Warum tue ich mir das an?

Froh, nach dem Training noch Enthaarung hinbekommen zu haben. Mit Läuferbräune usw.

Gestern nach dem Training und dem „Frühstück“ nach dem langen Lauf habe ich mir noch anderthalb, eher zwei Stunden genommen, um meine Beine zu epilieren. Jetzt könnte man fragen: Rasieren geht doch viel schneller? Aber mein „Warum tue ich mir das an?“ war anders gemeint. Dennoch zunächst die Antwort auf diese Frage: Epilieren hält länger. Rasieren müsste ich dauernd, nach dem Epilieren habe ich etliche Wochen Ruhe.

Aber die Frage war – wie geschrieben – generellerer Natur. Warum brauche ich haarlose oder zumindest fast haarlose Beine? Ein richtiger „Pelz“ ist es auch ohne Aktionen nicht. Aber tue ich es vor allem für die anderen, vor allem für mein Gefühl zum Urteil der anderen oder vor allem für mich? Letztlich ist von allem ein bisschen dabei. „Für die anderen“ ist aber am wenigsten, denn ganz aufrichtig: Ich ziehe auch meine Röcke für mich und nur für mich an. Es geht mir dabei nicht um die Blicke der Männer oder das Urteil der Frauen (im Klischee – sicher spielt beides auch beim jeweils anderen Geschlecht rein). „Wie kann die Ihre behaarten Beine in einem kurzen Rock zeigen?“, das tangiert mich mehr, als ich zugeben möchte, aber deutlich weniger, als es das noch früher tat. Nichtsdestotrotz mag ich es nicht, dieses Urteil zu antizipieren, selbst wenn es gar nicht da sein sollte!

Vor allem wichtig ist mir aber, dass ich selbst es schöner finde. Auch, wenn ich nicht dem Urteil „der anderen“ unterworfen wäre, würden mir wenig bis nicht behaarte Beine an mir selbst besser gefallen. Meinem Mann ist’s egaler als mir, ihm gefalle ich auch in … äh, nicht aus dem Ei gepellt. Er sagte mal zu mir: „Du bist so hübsch!“ Ich fühlte mich gar nicht hübsch und erwiderte: „Aber hab‘ viel mehr Haare auf den Beinen, als mir lieb ist, habe ungewaschene Haare, bin verschwitzt…“ Und er so eiskalt: „Und stinkst vor dich hin.“ Das fand ich ganz großartig. Aber ich gefalle mir selbst besser, wenn ich gewisse Aspekte der nicht erforderlichen, aber gewisser Ästhetik Vorschub leistenden Kosmetik fröne. Also epiliere ich meine Beine. So ganz nebenbei mag ich auch das Gefühl von Stoff – sei es nun eine Strumpfhose, ein Rocksaum oder die Bettdecke – auf der haarlosen Haut. Das Gefühl zu haben, spielt auch eine Rolle.

Und so kann ich dann doch sagen: Nein, es ist weitestgehend nicht die Gesellschaft, die mich dazu nötigt, den Epilierer auszupacken. Ich möchte nicht, dass jemand weitestgehend oder nur wegen dieser Ideale sich zum Enthaaren zwingt – aber ich möchte auch nicht, dass der Akt des Enthaarens zur Unterwerfung unter die Konventionen hochstilisiert wird.

Komisch eigentlich, was man sich nach ca. 75 Minuten Krach und Ziepen für Gedanken macht, nicht?

3 Kommentare zu „Warum tue ich mir das an?

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