… ist eine Bezeichnung, die ich gelegentlich für meinen Körper verwende. Das ist nun nicht so respektlos gegenüber dem Heim für meine Seele und meinen Geist, wie es den Anschein haben könnte. Ich benutze diese Bezeichnung vor allem beim Sport.
Beim Laufen merke ich sehr gut, wie viele verschiedene Teile meines Körpers zusammenspielen. Das Herz schlägt schneller, das Blut wird anders verteilt, beim Erzeugen mechanischer Leistung produzierte Abwärme muss abgeführt werden, die Versorgung mit Sauerstoff und Entsorgung von Kohlendioxid über die Atmung wird umgeregelt … manchmal, wenn ich genau in mich reinhöre, merke ich auch andere Veränderungen. Gerade als Person mit Colitis ulcerosa „höre“ ich natürlich auch auf meinen Verdauungstrakt und bemerke manchmal, wie er abhängig von Intensität des Laufens und abhängig von Tagesform und Krankheitszustand unterschiedlich reagiert.
Auf der Oberfläche kommen solche etwas skurril-witzigen Anmerkungen wie „Ich stehe in einer Pfütze aus Kühlmittel-Kondensat“, wenn ich nach einem intensiven Lauf oder nach einem Lauf bei angenehm sommerlicher Temperatur gefühlt oder auch buchstäblich im eigenen Schweiß stehe. Auch der Vergleich mit dem Nachfüllen von Kühlmittel bei „offenem Volumenregelsystem“, in einem Analogon zu Kraftwerks-Kühlsystemen, fällt unter diese Kategorie. Eigentlich geht der Vergleich aber tiefer. Der menschliche Organismus und seine Leistungsfähigkeit sind ein faszinierendes Feld. Bei sehr vielen Stoffen finde ich spannend, dass sie gebraucht werden und wofür eigentlich – unsere Nerven zum Beispiel sind ja keine Leitungen im Sinne von Kupferdraht, sie leiten über elektrisch spannungsempfindliche Poren und ein im leit-bereiten Zustand bestehendes Ungleichgewicht von Kalium- und Natrium-Ionen inner- beziehungsweise außerhalb der Nervenzelle. Plötzlich wird auch klar, warum Kalium so wichtig ist – und die Kartoffeln als Kalium-Quelle sind dann nicht mehr nur Energiequelle durch ihre Stärke, sondern versorgen auch den Körper mit Kalium … in einer intensiv salz-benutzenden Gesellschaft wie der unseren ist die Sorge um den Natrium-Mangel glaube ich dann eher unbegründet. Dann ist da das Eisen für die Sauerstoffspeicherung in Blut (Hämoglobin) und Muskeln (Myoglobin) …
Für mich ist immer wieder spannend, was wie und wo funktioniert, mit welchen Mitteln der Körper Aufgaben erledigt, die auch in künstlichen Maschinen – weitgehend weniger „kreativ“ – gelöst werden müssen. Energieerzeugung, Energietransport, Abfuhr von Abwärme und Reststoffen, Speicherung, Freisetzung und Regelung von Vorgängen, all das kriegt der Körper in bemerkenswerter Harmonie mit erstaunlich vielfältigen und effizienten Methoden hin – wenn man ihn lässt, es gelegentlich auch abruft und ihn hinreichend mit den dafür benötigten Stoffen versorgt.
Wenn ich nun aber laufe, die direkte Reaktion meines Herzschlags auf Veränderungen der Intensität spüre und auf der Pulsuhr sehe, die Wärmeproduktion und -abfuhr über das Schwitzen und das Wärmegefühl erfühle, den Atemrhythmus beobachte, auch die unterschiedliche Dynamik beim Abspringen bei unterschiedlichem Tempo registriere – dann ist die Bezeichnung „die Maschine“ für den Körper eine Verneigung, zumindest gemäß des Gefühls, das ich dabei habe. „Die Maschine läuft“ schließlich sage ich gerne mal, wenn ich mich mit einer zufriedenstellenden Leistung beim Laufen so richtig rundum pudelwohl fühle – ein sehr angenehmes Gefühl. Maschine mit emotional behafteter Sensorik und Steuerung … meine Maschine. Tolles Ding, diese Maschine!