… nein, ich habe nicht geheiratet. Zumindest nicht dieses Wochenende. Aber treffen tut es das trotzdem, denn am heutigen Tage war ich in einer Teezeremonie-Vorführung zum Hundertsten Geburtstag das Japangartens im Stadtgarten in Karlsruhe beteiligt.
Nein, ich war nicht die Teemeisterin, das hat ein fortgeschrittener Schüler meiner Sensei gemacht – und Hauptgast war meine Sensei selbst, um dem Oberbürgermeister von Karlsruhe entsprechend alles vor zu machen. Mein Job war es, neben der Hilfe beim Aufbau und Abbau, dabei herumstehen und mindestens in Sachen Kleidung japanisch aussehen, die weiteren Gäste zu bedienen, da nur der japanische Konsul, der Oberbürgermeister und eben meine Sensei vom Teemeister und seiner Hanto bedient wurden.
Nun zu den Dingen in der Überschrift: Das Alte ist natürlich der Japangarten – einer der ältesten in ganz Deutschland. Neu waren – wie immer bei Vorführungen oder offiziellen Teezeremonien – Chashaku, also der Teelöffel aus Bambus, und der Chasen, der Bambusbesen, um den Matcha schaumig zu schlagen. Blau trug ich – einen blauen Yukata, zur Verfügung gestellt von meiner Sensei, da ich noch keinen eigenen besitze. Und Geschenktes ist eine sehr hübsche Schale, die ich von einer Freundin bekam.
Da ich nach Erwähnen der Teezeremonie auf rege Resonanz – privat wie auch in Kommentaren – gestoßen bin, erzähle ich hier nun auch noch etwas Grundlegenderes über Teezeremonie. Denn ich bin nicht sicher, wie gut informiert darüber meine Leser sind. Ich lerne seit Herbst letzten Jahres Teezeremonie nach der Urasenke-Tradition. Das ist eine von mehreren Schulen, die auf Sen No Rikyu zurückgehen, welcher entscheidend daran beteiligt war, die Teezeremonie prägen, wie sie heute als Tradition und spiritueller Lebensweg (Chado) hochgehalten wird. Sen No Rikyu wird auch zugeschrieben, auf die Frage eines Schülers nach dem Geheimnis einer meisterlichen Teezeremonie geantwortet zu haben:
Bereite eine köstliche Schale Tee; lege die Holzkohle so, dass sie das Wasser erhitzt; ordne die Blumen so, wie sie auf dem Feld wachsen; im Sommer rufe ein Gefühl von Kühle, im Winter warme Geborgenheit hervor; bereite alles rechtzeitig vor; stelle dich auf Regen ein, und schenke denen, mit denen du dich zusammenfindest, dein ganzes Herz.
Als der Schüler unzufrieden antwortete, das wisse er alles bereits, antwortete Sen No Rikyu in einer im Zen nicht unüblichen Wendung:
Wenn du also eine Teezusammenkunft leiten kannst, ohne von einer der Regeln die ich nannte abzuweichen, dann will ich Dein Schüler werden!
So weit will ich es aber noch gar nicht treiben. Ich denke nur, wenn ich immer mal wieder ein bisschen über Teezeremonie schreibe, dann sollte ich auch den Hintergrund nicht vernachlässigen. Denn Teezeremonie ist bei weitem mehr als nach festgefügten, ritualisierten Handlungen eine Schale Tee zu bereiten.
Um was geht es also im Zentrum des rein Physischen der Art von Teezeremonie, die ich erlernen darf? Genau. Um die Teeschale, auf Japanisch Chawan. Die Form der Teeschale entspricht der einer Reisschale, wie auch die ersten Teeschalen aus Korea nach Japan importierte Reisschalen waren. Nicht zu groß sollte sie sein, die Schale, so dass man den Bambus-Teebesen, genannt Chasen, hineinstellen kann, er aber auch nicht verloren darin aussieht. Und mindestens ein Stück im Zentrum der Schale muss schön flach sein, damit man den Tee hier schlagen kann. Denn verwendet wird ein pulverisierter Grüntee, genannt Matcha. Matcha, Matcha-Schalen, Chasen und den dazu passenden, aus Bambus geschnitzten Dosierlöffel, findet man inzwischen auch in vielen europäischen Teegeschäften.
Im Zentrum der Zeremonie, die als reiner Ablauf auch als Handlungen (Temae) oder auch Cha-no-yu (Heißes Wasser für Tee) bezeichnet wird, steht eben genau das: Man gibt mit dem Chashaku eine kleine Menge des Teepulvers Matcha in die Chawan, gießt etwas etwa 80°C heißes Wasser darüber und schlägt das Gemisch dann schaumig. Und auch ohne eine Teezeremonie drum herum: Matcha ist in meinen Augen die Krone des Tees, egal, ob es nun Grün- oder Schwarztee ist.