Wettstreit der Verbrenner

Es gibt – im Zuge des Klimaschutzes und des damit verbundenen Aufstiegs des E-Autos – derzeit viele Diskussionen, ob Elektromobilität oder „der Verbrenner“ das Mittel der Wahl seien. Das bezieht sich dann auf die Autos, und man kann ja mit dem Materialaufwand für Akkus (insbesondere die Herstellung bestimmter Metalle, die für Akkus gebraucht werden, und deren Lebensdauer) gewisse Punkte ins Feld führen, dazu noch die Erzeugung des Stroms. Grundsätzlich sind aber nicht alle Verbrenner schlecht.

Die „Verbrenner“, die in meinem Alltag zum Einsatz kommen oder kommen können, habe ich nun mal in Beziehung zu setzen begonnen. Die Elektromobilität kommt bei mir bisher nur in Form von ÖPNV und öffentlichem Fernverkehr zum Einsatz, daher ist es tatsächlich ein Wettstreit der Verbrenner, wenn ich meinen Individualverkehr nach Strecke aufführe. Zur Personenbeförderung sind bei mir derzeit im Einsatz:

  • Toyota Aygo der zweiten Generation, Verbrenner fossiler, eher kurzkettiger Kohlenwasserstoffe mit gewissem Anteil regenerativer Alkohole (derzeit eher unter 5% als unter 10%)
  • Für kurze (schwer erfassbar) und längere Strecken „Schusters Rappen“, also Gehen und Laufen. Da ich teils auf Laufschuhen ins Büro gependelt bin und auch schonmal mit Rucksack zum Einkaufen zum Bäcker gerannt bin, möchte ich den „Glykogen- und Lipid-Verbrenner ohne Räder/Rollen“ nicht von den Verkehrsmitteln ausnehmen, auch wenn der Großteil der erfassten Laufstrecken doch eher in Training und/oder vergnügliches, freizeitliches „Spazierenlaufen“ fällt.
  • Bisher eher nicht als Verkehrsmittel genutzt kommt noch das Inline-Skaten dazu. Aber Freunde von mir skaten durchaus ins Büro, und wenn ich mal mehr Praxis und weniger Homeoffice habe, werde ich diese Option sicher nicht ausschließen. Schneller und dabei weniger schweißtreibend als das Laufen ist es allemal, und damit effizienteres Pendeln.
  • Definitiv stark als Verkehrsmittel genutzt tritt derzeit das Radfahren auf. Auch hier haben wir – wie beim Laufen und Skaten – einen Glykogen- und Lipidverbrenner vorliegen, der aber regenerativ betrieben wird, denn sobald organische Verbindungen als „fossil“ gelten dürfen, bin ich ziemlich sicher, dass ich sie nicht mehr essen oder trinken mag.
  • Der Vollständigkeit halber aufgeführt sei hier das Schwimmen.

Über die unteren vier – Laufen, Radfahren, Skaten und Schwimmen – führe ich ja schon länger Buch. Da nun aber bei mir erstens das Radfahren zunehmend kurze Auto-Strecken ersetzt, selbst wenn viel Last zu befördern ist, und ich zweitens durchaus mit dem Gedanken kokettiere, beim „Stadtradeln“ mal als Stadtradeln-Star mitzumachen zu versuchen, habe ich beschlossen, auch Auto-Kilometer zu dokumentieren und in der Liste aufzuführen. Das tue ich nicht rückwirkend, sondern erst ab Mai 2021, also ab dem laufenden Monat. Einerseits habe ich schon mehrfach im Kopf den Vergleich angestellt, wie sich per Muskelkraft zurückgelegte Strecken zu den mit dem Auto abgespulten Kilometern monats- und jahresweise bei mir verhalten, andererseits hilft’s mir natürlich, abzuschätzen, wie viel Umstellung es erfordern würde, wenn das Auto nicht mehr als eigenes Auto jederzeit auf dem Hof stünde – entweder, weil’s kaputt wäre, oder weil wir nur noch über Carsharing eine Verfügbarkeit des Autos für uns gewährleisten würden. Das ist jeweils rein hypothetisch gesprochen, denn unser kleiner Aygo funktioniert, hat immer noch unter 110.000 Kilometer auf dem Buckel und eine Abschaffung ist auch nicht in Planung. Natürlich nutzt die Statistik, wie oft und über welche Strecken das Auto genutzt wurde, auch bei der Abschätzung, ob und wenn ja, was für ein neues Auto angeschafft werden sollte, wenn der Aygo dann doch mal den Geist aufgibt.

Und somit habe ich nun die Möglichkeit, den „Wettstreit der Verbrenner (im Individualverkehr)“ in meinem Leben aufzumachen:

Das neue Gesamtkilometer-Diagramm ab Mai 2021. Stand der Monate vor Mai ohne Erfassung von Autofahrten, Stand der Erfassung im Mai: 05.05.2021, 6:00.

Bis jetzt ist nur in der Legende das Auto dazugekommen. Monate, in denen eine „0“ an Autokilometer zusammenkommt, erfasse ich für das Diagramm mit einem „#NV“, was in Excel dem Fehler „no value“ entspricht. In den Diagrammen erscheint dann kein Punkt. Natürlich geht das Auto nicht in die Kilometersumme „Cardio Gesamt“ ein, sondern steht als Gegenstück dazu mit drin. Da ich die Erfassung von Autofahrten erst ab Mai 2021 beginne und rückwirkende Schätzungen sicherlich sehr ungenau wären, und wir im Mai noch gar nicht Auto gefahren sind, gibt’s bisher keine Punkte in Braun, sondern nur den Legendeneintrag.

Ich bin sehr gespannt, ob ich die Disziplin habe, tatsächlich quasi ein Fahrtenbuch draus zu machen und somit eine Datenbasis zu legen, die auch die Entscheidung beim nächsten Auto fundierter machen wird. Wenn nämlich nur sehr wenige, lange Fahrten auftreten, ist eventuell die Mietwagen-Lösung gangbar. Sind’s einige kurze und weniger lange, dann könnte neben dem Rad eine Carsharing- und Mietwagen-Lösung her, sind es etwas mehr kurze, ist vielleicht ein E-Auto eine Idee. Nur bei eher mehr, eher langen Fahrten müsste man wohl, wenn die technische Entwicklung der tatsächlich verfügbaren Fahrzeuge und der Ladeinfrastruktur dann nicht wesentlich vorangekommen sein sollte, wieder einen eigenen Verbrenner in Erwägung ziehen.

Das klingt nun schon fast nach einem „ganzheitlichen persönlichen Verkehrskonzept“. Oh weh!

Reminiszenz

Gestern habe ich die A8 erlebt – seit langem mal wieder zu Pendlerzeiten. Ich war allerdings nur Beifahrerin. Es ging vom Karlsruher Dreieck bis Leinfelden/Echterdingen und zurück, im Rahmen der Fahrt zu einer Besprechung in Tübingen.

Es gibt eine Baustelle im Anstieg von der Rheinebene auf den nördlichsten Ausläufer des Schwarzwalds, der übliche Stau vor Pforzheim-Ost in beiden Richtungen existiert noch. Um das Leonberger Dreieck herum herrscht der übliche Wahnsinn. Alles also noch da – die erste der beiden Brücken bei Pforzheim-Ost, die für den sechsstreifigen Ausbau neu gebaut werden müssen, spannt sich bereits über die volle Breite der künftigen Autobahn. Ich fühlte mich wie eine Touristin.

Dann las ich dem Kollegen am Steuer die „Ode an die A8“ vor. Er fand sie ziemlich gut! Lange habe ich sie nicht gelesen, deswegen …

Ode an die A8

Oh holdes Band aus schwarzem Stein,
Oh Straße die führt weg vom Rhein,
Bist ständig hier und da in Bau,
Doch auch der Unfall führt zum Stau.

Führest über Berg und Tal,
Im Stau ist es ’ne wahre Qual.
Doch bist Du frei, die Sonne lacht,
Könnt ich Dich lieben, oh A8.

Oh holdes Band aus dunklem Stein,
Oh Straße die führt hin zum Rhein,
Hunderttausende von Wagen,
Sich auf Dir täglich weiter plagen.

Doch rollen meines Autos Reifen,
Oft ruhig und schnell auf Deinen Streifen.
Ich schätze Dich, bei Tag und Nacht,
Sei bitte frei, Autobahn Acht.

Für Eure Vorstellungskraft: Autobahn-Ästhetik

Eines vorweg: Ich habe kein Foto geschossen. Das ging nicht, denn ich saß am Steuer. Daher möchte ich Eure Vorstellungskraft ein wenig bemühen.

Auf der A5 von Karlsruhe Richtung Frankfurt gibt es diese langen, schnurgeraden Abschnitte. Den zwischen Karlsruhe und Bruchsal befahre ich ja derzeit öfter – und heute, mit VNV Nations „Streamline“ im Ohr, fiel mir bei herrlichem Wetter die seltsame Ästhetik eines so von der Zivilisation dominierten, aber absolut unstädtischen Abschnitts der Landschaft ins Auge.

Das schnurgerade, sechsstreifige Band aus Beton, mit Standstreifen und Mittelleitplanke. Zwischen aufgeschütteten Rampen auf der schmalseite stehende, trapezförmige Brücken aus Beton, mit je zwei rechteckigen Durchlässen für die beiden Fahrbahnen – ein Anblick, der mich aus unerfindlichen Gründen an alte Diaprojektoren erinnert, auch wenn eine kurze Google-Bildsuche klar macht, dass die eigentlich anders aussehen. Der Stangenwald links und rechts der Fahrbahn – schlanke, hochgewachsene Stämme ohne Unterholz, darüber eher kleine Baumkronen, die einander überlappen.

Fahrbahn, Standstreifen, Mittelleitplanke, Stangenwald. Unendlich fortgesetzt. Nur gelegentlich durch Brücken immer gleicher Form unterbrochen. Darüber blauer Himmel. Unten grau, dann schattig und braun, leichtes Grün, darüber leuchtendes Blau. Ein starkes Bild, das zugleich Ödnis, Unendlichkeit und Schönheit vermittelt, in unmissverständlicher Fluchtpunkt-Perspektive.

Autobahn und Wald

Bewegung, Sog und Stillstand

Der Mensch ein Fahrer

Und wieder etwas schlauer – Antwort des BMVI zu Infos im Bundesverkehrswegeplan

Im Rahmen von „Wikipedia geht nach“ und bezugnehmend auf meine Anfrage zur  „Autobahnausfahrt Malsch“ habe ich mal wieder nachgefragt, statt mich einfach nur mit meinem Unwissen zufrieden zu geben. Ich habe also eine Bürgeranfrage an das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gestellt. Dort bekommt man den Hinweis, dass aufgrund der Masse an Anfragen die Bearbeitung dauern kann und auch sehr komplexe Anfragen nicht beantwortet werden können. Meine Frage war ganz simpel:

Wie lese ich aus dem Bundesverkehrswegeplan ab, wo neue Anschlussstellen an Autobahnen geplant sind?

Angefragt von Talianna Schmidt beim BMVI, 17.05.2017

Die simple Antwort wäre gewesen: Gar nicht. Denn im Bundesverkehrswegeplan, so die Antwort des zuständigen Fachreferats im Bundesverkehrsministerium auf die vom Sachbearbeiter weitergeleitete Anfrage, stehen neue Anschlussstellen gar nicht drin. Somit bin ich nun schon etwas schlauer – allerdings gab man mir noch mehr Informationen:

Anschlussstellen (AS) sind grundsätzlich nicht Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans (BVWP). Der BVWP 2030 enthält daher auch keine Angaben zu neuen AS.

Die Straßenbauverwaltungen der Länder stellen bei erkanntem Bedarf für jede neu zu bauende AS separat einen Antrag beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Eine Liste, der Informationen zu geplanten Anschlussstellen an Bundesautobahnen entnommen werden können, existiert nicht.

Beantwortet vom BMVI auf obige Bürgeranfrage, 30.05.2017

Ich finde es klasse, dass man mir auch gleich die Information hat zukommen lassen, dass eine solche Liste nicht existiert – danach zu suchen ist also fruchtlos. Allerdings steckt in der Antwort auch schon die Antwort auf die Frage, wo man nachfragen kann: Bei den Straßenbauverwaltungen der Länder. So hatte ich es ja auch bei meiner Frage im Jahr 2014 gemacht, nachdem ich damals vom BMVI an das MVI BW weiterverwiesen wurde. Rückblickend hätte ich es mir denken können … nun ja.

Nun habe ich das MVI BW und die entsprechende Stelle in Hessen mit der Frage genervt, welche Anschlussstellen auf der A5 geplant sind, um das Nachgehen von Wikipedia zu beheben. Diese Stellen haben sicher auch anderes zu tun, als nervige Fragen von The Highway Tales zu beantworten, aber andererseits: Wenn die Informationen dann gut recherchiert (sprich: direkt von der Quelle an der zuständigen Landes-Stelle) auf diesem Blog und in Wikipedia stehen, entfallen vielleicht die einen oder anderen Anfragen bei diesen zuständigen Stellen …

Fast schon klingt das, als müsse ich eine neue Kategorie hier im Blog aufmachen: „The Highway Tales fragt – Behörden antworten“. Aber bis jetzt ist das nur halb ernst gemeint.

Als kleine Anekdote am Rande erinnere ich mich hier an eine Geschichte aus meiner Doktorandenzeit. Wir gingen zum Seminar rüber, an diesem Tag gab es einen Vortrag über irgendwelche exotischen Teilchen. Eine Kollegin fragte mich: „Do you actually know what [particle] is?“ Ich musste bekennen: „I’ve got no idea!“ Dann kam der Vortrag und auf dem Rückweg wurden wir gefragt, ob wir nun schlauer seien, ich antwortete so ehrlich wie schlagfertig: „We still have no idea, but in a much more elaborate way!“

Der Stau

Der folgende Text ist rein fiktional. Da – nicht-explizit beschriebene, aber eben doch – Autoerotik drin vor kommt, warne ich hier davor, falls jemand damit Probleme haben sollte. Vielen Dank übrigens an Sebastian für den Einwurf, der zu dem Clou führte – welchen Clou, sieht man am Schluss.

Der Stau

Graue Wolken hängen schwer über der breiten Schneise zwischen den Bäumen, ein leichter Nieselregen in der Luft ist kaum zu sehen. Sanft treffen die winzigen Tropfen auf die Arme der Frau, keiner groß, aber ein beständiges Sprühen benetzt ihre Haut, macht ihre Haare feucht. Die Feuchtigkeit beschwert das schwarze Kleid, das sich von den Schultern bis knapp über die Knie um den Körper schmiegt. Ihre Absätze klacken auf dem Asphalt, ein wenig balanciert sie ein Schwanken aus, um den nassen, roten Lack des LKW nicht zu berühren, während sie gegen die Scheibe klopft. Mit Worten der Entschuldigung reicht sie ein kleines, beschriebenes Blatt hinein, einige wenige weitere hat sie unter dem ledernen Deckel ihrer Tasche geborgen. Sie lässt den Blick schweifen, nach rechts, nach links – wo sie auch hinschaut: Stillstand. Blech auf Asphalt, so weit das Auge reicht. Eine Unzahl von Fahrzeugen, aus dem Tal kommend, zum Berg gerichtet, von Leitplanke zu Leitplanke. Zwei der Spuren scheinen unter einer Brücke aufzutauchen, verschwinden dahinter im Tal in einer sanften Biegung, zwei andere kommen seitlich dazu, gemeinsam streben sie durch einen Wald bergan, verschwinden recht steil zwischen den Bäumen. Doch die Autos, die LKW, sie kommen nicht, sie streben nicht. Sie stehen. Stoßstange an Stoßstange, einige vibrieren bei laufendem Motor, zeigen weißes Licht, rotes Licht, manche Fahrer halten die Bremse und lassen ihre Bremsleuchten intensiver rot nach hinten scheinen, andere verlassen sich auf die Handbremse. Doch viele, sehr viele haben aufgegeben, den Motor ausgeschaltet. Ihre Wagen vibrieren nicht. Leichter Dampf steigt auf, wo der Niesel warme Motorhauben kühlt. Sie schüttelt den Kopf. Auf der Gegenfahrbahn, bergab, auch dort schleicht der Verkehr, zäh wie Honig. Siebzehn Kilometer, und dies hier ist erst der Anfang.

„Hey! Fräulein!“

Die Worte lassen sie auffahren. Der LKW-Fahrer reicht ihr einen flachen, schwarzen Gegenstand, ein Stück des gereichten Papiers klebt darauf, abgerissen und leicht angefeuchtet. Ein Kennzeichen steht darauf. Nur seine Hand sieht sie, wie sie vor der Tür steht, sein Gesicht bleibt in der Fensterhöhle verborgen. Ein Papiertaschentuch wickelt sie um das flache Stück Technik, birgt es in einen schwer gewordenen Baumwollbeutel, und geht weiter, noch während das Fenster des LKW wieder hinauffährt. Noch zwei, drei LKW, denkt sie sich, und der rote Sportwagen da. Dann … ein Lächeln umspielt ihre Lippen, ein wenig rebellisch,wissend, vorfreudig –

Das schwarze Kleid ist leicht hochgerutscht, die schmale Hand berührt den bestrumpften Schenkel. Sie liegt halb in ihrem Fahrersitz, hat die Lehne etwas zurückgeklappt, doch ihr Po berührt nicht das Gelenk zwischen Lehne und Sitzfläche, sondern vorne auf der Kante – ein Knie ist an das Lenkrad gestützt, das andere Bein liegt im Fußraum, gestreckt und den Fuß zwischen die Pedale geschoben. Sie hat die Augen geschlossen und die Gedanken an die Blicke aus den umgebenden Fahrzeugen verebben langsam, ebenso langsam, wie ihre Hand zwischen den aufgestellten und den abgestreckten Schenkel gleitet. Und dann richtet sich der Daumen auf, streicht über die Schenkelinnenseite, längst aus dem Sichtfeld der anderen Fahrer, und doch ist am Heben und Senken ihrer Brust unter dem Kleid zu erkennen, dass sie nicht untätig bleibt. Die seitlich in die Stirn fallende Strähne ist längst etwas feucht, zieht sich dunkel über die geröteten Wangen, und ein, zwei Schweißtropfen bahnen sich ihren Weg über das rechte Schlüsselbein, langsam, um dann rascher zu fließen, in ihr Dekolleté, zur Mitte, um dort zwischen den Brüsten im Ausschnitt zu verschwinden. Instinktiv pustet sie nach der Strähne, doch die feuchten Haare sind durch den Luftzug nicht mehr zu bewegen. Die linke Hand wischt über die Schulter, den Stoff am Rand des Ausschnitts entlang, dann über die vom Kleid verhüllte Wölbung hinab und bleibt auf dem Bauch liegen, während die andere Hand sich am Schenkel höher tastet, das Handgelenk schiebt den Saum des Kleides Richtung Hüfte. Ihr Kopf sinkt etwas weiter zurück, wieder pustet sie zwischen den geröteten Lippen Luft hervor, doch dieses Mal gilt es nicht der Strähne. Gegen den Widerstand des Lenkrads zieht sie die Schenkel zusammen, hängt schief im Fahrersitz, während die Schenkel die reibende Hand zu umklammern versuchen. Dann zuckt sie leicht zusammen, legt den Kopf etwas zur Seite. Der neben dem Beifahrerfenster stehende Starrer begegnet ihrem Blick, und er scheint Vorwurf in dem Seitenblick zu lesen. Rasch zieht er sich etwas zurück, in Richtung der geöffneten Fahrertür seines Sportwagens. Die Frau schließt wieder die Augen, kneift sie regelrecht zu, und flüstert in Richtung Wagendecke, unverständliche Dinge, und ihre Lider zucken, als sähe sie Bilder davor – die Bewegungen der Hand zwischen ihren Schenkeln werden nachdrücklicher und die andere streicht fester über den Bauch, dann den Schenkel, und da spannt sich der Körper, drückt die Hüfte aufwärts, am Lenkrad knarrt etwas unter dem Druck des Knies, und die Frau stößt lang Luft aus, um sie hastig einzusaugen, sie wieder auszustoßen …

Es hat sich eine Schlange gebildet. Die meisten, die vor dem offenen Fahrerfenster des kleinen Wagens stehen, sind Männer, aber auch Frauen sind drunter. Buchstaben und Zahlen werden genannt, und dann wechseln abermals flache, meist schwarze oder silberne Gegenstände den Besitzer. Vor dem Auto der Frau sind drei Wagen bereits weg gefahren, die LKW stehen größtenteils noch. Weiter hinten wird im Unverständnis gehupt, warum es nicht weiter geht. Zwei der übrigen Zettel mit Aufschrift liegen neben dem fast leeren Baummwollbeutel auf dem Beifahrersitz, auf ihnen steht:

„Ich möchte das, was ich nun tun werde, nicht bereuen, weil es auf Youtube hoch geladen wird. Schreiben Sie Ihr Kennzeichen auf das Post-It, kleben Sie es auf Ihr Smartphone – und genießen Sie das, was kommt. Das Smartphone gebe ich Ihnen danach zurück.“