Eine Gabelung der Evolution?

Manchmal schaue ich auf die Welt, schaue mir die Perspektiven anderer Menschen an und staune. Natürlich klingt es ein bisschen überheblich, über die Perspektiven anderer Leute zu staunen. Aber von Anfang an…

Eine Freundin und ich chatteten heute über meinen Besuch bei der „Radlabor“-Konferenz der Hochschule Karlsruhe. Dort wird zum Thema Radverkehr geforscht, sowohl im Ingenieursbereich, als auch im stadtplanerischen Bereich und natürlich auch ganz stark in der Datenerfassung von Radverkehr – Bedarf, Gefahren, Regeleinhaltung, Gefahrenstellen, Konflikte und sogar Simulation. Dabei kam das Thema auf, wie sich in einem Experiment in Baiersbronn der Modal Split massiv veränderte – aus zuvor 72 % Auto in der Aktionsgruppe, die kostenlos ein Pedelec gestellt bekamen, wurden 28 % Auto und 68 % der Fahrten mit dem Pedelec. Bei der Gelegenheit kamen wir dann auf generelles Verkehrsverhalten. Zur Sprache kamen Extreme wie Menschen, die 20 bis 30 Kilometer (eine Strecke!) zur Arbeit mit dem Rad pendeln, oder gar einzelne Strecken laufend und den Rest mit dem Rad oder dem ÖPNV pendeln auf der einen Seite. Der andere Pol sind dann Leute, die beim Bäcker vor der Tür parken und dann ihr Auto drei Häuser weiter zum Metzger bewegen, und ja, das waren keine aus der Luft gegriffenen Beispiele. An dieser Stelle kamen mir zwei Bilder, zwei… Perpektiven, die sich vor allem darin unterscheiden, ob die Menschheit in zwei Gruppen zerfallen ist, die voneinander wissen, einander gar teils bedingen, aber in vielen Aspekten so unterschiedlich sind, als gehörten sie zwei verschiedenen Spezies an – oder ob das Ganze doch noch ein Spektrum ist, dessen Enden auch ob des kontinuierlichen Übergangs dazwischen doch noch kompatibel sind. Lasst mich erst einmal die Gabelung der Evolution zeichnen.

Man stelle sich vor… ein Mensch erhebt sich morgens aus seinem Bett, setzt Kaffee auf, trinkt diesen, putzt sich die Zähne und sperrt dann die Tür zwischen Flur und Garage auf. Ohne unter freiem Himmel gewesen zu sein, setzt er sich in sein Auto und rollt durch den morgendlichen Verkehr in einen entfernten Ort, stellt sein Gefährt in eine Tiefgarage, fährt mit dem Aufzug ins Büro hinauf und verweilt dort, vor einem Rechner sitzend, geht in die Kaffeeküche, geht zu einer Besprechung in den Konferenzraum. Zum Mittag bestellt die Kollegenrunde Pizza direkt ins Büro. Gegen 17:00 verlässt jener Mensch sein Büro, fährt mit dem Aufzug in die Tiefgarage, steigt ein, fährt nach Hause – kurz vor dem heimatlichen Dorf biegt er auf einen Parkplatz ab, ist das erste Mal an diesem Tag außerhalb eines Gebäudes oder des Autos, erreicht vielleicht seinen 800sten oder 1000sten Schritt an diesem Tag, während er Chips und Bier kauft. Dann trägt er selbiges in sein Auto, setzt sich hinein und fährt nach Hause. Mit der Fernsteuerung lässt er das Garagentor hochfahren, verlässt die Garage durch die Verbindungstür in den Flur, während das Garagentor herunterfährt, und schaltet den Fernseher an. Ein Glück! Das Spiel läuft erst 10 Minuten, freut er sich, während er mit seinem Feuerzeug die erste Bierflasche öffnet und die Chipstüte aufreißt. 1200 Schritte sind auf seinem heutigen Bewegungskonto. Als auf dem Bildschirm der Ball wechselt, zur von unserem Probanden bevorzugten Mannschaft, in Richtung Mittellinie gespielt wird, ein Mittelfeldspieler dribbelt und flankt… unser Proband auf dem Sofa spuckt Chipsreste auf den Tisch, als er in Richtung des Bildschirms brüllt: „Mann, du musst im Sechzehner sein, wenn die Flanke kommt! Das ist zu langsam…“ Wir reflektieren: Selbiger Mensch hat auf dem Supermarktparkplatz das erste Mal freien Himmel ohne Glas davor gesehen, am heutigen Tage vielleicht 1200 Schritte zurückgelegt, und fordert vom Stürmer seiner Mannschaft, in etwa zehn Sekunden von „wir wollen den Ball“ auf „wir haben den Ball“ umzuschalten und mehr als 50 Meter über das Spielfeld zurückzulegen, sich dann auch noch freizulaufen, hakenschlagend, um ungedeckt von einem Verteidiger eine Flanke annehmen und im Tor versenken zu können. Er guckt ein Spiel an, in dem die Spieler acht bis vierzehn Kilometer in einem Spiel laufen, dabei 10.000, vielleicht 20.000 oder mehr Schritte machen, was unserem Menschen auf dem Sofa vielleicht nicht unmöglich ist, vielleicht nicht unmöglich erscheint, aber in der Multiplikation von Unfähigkeit und Unwilligkeit doch niemals passieren wird. Nicht täglich, wie’s der Fußballspieler trainiert, nicht einmal wöchentlich, wie’s unser Mensch beim Fußballspieler tatsächlich sieht, nicht einmal im Jahr.

Sind dieser auf der Couch sitzende Mensch, der offenkundig von den Fußballspieler auf dem Bildschirm etwas erwartet, was für ihn durch Entwöhnung und Unlust unmöglich ist, noch ein und dieselbe Spezies? Können dieses beiden, die ganz offensichtlich in ihren körperlichen Fähigkeiten völlig inkompatibel sind, und das ganz ohne Unfall oder Behinderung, noch in irgendeiner Weise dieselben sein?

Das war ein extremes Beispiel und es war auch zumindest beim Fußballer nicht so auf den Verkehr, auf die Alltagsbewegung fokussiert, wie ich das vielleicht gerne hätte – bei unserem Menschen auf dem Sofa habe ich schon illustriert, wie viel Bewegung im Alltag vermieden wird. Wechseln wir also die Perspektive.

Nehmen wir mal an, da ist ein Mensch, der 1500 Meter zum S-Bahnhof von zuhause zu gehen hat, das auch immer zu Fuß macht. Manchmal muss dieser Mensch diesen Weg sehr schnell zurücklegen, weil unsere Probandin nach dem Tee Trinken einfach nicht in die Gänge kommt. Sie fährt mit der S-Bahn in die Stadt, wechselt dort den Zug, schaut sehnsüchtig auf den nebenan abfahrenden IC nach Westerland („Ich will wieder an die Nordsee…“) und rollt mit einer anderen S-Bahn zum Arbeitsort. Dort hat sie noch fast einen Kilometer zu gehen. Nachdem sie Mittags mit einem Kollegen, der mit dem Rad zum Büro kam, einen halben Kilometer zum Supermarkt gegangen ist, um was zu Essen zu kaufen, und den Nachmittag über weiter gearbeitet hat, zieht sie sich im Büro um, lässt ihren Büroklamotten da – fährt 20 Kilometer mit der S-Bahn an den Bahnsteig, wo sie zuletzt „Westerland“ von den Ärzten gesummt hatte, und rennt von dort einen Halbmarathon nach Hause. Später in ihrem Leben wechselt sie zu einer Arbeitsstätte in der Stadt mit dem Bahnhof, an dem der Zug nach Westerland abfährt, pendelt mit der Bahn und rennt öfter mal ganz vom Büro nach Hause – später pendelt sie fast nur noch mit dem Fahrrad und schafft eigenes Auto und Monatskarte ab.

Unsere Probandin weiß, wie schwer Bewegung fällt, wenn man sich lange kaum bewegt hat, sie ist mal völlig unglücklich Langstrecke mit dem Auto gependelt. Aber sie hat weniger Laufen und Radfahren im Fernsehen angeschaut (auch wenn sie das auch gerne tut), sondern hat es auch und mehr getan. Zehn Kilometer Aktionsradius zu Fuß, dreißig und mehr Kilometer Aktionsradius mit dem Fahrrad hat sie, in ihrem ganz persönlichen Modal Split kommt das Auto gar nicht mehr vor. Sie weiß, dass Spitzensportler, denen sie zujubelt, vielleicht eine Mischung aus Talent und Verletzungsresistenz mehr haben als sie, aber grundsätzlich sind Anna Kiesenhofer, Eliud Kipchoge, Wout van Aert und wie sie alle heißen, keine grundsätzlich unerreichbaren Sagengestalten. Freilich bemerkt sie, wenn jemandem die Kraft ausgeht, er oder sie eigentlich Aufgaben in einem Rennen oder Spiel zu erfüllen hätte – aber sie kennt’s selbst, manchmal geht das einfach nicht. Statt in den Bildschirm hinein zu fordern, bedauert sie, dass es nicht geht. Sie hat bemerkt, dass Menschen, die eher berührbar sind, neben denen sie auf den Veranstaltungen nach Läufen saß, auf deutschen Meisterschaften über zehn Kilometer gelaufen sind, sie hat mit Menschen auf einem Marathon-Podium gestanden (viel weiter unten freilich), die in einer anderen Disziplin Weltmeister waren.

Für mich, die ich eine recht gute Vorstellung vom Potential auch des menschlichen Körpers einer Person hat, die normal arbeitet, erscheint es vom Couch Potato bis zum Spitzensportler als ein kontinuierliches Spektrum. Die Positionierung unserer selbst in diesem Spektrum hängt weit mehr von unserem Willen ab, uns zu bewegen, als von Anlagen und Talenten. Natürlich gibt es Krankheiten und andere Probleme, die einen hier rausnehmen. Aber ein Großteil der Menschen gebraucht „keine Zeit“ für Bewegung sehr gedankenlos. Man kann mit dem Rad zur Arbeit fahren. Man kann sich zum ÖPNV gehend hinbewegen, statt mit dem Auto hinzufahren. Man findet Zeit für einen Spaziergang. Bewegung und Sport lassen sich an vielen Stellen unterbringen, und Bewegung in die alltäglichen Wege einzubringen, schon 100 Meter nicht mit Umparken des Autos, sondern zu Fuß zurückzulegen, spart Energie. Das greift ineinander.

Sind wir nun zwei verschiedene Spezies? Biologisch sicher nicht. Das Potential ist da. Dass wir nicht alle das körperliche und mentale Potential haben, Marathon unter 2:30 zu laufen, die Tour de France zu bestreiten oder Fußball auf hohem Niveau zu spielen, und nur sehr wenige die Chance bekommen, entsprechend intensiv zu trainieren, ist gegeben. Nicht allzuselten höre ich von Menschen, die eigentlich um Weltrekorde im Marathon wissen, dass man „so schnell doch gar nicht laufen“ könne, nachdem ich von Intervalltraining mit 400-Meter-Abschnitten in 1:30 und weniger berichte. Eliud Kipchoge läuft schneller, deutlich schneller, und nicht 400 Meter am Stück, sondern 42,195 Kilometer. Ich höre von Leuten, die das Straßenrennen bei den Olympischen Spielen angeschaut haben, dass vierzig Kilometer Radfahren zur Arbeit und zurück am Tag „irre“ seien, ich höre es so oft, dass ich es selbst auf mich und andere anwende. Wenn ich mir allerdings das am Anfang gezeichnete, zugegebenermaßen überspitzte Beispiel anschaue, möchte ich sagen: Wir sollten in Sachen Bewegung und Sport, in Sachen wissenschaftlichem Denken und Logik, in so vielen Dingen uns nicht in Trägheit suhlen und vermeintliches oder echtes „gottgegebenes“ Talent bewundern, am Ende noch die, die sich all diese Fähigkeiten hart erarbeitet haben, vor dem Fernseher, im Stadion oder an der Strecke dafür verurteilen, wenn’s mal nicht so läuft.

Man kann Zuhause-Arbeit-Zuhause fahren und sich ein bisschen wie bei Lüttich-Bastogne-Lüttich fühlen, man kann von der Arbeit heimrennen, sich wie bei einem Städtemarathon fühlen, beim Einbiegen in die heimische Straße die Hände hochreißen und am nächsten Tag mit der Bahn wieder hinfahren, wenn man keine Dusche im Büro zur Verfügung hat. Man kann zur S-Bahn gehen und wieder zurück, zum Bäcker und wieder heim, man kann einen Lastenanhänger ans Rad hängen und Getränkekästen kaufen oder die Picknickdecke damit zur Wiese befördern. Wenn das Gelände zu anspruchsvoll ist, kann man über ein Pedelec statt ein rein muskelgetriebenes Rad nachdenken.

Es gibt so viele Wege, sich von Sport, für den man sich begeistert, für das eigene Leben inspirieren zu lassen, und oft ist es so, dass etwas zu betreiben – als Hobby- oder Vereinssport, als Verkehrsmittel, was auch immer – in einem Verständnis und Begeisterung für einen bewunderten Leistungssport verstärkt und es befriedigender macht, diesen anzusehen. Denn wir sind eine Spezies, und dass es manchmal nicht so aussieht, ist bei so manchem eben keine krankheits- oder talentlosigkeitsbedingtes Schicksal, sondern schlicht Trägheit.

[KuK] Wie man’s macht…

…macht man’s verkehrt. Wenn ich auf meinem Fahrrad sitze, kann ich es scheinbar nur verkehrt machen.

Klingele ich 75% der Wegbreite einnehmende Fußgängergruppen an, damit ich nicht zu knapp an ihnen vorbeifahren muss, werde ich angemotzt – man habe mich schon bemerkt, wie viel Platz ich denn noch bräuchte und so weiter.

Klingele ich nicht, weil die Leute sich schon nach mir umgedreht haben, eh den Weg frei gemacht haben und ich schon am anbremsen bin, werde ich angeherrscht, ich solle gefälligst klingeln.

Ich benutze meine Fahrradklingel wie die Hupe beim Auto: Wenn ich eine Gefahr sehe, dass trotz Verlangsamen meiner Fahrt Probleme entstehen könnten, mache ich per Klingel auf mich aufmerksam. Ist aber für alle genug Platz, die anderen Verkehrsteilnehmer bewegen sich sichtlich vorhersehbar und ich wähne mich bereits gesehen, klingele ich nicht. Beides scheint aber Fußgänger auf die Palme zu bringen.

Eigentlich schade.

Wettstreit der Verbrenner

Es gibt – im Zuge des Klimaschutzes und des damit verbundenen Aufstiegs des E-Autos – derzeit viele Diskussionen, ob Elektromobilität oder „der Verbrenner“ das Mittel der Wahl seien. Das bezieht sich dann auf die Autos, und man kann ja mit dem Materialaufwand für Akkus (insbesondere die Herstellung bestimmter Metalle, die für Akkus gebraucht werden, und deren Lebensdauer) gewisse Punkte ins Feld führen, dazu noch die Erzeugung des Stroms. Grundsätzlich sind aber nicht alle Verbrenner schlecht.

Die „Verbrenner“, die in meinem Alltag zum Einsatz kommen oder kommen können, habe ich nun mal in Beziehung zu setzen begonnen. Die Elektromobilität kommt bei mir bisher nur in Form von ÖPNV und öffentlichem Fernverkehr zum Einsatz, daher ist es tatsächlich ein Wettstreit der Verbrenner, wenn ich meinen Individualverkehr nach Strecke aufführe. Zur Personenbeförderung sind bei mir derzeit im Einsatz:

  • Toyota Aygo der zweiten Generation, Verbrenner fossiler, eher kurzkettiger Kohlenwasserstoffe mit gewissem Anteil regenerativer Alkohole (derzeit eher unter 5% als unter 10%)
  • Für kurze (schwer erfassbar) und längere Strecken „Schusters Rappen“, also Gehen und Laufen. Da ich teils auf Laufschuhen ins Büro gependelt bin und auch schonmal mit Rucksack zum Einkaufen zum Bäcker gerannt bin, möchte ich den „Glykogen- und Lipid-Verbrenner ohne Räder/Rollen“ nicht von den Verkehrsmitteln ausnehmen, auch wenn der Großteil der erfassten Laufstrecken doch eher in Training und/oder vergnügliches, freizeitliches „Spazierenlaufen“ fällt.
  • Bisher eher nicht als Verkehrsmittel genutzt kommt noch das Inline-Skaten dazu. Aber Freunde von mir skaten durchaus ins Büro, und wenn ich mal mehr Praxis und weniger Homeoffice habe, werde ich diese Option sicher nicht ausschließen. Schneller und dabei weniger schweißtreibend als das Laufen ist es allemal, und damit effizienteres Pendeln.
  • Definitiv stark als Verkehrsmittel genutzt tritt derzeit das Radfahren auf. Auch hier haben wir – wie beim Laufen und Skaten – einen Glykogen- und Lipidverbrenner vorliegen, der aber regenerativ betrieben wird, denn sobald organische Verbindungen als „fossil“ gelten dürfen, bin ich ziemlich sicher, dass ich sie nicht mehr essen oder trinken mag.
  • Der Vollständigkeit halber aufgeführt sei hier das Schwimmen.

Über die unteren vier – Laufen, Radfahren, Skaten und Schwimmen – führe ich ja schon länger Buch. Da nun aber bei mir erstens das Radfahren zunehmend kurze Auto-Strecken ersetzt, selbst wenn viel Last zu befördern ist, und ich zweitens durchaus mit dem Gedanken kokettiere, beim „Stadtradeln“ mal als Stadtradeln-Star mitzumachen zu versuchen, habe ich beschlossen, auch Auto-Kilometer zu dokumentieren und in der Liste aufzuführen. Das tue ich nicht rückwirkend, sondern erst ab Mai 2021, also ab dem laufenden Monat. Einerseits habe ich schon mehrfach im Kopf den Vergleich angestellt, wie sich per Muskelkraft zurückgelegte Strecken zu den mit dem Auto abgespulten Kilometern monats- und jahresweise bei mir verhalten, andererseits hilft’s mir natürlich, abzuschätzen, wie viel Umstellung es erfordern würde, wenn das Auto nicht mehr als eigenes Auto jederzeit auf dem Hof stünde – entweder, weil’s kaputt wäre, oder weil wir nur noch über Carsharing eine Verfügbarkeit des Autos für uns gewährleisten würden. Das ist jeweils rein hypothetisch gesprochen, denn unser kleiner Aygo funktioniert, hat immer noch unter 110.000 Kilometer auf dem Buckel und eine Abschaffung ist auch nicht in Planung. Natürlich nutzt die Statistik, wie oft und über welche Strecken das Auto genutzt wurde, auch bei der Abschätzung, ob und wenn ja, was für ein neues Auto angeschafft werden sollte, wenn der Aygo dann doch mal den Geist aufgibt.

Und somit habe ich nun die Möglichkeit, den „Wettstreit der Verbrenner (im Individualverkehr)“ in meinem Leben aufzumachen:

Das neue Gesamtkilometer-Diagramm ab Mai 2021. Stand der Monate vor Mai ohne Erfassung von Autofahrten, Stand der Erfassung im Mai: 05.05.2021, 6:00.

Bis jetzt ist nur in der Legende das Auto dazugekommen. Monate, in denen eine „0“ an Autokilometer zusammenkommt, erfasse ich für das Diagramm mit einem „#NV“, was in Excel dem Fehler „no value“ entspricht. In den Diagrammen erscheint dann kein Punkt. Natürlich geht das Auto nicht in die Kilometersumme „Cardio Gesamt“ ein, sondern steht als Gegenstück dazu mit drin. Da ich die Erfassung von Autofahrten erst ab Mai 2021 beginne und rückwirkende Schätzungen sicherlich sehr ungenau wären, und wir im Mai noch gar nicht Auto gefahren sind, gibt’s bisher keine Punkte in Braun, sondern nur den Legendeneintrag.

Ich bin sehr gespannt, ob ich die Disziplin habe, tatsächlich quasi ein Fahrtenbuch draus zu machen und somit eine Datenbasis zu legen, die auch die Entscheidung beim nächsten Auto fundierter machen wird. Wenn nämlich nur sehr wenige, lange Fahrten auftreten, ist eventuell die Mietwagen-Lösung gangbar. Sind’s einige kurze und weniger lange, dann könnte neben dem Rad eine Carsharing- und Mietwagen-Lösung her, sind es etwas mehr kurze, ist vielleicht ein E-Auto eine Idee. Nur bei eher mehr, eher langen Fahrten müsste man wohl, wenn die technische Entwicklung der tatsächlich verfügbaren Fahrzeuge und der Ladeinfrastruktur dann nicht wesentlich vorangekommen sein sollte, wieder einen eigenen Verbrenner in Erwägung ziehen.

Das klingt nun schon fast nach einem „ganzheitlichen persönlichen Verkehrskonzept“. Oh weh!

Rad-Erlebnisse

Seit nunmehr fast 15 Monaten fahre ich wieder Fahrrad. Das ist etwas anderes als das Laufen – denn als Läuferin nehme ich nicht fundamental anders am Verkehr teil, als ich das gehend täte, nur bin ich etwas schneller. Insbesondere in Orten spielt es hier eine große Rolle, ob mein Sportgerät oder Verkehrsmittel meine Laufschuhe sind oder ob es mein Fahrrad ist, denn: Laufen muss ich auf dem Gehweg, Radfahren DARF ich gar nicht auf dem Gehweg. Natürlich gibt es Radwege… hier, südlich von Karlsruhe, ist allerdings in den Orten der übliche Aufbau, dass es Radwege zwischen den Orten gibt (meist als kombinierte Rad- und Gehwege, mit horizontaler Trennlinie zwischen den Verkehrsmitteln auf dem blauen Schild), in den Orten selbst aber nur Gehwege und die Straße. Ist der Gehweg nicht gesondert gekennzeichnet, DARF ich ihn als Radlerin gar nicht benutzen, sofern ich nicht ein Kind, das auf dem Gehweg radeln darf, begleite. Ist der Gehweg als „Fußweg, Radfahrer frei“ (blaues, rundes Fußwegschild mit weißem Radfahrer frei drunter) gekennzeichnet, darf ich in Schrittgeschwindigkeit drauf fahren – muss aber nicht, sondern darf stattdessen auch die Straße benutzen.

So viel – zu viel Vorrede, ich weiß!

Nun habe ich nach einigen Tagen, an denen es mir nicht so gut ging, das Rad mal wieder rausgeholt, um etwas zu testen: Klickpedale. Wie schon früher geschrieben, habe ich Kombipedale für Shimanos SPD-System an mein Rennrad (Focus Izalco Race, Spitzname: „Green Scooter Killer“), mein Touren-Rennrad (Trek 520, Spitzname: „Red Flash“) geschraubt. Geübt habe ich das Ein- und Ausklicken am Heimtrainer. Freitagnachmittag habe ich es dann erstmals auf dem grünen Renner in freier Wildbahn probiert. Noch etwas unsicher radelte ich durch den Ort, immer gefasst auf plötzliches Halten, immer bereit, schnell auszuklicken. Ich war noch deutlich konzentrierter auf die Verkehrsregeln als sonst. Mehrfach wurde mir Vorfahrt gewährt, die ich nicht hatte – ich hielt an und ließ mich erst von ausgiebigem Winken der Vorfahrt habenden Autofahrer animieren, doch den Überweg vor dem haltenden Autofahrer zu benutzen oder mir Vorfahrt gewähren zu lassen, die ich nicht hatte. Mir fielen auch wieder Leute auf, die komische Dinge taten: Eine Radlerin, die auf dem kombinierten Rad- und Fußweg mit In-Ear-Kopfhörern radelte, ihr klingelndes Telefon hervorholte, drauf schaute, hineinsprach und einen Fußgänger beinahe über den Haufen fuhr… einen Autofahrer, der mit sicher mehr als 50 km/h in den Ort hineinrollte – mit einem Hund auf dem Schoß, der über das Steuer schaute, und einem Handy in der Hand. Da fragt man sich: „Geht’s noch?“ Sicher macht man manchmal Fehler, bricht aus Unachtsamkeit Verkehrsregeln. Aber manche Dinge sind echt so offensichtlich…

Der Knüller kam dann aber im Nachbarort. An einer T-Kreuzung fuhr ich geradeaus, von links mündet dort eine Straße ein. Die Kreuzung liegt etwa zweihundert Meter von einem Spielplatz entfernt. Einen Radweg gibt es dort nicht, nur Gehwege, bei denen an der Kreuzung für Rollstühle oder dergleichen die Bordsteine abgesenkt sind. Die Kreuzung ist – zugegebenermaßen – mit den Bordsteinen ein bisschen so gestaltet, als würde sie den von der einmündenden Straße kommenden Verkehrsteilnehmern links abbiegend abknickende Vorfahrt gewähren. Allerdings sind die Linien auf dem Boden eindeutig, dort herrscht rechts vor links, ebenso gibt es keine Vorfahrtsschilder, weder das gelb-weiße „Vorfahrtsstraße“ noch das rote Dreieck für einmalige Vorfahrt.

Also: Ich fuhr hübsch auf die T-Kreuzung zu. Geradeausfahrend mit Einmündung von links konnte ich nur Vorrang haben. Von links kam eine Autofahrerin, hielt an der Linie, guckte, hielt anderthalb Meter später, guckte. Ich bremste an, machte mich haltebereit – lieber sich die Vorfahrt nehmen lassen als vor einem Auto hängen. Aber sie hielt und guckte, in meine Richtung. Ich fuhr auf die Kreuzung – und hörte den Motor zwar nicht aufheulen, aber doch Anfahrgeräusche machen. Ganz eng war’s! Ich war geschockt, bekam Angst und wurde sauer. Ich hielt etwas später an der Straße an, brüllte gegen die Windschutzscheibe „Rechts vor links!“ Ich glaube, die Fahrerin war so geschockt wie ich, guckte nach meiner Interpretation schuldbewusst. Sie hatte mich wohl wirklich nicht gesehen. Sie überholte nicht, ließ mich ein ganzes Stück vor sich fahren, erst, als ich abbog und sie geradeaus fuhr, nutzte die sie 30 km/h wieder aus, die man dort fahren darf.

Ich habe die Stelle anschließend zu Fuß nochmal besichtigt: Ich hätte recht gehabt, wenn es zum Unfall gekommen wäre. Aber das hilft bei kaputtem Fahrrad und kaputten Knochen nur wenig, denn neues Fahrrad beschaffen und Verletzungen heilen muss man ja doch, egal, ob es die gegnerische Haftpflicht zahlt oder man selbst.

Als ich meinem Vater davon erzählte, meinte er: „Dein Großonkel sagte mir, als ich mir vor 50 Jahren ein Moped kaufte: ‚Junge, pass‘ auf. Beim Zweirad ist vorne der Kopf. Beim Auto ist vorne der Geldbeutel.'“ Recht hat er. Als Radlerin, insbesondere auf dem Rennrad, wird man leichter übersehen, die Geschwindigkeit wird meist unterschätzt, und man hat keinerlei Knautschzone um sich rum. Allerdings gibt’s noch eine Besonderheit auf dem Rennrad, und damit meine ich nicht die Klickpedale: Aus meiner Erfahrung heraus betrachten einen viele Fußgänger automatisch als Rowdy, der auf die Straße gehört, wenn man den Rennlenker vorne dran hat. Ganz oft schon wurde ich von Fußgängern auf Rad- bzw. Rad- und Fußwegen mit Gesten aufgefordert, die Straße zu benutzen. Auch wurde schon mehrfach davon ausgegangen, dass ich nicht geklingelt hätte, weil Fußgänger (trotz meines Klingeln) keinen Platz gemacht hatten.

Ich bin nur froh, dass mir nicht gleich beim ersten Mal mit Klickpedalen wirklich was passiert ist. Denn eigentlich fand ich die Kontrolle, die ich dadurch über das Rad habe, sehr gut – wenn man nicht so oft anhalten müsste, wäre das etwas, das ich gerne immer hätte. Mal sehen, wie ich damit weiter verfahre.

Misstraue Deinen Wahrnehmungen

Von Freitag bis inklusive heute hatte ich mehrfach – und viel zu oft – Situationen, in denen offenbar ein Blick in eine bestimmte Richtung nicht das zeigte, was dort war – sondern nur ein Subset davon. Mehrfach guckten Leute sichtlich in meine Richtung – und bemerkten mich nicht. Ich konnte aber Kollisionen stets abwenden.

Aber ich sollte nicht arrogant werden. Mir ist das auch passiert, genau heute am Anfang einer Radtour. Ich schaute nach links, ob da etwas käme – und bemerkte die von Autos freie Straße, die Rennradlerin, die auf der Vorfahrtstraße von links kam, sah ich aber nicht. Ich hasse es, wenn mein Blick scheinbar nur „symbolisch“ ist.

Aber es zeigt mir, wie wichtig vorsichtiges Fahren ist. Ich muss mich bemerkbar machen, an Kreuzungen vorsichtig fahren. Denn wenn mir durch trotz Blick in diese Richtung durch die Lappen geht, dass da jemand kommt, dann kann ich das anderen ja kaum mehr vorwerfen, als ich es mir selbst vorwerfe – eher weniger.

Einmal mehr sehe ich mich darin bestätigt, lieber so oft es nur geht mit den Fehlern der anderen zu rechnen und zu hoffen, dass andere das auch tun. Denn jeder macht mal Fehler, jeder kann etwas übersehen. Im Straßenverkehr ist das supergefährlich. Um so mehr gilt: Alle sollten aufpassen und niemand sich seiner Vorfahrt zu sicher sein. Absicht sollte man auch nicht unterstellen, wenn jemand einem die Vorfahrt nimmt – es könnte immer noch man selbst sein, der einfach nicht bemerkt, dass da jemand ist, dem man die Vorfahrt nimmt – selbst wenn man in die Richtung schaut.

Wenn alle sich so benehmen, als wäre niemand auch nur annähernd perfekt, passiert weniger. Ich wünsche mir, dass ich das mehr verinnerliche, noch mehr, als ohnehin schon!

Anfällig für Werbung…

Normalerweise halte ich mich für recht vernünftig – äh, nein. Nochmal von vorn.

Normalerweise halte ich mich für recht unabhängig von Werbung in dem, was ich gerne hätte. Ich überlege mir, was ich gerne an Gadgets, Spielzeug und Sonstigem haben möchte, und wähle es nicht nach dem aus, was mir gerade vorgespielt wird. So kam es dazu, dass ich irgendwie konträr zur Mode einen Tartan-Faltenrock haben wollte, eine Radlerhose mit Polster und so weiter.

Dann erreichte mich am Mittwoch eine Werbemail. Sowas mag ich eigentlich gar nicht. Ich melde mich von sowas in aller Regel gleich wieder ab, wenn ich bemerke, dass ich ein Abo abgeschlossen habe. Klar beeinflusst mich, was mir so begegnet an Dingen, aber ich möchte nicht, dass Werbemails oder Fernsehwerbung… nun, weil ich mich für unabhängig halte und halten möchte, in meinen Entscheidungen. Zurück zur Werbemail: Irgendwann bei der Registrierung eines meiner Gadgets zum Laufen bzw. Fahrradfahren scheine ich mich für den Garmin-Newsletter angemeldet zu haben. So flatterte nun die Mitteilung in mein Postfach, dass es ein neues Modell des Varia RTL Rücklichts mit Radar-Sensor gibt. Ich war erst etwas verwirrt – Radar?

Dann las ich interessiert rein: Das Ding ist nicht nur ein Rücklicht, es kann – und das wohl recht zuverlässig – vor sich von hinten näherndem Verkehr warnen, indem es eine orange oder rote Aura um das Display des Fahrradcomputers anzeigt und durch Punkte am Rand des Displays verdeutlicht, wie viele Fahrzeuge sich von hinten nähern und wie viele es sind. Oh, das ist cool, dachte ich. Ein Hauch der ganzen Sensorik, die in Autos zwecks Etablierung des autonomen Fahrens eingebaut – was ich sehr cool finde.

Dann fiel mir ein, dass ich mich stets ärgere, wenn ich laufend nach hinten schaue auf dem Radweg neben der Bundesstraße 36. An zwei Stellen gehen Tankstellenzufahrten von der vierstreifigen Bundesstraße ab, mit Ausfädelspur und allem – und zwar über meinen Radweg. Freilich hätte ich Vorrang, aber wissen die Autofahrer das auch? So schaue ich – weil ich dort meist schnell radle und somit alles laut ist – ständig über die Schulter und nicht nach vorne. Da wäre es doch toll zu wissen, ob sich einer von hinten nähert, den man dann auf Blinken und in die Tankstelle einbiegen visuell taxieren kann, wenn es so weit ist! Eine solche Warnung kann und soll kein Denken und Aufpassen ersetzen, aber es ist sicher hilfreich…

Und so habe ich mir so ein Teil bestellt. Ich bin gespannt, wann mein Varia RTL 511 ins Haus flattert und wie es sich bewährt. Ich werde berichten! Und ohne die Mail von Garmin wäre ich nie drauf gekommen, dass es sowas gibt, auch wenn ich es mir schon mehrfach auf besagtem Radweg gewünscht habe… Manchmal sind Produktnewsletter-Updates vielleicht doch nicht ausschließlich aus der Hölle!

[KuK] Immer auf die Autos schimpfen…

…greift viel zu kurz.

Heute hat beim Radfahren ein Autofahrer, der von einer Tankstelle auf die Straße rausfahren wollte, aber wegen des Verkehrs nicht konnte, extra zurückgesetzt.

Warum? Ganz einfach: Weil ich auf dem Radweg daherkam und sonst wegen ihm bremsen hätte müssen. Ich war ebenso verblüfft wie begeistert.

Vierer oder Zweier?

Jeden Morgen und auch jeden Nachmittag bin ich wieder fasziniert vom Verhalten der Fahrgäste beim KVV im Mittelteil des Zuges. Per se würde ich eigentlich davon ausgehen, dass ein „Vierer“, also zwei Bänke aus zwei Sitzen, die einander gegenüberstehen, die bevorzugte Sitzgelegenheit auch für einzelne Passagiere sind, um die Fahrt zu verbringen. Lustigerweise habe ich selbst eine gewisse Hemmung, mit einen „Vierer“ zu nehmen. Oft hätte ich aber gar keine andere Wahl, selbst wenn ich diese Hemmung nicht zu überwinden trachten würde: Die Vierer im Mittelteil des Zuges werden zumeist als letztes besetzt, alle anderen Bänke sind meist vorher besetzt.

Natürlich kann es sein, dass ich mir das einbilde, glaube ich aber eher nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Leute morgens in der Bahn oder abends auf dem Heimweg gerne ihre Ruhe haben. Sie möchten sich vielleicht mit maximal einem Zeitgenossen auseinandersetzen, der redet, telefoniert oder einfach nur präsent ist. Ich selbst habe noch einen weiteren Grund, die „Vierer“ eher nicht zu benutzen: Wenn ich auf einer Bank, bei der mir die Rückenlehne der Bank eins weiter vorne vor den Füßen steht, meinen Rucksack vor meine Beine stelle, stört er niemanden – außer vielleicht mich. Im Vierer kommt er mit den Beinen des Gegenüber ins Gehege, wenn sich dort jemand hinsetzt.

Aber bei den anderen Leuten glaube ich nicht an dieses Argument, denn sehr viele sitzen neben ihren Taschen oder Rucksäcken und verteidigen mit ihren Gepäckstücken selbst im vollen Zug oft einen Sitz gegen im Zug stehende Menschen. Andere haben gar keine großen Taschen oder Rucksäcke dabei. Daran kann’s also eigentlich nicht liegen.

Nun, ich werde wohl dennoch weiterhin gerne auch die „Vierer“ nehmen. Mit dem Rucksack auf dem Schoß und dem E-Reader oben auf dem Rucksack kann man auch gut lesen und sich gegebenenfalls abschotten. Das Lächeln, wenn ich dann meinen Rucksack aus dem Fußbereich auf den Schoß nehme, damit jemand sich setzen kann, ist ehrlich gesagt auch etwas, das ich zu schätzen gelernt habe.

Was – soll – das?

Heute auf dem Heimweg vom Fitnessstudio kamen mein Mann Holger und ich aus dem Wald auf die Straße zwischen der einen Seite des Dorfes und Festplatz sowie Sportplätzen. Das ist eine Straße innerhalb des Dorfes, müsste ein Tempo-30-Bereich sein, es sind enge Kurven, Häuser mit Familien mit Kindern daran, eine schmale Brücke über den Bach, Waldwege für’s Joggen und Radfahren in der Nähe, für viele Kinder und Erwachsene des Dorfes der Weg zum Sportverein – Handball, Fußball, Turnverein und Schützenverein sind dort. Außerdem hat’s dort die Glas- und Altkleidercontainer. Eine Gegend, in der ich immer besonders vorsichtig mit dem Auto fahren würde, da Kinder, Radfahrer, sonstige Fußgänger … eben diverse schwächere Verkehrsteilnehmer in Legion unterwegs sind, oft hinter der Kurve durch eine Hecke versteckt.

Wir kamen also aus dem Wald heraus, sahen uns an der T-Kreuzung zwischen Waldweg mit Containern zwischen Kreuzung und Eingang zum Wald auf der abknickenden Dorfstraße um, wollten die Straßenseite wechseln – und hielten inne.

WRRRRRRRRUUUUMMMM!

Ein schwarzes, tiefergelegtes Fahrzeug, das sich massiv in die Kurve legte und nach „keine volle Kontrolle mehr“ aussah, schoß um die Ecke mit Hecke, schlug andersrum ein, am Steuer ein junger Typ, schoß um die nächste Ecke, an der wir gerade auf die Straße wollten. Ein Glück waren wir noch nicht ganz normal dort lang gefahren beziehungsweise gelaufen – mein Mann auf dem Fahrrad , ich auf Laufschuhen. Der Typ hätte nicht bremsen können, wir wären nicht weggekommen. Wo nun drei Blitzsäulen auf der Hauptstraße im Dorf stehen, muss scheinbar auf den noch mehr von Fußgängern und Kindern frequentierten, noch unübersichtlicheren Seitenstraßen gerast werden wie irre … der Typ hat doch einen Peperoni dort stecken, wo die Sonne nie scheint!

… und der Zweite, scheinbar vernünftigere, kam langsamer direkt hinterher, bis er an der Kurve war, dort quietschte und krachte es, als er grausam runterschaltete und beschleunigte wie auf dem Hockenheimring.

Reminiszenz

Gestern habe ich die A8 erlebt – seit langem mal wieder zu Pendlerzeiten. Ich war allerdings nur Beifahrerin. Es ging vom Karlsruher Dreieck bis Leinfelden/Echterdingen und zurück, im Rahmen der Fahrt zu einer Besprechung in Tübingen.

Es gibt eine Baustelle im Anstieg von der Rheinebene auf den nördlichsten Ausläufer des Schwarzwalds, der übliche Stau vor Pforzheim-Ost in beiden Richtungen existiert noch. Um das Leonberger Dreieck herum herrscht der übliche Wahnsinn. Alles also noch da – die erste der beiden Brücken bei Pforzheim-Ost, die für den sechsstreifigen Ausbau neu gebaut werden müssen, spannt sich bereits über die volle Breite der künftigen Autobahn. Ich fühlte mich wie eine Touristin.

Dann las ich dem Kollegen am Steuer die „Ode an die A8“ vor. Er fand sie ziemlich gut! Lange habe ich sie nicht gelesen, deswegen …

Ode an die A8

Oh holdes Band aus schwarzem Stein,
Oh Straße die führt weg vom Rhein,
Bist ständig hier und da in Bau,
Doch auch der Unfall führt zum Stau.

Führest über Berg und Tal,
Im Stau ist es ’ne wahre Qual.
Doch bist Du frei, die Sonne lacht,
Könnt ich Dich lieben, oh A8.

Oh holdes Band aus dunklem Stein,
Oh Straße die führt hin zum Rhein,
Hunderttausende von Wagen,
Sich auf Dir täglich weiter plagen.

Doch rollen meines Autos Reifen,
Oft ruhig und schnell auf Deinen Streifen.
Ich schätze Dich, bei Tag und Nacht,
Sei bitte frei, Autobahn Acht.