Woohoo!

Heute…

Heute bin ich das erste Mal seit der Verletzung vom 02.04.2020 wieder mehr als zehn Kilometer am Stück gelaufen. Ich hatte nur ein bisschen ein Ziehen in der Wade, keine Schmerzen. Ein bisschen merke ich, dass ich asymmetrisch abgebaut habe in der Zeit – meine Fivefingers habe ich ein bisschen mehr abgesetzt auf der rechten Seite, wo die Wade verletzt war. Aber ich bin 12,6 Kilometer weit gelaufen, ohne Probleme, schneller als 5:40 pro Kilometer und mit weniger als 150 Herzschlägen in der Minute im Schnitt.

Heute war ich drauf und dran, mal wieder einen Beitrag mit „Back on Track“ zu überschreiben, ich habe es aber nicht getan. Zu oft habe ich das getan. „Back on Track“ ist auch eine Prognose, nur hier habe ich erstmal Begeisterung. Dass ich fest daran glaube, dass ich wieder fit bin und keinen Rückfall bekomme, das muss das regelmäßige Training im Laufen zeigen. Dass ich den Willen habe, mich wieder auf Marathon-Level zu trainieren, ist nicht erst seit heute, die Hoffnung war auch schon die ganze Zeit da. Mit Willen und Fortschritten aus Hoffnung auf das Comeback den Glauben daran und schließlich das Comeback auf den Langstreckenwettkämpfen zu machen, das ist ein Prozess.

Der einzelne Lauf heute – das ist ein Quell von Begeisterung, die Treibstoff für den Prozess ist, und ein Schritt in diesem Prozess. Aber das Gefühl „Ich bin wieder da!“ war stärker, stärker als irgendwann in den letzten sechs Wochen!

Aufgeblasenes Andenken

Der Hella Hamburg Halbmarathon hat mir ein Andenken mitgegeben – naja, weit mehr als nur eines. Da sind der tolle Jute-Beutel, die Medaille, das Shirt … aber eben noch ein weiteres.

Seltsamerweise ist dieses Andenken, das mich gestern sehr beschäftigt hat, trotz einer Kombination von eingelaufenen, viele hundert, ja sogar mehr als zweitausend Kilometer belaufenen Schuhen (nicht immer dasselbe, nur dasselbe Modell) mit bekannten, oft in diesen Schuhen belaufenen Socken aufgetreten. Genau: Eine Blase. EINE Blase? Nein! Es sind gleich drei, alle an der mittleren Zehe des linken Fußes. Eine besonders dicke links außen, in dem Bereich, in dem die nächstkleinere Zehe nicht anliegt, eine weitere auf der Unterseite der Zehenspitze und eine dritte rechts vorne. Nur die rechte Seite des vorderen Zehensegments ist blasenfrei – naja, und notgedrungen die Oberseite, weil dort der Zehennagel ist, und die Rückseite, weil’s dort am nächsten Zehensegment angewachsen ist.

Die Stelle tut bei Belastung, Berührung, allem weh, drückt und zieht und macht und tut. Das vorderste Zehensegment ist doppelt so dick wie das entsprechende am anderen Fuß, auch der Schaft der Zehe, also die restlichen Segmente bis zum Fuß, sind angeschwollen. Nägel mit Köpfen, wie man so schön sagt. Der Nachteil ist, dass sich dieses Blasen-Konglomerat auch zuverlässig gegen alle Blasenpflaster wehrt, da die Zehe zu rund ist für ein Nicht-Zehen-Blasenpflaster und egal, wie ich ein Zehenblasenpflaster um die Zehe kleben will, die Klebestelle immer auf einer weiteren Blase aufkäme. Für dieses interessante geometrische Problem war ich gestern Abend am eine Lösung suchen.

Bei der Ursachenforschung stieß ich darauf, dass ich mir durch den etwas veränderten Laufstil während der Rekonvaleszenz von meiner Fußverletzung bereits eine Blase an der mittleren Zehe gelaufen hatte. Ich war sehr glücklich, da sowohl der Fuß wieder in Ordnung war als auch diese Blase auf der Zehe aufgegangen, desinfiziert und verheilt war. Offenbar war aber die Haut dort noch recht empfindlich, und das Zusammenspiel von vielen Schritten, Schweiß und Belastung war dann zu viel, zumal ich durch die Heimfahrt auch nicht aus den Schuhen rauskam. Nun, ich hoffe, das geht schnell vorüber. Gestern habe ich noch einmal ausgesetzt mit dem Laufen, ob ich heute aussetze, weiß ich noch nicht so genau – kommt ein bisschen drauf an, wie sich das Ganze entwickelt. Jedenfalls ist das sicherlich lange nicht so schlimm wie die Fußverletzung, aber im akuten Moment doch sehr, sehr hinderlich. Ich humple genausoschlimm wie mit den Schmerzen in der Sohle, dabei ist es nur auf der Haut! Aber es ist halt etwas Schmerzhaftes, sehr Druckempfindliches auf der Haut, und das warme Wetter tut sein übriges. Ich hoffe mal, dass es schnell weggeht – also das Problem mit den Blasen, nicht das schöne Wetter!

Es geht wieder!

Der vertretene Fuß vom vergangenen Freitag war nun doch nicht ganz so harmlos, wie ich es dargestellt habe. Ich hatte aber auch nicht gewollt, dass ich meine „Hoffen“ und „Verzweiflung“ Phasen über Fuß und nicht laufen hier verewige und nur Auf und Ab zeige.

Gestern hat mich die Kombination aus einer anstrengenden Sitzung am Mittwoch, einem recht krassen Gewitter in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sowie das Nicht-Laufen mit Kopfschmerzen auf die Bretter geschickt – aber heute morgen war der Fuß dann so weit okay, dass ich es versuchen wollte. Erst bin ich einmal um den Block gelaufen – 600 Meter sind das. Es ging so gut, dass ich direkt eine zweite Runde gedreht habe. Der Fuß monierte es nicht. Ich habe dann zuhause eine kurze Pause gemacht, ob mit Abklingen der Endorphine doch wieder Schmerz aufkommen würde – oder gar schlimmerer Schmerz als vorher. Doch das war nicht der Fall. Weitere drei Hausrunden, also 1,8 Kilometer zusätzlich, brachten auch keine Verschlimmerung, also lief ich mit Fahrradbegleitung durch meinen Mann die fünf Kilometer zum Fitnessstudio und weitere fünf Kilometer zurück. Und siehe da: Mein Fuß ist soweit okay. Ich spüre weiterhin, dass da etwas war. Aber ich laufe symmetrisch, nehme keine Schonhaltung an, kann normal und schnell laufen … und fühle mich großartig dabei!

Die Woche, die meine Ärztin mir empfohlen hat, habe ich ab Verletzungsdatum gewartet und sehe nun: Es läuft. Oder eher: Sie läuft, die Tally, sie läuft wieder. Und das ist großartig!

Die Lehre

Ich hatte mich ja gestern am Fuß verletzt. Daraus habe ich mehrere Lehren gezogen, die ich heute, wo es schon wieder besser wird, recht klar sehe:

  1. Feldwege sind kein Asphalt. Klingt banal – aber sollte sich im Schuhwerk niederschlagen.
  2. Ich bin eher keine Trailrunnerin, sondern auf Straße und Bahn ausgelegt. Ich sollte nicht so tun, als wäre ich es – und auf unebenem, schrägem Untergrund hinreichend vorsichtig laufen.
  3. Mein Laufstil, der vor allem auf dem Vorfuß aufkommt und von ihm wieder abspringt, benutzt intensiv die Muskeln, Sehnen und Knochen des Fußes, insbesondere des Gewölbes.

Und so freue ich mich, dass bereits gestern Abend das Humpeln weniger wurde, mein linkes Fußgewölbe wieder zunehmend tragfähig wird, ohne wehzutun. Mit dem ganzen Gewicht drauf ist es immer noch am schmerzen – deswegen habe ich das Laufen heute unterlassen. Morgen früh schaue ich mal wieder in mich hinein und gucke, ob ich zum Lauftreff gehe – die zwei Mal siebzehn Kilometer am Freitag und die dreißig Kilometer, die ich für Sonntag geplant habe, sind aber definitiv passé.

Ich habe allerdings das Gefühl, dass ich eine solche Verletzung schon einmal hatte – ich kann nicht sagen, ob links oder rechts, aber das Gefühl kommt mir bekannt vor. Es ist so ein Gefühl, wie man es manchmal bei Verspannungen hat – man müsste nur ein bisschen stärker anspannen oder dehnen, dann knackt’s und ist besser. Das werde ich aber nicht ausprobieren, da ich mir sicher bin, damit etwas kaputt zu machen. Auch letztes Mal, wenn ich die indifferenten, dumpfen Erinnerungen deute, ging’s recht schnell mit der Genesung, danach kam ich recht schnell wieder ans Laufen. Für die Zukunft gilt allerdings: Wenn ich Feldwege laufe, brauche ich definitiv weniger direkte, besser gedämpfte, mehr stützende Schuhe als den superschnellen Kinvara 9. Mit den Escalantes, dem RideIso oder einem Mizuno WaveRider wäre das vermutlich nicht passiert. Außerdem ist es besser, ein bisschen die harten Halme und Zweige auf der geraden Trekker-Rad-Spur gegen die nackten Schienbeine zu bekommen, als sich auf der schrägen, halm- und zweigfreien anderen Trekker-Rad-Spur den Fuß zu vertreten.

Ganz am Ende des Tages ist aber auch noch eine Erkenntnis: Es ist für mich und für mein Umfeld ein Segen, dass ich recht robust bin gegen Laufverletzungen. Warum? Ganz einfach: Ich merke schon jetzt, wie ich unleidlich werde. Ich würde vermutlich die Wände hochgehen und mein gesamtes Umfeld unglaublich stressen, wenn ich länger nicht laufen könnte. Jetzt dürft Ihr gerne mit dem Schlagwort „Sucht“ kommen – allerdings behaupte ich, dass rein von der Biologie des Menschen das regelmäßige Laufen dem Bedürfnis nach Essen näher kommt als einer Sucht nach Alkohol oder Nikotin, zum Beispiel.

Autsch!

Leider ist es so: wenn es kommt, kommt es dicke. Dass auch die eigene Unachtsamkeit aufgrund von „mehr als sonst“ oder gar „zu viel“ dazu beiträgt, die Situation zu verschärfen, habe ich heute eindrucksvoll bewiesen bekommen.

Es ist kurz vor Weihnachten, es gibt unzählige Dinge noch in diesem Jahr zu erledigen. Dazu habe ich noch einen Beitrag zu unserer Weihnachtsfeier auf der Arbeit gebastelt – einen kulinarischen: blanchierter Spinat mit einer Sesam-Mirin-Sojasauce-Sauce. Also hatte ich heute nach Stau auf der Autobahn bei der Fahrt zur Arbeit, engem Zeitrahmen bis zum ersten Termin am Morgen auch noch eine Tasche und eine Schüssel zu tragen. Wie meistens, wenn man hundert Dinge denkt, in Eile ist und auch physisch zu viel schleppt, wird man unachtsam. Mein Fuß rutschte seitwärts vom Bordstein, das Gleichgewicht war weg, zumal ja auch die Arme ungleich schwer waren: In der einen Hand hatte ich die Metallschüssel mit Gomaae. Also fing sich mein Körper über linkes Knie, dann rechts Knie, dann linken Handballen ab. Schlimmes ist nicht passiert, aber für einen Moment hat es schon weh getan. Dazu sind in der robusten, tollen Eislaufstrumpfhose, die im Winter zu meinen Röcken fest gehört, am linken Knie ein paar Löcher und ein paar Flecken, am rechten Knie ging’s mit zwei Löchern ab. Zum Glück habe ich ja Overknee-Strümpfe an, die ich zur Zeit normal unterhalb der Knie lasse – die habe ich einfach hochgerollt, schon sieht man nichts mehr.

Aber die Lehre aus dem Ganzen ist: Auch wenn die Zeit knapp ist, gehe lieber zweimal, wenn zu viel zu tragen ist. Auch Gehen ist nichts vollständig Selbstverständliches, man kann nicht beliebig Konzentration davon abziehen, irgendwann ist man nicht mehr auf unvorhergesehene Dinge vorbereitet.

Erzwungene Regeneration

Nachdem ich dieses Jahr bereits über 250 Kilometer hinter mich gebracht habe, kam vorletzte Woche dann der erste Rückschlag. Natürlich ist mir klar, dass Ende März Anfangen und bis Mitte des Jahres 250 Kilometer zu laufen nicht unbedingt eine Top-Leistung ist, aber im Vergleich zum letzten Jahr, in dem ich gar nichts auf die Reihe bekam, ist das eine massive Steigerung und meiner Ansicht nach ein Schritt in die richtige Richtung.

Mitten in meinen Vorbereitungen zum Campus-Run auf dem Gelände der Uni Stuttgart am 7.7. zwickte es dann an einer Stelle doch etwas hartnäckiger. Für mein Gefühl der Knochen, hinter dem Knöchel, unterhalb der Achilles-Sehne tat weh. Mal mehr, mal weniger, beim Laufen ging es recht schnell weg, kam aber wieder. So richtig besser wurde es über eine halbe Woche wenig und langsam Laufen nicht, eher schlimmer. Also setzte ich das Laufen erstmal aus. Aber auch eine halbe Woche gar nicht Laufen löste das Problem nicht, der Schmerz verschob sich ein bisschen, veränderte sich, ging nicht weg.

Also ging ich zu meinem Hausarzt, der drückte ein bisschen an der Achilles-Sehne herum, machte sich wohl Sorgen, es sei die Sehne selbst. Er fragte nach meiner bisherigen Laufleistung und drückte dabei weiter unten – ich protestierte erschrocken erstmal mit einem „Aua!“ und erklärte dann, 250km seien auf „dem Gerät“ schon drauf, dieses Jahr. Das beruhigte ihn – beides. Aufgrund der Laufleistung und der Stellen des Schmerzes könne er Probleme direkt an der Sehne und Ansätze zu einem Ermüdungsbruch ausschließen – letzteren hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Er sprach von einer Sehnenansatz-Reizung, maximal einer leichten Entzündung. „Vergällt einem das Laufen, geht meistens mit der Zeit von allein wieder weg, ist lästig, schmerzhaft, aber in aller Regel nicht gefährlich.“ Im Zusammenhang mit meiner Colitis Ulcerosa und deren Medikation wollte er aber systemische Gabe von Diclofenac nicht empfehlen. Daraufhin habe ich ein bisschen herumgesucht und gemerkt: ich hätte mir das auch selbst diagnostizieren können, das Wissen habe ich inzwischen. Aber Schmerz funktioniert individuell, in so fern war’s wesentlich besser, den Arzt draufgucken zu lassen. Ein bisschen weiter schonen, ein bisschen Nachhilfe mit Diclofenac lokal und „von außen“ und schon war’s komplett wieder gut.

Nun hieß es: wieder ins Training, weiter auf den Campus-Run zu Trainieren! Gestern war es so weit, ich stellte mich auf ein deprimierendes Ergebnis, auf einen ordentlichen Verlust ein. Am Anfang der 8,6km-Runde war das GPS am Handy wohl mit den Satelliten nicht ganz glücklich, sprang zwischen 12min/km und 3min/km hin und her, schien sich auf 7:20/km einzupendeln – und das wollte ich so nicht akzeptieren. Also gab ich Gas. Nach einem Kilometer war GPS sich mehr mit sich selbst einig und 5:59 standen auf dem Display – das motivierte mich. Also nahm ich mir vor, das Tempo durchzuhalten, auch über die erste kleine Steigung hinweg. Dort verliere ich normal die Zeit vom ersten Kilometer, aber dieses Mal nicht. 6:01 pro Kilometer war’s nach der wirklich nicht sehr langen Steigung. Meine Laune stieg. Über die Felder wurden’s wieder unter sechs Minuten und Zuhause standen dann tatsächlich 5:54 pro Kilometer auf dem Display, GPS hatte dieses Mal (im Verhältnis zu früheren Läufen auf gleicher Strecke) sogar 200 Meter weniger registriert, und ich war ziemlich stolz. Denn das erste Mal dieses Jahr bin ich eine etwas längere Strecke von knapp neun Kilometern in unter 6min/km gelaufen. Meine Muskeln haben die erzwungene Ruhepause also nicht genutzt, um gleich wieder in den „brauchst uns ja eh nicht“-Trott zu verfallen.

Eine sehr motivierende Erkenntnis!