[KuK] Mittelrhein

„Du, Mau?“, fragte Xue. Ich lächelte und brummte ein „Hmm?!?“

„Das Mittelrheintal ist ganz schön beeindruckend! Steilhänge und Schienen, Straßen und Radwege auf beiden Seiten. Burgen oben auf den Steilhängen und Häuser am Fluss!“, erklärte sie begeistert. Ich nickte. Dann lächelte Xue unter ihrer Maske und fügte an: „Ist auch ganz schön viel Wasser im Rhein. Und Schiffe! Ich mag Schiffe. Aber am liebsten mag ich Züge!“

Ihr Ticket musste sie übrigens schon wieder nicht vorzeigen, nur unsere wurden abgefragt. Meistens braucht Xue auch so lange, bis der Schaffner wieder weg ist, bevor sie sich traut, es selbst hin zu halten.

Carless Talk

Vielleicht kennt Ihr es, vielleicht auch nicht: „Careless Talk“ von Billy Joel, veröffentlicht auf dem Album „An Innocent Man“. Ich mag dieses Lied sehr gerne – im Titel des Beitrages habe ich mich aber dennoch nicht vertippt. Denn auch wenn es bereits sehr konkret wurde, nun ist es final, offiziell und tatsächlich der Fall:

Wir sind autolos.

Man kann tatsächlich sagen, dass es ein wilder Ritt war da hin. Vor etlichen Jahren fuhren mein Mann und ich nach Karlsruhe, um irgendwas in der Stadt zu tun. Damals pendelte ich mit dem Auto nach Stuttgart zur Uni, mein Mann ebenfalls mit dem Auto zu seiner Arbeit. Er fuhr täglich zehn Kilometer hin und wieder zurück, bei mir waren’s 86 – eine Strecke. Wir waren das Autofahren gewohnt, beide. Mein Mann blinkte, um einzuparken, und mit aufheulendem Motor schoß ein Lieferwagen an uns vorbei – das kam so unerwartet, dass er nicht mehr reagieren konnte. Da aber der Wagen schon vor uns war und somit der Kotflügel seines Autos und die Seite des Lieferwagens beschädigt worden war, und die Versicherung der Gegenseite sich streitig stellte, bekam er vor Gericht eine Teilschuld. Ich glaube, an dieser Stelle ist bei ihm sehr schnell und nachhaltig, bei mir aber auch langsam etwas an unserer Beziehung zum Autofahren zerbrochen. Das war eine Zeit, in der ich noch nicht wieder viel lief und gar nicht Rad fuhr, er das Rad auch wenig benutzte.

Im Laufe der Jahre sind viele Entwicklungen passiert, und dennoch: Ich würde den Anfangspunkt auf diesen Unfall legen. Da wurde für uns vieles in Frage gestellt, vieles an diesem Leben, in dem das Auto und der rücksichtslose, hektische und teils auch völlig unreflektierte Umgang damit selbstverständlich sind. Es mag peinlich sein, dass es nicht das Ökologische war, das für uns das Umdenken ausgelöst hat, aber in den folgenden Entwicklungen schwang auch der ökologische Aspekt stets und gewann mit jeder Entscheidung weg vom Auto mehr Betonung in unserer Motivation. Zuerst schaffte er sich ein Pedelec an, um auch ohne Dusche auf Arbeit dorthin ohne Auto pendeln zu können. Er fuhr nun also mit dem Rad oder dem Pedelec zur Arbeit, sein Auto verkauften wir, meines blieb noch in unserem Besitz – wurde aber weniger gefahren, da ich durch einen Stellenwechsel meine Pendelstrecke reduzierte – zuerst auf die Hälfte, ein halbes Jahr später mit abermaligem Wechsel auf nur noch 20 Kilometer. Ich pendelte meist mit der Bahn, gelegentlich auf Laufschuhen zur Arbeit. Ende 2019 begann ich das Radfahren wieder, Anfang 2020 wurde das Fahrrad mein bevorzugtes Pendel-Verkehrsmittel. Unser Auto diente nur noch für den Wocheneinkauf und gelegentlich zum Fahren in den Urlaub, wobei die ganz weiten Strecken auch zunehmend lästig erschienen und wir mehr und mehr mit der Bahn fuhren, wenn so etwas anstand.

Die Pendelstrecken waren somit für uns autofrei seit 2018 – mit den Gepäcktaschen an meinem Alltagsrad (statt Rucksack) entstand die Idee, mit dem Rad einzukaufen, aber Getränkekästen blieben ein Problem. Das Alltagsrad hatte ich im Januar 2021 angeschafft im März 2021 kam dann der Fahrradanhänger dazu, und Getränkekästen waren kein Problem mehr. Für uns begann der Alltagstest des Projekts „ohne Auto“.

Es hat also nichts mit den aktuell hohen Benzin- und Dieselpreisen zu tun, dass wir es nun final gemacht haben. Wir haben unser Auto, den kleinen Toyota Aygo, nunmehr verkauft. Liebe Freunde, bei denen es nicht ohne Auto geht, haben ihn übernommen und ihr größeres, weniger sparsames Fahrzeug abgeschafft. Vor drei Wochen war der Alltagstest abgeschlossen, nach zwölf Monaten war klar: Das Auto wird nicht mehr gebraucht. Wir hatten dann mehrere Optionen geprüft und letztlich einen privaten Verkauf bevorzugt. Am gestrigen Samstag holten wir, in der letzten Fahrt des Aygo in unserem Besitz, die Freunde vom Bahnhof ab, nachdem wir gemeinsam beim Park Run in Karlsruhe waren – ausnahmsweise und letztmalig mit dem Auto.

Vor etwas mehr als einer Stunde ist unser ehemaliges Auto davon gefahren. Nach einem Jahr Test, ob es ohne geht, ERFOLGREICHEM Test, DASS es ohne geht, war immer noch dieser kleine Gedanke: „Und was wenn…?“ dabei, als wir die Rücklichter um die Ecke verschwinden sahen. Vor allem aber war das erleichterte Gefühl, kein Geld mehr für Steuer, Versicherung und Wartung eines Gefährts zu zahlen, das hier eh nur herumsteht, davon nicht besser wird und nicht benutzt wird. Das erleichterte Gefühl, im Hof mehr Platz zu haben, auch eine Ecke in der Garage, in dem die Winter- bzw. Sommerkompletträder lagerten, freigeräumt zu haben.

Es ist getan. Von einem Auto-Pendler mit zweimal zehn Kilometern am Tag und einer Auto-Pendlerin mit über 35.000 Kilometern im Jahr sind wir zu einem autofreien Haushalt geworden, in dem fünf Fahrräder genutzt werden, gegebenenfalls ÖPNV oder im Notfall auch Taxi die seltenen Gelegenheiten, wenn’s nicht mit dem Rad geht, einspringen können – aber gebraucht haben wir das in den zwölf Monaten, die wir getestet haben, de facto nicht.

Gestern sprach ich mit einigen Verwandten auf einer Feier. „Ich kann mir das nicht vorstellen ohne Auto.“, „Manchmal würde ich schon gerne mit dem Auto losfahren.“, „Es ist halt so bequem mit dem Auto.“, das waren Dinge, die mir gesagt wurden. Auch das Argument, bei großen Einkäufen würde man es doch vermissen, habe ich gehört. Dass das Wocheneinkaufen mit dem Anhänger bei einer gewissen Gebrechlichkeit nicht mehr geht, war ein Argument, dass dann aber gleich von einem „Ich kaufe dann halt einen Tag Milch, den anderen Tag Mehl, ich habe ja Zeit.“ abgemildert wurde. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, ein wenig mischte Unglauben, dass wir wissen, was wir tun, mit dem Bedürfnis, zu rechtfertigen, dass man selbst nicht ohne Auto kann oder will. Das Auto ist mehr in unseren Köpfen als tatsächlich nötig. Es ist durch Lebensweise und Alternativen bereits in vielen, gut erschlossenen Gegenden weit weniger nötig, als man das denkt – aber da ist noch ein weiter Weg zu gehen, an vielen Orten.

Wir allerdings haben uns mit den zugegebenermaßen privilegierten Gegebenheiten im Bereich Karlsruhe/Rastatt arrangiert. Rad, ÖPNV und ggf. Miet- oder Carsharing-Wagen sowie Taxi genügen für den Alltag, die Bahn oder Mietwagen für weitere Reisen. Wir haben unsere persönliche Autokorrektur getestet, sie funktioniert und somit haben wir sie vollzogen.

Wir sind autolos. Und das ist auch gut so!

[KuK] Cuteness Overload

Xue versucht, den Fahrkartenkontrolleur auf sich aufmerksam zu machen.

Von unserer kleinen Xue und Rocky, ihrer gestreiften Reisebegleitung, gab’s am Wochenende in den Zügen und danach noch ein paar weitere Bilder. Ich bekomme selbst den Cuteness-Overload, wenn ich das Ganze nochmal ansehe…

Xue zeigt den anderen Tierchen ihren kleinen ICE, den sie von mir geschenkt bekommen hat.

Zuhause musste die Kleine dann unbedingt ihren kleinen ICE den daheimgebliebenen Tierchen zeigen. Rocky und die Mäuse, die im Rucksack schlafend die Zugfahrt verbrachten, sind auch dabei – aber Schildi, der Pinguin Fritjof sowie Glitzi und Kitty, die beiden Tuschelkatzenfreundinnen, haben den kleinen ICE total ehrfürchtig bewundert!

Single Serving Friends

Wir fuhren am Freitag von Karlsruhe nach Hamburg zum 50. Geburtstag einer Freundin. Dabei fiel mir eine Sache wieder ein…

Im Film „Fight Club“ charakterisiert Tyler Durden Mitreisende im Flugzeug als „Single Serving Friends“, als abgepackte Einweg-Freunde. Genau das haben wir dann auch erlebt: uns gegenüber saß eine junge Dame, und an dem kleinen ICE, den ich Xue gekauft habe, entspann sich ein Gespräch.

Xue und ihre BahnCard sowie ihr kleiner ICE.

Unsere Reisebekanntschaft stellte sich als aus Rumänien stammende Studentin der Computerlinguistik heraus, und wir sprachen über Sprachen, Laufen, Klimawandel, Wissenschaft, 5G-Ausbau, Pendeln und „Gott und die Welt“. Es war wundervoll!

Telefonnummern zu tauschen haben wir vergessen. Single Serving Friends eben. Dennoch, wundervoll, von all dem, das wir vorhatten zu tun, auf diese Weise abgelenkt zu werden.

[KuK] Zugfahr‘n!

Xue und Rocky verreisen.

Heute geht es mal wieder nach Hamburg. Xue und Rocky sind dabei – und noch drei weitere Stofftiere, die auf Xues Ticket mitfahren. Alle sind pflichtschuldigst bahnfahrbegeistert, denn die Mitnahmeregelung gilt ja nur für bahnfahrbegeisterte Stofftiere. Die beiden Mäuse und der Bär sind aber im Rucksack geblieben – sie sagen, sie wollen lieber schlafen.

[KuK] Knoten

Mein Bahnknoten in Cities: Skylines.

Wie ich ja schon schrieb, ist Krankseizeit bei mir Zeit für Cities: Skylines. Über das Laufen lassen der Simulation, während ich am Erholen war, fielen mir ein paar Dinge auf – die Güterzüge, die meine Straßen entlasten, stauten sich bis zu den Stadtgrenzen. Also schuf ich ein paar zusätzliche Gleise, Bypässe für verschiedene hochfrequentierte Güterbahnhöfe. Es wurde besser…

Und dann kam mir eine Idee: Planfreie Kreuzungen! Das realisiere ich schon eine Weile bei den Straßen des Spieles. Nun sah ich aber, dass sich die Bahnen insbesondere dort stauten, wo sie an Weichen das Gegengleis überqueren müssen. Ich versuchte also, solche Überkreuzführungen von Gleisen verschiedener Richtungen zu beheben, so wie man das z.B. von Autobahnkreuzen kennt. Aus dem ohnehin schon recht vielsträngigen Knoten der Frachtgleise inmitten meiner Stadt wurde dann das oben gezeigte Spaghetti-Bündel. Und es funktioniert tatsächlich – der Verkehr ist entflochten und fließt flüssig – manchmal muss an Zusammenführungen ein Zug warten, aber nie muss ein Zug warten, weil ein entgegenkommender das Gleis blockiert – die fahren dann nämlich auf einer anderen Ebene.

Akkus mögen keine Kälte

Kaum wird’s kalt, stresst der Akku meines Telefons wieder herum. Es geht erschreckend schnell, dass die Prozente der Ladung dahinschmelzen, wenn ich das Telefon draußen im Kalten nutze. Ich weiß, warum das so ist, dennoch…

Aber nicht nur für den Akku meines iPhone SE gilt das, sondern auch für meinen biologischen. Wenn es kalt und dunkel draußen wird, geht mir viel schneller die Energie für den Tag aus. Ich könnte mehr schlafen, bin schlapp und lustlos. Dafür liebe ich es, wenn‘s heiß und hell ist im Sommer. Klar, 40 Grad sind hart, wenn man arbeiten soll, aber 36 Grad sind für mich noch Wohlfühlzone.

Und so kämpfen sich die Akkus meines Telefons und meines Körpers durch den Winter und träumen vom Sommer. Mal sehen, wie gut es sich im ICE auf Dienstreise nach Köln träumen lässt.