…dass vor den Augen der Welt immer noch und weiterhin Krieg gezielt gegen die Zivilbevölkerung möglich ist, solange man nur keine Atombomben einsetzt.
Mir ist bewusst, dass es nie aufgehört hat, nur eben ein bisschen weiter weg von mir war. Es macht mich nicht stolz, absolut nicht, dass es erst in die Ukraine kommen musste, damit ich es (nach dem Zerfall Jugoslawiens vor über 20 Jahren) wieder so präsent in meinem Entsetzen wahrnehme.
Ich glaube, „wir“ hatten gehofft, dass es nachlässt. Dass es nach dem Zerfall der Sowjetunion, dem Mauerfall immer weniger wird. Für mich waren 1989 bis 1991 eine Zäsur der Hoffnung, und diese Hoffnung war, dass trotz all der Nachwehen, wie eben im ehemaligen Jugoslawien (ob das nun in Kroatien, Bosnien, im Kosovo oder was ich auch immer nicht ganz präsent habe) weiter abflaut, sowohl akut als auch in der Bedrohungslage. In Ruanda, Venezuela, Myanmar war’s weit weg und man konnte sich der Illusion hingeben, dass es auf Staaten gegen sich selbst begrenzt blieb – oder eben auf nicht-offizielle Stellen, wie eben Terroristen. Dass man sich verstecken muss oder zumindest so nachhaltig zum Paria der Welt wird, wenn man es doch tut, dass sich keiner, der an Macht wirklich interessiert ist, eine solche Sache traut.
Vermeintliche Brandmauern gegen den Verlust einer rosigen Illusion, dass nach Hitler, Stalin, Mao und all den – von ihrer Macht und ihrem Zugriff auf Truppen und Bevölkerung kleineren – anderen die Ära der Barbarei mit modernen Mitteln zu Ende war oder zumindest zu Ende ging.
Es entsetzt mich. Denn es ist nicht vorbei. Der Mensch hat nicht dazu gelernt. Wir lassen immer noch Mächtige nach oben kommen und an der Macht, wählen sie teils sogar, weil sie stark sind und unsere Interessen vertreten, die dann über Leichen gehen – über viele Leichen und noch mehr Leid. Wir lassen zu, dass die, die wir mächtig machen, diese Monster gewähren lassen und einfache Leute in eine Situation stürzen, in der sie Täter oder Opfer sein können, und Täter früher oder später die Gelegenheit bekommen, die Opfer nicht mehr als Menschen zu sehen, sondern als Objekte. Als Verfügungsmasse.
Was ist nur los mit dem Menschen?