Motivation ist eine komische Sache. Erst lässt sie mich zwei Wochen im Stich, nun…
Ich bin nach dem vorgestrigen Wettkampf nicht schon wieder gelaufen, das wäre zu früh gewesen. Die Oberschenkel, ausgerechnet die Oberschenkel ziehen noch ziemlich fies. Ich habe sie auch nicht hart gedehnt, sondern bin sanft mit Yin-Yoga an die Spannungen von Wetterwechsel und Wettkampf rangegangen. Doch obwohl ich noch ziemlich KO war von dem Zehner in der eiskalten Luft, obwohl mir der ziemlich rapide Wechsel von kalt und trocken zu deutlich wärmer und feuchter echt in den Knochen sitzt, mich quält, habe ich die Motivation gefunden, endlich mal wieder Sachen in meinen Ordner einzusortieren.
Versteht mich nicht falsch: Ich freue mich über wärmeres Wetter, über abtauende Straßen unter meinen Fahrradreifen. Aber diese Wetterwechsel, die typischerweise mit Druckänderung verbunden sind, mit einem Drehen des Windes – bei uns meist von Nordostwind bei trockener Kälte (oder im Sommer trockener Hitze) zu Südostwind bei feuchter Kühle – sie setzen mir zu. Machen mich reizbar, lassen meinen Nacken verspannen, auch meinen Rücken, und drücken auf die rechte Schläfe.
Und dennoch: Ich habe endlich wieder meinen Ordner gepflegt, den mir mein Mann mal geschenkt hat. Der wurde allmählich dicker, und daher habe ich einen lange gefassten Vorsatz nun umgesetzt: Ich bewahre die Startnummern meiner Läufe nicht mehr auf, nur noch die Urkunden. Drei Startnummern lagen noch herum, dreizehn Startnummern waren noch in Kunststoffhüllen im Ordner drin. Bis auf die Startnummer von der Winterlaufserie, die ich zum Fünfzehner und Zwanziger wieder brauchen werde, habe ich sie alle weggetan. Dafür habe ich die zehn Urkunden, die hier noch lose herumlagen, endlich mal eingeheftet – neun davon waren von insgesamt sieben Laufwettkämpfen, wenn ich nicht irre. Stadtradeln-Team-Wertung Platz drei im vergangenen Jahr bei uns im Ort, verliehen im April, Rißnertlauf 1:02:30 für 15 Kilometer im März, Badische Meile mit 34:21 für 8,88889 Kilometer im Mai, Dämmer-Marathon mit 3:09:56 für 42,195 Kilometer im Mai, Bergdorfmeile mit 36:11 für hügelige 8,88889 Kilometer im Juli, Kombi-Wertung der beiden Meilen zweimal, einmal mit dem RP Karlsruhe als Mannschaft drauf, dann nochmal mit dem Laufteam rennwerk als Mannschaft drauf, da ich ja von zwei unterschiedlichen, aber beiden sehr bedeutenden Institutionen in meinem Leben die Startnummern bezahlt bekommen habe, für die beiden Meilen. Dann noch der Baden-Marathon, gelaufen als langen Trainingslauf, drei von drei möglichen Bananen abgestaubt in 4:11:11 im September, und schließlich der Herbstlauf in Ötigheim mit 19:09 für fünf Kilometer und die Winterlaufserie Rheinzabern mit 39:55 für den Zehner.

Meinen Trainerschein und einige Zeitungsausschnitte habe ich auch in das vordere Fach gesteckt. Eigentlich ist das eine sehr befriedigende Arbeit, die ich immer gerne gemacht habe – so ein bisschen Götzendienst am Schrein für meine Laufleistungen. Indes, seit dem März habe ich es schleifen lassen. Genauso lag die Medaille vom Baden-Marathon noch herum, genau wie die aus Ötigheim, nur die vom Dämmer-Marathon hatte ich schon auf das Bord gehängt. Götzendienst continued:

So allmählich füllt sich auch der Medaillenständer und schreit nach einem zweiten. Dabei fällt mir auf, dass ich ein sehr an Gewohnheiten orientierter Mensch bin: Vier Marathon-Wettkämpfe habe ich bis jetzt bestritten, dreimal in Karlsruhe, einmal in Mannheim. Von beiden Wettkämpfen hängen auch in Summe drei Halbmarathon-Medaillen noch dazwischen. Meine geplanten Marathon-Saison-Höhepunkte nächstes Jahr sind da natürlich völlig überraschend… der Dämmer-Marathon in Mannheim im Mai und der Baden-Marathon in Karlsruhe im September. Ebenfalls öfter kommen die Badische Meile und der Köhlbrandbrückenlauf vor. Oh Wunder, mindestens die Badische Meile (und die Bergdorfmeile) stehen schon wieder in meinem Plan, auch wenn die Badische Meile am Wochenende vor dem Dämmer-Marathon sicher nicht der vernünftigste Plan ist für den Sonntag eine Woche vor dem Marathon. Köhlbrandbrücke wäre auch nochmal klasse, so lange es sie noch gibt!
Dazwischen hängen da noch die Medaillen vom Spenden-Triathlon für das Ahrtal, ein paar weniger prominente virtuelle Läufe. Dann der Hella Hamburg Halbmarathon, die Medaille für den Fünfer-Sieg beim TGÖ und die vom zweiten Platz beim Ettlinger Altstadtlauf 2019. Nicht zu vergessen die Medaille von der Marathon-Staffel mit den Sport Löwen Baden beim Freiburg-Marathon 2019 und die von der Kilometer-Fresser-Challenge des rennwerks aus dem Jahr… 2017, glaube ich.
Wie gesagt. Ein Götzenschrein für Läufer-Tally.