Kleines Tasting am Sonntagabend

Ich trinke fast keinen Alkohol – Bier konsumiere ich weitestgehend als alkoholfreies Weizen, beim Wein mag ich keinen Weißwein, aber bei Rotweinen sind liebliche und halbtrockene nicht gut für mich, und welche mit zu vielen Tanninen mag mein Kopf nicht.

Bleibt: Hochprozentiges in winzigen Mengen. In meinem Falle ist es dann weitgehend Whisky und Whiskey. Gestern Abend hatte ich zwei Flaschen, die mich hier verlockten, aufgemacht und probiert.

Gegenstand meines kleinen Sonntagabend-Tastings: Teeling Brabazon Bottling Nr. 1 Limited Edition und Jura Superstition.

Zuerst gab es den Jura Superstition, einen etwas rauchigen Whisky von der schottischen Insel Jura. Wie viele rauchige Whiskys zeigte er sich im Glas zwar rauchig und etwas fruchtig, aber auch nicht zu harsch im Alkoholgeruch. Angenehm war das, Rauch und ein Hauch von Frucht, vielleicht… ja, Rosine glaubte ich zu riechen. Als ich dann probierte, verfestigte sich das Fruchtige im Rauch, aber die Rosine blieb ganz vage im Hintergrund. Ich konnte erst beim letzten meiner vier kleinen, genossenen, lange erfühlten Schlucke genau sagen: Ja, da war die Rosine. Lecker und im Vergleich zu einer komplexen Rauchbombe wie Talisker 10 oder Laphroaig 10 oder Laphroaig Quarter Cask ein recht angenehmer, simpler Genuss, für den es nicht so viel Aufmerksamkeit braucht wie für die Rauchbomben mit viel Frucht im Rauch. Der macht sicher was her für eine gesellige Runde, wie man sie sich inzwischen sehr wünscht, aber noch nicht wieder genießen kann.

Nachdem ich dann mein Glas ausgewaschen hatte, machte ich den Teeling Brabazon Bottling Nr. 1 auf. Hier nun also ein Irish Whiskey nach dem zuvor genossenen Scotch – Teeling huldigt mit der Brabazon Bottling Reihe einer Familie, die für den Bezirk Dublins, in dem Teeling residiert, bedeutend war. Den Brabazon Bottling Nr. 2 hatte ich schon einmal in einem Irish Pub, ich charakterisierte ihn damals mit „Candy Shop“. Der Brabazon Bottling Nr. 1 hat auch eine Karamell- und eine Verbrannter-Zucker-Note, aber auch brachialen Alkohol – im Geschmack. Riechen tut er ganz unschuldig karamellig, süßlich, mild. Und dann – BÄM! Als ich dann etwas Wasser zugoss, wurde es besser, der verbrannte Zucker ging weg und die Karamell-Note kam besser raus, am Ende war es ein sehr weicher, angenehmer Genuss. Nächstes Mal gebe ich auf die 48% des Brabazon Bottling Nr. 1 gleich einen Schluss Wasser drauf.

Beide Flaschen habe ich heute erstmals aufgemacht. Für den Jura Superstition bedanke ich mich herzlich bei einem Freund, der ihn mir zum 40. Geburtstag schenkte – die Flasche stand also ein Jahr hier, bevor ich mich dazu durchrang, sie trotz diverser weiterer offener Flaschen mal aufzumachen. Den Brabazon Bottling Nr. 1 habe ich mir zusammen mit dem Brabazon Bottling Nr. 3 selbst gekauft. Schade, dass es den Nr. 2 nicht mehr gab.

Kleine Geschwister

Gestern war ich beim Veranstalter der Whisky-Tastings, die ich zu besuchen begonnen habe. Ich habe mir eine weitere Probe von dem interessanten Macallen, den ich beim letzten Tasting sehr mochte, sowie zwei Whiskys von Tastings vor meinem Dazustoßen abgeholt, die mich interessierten und weiter interessieren.

Die Pröbchen, die ich mir heute haben geben lassen – danke an Peter für’s Abfüllen!

Es sind: der 25-jährige von Laphroaig, der Bunnahabain Moine Bordeaux Limited Release Warehouse Nr. 8 und der Macallan Enigma. Wahrscheinlich werden mich die jeweils vier Zentiliter länger begleiten als so manchen anderen Whisky-Fan, da ich mir immer nur recht wenig in mein Glas packe. Ich freue mich schon auf das Probieren – vermutlich wird der Laphroaig der erste sein, bei dem ich nicht widerstehen können werde.

Im Titelbild findet Ihr noch die drei „kleinen“ mit ihren fünf großen Geschwistern aus unserem Whisky-Regal.

The most richly flavoured one …

Zwei Neuankömmlinge nehmen den bereits länger Zugewanderten in die Mitte.

Über eine Aktion mit (chinesischem) grünem Tee auf einer Party hatte ich den Gedanken an ziemlich außergewöhnliche Aromen. Die spannenden, interessanten, intensiven Aromen des Grüntees, seine Evolution über Aufgüsse, ja sogar das Trinken des einen Aufgusses über Abkühlung und Gewöhnung der Zunge, regten den Vergleich mit Whisky an. Nachdem ich einen Talisker Skye geschenkt bekommen hatte, hier in der Mitte zu sehen, erinnerte ich mich wieder an das Erlebnis, das Happening, die regelrechte Offenbarung von Laphroaig Ten, die mir bei der Party eines Freundes über den Weg lief.

Obschon ich schon die ein oder andere Kritik am Talisker Skye gehört und gelesen habe, ich mag ihn. Aber er ist nicht dieser Hammer an Aromen wie der Laphroaig Ten. Nun gärte seit oben genannter Tee-Aktion in meinem Kopf die Absicht, als „nächste Flasche nach dem Talisker Skye“ einen Laphroaig zu kaufen. Da kam dann aber auch die Frage auf, die sich langsam in mir nach oben arbeitete: „Wieso warten?“ Für den Talisker brauche ich noch lang. Sehr lang. Whisky genieße ich in winzigen Einheiten und selten, so fünf- bis sechsmal die Zunge benetzen und bis zum Zergehen, verdunsten genießen, dann ist das Glas auch leer und ein weiteres wäre Sauferei. Für mich soll Whisky ein Happening sein, eine Fülle der Aromen, Gerüche und Geschmäcker, der gerne auch gar nicht dazu führt, dass der Kopf den Alkohol merkt – die Zunge reicht. Wieso warten, fragte ich also?

Und hier sind sie nun: Der mir bereits bekannte „Hammer“ des Laphroaig Ten und dann noch ein Versuchsballon, der Laphroaig Quarter Cask, dessen Vorstellung mir ebenfalls behagte. Den gab’s auch mit einem Glas und Untersetzer im Stile des Herstellers. Es wird dauern, bis ich sie probiere, die beiden. Ich werde es aber tun – und genießen. Und bei den ersten zwei, drei Mal wird man gar nicht merken, dass etwas aus der Flasche fehlt, vielleicht sogar noch länger. Vielleicht animiert mich der liebste Whisky von Elizabeth Ames, Anwältin aus meiner Phantasie „The Howard-Goldstein Vortex“, auch dazu, mich endlich mal zum Komplettieren von Impressum und Datenschutzerklärung des Howard-Goldstein-Vortex-Blogs, so dass ich dort mal die bereits vorgeschriebenen Kapitel veröffentlichen kann. Stück für Stück, in fast homöopathischen Dosen – ebensolchen, in welchen ich Whisky konsumiere.