Sclaverand) ist eine Vereinheitlichung der Komponenten eindeutig ein Wartungsvorteil.

Der Trend geht von vier plus fünf Laufrädern mit Schrader-Ventil zu achten mit Sclaverand- und zweien mit Blitz-Ventil (ein Auto mit Ersatzrad und Winter-Kompletträdern wird gegen drei Fahrräder bei mir und zwei bei meinem Mann getauscht).

Fühlt sich gut an!

Konsequenz

Ich habe mich, vor allem in der Zeit, in der ich noch viel Auto fuhr, oft darüber beschwert, dass die Verkehrsregeln zu wenig überwacht werden. Dazu stehe ich und das finde ich auch weiterhin. Mir liegt auch daran, dass Vergehen gegen die Straßenverkehrsordnung nicht nur mit Strafen bzw. Bußgeldern gemäß des durch sie erzeugten Risikos bewehrt, sondern auch verfolgt werden. Dazu gehören Geschwindigkeitskontrollen.

Mich selbst fuchst es an, wenn ich es merke, dass ich – mit dem Verkehr mitschwimmend – ein bisschen zu schnell fahre. Das tue ich zunehmend selten, da ich auch zunehmend selten Auto fahre. An diesem Wochenende jedoch saß ich mal wieder für eine Strecke im Auto – und war bei Tempo 130 auf der Autobahn immer mal ein bisschen schneller als diese 130 km/h.

Und dann blitzte es. Es war nun keine riesige Übertretung des Limits, es war außerhalb des Orts, auf der Autobahn, aber es war zu viel. Wie viel genau, schwer zu sagen, mein Tacho zeigt tendenziell ein bisschen zu viel an, aber wie viel zu viel, das hängt auch vom Tempo ab. Der Zeiger berührte den 140er-Strich noch, als ich guckte. Nun könnte mich ärgern, dass ich erwischt wurde. Eigentlich ärgert mich aber vor allem, dass ich ohne wirklich drüber nachzudenken zu schnell war, teils auch wusste, dass ich die Obergrenze etwas dehnte und es trotzdem tat.

Konsequenz ist nun, dass wohl die Tage ein Bußgeldbescheid bei uns in den Briefkasten flattert. Geschieht mir recht! Ich habe zwar akut niemanden gefährdet, aber Limit ist Limit und wenn ich möchte, dass die Einhaltung der Verkehrsregeln überwacht wird, habe ich mich dran zu halten. Wenn ich anderen wünsche, dass sie in die Blitzer reinfahren, weil sie es übertreiben, wirklich übertreiben, dann muss ich mich dem stellen, dass auch eine „kleine“ Übertretung eine Übertretung ist.

Es wird noch viel zu wenig kontrolliert – das merke ich auch an meiner mangelnden Disziplin!

[KuK] Falschrum!

Sowohl das Halteverbots-Schild als auch das Gegenverkehr-hat-Vorrang-Schild sind falschrum.

Heute morgen auf der Fahrt zur Arbeit musste ich unbedingt halten und etwas fotografieren. Eine Baustelle war GNADENLOS falsch beschildert. Nicht nur, dass ein Halteverbots-Schild und ein Gegenverkehr-hat-Vorrang-Schild verkehrt herum hingen –

NEIN! Viel schlimmer! Ein umgedrehtes Gegenverkehr-hat-Vorrang-Schild wurde hier anstelle eines Vorrang-vor-dem-Gegenverkehr-Schildes verwendet. Das ist fehlleitend und gnadenlos falsch. Falscher wäre nur noch, auf beiden Seiten das blaue Vorrang-vor-dem-Gegenverkehr-Schild aufzuhängen, nur auf der einen eben verkehrt herum.

So, wie das hängt, denken beide, der Gegenverkehr hat Vorrang. Denn die Signalwirkung geht von dem roten Kreis, also dem Verbotsschild aus. Dass der schwarze Pfeil für den bevorrechtigten Verkehr in die Fahrtrichtung dessen zeigt, der das Schild sieht, heißt nur, dass das Schild verkehrt herum hängt.

Wären beides mal die blauen Schilder aufgehängt, nur für den nachrangigen Verkehr mit rotem Pfeil in die eigene Richtung, würden beide denken, sie dürfen als erste fahren. Das wäre unfallträchtiger. Falsch ist die gezeigte Variante trotzdem.

Die unmöglichen… (Zutreffendes bitte ankreuzen)

Heute morgen fuhr ich wieder mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das ging sehr gut, zumindest in Rheinstetten und auch sonst… bis ich dann auf der Sofienstraße war, die als Fahrradstraße gewidmet ist. Dort überholte ich in schönem Schwung eine andere Radfahrerin, vor uns war ein Transporter. Der hielt dann – ich wartete hinter dem Fahrzeug, der Fahrer hatte keinen Blinker gesetzt, er wartete einfach nur. Ich war drauf und dran, selbst vorbeizufahren, da fuhr die zuvor überholte Radfahrerin links an mir vorbei, wollte links am Transporter vorbei… „Quiiiiieeetsch!“, machten ihre Bremsen. Nichts war passiert, der Transporter war allerdings mit nach links eingeschlagenen Rädern auf einen Parkplatz in der Straßenmitte gefahren.

Wer hat falsch gehandelt? Solidarisiert mit der Radfahrerin, ich war ja selbst Radfahrerin, schimpfte ich: „Blinken wäre vielleicht eine Option!“ Allerdings wäre auch hinter dem auf der Fahrbahn haltenden und sicher einen Grund dafür habenden Transporter zu warten eine Option gewesen! 

Dann waren da eben noch die beiden Damen mit Hunden, die ungeniert mit Hunden, Leinen und eigenen Körpern die volle Fünfpersonenbreite eines Radwegs nördlich des Uni-Geländes dichtmachten, auch wenn sie mich als Läuferin entgegenkommen sahen. Interessierte sie aber nicht, ich wich ins Gras aus. Auf dieser Basis – und vielen weiteren solchen Ereignissen, habe ich den folgenden Beschwerdebogen entwickelt: 

Vorderseite 

Dieser Beschwerdebogen dient nicht zur Beschwerde über gefährliche Situationen oder gar Unfälle. Touchiert ein Autofahrer Dich als Fahrradfahrer fast, oder nimmt Dir jemand sehenden Auges die Vorfahrt, brülle laut über die Straße und wirf ihm diesen Bogen (zerknüllt) hinterher. Hoffentlich triffst Du! 

Du hältst diesen Bogen noch in der Hand? Nun gut, also: 

Diese unmöglichen… (zutreffendes bitte ankreuzen)

  • [ ] Autofahrer
  • [ ] Radfahrer
  • [ ] E-Rollerfahrer
  • [ ] Skater
  • [ ] Hundehalter
  • [ ] Jogger
  • [ ] Spaziergänger…

haben mir ___________________________________________________ (Freitext) angetan. 

Ich bin im Recht, weil ich… (zutreffendes bitte ankreuzen)

  • [ ] Autofahrer
  • [ ] Radfahrer
  • [ ] E-Rollerfahrer
  • [ ] Skater
  • [ ] Hundehalter
  • [ ] Jogger
  • [ ] Spaziergänger

… bin und … (zutreffendes bitte ankreuzen)

  • [ ] es eilig habe.
  • [ ] ganz vorsichtig fahre/laufe/gehe.
  • [ ] der andere sich viel weniger richtig verhalten hat als ich! Nämlich! *aufstampf* 

Zur Einreichung bitte wenden und den dort abgedruckten Text lesen. 

Rückseite 

Hast Du selbst Dich den Regeln entsprechend völlig korrekt verhalten? 

  • [ ] „Ja.“ 

Wirklich?!? 

  • [ ] „Hmtja. Vielleicht. Ist das wichtig?“: Eigentlich schon. Wer im Glashaus sitzt, oder so… 

Ist jemandem etwas passiert? 

  • [ ] „Ja“: Rufe einen Arzt. Dann die Polizei. Beides unnötig? Drehe diesen Bogen um und lies die oberste Zeile der Vorderseite.
  • [ ] „Nein“: Verordne Deinem Ärger eine Aspirin und verhalte mindestens Du Dich weiterhin korrekt. 

Am Ende dieses Bogens steht die Frage: Konnte jemand – Du oder der andere – wissen, dass er sich falsch verhalten hat? Wenn ja: Lass es Dich selbst und den anderen wissen, wenn es irgend geht. Und dann macht’s besser, beim nächsten Mal!

Der verlorene Youtube-Superhit

Gestern gab es für mich ja eine Erinnerung an die Autofahrzeit. Über diese habe ich während des Staus gebloggt, aber nun in der Rückschau… weiß ich noch etwas mehr, was genau eigentlich passiert und abgelaufen ist.

Zur Ursache des Staus: Es gab einen Unfall. Ein leerer Linienbus auf einer Transfer-Fahrt fuhr wohl auf einen an der Ampel stehenden LKW auf. Das geschah am westlichen Ende des mehrstreifig und baulich getrennt ausgeführten Teilstücks der B462 und blockierte für etwa eine bis zwei Stunden wegen Unfallaufnahme sowie Rettungseinsatz die nach Westen führende Richtungsfahrbahn. Das Ergebnis war ein Rückstau von der Autobahnanschlussstelle Rastatt Nord bis zur Ausfahrt auf die L67 nach Muggensturm bzw. Kuppenheim. So weit, so klar.

Weniger klar war die Situation in selbigem Stau. Wir standen dort zu viert in einem Fahrzeug, auf der Rückfahrt von einem Außendienst: Meine Chefin, zwei Kollegen und ich. Wie auch die meisten anderen Fahrer machten wir, als der Stau sich abzeichnete, die Rettungsgasse frei. Einige mussten noch nachziehen, als dann die Polizei kam, aber das lief so weit gut. Wir standen in der Höhe des Einfädelstreifens auf die B462 von der L67 aus – und trauten gleich mal zum Auftakt unseren Augen nicht: Ein Fahrzeug scherte aus und folgte der Polizei durch die Rettungsgasse, um sich weiter vorne reinzudrängeln. Wobei – „trauten unseren Augen nicht“ ist eigentlich falsch. Traurig ist es, dass wir alle nicht erstaunt waren, dass jemand das tat – man sieht das einfach zu oft. Dann standen wir erst einmal eine Weile. Unten auf der L67 fuhren LKW riskant von der Auffahrt auf die Bundesstraße rückwärts zurück auf die Landesstraße, um den Stau via Muggensturm zu umfahren, ansonsten war Stillstand.

…und dann ging es los. Erste Fahrzeuge kamen durch die Rettungsgasse entgegen der regulären Fahrtrichtung der Richtungsfahrbahn. Zuerst vermuteten wir noch, dass die Polizei aufgrund einer sehr langen zu erwarteten Sperrung das Ganze so steuerte, aber dann war da ein Polizist, der auf der Fahrbahn stand und die Leute zurücksortierte, sie sollten sich wieder in die richtige Richtung einordnen und nicht auf die L67 hinten um den Stau herum abfahren. Wir waren verwirrt: Hatten wir doch unterstellt, niemand würde auf einer autobahnartig ausgebauten Straße gegen die Richtung fahren, wenn es nicht von der Polizei angewiesen sei, erst recht nicht in einem Stau durch die Rettungsgasse zwischen langen Reihen in richtiger Richtung stehender Fahrzeuge…

…eine Fahrerin jedoch schoß erstmal den Vogel ab: Der Polizist wollte sie wieder zum umdrehen und sich in die Reihe einordnen anweisen, sie schüttelte, für uns klar sichtbar den Kopf und fuhr weiter auf den Polizisten zu! Zum Glück fügte sie sich dann doch noch! Zunehmend zeichnete sich für uns ein Bild ab: Einerseits drehten sich die Autos von gegen die normale Fahrtrichtung wieder in Fahrtrichtung, andererseits hatten wir das Spalier in die eine und die dazwischen fahrenden Fahrzeuge in die andere Richtung, die dann wieder in das Spalier eingeordnet wurden, in zunehmender Hektik und zunehmendem Durcheinander. Passte der Polizist mal nicht auf – später noch ein zweiter – drehten wieder Fahrer um und versuchten, hinter uns die Abfahrt zu nehmen…

So traurig das alles ist, weil offenkundig die Anweisungen der Sicherheitskräfte ignoriert wurden – teilweise im Moment des Wegschauens, teilweise ungeniert unter den Augen der Ordnungshüter! – und offenkundig ebenso Verkehrsregeln und Menschenverstand nicht zählten, wir hätten uns eine Drohne gewünscht. Für ein Video aus der Luft, auf dem man das Spalier der eine Rettungsgasse bildenden Fahrzeuge und die dazwischen in Gegenrichtung fahrenden Fahrzeuge gesehen hätte, dazu das drehen umeinander am Anfang und Ende des Staus… und darüber im Falle der fahrenden Fahrzeuge der Zillertaler Hochzeitsmarsch, in den Dreh-Bereichen ein Strauß-Walzer…

Der verlorene Youtube-Hit des Jahres 2020 schlechthin. So skurril, schmerzlich FALSCH und zugleich unglaublich tragikomisch…

Ich hab‘s nicht vermisst…

Heute hatte ich zusammen mit Kollegen einen Außendienst. Auf der Rückfahrt… nun ja. Bei Rastatt-Rauental gab‘s einen Unfall und im daraus resultierenden Stau standen wir dann. Die Unfallaufnahme zog sich hin, und es gab völligen Stillstand für fast eine Stunde…

Dann kam es tatsächlich dazu, dass der Verkehr auf der autobahnartigen Bundesstraße umgekehrt zur normalen Richtung abgeleitet wurde!

Nach nunmehr über 18 Monaten Bahnpendeln wird mir wieder einmal bewusst, wie sehr Autofahren nerven kann. Dabei bin ich heute nur Beifahrerin gewesen.

Nachtrag: Wie cool! Die Polizei ermahnt gerade die Fahrer und lässt sie wieder umdrehen. „Es wurde in umgekehrter Fahrtrichtung abgeleitet“ war wohl ein voreiliger Schluss! Die haben das wohl eigenmächtig getan, bekommen nun Ärger von der Polizei… während auch ansonsten Chaos herrscht. So sehr mich das auf einer zynischen Ebene amüsiert, ich hab‘s auch weiterhin nicht vermisst!

[KuK] Dschungel, oder was?

Heute auf der B35/B293 zwischen Bretten-Gölshausen und der Kreuzung B35/B294. Die Ampel am Abzweig Richtung Diedelsheim wird gelb. Ich sehe: Ich hab‘ 70km/h drauf, aber bis ich durch bin, ist die Ampel sicher rot. Also bremse ich. Der Hintermann bremst an, entscheidet sich anders, gibt Gas, fährt über die Gegenfahrbahn, dann über die Verkehrsinsel an mir vorbei, voll über die rote Ampel, an der ich stehenbleibe.

Geht’s noch?!?