[KuK] Attitüde

Wer mich beim Loslegen beim Sport schonmal erlebt hat, bekommt häufig mit, wie ich die Sensoren anbringe und gelegentlich noch mit Uhr oder Radcomputer verbinden muss: Stryd Footpod, Garmin Running Dynamics Pod, Pulssensor am Oberarm oder Herzfrequenz-Gurt, Leistungsmesserkurbel, Geschwindigkeitssensor…

Darauf angesprochen, liefere ich oft die etwas platt vorgetragene Erklärung:

Sport ohne Sensoren ist möglich – aber sinnlos!

Für mich ist das tatsächlich bis zu einem gewissen Grad so. Es geht mir dabei nicht so sehr darum, diese Werte vorzeigen zu können – sondern darum, sie für mich auszuwerten. Insbesondere Herz- und Schritt- bzw. Trittfrequenz sowie Leistung sind eine wundervolle Spielwiese, anhand derer Entwicklungen des Trainings nachvollzogen und verglichen werden können, auch das Training gesteuert werden kann.

Am Ende des Tages ist auch eine gehörige Portion wissenschaftliche Neugierde dabei. Und so bleibt auch, dass Dinge wie Körperkerntemperatur zu messen oder vielleicht auch mal eine Gewebezucker-Langzeitmessung auch über den Sport hinweg, mit unterschiedlichem Essverhalten vor und nach dem Sport, für mich in Zukunft wohl interessant werden könnten.

Böse Zungen behaupten gar, ich triebe nur Sport, um die Daten hinterher auszuwerten. So ist es nicht… ich treibe nicht NUR deswegen Sport. Aber eben… auch.

[KuK] Unflexibel

Es ist ein bisschen krass, wie unflexibel man sein kann.

Ich sag‘ ja gerne, dass Radfahren ohne Sensoren möglich, aber sinnlos sei. Das ist etwas überzogen formuliert, aber prinzipiell ist das schon so – natürlich nur für mich.

Heute morgen wollte mein Garmin Edge 1030 Plus nicht reagieren und der Affengriff für den Edge war mir für den Moment entfallen. Es kostete mich ECHT Überwindung, stattdessen mit meiner Garmin Fénix 6Xpro zu tracken.

Schon albern. Aber so bin ich halt.

Evolution – Schuhwerk

Seit dem Jahr 2019 führe ich detailliert auf, welche Schuhe ich für welche Aktivität nutze und wie lange diese Aktivitäten jeweils sind. Um den Überblick zu behalten, habe ich die Schuhe, die ich nicht mehr nutze (und größtenteils deswegen auch nicht mehr habe), als inaktive Schuhe eingestuft. Somit erscheinen sie im Kuchendiagramm der jeweils aktuellen Schuhnutzung nicht mehr. Damit erklärt sich in den Diagrammen weiter unten der graue Anteil „Inaktive Schuhe“. In einem „allumfassenden“ Schuhnutzungsdiagramm, auch hier in Kilometern, habe ich jedoch jeden Schuh drin, den ich seit 2019 mehr als nur „ein paar Meter zum Testen“ gelaufen bin:

Deutlich zu erkennen ist, dass Altra Escalante, Vibram FiveFingers V-Run und Altra Escalante Racer meine Schuhnutzung zum Laufen dominieren, deutlich mehr als die Hälfte meiner Kilometer habe ich auf diesen Schuhen zugebracht. Die trailigen Geschwisterchen der FiveFingers V-Run (Trek Ascent) und Escalantes (Lone Peak) haben mit 422 bzw. 622 Kilometern ebenfalls signifikanten Anteil an meinem Laufen und dominieren mein Traillaufen – wobei das nicht so viel ist.

Im oben links gelegenen, grob ein Drittel des Diagramms ausmachenden Sektor sind viele bunte Kuchenstücke zu finden – bis zu den fünf Kilometern Puma FastR Nitro Elite Carbon, deren giftig grüne Segmentfarbe man wegen der Schmalheit des Segments gar nicht sieht, sind’s aktive Schuhe, darüber kommen welche, die ich nicht mehr laufe und auch nicht noch einmal kaufen werde, wenn sich nicht massiv was ändert.

Kommen wir zur versprochenen Zeitleiste. In der Galerie sind die Diagramme für einzelne Jahre zu sehen – bis 2019 geht die detaillierte Aufzeichnung zurück. Viele Schuhe, die ich 2019 noch lief, sind heute schon inaktiv, vor allem der Saucony RideIso, der Brooks Launch und der schnelle Mizuno WaveShadow begleiteten mich in früheren Jahren viel. Dazu lief ich auf Trails den Saucony Peregrine, der allerdings ziemlich schnell ausgedient hatte, nachdem ich einen Altra Lone Peak am Fuß gespürt hatte.

Deutlich zu sehen ist, dass der Altra Escalante mich mächtig begleitete und noch begleitet, aber zunehmend seine Dominanz einbüßt, zugunsten seines härteren, direkteren Geschwisterchens, dem Escalante Racer. Der FiveFingers-Anteil bleibt im Bereich eines Fünftels, wenn das Marathon-Training durch ist, wird wieder ein bisschen mehr der FiveFinger ausgeführt. Mit drei Schlüsseleinheiten jede Woche, die für die FiveFingers entweder zu schnell oder zu lang oder beides sind, erklärt sich natürlich der im Moment noch geringe Anteil.

Im oberen, linken Teil des Diagramms haben sich in zunehmendem Maße Carbon-Schuhe (Altra Vanish Carbon und Puma FastR Nitro Elite Carbon) eingenistet, ein Schuhtyp, den ich zuvor nicht lief. Ich war nicht schnell genug, das lohnte sich nicht – nun haben sie einen festen Platz in meinem Wettkampfplan, werden aber nie meine Laufleistung dominieren, dafür sind sie auch nicht gemacht. Ebenso haben sich für’s Bahntraining harte, direkte Spikes etabliert – zuerst die Zoom Rivals von Nike, nun auch die Puma evoSpeed. Die sind für Tempotraining auf der Bahn, und als Straßenläuferin werde ich hier wohl auch nie auf Dominanz dieser Schuhe kommen.

Dass zusammen mit dem Trainingsschuh für die Altra Vanish Carbon, nämlich dem Altra Vanish Tempo, mehr als ein Viertel meiner aktuellen Kilometer auf Carbon, Spikes oder Trainingsschuhen für Carbon stattfand, zeugt davon, dass ich im Moment ambitioniertes Marathontraining mache und auch ein paar Wettkämpfe drin hatte. Ich schätze und hoffe, dass in der Regenerationsphase nach dem Frühjahrshöhepunkt und im Aufbau in der neuen Saison nach dem Herbsthöhepunkt (Badenmarathon) der Anteil der Escalante Racers und der FiveFingers wieder hochschnellt.

Irgendwie hatte ich auch das Bedürfnis, meine gestern vorgestellte „Schuharmee“ zu erklären… und das habe ich hiermit getan.

[KuK] Schuh-bidu

Das sind die meisten meiner gerade „in Betrieb“ befindlichen Schuhe. Laufschuhe und Radschuhe sind alle abgedeckt. Von den Altra Escalante habe ich noch ein Paar im Büro stehen, ebenso von den Altra Escalante Racer und den Vibram FiveFingers V-Run.

Dazu kommen noch ein Paar Hunter-Boots zum nett aussehen, wenn man durch den Schlamm stapft, je ein Paar elegante Stiefel daheim und auf Arbeit und ein Paar Sicherheitsschuhe auf Arbeit. Verwendungszwecke und Namen siehe unten:

Performance-Spike

Manchmal tut man Dinge aus dem Impuls heraus.

Mir ging es die beiden Wochen vor der aktuellen nicht so richtig gut. Ich war frustriert über viel Arbeit, die ich wegen vieler Außendienste und vieler Besprechungen nicht mal erledigen konnte, obwohl ich es unbedingt wollte und die Zeit drängte. Dazu – und das mag albern klingen – fühlte es sich wie Hohn an, dass ich eine 15er-Bestzeit beim Rißnertlauf gelaufen war, das Echo war riesig, nur machte das die Arbeitssituation nicht im geringsten einfacher, die Motivation, die ich sonst aus dem Laufen heraus mitnehmen konnte, teils auch durch Applaus der Kollegen, ließ sich dieses Mal nicht in den Arbeitsalltag mitnehmen. Ich ging auf dem Zahnfleisch, hatte kaum Zeit zu laufen und schlief schlecht. Dabei hatte ich doch gerade erst eine Woche frei gehabt! Ich habe mich in diesen zwei Wochen auch meinem Frust und Stress entsprechend nicht immer einwandfrei gegenüber anderen verhalten.

An irgendeiner Stelle dachte ich, hey, so geht es nicht weiter! Freilich: Ich wusste, so würde es nicht weiter gehen, denn in der Karwoche, also jetzt, habe ich Urlaub. Mein Mann sagte auch den Satz, so könne es nicht weitergehen. Und er hatte und hat recht! In jenem Moment, es müsste letzten Mittwoch oder Donnerstag, vielleicht auch schon Freitag gewesen sein, war’s halt aber so, wie es war. Also habe ich ein Pflaster drauf geklebt: Einen Frustkauf getätigt. Dass ich eigentlich zu alt bin, um auf kurzen und mittleren Strecken auf der Tartanbahn vernünftig was zu reißen, darüber habe ich schon mehrfach meditiert. Dass Bahnwettkämpfe zudem keine stadionfernen, sondern stadionnahe Wettkämpfe sind, die mir nun noch etwas unzugänglicher geworden sind, habe ich auch schon offen gelegt. Dennoch habe ich aus Neugier und weil die harten, nach der Feuchteperiode während der Bauphase in etwas anderem Material ergänzten Teile unserer Tartanbahn bei kühler Feuchte absurd glatt sind, vor geraumer Zeit Spikes gekauft. Auf Anraten von Petar vom rennwerk waren es erstmal Multi-Event bzw. Langdistanz-Spikes von Nike, Zoom Rival D. Mit denen habe ich nun schon etliche Male auf der Bahn trainiert und viel Spaß gehabt – Tempophasen lagen zwischen „100 Meter all out“ und „3200 Meter MRT“. Mein Frustkauf, das „Pflaster“, das ich auf meine Laune klebte, waren nun neben zwei Shorts von Saysky (von denen ich schon zwei weitere Exemplare habe)… Mittelstreckenspikes von Puma.

Dass ich mal Puma-Schuhe laufen würde, das hätte ich mir noch vor einigen Monaten nicht träumen lassen. Gerade erst hatte ich mich noch mehr als bisher auf Altra eingeschossen (zum Vanish Carbon noch den passenden Trainingsschuh Vanish Tempo gekauft) und meinen letzten Mizuno WaveShadow verschenkt, so dass nun nur noch Altra, Vibram FiveFingers und der Nike Zoom Rival im Schrank standen. Da kam Markus, ebenfalls vom rennwerk in Karlsruhe und Lauftrainer bei der LaufART Laufschule, mit dem Puma FastR Nitro Elite Carbon daher. Ich guckte skeptisch, zog das Ding unter den Augen von Freddy und Manu an. Beide sind sehr schnell, die ebenfalls im rennwerk waren, als ich auf dem Heimweg dort mit dem Rad vorbei ging. Ich wippte auf den Füßen, hob die Brauen. Dann lief ich vor dem Laden hin und her und ferste an wie Kipchoge, da musste ich die Dinger kaufen. Das war im Februar. Direkt zwei Tage später löste ich Gutscheine von drei Einzel- und einem Serienwertungs-Altersklassen-Sieg in Rheinzabern bei Eichi’s Laufladen ein und es gab Puma Liberate Nitros.

Nun also Puma evoSpeed Mid-Distance… da musste ich gleich mal rumprobieren. Nach der Aktion am Dienstag auf dem Mahlberg war ich noch nicht wieder fit für lange, harte Intervalle, um die evoSpeeds auf Herz und Nieren mit den Zoom Rivals zu vergleichen, also mussten es drei 400er tun.

Natürlich ist der Vergleich mit einem Bias versehen. Ich bin zuerst die Zoom Rival, dann die evoSpeed gelaufen, die Beine sind noch ein bisschen müde von der Attacke an der Rampe am Mahlberg gestern gewesen. Allerdings fühlte sich die dritte Temporunde auf den Zoom Rivals bei knappen 1:25 Rundenzeit und 3:34/km Rundenpace an, als würde ich gleich umkippen – alle drei 400er auf den evoSpeeds blieben unter 1:23, der schnellste war sogar unter 1:20, und sie fühlten sich leichter, dynamischer an. Ob diese harte Mittelstreckendynamik was für Lang-Intervalle auf der Bahn ist, weiß ich nicht, aber für 400 Meter bis eine Meile ist es definitiv ein riesiger Spaß und fühlt sich verdammt stark an, auf den designierten Mittelstreckenspikes mit der Katze drauf zu laufen. Da kann der Swoosh nicht gegen anstinken, zumindest nicht die beiden Nikes, die ich im gelben Beutel mit auf die Bahn nahm.

Laufdynamik kriege ich auch ganz gut auf den Zoom Rival hin, siehe im Bild. Auf den evoSpeeds hat mich mein Ehewolfen-Fotograf leider nicht in einer so dynamischen Laufphase erwischt. Für den Moment allerdings hast Justizalianna sich entschieden, welches die gei-… äh, begeistertenderen Schuhe sind.

Contragnosen/Proindikationen

Zugegeben – blöder Titel.

Ich glaube nicht an das, was mir meine Uhr und mein Stryd als Prognosen für den Marathon liefern. Warum ich es nicht glaube? Ganz einfach!

Die Prognosen der Uhr sind – spätestens seit dem letzten Update, vorher passte es besser – erwiesenermaßen zu langsam. In den letzten Wochen ist es besser geworden, daher poste ich mal das Bild vom 03.03.2023… da habe ich meine Uhr am Arm abfotografiert, mit den Race-Prognosen auf dem Schirm:

Mitte Februar war ich 20 Kilometer in 1:23:56 gelaufen, im Dezember trotz anfänglicher Demotivation 39:55 auf zehn Kilometer und im Januar trotz unbestimmbarer Krankheitssymptome und entsprechend drei Wochen Trainingsausfall 1:04:10 auf 15 Kilometer. Im Dezember stand übrigens die Prognose für den Zehner noch über 44 Minuten…

Daher habe ich ganz allmählich den Verdacht, dass die auf VO2max-Abschätzung beruhenden Rennprognosen meiner Fénix 6Xpro, nun, Quatsch sind. Auf die Berechnung der Laktatschwelle, die die Uhr macht, gebe ich ja auch nicht sonderlich viel. Das passt auch damit zusammen, dass meine Trainingsbelastung laut Uhr die ganze Zeit am unteren Rand des optimalen Bereiches herumkriecht, während sich beim anaeroben Training gut dabei und bei allem anderen maßlos drüber bin. Alles wohlgemerkt attestiert von derselben Uhr! Mittlerweile sind die Rennprognosen etwas näher an tatsächlich gelaufenen Ergebnissen, der Abstand hat sich halbiert. Der Greif-Plan scheint also eher das zu sein, was die Uhr erwartet. Dafür ist – wohl auch, da ich nicht mehr ganz so hoch drehe im Training – die Abschätzung der Laktatschwelle im freien Fall, während ich gleichzeitig eigentlich immer schneller werde.

Algorithmen können nicht exakt abbilden, was bei Individuen passiert, das ist mir klar, und sie erwarten gewisse „Benchmarks“, um Dinge abzuschätzen. Bei Garmin weiß ich gar nicht, was ich tun muss, damit die Werte von den Algorithmen akkurat bestimmt werden. Daher verwende ich meine eigenen Werte, die ich von meinem gesamten Trainingstagebuch ableite, und die passen auch besser zur Entwicklung. Aber am Ende des Tages bin ich ja nicht die einzige, die mit Garmin-Uhren, Garmin-Radcomputern und Garmin-Sensoren trainiert, und andere sind vielleicht nicht so weit, dass sie sich über offenkundigen Unfug auf der Anzeige hinwegsetzen. Schlimmer noch: Mit dem ebenfalls automatisch berechneten Maximalpuls und dem VO2max berechnet Garmin ja die Trainingszonen und sagt, wenn ich einen Trainingsplan des Systems verwende, danach auch an, wenn man über oder unter der geforderten Intensität ist…

Nun werden einige sagen: „Tally, Du hast doch auch einen Stryd! Da ist bestimmt alles besser… der nimmt die Leistung… und Du weißt, wie Du Deine kritische Leistung, nach der die Zonen berechnet werden, akkurat hältst.“ Ja, das System, WAS es braucht, damit die CP des Stryd akkurat ist, ist transparenter. Der All-Out-Fünfer alle paar Monate, joah, und noch ein, zwei andere Einheiten, die man immer mal wieder machen sollte, damit Stryd weiß, was man kann, sind klar kommuniziert. Vielleicht passen sie aber nicht in meinen Trainingsplan… oder vielleicht mache ich sie, aber das Ergebnis ist dennoch fragwürdig.

Nach dem Tempowechsellauf am Donnerstag hat mein Stryd meine kritische Leistung (critical power, CP) aktualisiert. Die CP (critical power) bei Stryd funktioniert analog zur FTP beim Radfahren. FTP steht für functional threshold power, nach der dann die Trainingszonen beim Radfahren formuliert werden, sie ist definiert als die maximale Leistung, die man eine Stunde konstant treten kann. Mit einem Marathonrenntempo von 4:20/km, bestenfalls 4:17/km bin ich aber noch nicht einmal im Bereich unter drei Stunden, geschweige denn so tief drunter. So sehr ich glaube, dass ich ein leicht übertriebenes Programm für mein Ziel durchziehe, SO viel schneller als Trainingstempo, das kann ich mir nicht vorstellen. Und selbst wenn es möglich ist, wäre es sinniger, wenn die Algorithmen etwas konservativer rechnen würden.

Am Ende des Tages ist auf der „Haben“-Seite zu verzeichnen, dass die ansteigende Fitness von diversen Systemen gleichermaßen anerkannt wird, zugleich auch die harte Trainingsphase, die ich derzeit fahre, sich gleichermaßen in einem „Vorsicht, das ist ganz schön viel“ niederschlägt. Aber leider ist die absolute Kalibration aus meiner Sicht beim kostenpflichtigen Strava-Trainingsassistenten, bei Garmin und bei Stryd gleichermaßen fragwürdig. In relativen Koordination funktioniert’s, aber das, was hier als absolute Race-Prognose angezeigt wird, ist aus meiner Sicht heraus nicht seriös. Bei Garmin hat man sehr viele Infos, und sehr viele Bewertungstools – das muss ich vorausschicken. Die Ergebnisse sind bei den Garmin-Tools auf der Fénix 6Xpro inkonsistent, relativ gesehen halbwegs richtig, in der absoluten Kalibrierung aber offenkundig nicht kompatibel mit der Realität (in einfachen Worten: falsch). Stryd erscheint in sich konsistenter, aber das mag auch daran liegen, dass man Running Stress Balance, critical power und Rennprognose eher als zueinander „orthogonalen“ Output-Skalen desselben Systems hat. Ein großes Pro bei Stryd ist, dass eine Unsicherheit der Wettkampfprognose angezeigt wird! Aber das ändert nichts daran, dass Stryd mir sagt, ich laufe unter drei Stunden, auch mit ungünstigster Variante der Unsicherheiten… was ich schlicht nicht für möglich halte, Status jetzt. Zukünftig, vielleicht, aber das ist dann ein neuer Trainingsplan, neues Marathon-Renntempo, neues Event, mindestens ein Dritteljahr weg vom aktuell geplanten Event.

Das ist sehr schade. Denn wenn Menschen sehr viel Geld für eine Uhr, ein Gadget, einen Sensor und das dahinterliegende Auswertetool ausgeben, erwarten sie – nicht unberechtigt – auch eine Auswertung der gesammelten Daten. Nicht jeder befasst sich aus sechs Jahren (oder mehr!) Lauferfahrung, minutiöser Buchführung über Training, Bestzeiten und Erfüllung des selbst ausgearbeiteten Trainingsplans, der auf Praxis und Wissen aus fünf Büchern und mehreren Kursen basiert, selbst mit der Analyse. Wahrscheinlich tun das sogar die wenigsten. Daher beklage ich, dass das System (insbesondere auf den Uhren) Absolutheit suggeriert, aber insgesamt zumindest bei mir nicht passt.

Was ich am Ende den Menschen mitgeben möchte, die eine entsprechende Uhr, entsprechende Sensoren, entsprechende Daten haben: Guckt drauf, aber verlasst Euch nicht drauf. Die Daten geben Euch Hinweise, aber die Auswertung solltet Ihr mit der Praxis, mit Euren Erfahrungen abgleichen und nicht direkt glauben. Denn auch Eure Trainingszonen und Trainingsempfehlungen der Uhr hängen von den abgeleiteten Werten ab, und wenn die falsch sind, trainiert Ihr vielleicht unterambitioniert – oder, im ungünstigeren Fall, haltet Euch an den Trainingsplan und rennt doch in ein Übertraining hinein.

[KuK] Meine Uhr sagt…

Dass meine Trainingsbelastung niedrig sei. Dass ich mich dringend erholen müsse. Gleichzeitig.

Ja, mir ist bewusst, dass ich derzeit viel trainiere und hohe Belastung auf mich nehme. Was mich aber fasziniert ist, dass diverse Parameter des automatischen, algorithmischen Trainingsassistenten meiner Garmin Fénix 6Xpro einander nicht nur widersprechen, sondern auch (mindestens in Form der Rennprognosen) in offenkundigem Widerspruch zum tatsächlichen Zustand stehen. Mir wurde eine Halbmarathon-Zeit von 1:37 prognostiziert, gelaufen bin ich auf 20 Kilometer in Rheinzabern 1:24.

Ich möchte nicht sagen, dass die algorithmischen Trainingsassistenten und die Messwerte Quatsch sind. Sicherlich nicht! Allerdings kommen sie bei der Individualisierung an ihre Grenzen, insbesondere, wenn man intensiv und nach Plan trainiert, wenn man mehrere Sportarten betreibt und wenn die Bewertungssysteme für Herzfrequenz-Variabilität und für „Stress“ (was mehr oder minder dasselbe ist) zu verschiedenen Zeiten den „Normalzustand“ trainiert haben und daher völlig widersprüchliche Anzeigen liefern – basierend auf dem gleichen Messwert.

Dementsprechend werte ich lieber selbst aus. Denn ganz offenkundig passt das deutlich besser zu dem, was tatsächlich mit meinem Körper passiert.

Vielleicht hat meine Uhr ihre Referenzdaten zu ungünstig unterschiedlichen Zeitpunkten genommen, vielleicht ist auch mein Körper ungewöhnlich. Aber am Ende des Tages lief ich vor dem Update etwa so schnell wie prognostiziert, vielleicht auf langen Strecken etwas langsamer – während alle stöhnten, dass sie niemals diese Prognosen erreichen würden. Inzwischen sind die Prognosen für mich völliger Unsinn, ich laufe locker 10% schneller.

[KuK] Bastelprojekt – getting started

Ich habe endlich den nächsten Schritt getan. Mechanisches Schaltwerk und mechanischer Umwerfer sind demontiert, den Lenker habe ich auch vermessen.

Nächster Schritt dürfte sein, den Lenker zu demontieren, danach Züge durch den Rahmen durch Kabel durch den Rahmen ersetzen. Später geht’s dann an’s Tauschen der Bremszüge, Montage des neuen Lenkers, des Di2-Schaltwerks, des Di2-Umwerfers und der Di2-STIs.

Frankensteins Cockpit

Erstmal ist es nur eine Demo, wie es aussehen wird. Die Funktionalität ist noch nicht drin. Eine Felgenbremse habe ich schon, um sie zu montieren, muss aber noch genau gucken, wie ich das mache – und das Y-Kabel kaufe ich dann auch schonmal, damit ich, sobald ich den Red Flash auf Di2 umrüste, nur noch dranstecken muss. Aber der Reihe nach.

Ich habe ja im Moment noch das Projekt in der Pipeline, meinen grünen Renner, den „Green Scooter Killer“, auf Ultegra Di2 umzurüsten. Das wird auch passieren, im Sommer kam mir Krankheit und im Herbst Stress dazwischen, aber inzwischen muss ich tatsächlich nur noch montieren. Die elektronischen Komponenten sind zusammengesteckt, nur die Kabelführung durch den Rahmen und die Montage von Schaltwerk, Umwerfer und neuen Bremszugführungen am neuen Lenker steht noch aus. Das passiert hoffentlich im Urlaub zwischen den Jahren.

Ich hatte mich an einer Stelle verkauft – nämlich Bar-End-STIs für Zeitfahrlenker gekauft. Diese habe ich aber nicht zurückgegeben, sondern für ein etwas… ein sehr verrücktes Projekt behalten. Mein Alltagsrad fahre ich ja auch mit Zeitfahrextensions, wie man oben sieht. Da der Stahlrahmen eh schwer ist, kommt’s bei der Maschine auf zwei, drei Gramm nicht an. Also entstand die Idee, für den Alltagsrenner, bei dem ich schonmal auf einem nicht so breiten Radweg gerne auf den Extensions liege, auch in Aero-Haltung bremsfähig zu sein. Weird, ich weiß. Um mich davon zu überzeugen, dass ich das Cockpit auch so mögen werde, wie es dann sein wird, habe ich nun probehalber die eigentlich für die Bar-Ends gedachten STIs mal in den Extensions montiert. Auf ein paar Probefahrten werde ich testen, wie gut die Schalter auf der Innenseite und die Bremshebel in Aero-Position erreichbar und bedienbar sind.

Natürlich hat das Bestücken des „Green Scooter Killer“ Priorität. Aber ich verfolge auch die verrückte Idee am „Red Flash“ weiter und da weiß ich halt noch nicht, wie die Ergonomie ist, und genau das wird getestet. Wenn das gut funktioniert, spiele ich mal mit der Verkabelung (nur das Y-Kabel erstmal) rum und lege einen Bremszug rein, montiere die Felgenbremse dazu.

Auch wenn es noch nicht funktioniert, wird es mir einen Heidenspaß machen, mit so einem „WTF-Lenker“ herumzufahren!