Nicht Immun

Ich würde ja schreiben, dass es hier im letzten Monat still geworden ist. Tatsächlich war dieses Jahr bisher auch generell nicht gerade ein blog-intensives Jahr für mich, so dass die Auszeit im November vielleicht gar nicht so richtig aufgefallen ist.

Um es frei nach Mark Twain zu formulieren: „Gerüchte über mein Ableben sind stark übertrieben“ (So wurde Mark Twain in der Folge „Time’s Arrow“ in Star Trek: The Next Generation in der deutschen Synchronisation zitiert, der Satz tauchte später in First Contact wieder auf, hier ausgesprochen von Captain Picard und bezogen auf seine unterstellte Assimilierung durch die Borg) .

Hierzu habe ich auch noch eine Anekdote über einen vielleicht amüsanten Trugschluss meinerseits. Dabei geht es um den schottischen Missionar und Afrikaforscher Dr. David Livingstone – dieser galt nach einer langen und wohl auch entbehrungsreichen Expedition als verschollen, und Henry Morton Stanley hatte sich auf die Suche nach ihm begeben, er fand ihn schließlich in Ujiji, wobei er die legendär gewordenen Worte benutzte: „Dr. Livingstone, I presume?“, also „Dr. Livingstone, nehme ich an?“. Lange antwortete in meiner Vorstellung der Szene Livingstone mit dem Satz: „Neuigkeiten über meinen Tod sind stark übertrieben.“ Das ist eine starke Szene, Mark Twains Ausspruch David Livingstone in den Mund zu legen, als Antwort auf die ebenfalls ikonischen Worte Stanleys. Deswegen verblieb das so lange in meinem Kopf als „wahr“ und ist auch jetzt noch nicht auszurotten. Und das, obwohl ich es wieder und wieder nachgelesen habe, dass der Ausspruch, die Gerüchte bzw. Berichte oder Neuigkeiten über den Tod des Sprechers seien stark übertrieben, definitiv Mark Twain zugeschrieben werden muss und nicht von David Livingstone stammt.

Aber zurück zu dem, was ich schreiben wollte: Ich war ein bisschen raus hier, mehr als ein bisschen sogar. Das Jahr 2023 hat mich ein bisschen beschäftigt, auch wenn es an sich in die richtige Richtung geht, wie sich die Dinge entwickeln. Im November allerdings habe ich mich erkältet – und es war eine blöde Erkältung: Einen Tag habe ich geschnieft und gehustet, dann einen Tag mörderische Migräne gehabt. Danach war die Nase frei und der Hals in Ordnung, der Kopf ging auch – aber ich war schrecklich erschöpft, die ganze Zeit. Ich schlief schlecht, mein Herz pochte spürbar, wenn ich ruhig im Bett lag, sonst war alles okay. Vermutlich durch Sorge und Angst hat sich das mit dem Herzpochen nach dem zu Bett gehen verselbständigt, irgendwann war’s, so wie mein Arzt und ich das rekonstruiert haben, nur noch die Sorge, dass es wieder pocht, die das ausgelöst hat – alle anderen Tests und Parameter (vom Arzt genommen) sowie mein Körpergefühl waren wieder in Ordnung. Inzwischen geht es mir besser. Laut Test war es kein Covid, das ich hatte, aber letztlich sind genau das die Virusinfektions-Verläufe, die es zwar immer schon gab, die aber durch Covid häufiger und dadurch auch in den Köpfen präsenter wurden.

Nun gut. Jedenfalls funktioniere ich, von etwas Trainingsrückstand abgesehen, in sportlicher, körperliche und mentaler Hinsicht wieder normal. Allerdings habe ich in der Krankphase ja irgendwas mit meiner Zeit anfangen müssen. Ich habe zwei Frachtverkehr ausschließlich über Güterzüge abwickelnde Städte in Cities: Skylines Teil 1 konstruiert, Probleme gelöst und irgendwann verworfen, weil ein Bug in einem Mod zu Problemen bei der Generierung von simulierten Verkehrsteilnehmern führte. Dazu haben mein Mann und ich gemeinsam Phönix Point gespielt, und ich habe bei Implementieren des Micromanagements unserer Einsatztruppen in dem Spiel ein paar Fortschritte in meinen Excel-Kenntnissen gemacht. Der Knüller waren dynamische Bezüge mit Hilfe der Funktion „INDIREKT“… und das habe ich dann noch anderswo eingesetzt.

Außerdem habe ich meine Sport- und Gesundheits-Excel-Datei mit Spalten für die Digitalisierung von Gesundheitswerten (Blutwerte und Blutdruck) versehen und die mir auf Papier vorliegenden Werte eingetragen. Bei dieser Gelegenheit kamen mir noch ein paar Gedanken zu selbiger Selbstvermessung, die ich nun in den nächsten Tagen weiter verfolgen und vielleicht auch hier präsentieren möchte: Erstens habe ich mal wieder an einem Geschichten-Projekt gearbeitet. Der Howard-Goldstein-Vortex kommt auch irgendwann wieder dran, im Moment beschäftigt mich aber vor allem eine Idee namens „Sternenbrennen“. Durch die abermalige Lektüre von Haruki Murakamis „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ und der darin beschriebenen Verknüpfung von Sport und Schriftstellerei kam mir Inspiration, Motivation und die Idee, Schreib- bzw. Korrekturzeit sowie geschriebene Worte pro Tag zu dokumentieren und zu verfolgen. Damit würde ich neben den Sparten „Cardio“ (Ausdauersport), „Physio“ (Krafttraining, Dehnen, Kräftigung) noch die Sparte „Psycho“ ergänzen, in der dann emotionale und mentale Dinge abgedeckt werden. Bisher existiert in dieser Sparte nur das mentale Training, das ja durchaus eine gewisse Bedeutung im Ausdauersport hat. Meditatives (wie autogenes Training und dergleichen) von eher auf sanfte Kräftigung zielenden Yoga-Praktiken (gemischt z.B. mit Pilates) abzutrennen, wird hier ein weiterer Schritt sein. Dann kommt noch das Schreiben dazu – ich bilde damit dann Erfahrungen, Notwendigkeiten und Prioritäten ab, die sich in den letzten Wochen und Monaten ergeben haben. Mal sehen, was daraus wird – das ist noch sehr stark im Werden.

Was ich aber bereits sehr konkret angesehen habe, ist ein anderer Aspekt. Seit geraumer Zeit messe ich beim Laufen die Leistung – teils über den Stryd Footpod, teils über den Garmin HRM pro bzw. Garmin Running Dynamics Pod. Schon wesentlich länger messe ich die Leistung beim Radfahren über Kurbelpowermeter. Daraus ergab sich neben dem Formschätzer „zusätzliche Herzschläge über den Ruhepuls hinaus pro Strecke“ die Möglichkeit, physikalische Arbeit (in Joule) pro zusätzlichem Herzschlag auszurechnen, also im Groben „Schlagleistung des Herzens in Einheiten physikalischer Leistung bei Sportaktivitäten“. Beides verwende ich im Moment parallel.

Mit der Ableitung eines steigungsbereinigten Formschätzers der „zusätzliche Herzschläge pro Strecke“-Art, dem sbPRAPP, habe ich diese Methoden aus der Anwendbarkeit nur in der Ebene auch die Berge hinauf geführt. Nun nagte in mir die Frage: Kann ich charakterisieren, wie schwer – ganz unabhängig von meiner Form – ein Lauf oder eine Radfahrt war? Die Antwort ist: Ja! Denn ich messe die Leistung, die Distanz und die Geschwindigkeit. Höhenmeter werden auch aufgezeichnet, nicht jedoch unterschiedliche Gegen- bzw. Rückenwind-Verhältnisse, Straßenverhältnisse (die Rauigkeit der Strecke spielt beim Radfahren eine wesentliche Rolle für die Leistungsaufnahme) und die Aerodynamik des Fahrrades und meiner Sitzposition. Zum Glück brauche ich das alles aber gar nicht!

Denn aus der Leistung und der Geschwindigkeit lässt sich eine Widerstandskraft ausrechnen, die ich bei der entsprechenden Aktivität zum Überwinden der kombinierten Widerstände (Luft, Straße, Anstieg und mein Gewicht…) benötigt habe. Leistung geteilt durch Geschwindigkeit ist nämlich Kraft. Doch dazu schreibe ich mal mehr, wenn ich ein Diagramm dazu habe.

Ich bin wieder da, oder habe zumindest vor, es zu sein.

6 Kommentare zu „Nicht Immun

    1. Danke Dir! Ich habe immer mal wieder – wenn es passte – in die Mailbenachrichtigung Deiner Beiträge geschaut, aber irgendwie war ich sehr mit meinem Jammertal beschäftigt. Aber nun ist ja wieder besser.

      Insbesondere die Erkenntnis, dass ich bei meinen Aktivitäten Leistung durch Geschwindigkeit teile und die von mir zur Überwindung des Widerstands (Luft-, Roll- usw. Widerstand) aufgewandte Kraft herausbekomme, war toll – weil plötzlich Physik, Intuition und Einheiten zusammenspielten.

      Der ganze andere Kram hat noch kein Aha-Erlebnis. Und bei Livingstone, Stanley und Twain aka Clemens ist eigentlich die falsche Zusammenstellung das Aha-Erlebnis 😀

        1. Der Erfolg (in irgendeiner Form) stellt sich ein, es ist nur eine Frage der Zeit. Beim Zusammenhang Kraft ist Leistung durch Geschwindigkeit war das Modell offensichtlich. Bei anderen Dingen muss man erstmal die Daten eine Weile sammeln, angucken – dann nutzt man die beste Mustererkennung, die es gibt: Den menschlichen Geist. Der entdeckt sogar Muster in zufälligen Verteilungen, Muster, die es gar nicht gibt – siehe Wolkendeutung, Verschwörungsmythen und dergleichen. Mit den Mustern, die man in den Daten sieht, spielt man dann rum, fasst sie in Mathematik, fittet sie an die Daten und schaut mal, was passiert.

          Auf diese Weise habe ich damals erstmal Puls mal Pace gerechnet beim Laufen, festgestellt, dass das cool ist, aber sich unintuitiv verhält (weniger Herzschläge pro Strecke, wenn ich schneller laufe). Also habe ich eine Vermutung geäußert (Anstrengung und damit Geschwindigkeit ist proportional zu den zusätzlichen Herzschlägen über den Ruhepuls hinaus). Ich habe dann parallel das PRAPP entwickelt (Puls minus Ruhepuls mal Pace in Minuten pro Kilometer, also zusätzliche Herzschläge pro Minute mal Minuten pro Kilometer) und das Puls-Pace-Produkt (ohne Abzug des Ruhepulses) gegen die Geschwindigkeit geplottet und nach Stillstand extrapoliert. Siehe da – das Puls-Reserve-Ausnutzungs-Pace-Produkt war tempounabhängig, und die Extrapolation Richtung Stillstand (Geschwindigkeit Null, Pace unendlich) ergab – ungefähr den Ruhepuls. Dann ging es weiter, indem ich PRAPP gegen Steigung meiner Läufe (also durchschnittlicher Anstieg pro Kilometer) aufgetragen habe, diese Auftragung zuerst numerisch, dann analytisch (lineare Regression) gefittet habe und es kam das sbPRAPP raus. Ich habe das nun als kurze Erfolgsgeschichte dargestellt, aber es gab schon einige Irrwege und auch mal ein paar Monate Stillstand, in denen ich keine Lösung hatte, aber das Problem bewunderte.

          Entsprechend lang kann der Weg bei mentalen und psychischen Dingen sein. Der Weg bei der Widerstandskraft erscheint im Moment recht linear und fertig gegangen. Aber ich habe schon ein paar Monate über dem Gedanken gebrütet, dann dreimal vor’m Einschlafen im Kopf ausgerechnet, dass Leistung durch Geschwindigkeit Kraft ist und es am nächsten Tag doch wieder vergessen, es in die Liste einzubauen. Außerdem bin ich mit der Widerstandskraft noch nicht fertig, in dem Sinne. Klar, ich habe nun für alle einzelnen Läufe und Radfahrten Leistung in Watt durch Geschwindigkeit in Metern pro Sekunde im Durchschnitt ausgerechnet, monats- und sportartweise Durchschnitte gebildet und herausgefunden, dass ich wohl einen Widerstand von ca. 65-70 Newton beim Laufen und ca. 25 Newton beim Radfahren überwinde – so in etwa, Diagramme folgen morgen oder so. Aber fertig ist das eben noch nicht… denn: Ich kenne ja die Höhenmeter meiner Aktivitäten. Mindestens beim Laufen könnte es sein, dass ich noch die Hubarbeit abtrennen kann, die ich gebraucht habe, um meinen Körper den Höhenunterschied hochzuwuchten, den ich im Verlauf des Laufes überwunden habe – dann bleibt der (wegen der überschaubaren Geschwindigkeit beim Laufen) recht kleine Luftwiderstand sowie die Kraft, die nötig ist, um das Körpergewicht bei jedem Schritt um einen gewissen Prozentsatz der Körperhöhe anzuheben. Da mein Stryd Footpod auch Schritthöhe misst, kann man das auch noch miteinander in Relation setzen. Beim Radfahren kommt dann auch noch das Gewicht des Rads dazu – Gesamtgewicht Rad plus ich sind schon ohne Gepäck 10% unterschiedlich zwischen Rennrad und Alltagsrad, und der Windwiderstand spielt – abhängig vom Rad, der Sitzposition und der Windrichtung relativ zur Fahrtrichtung eine Rolle, dazu kommt, dass hier die quadratische Natur des Anstiegs des Luftwiderstands mit der Geschwindigkeit schon eine Rolle zu spielen beginnt.

          Das Kraft ist gleich Leistung durch Geschwindigkeits-Thema ist also lange noch nicht ausgereizt.

          Beim Psycho-Thema fängt erstmal die Datennahme an, dann die subjektive Mustererkennung – und dann werden die Muster in Mathematik gefasst, mit den Daten abgeglichen und daran getunet. Ergebnis und Schlagrichtung offen, wesentlich offener als beim vorherigen Thema. Daher geht bei den mentalen und emotionalen Themen noch viel mehr Zeit ins Land, bevor ich was zu zeigen habe – aber es ist insgesamt auch noch viel spannender.

          Was das Schreiben angeht: Auch hier ist noch völlig offen, wohin die Reise mit „Sternenbrennen“ geht. Das Konzept stammt aus den Nuller-Jahren, ich habe es während meiner Promotion ausgesponnen. Es könnte ein SciFi-Roman werden, ist eigentlich vom Allianz-Union-Universum von C.J. Cherryh inspiriert, trägt aber viele Züge dessen, was in Form von „The Expanse“ geschrieben und verfilmt wurde. Ob daraus der Roman in fünf Akten wird, als den ich es damals entworfen habe, oder etwas völlig anderes, ich habe nicht die blasseste Idee. Es befriedigt mich nur sehr, wieder damit angefangen zu haben, daran zu schreiben.

          Puh, damit habe ich nun ein bisschen vorgegriffen.

  1. Man, man, danke für diese Breitseite, Wissenschaftlerin durch und durch. Ich benutze mein Mi Band nur noch als Telefonmelder in meiner Hosentasche😉. Du bist ja breit aufgestellt. Dann umsomehr viel Erfolg.

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