Was guckst Du?

Heute Morgen habe ich zwei Dinge wesentlich im Kopf gehabt – von meiner üblichen ausufernden Phantasie und der Tatsache, dass ich wegen Stau zu spät zur Arbeit kam, mal abgesehen. Und beides hat mich zu ungläubig-ärgerlichen Schimpfkanonaden verleitet.

Zunächst einmal der Fall von gestern: Mein ans Ethernet-Kabel angeschlossenes MacBook wollte plötzlich nicht mehr ins Netz. Es sagte nicht nur, dass es keine Verbindung habe, sondern es leugnete gar die Existenz des (physisch sichtbar!) angeschlossenen Kabels mit eingerastetem Western-Stecker. Nach endlicher Zeit zog ich das Ding mal raus und steckte es wieder rein: Weiterhin nix. Hätte ich mir doch den Stecker mal gleich ordentlich angeschaut! Sonst hätte ich gleich gemerkt, was mir dann erst nach drei Neustarts und Checken meines Switchs auf dem Schreibtisch und so weiter auffiel: Ein winziges Stückchen Papier klebte vorne auf dem Western-Stecker. Warum allerdings früher am Abend, vor der ganzen Aktion, die gesteckte Verbindung noch funktionierte, blieb mir ein Rätsel. Da guckte ich ganz schön blöd aus der Wäsche – und fragte mich: Warum habe ich den Fetzen beim Ausstecken – oder noch früher beim Einstecken – nicht gesehen.

Und dann heute morgen. Da kam mir die Frage: „Was zum Henker läuft falsch mit Euch?“ Damit sind natürlich nicht die Leser meines Blogs gemeint – sondern die Fahrer auf der A8. Oder zumindest einige davon. Denn ich stand heute morgen acht Kilometer im Stau. Der Unfall direkt zu Anfang des Staus, den Google Maps noch anzeigte, war nicht mehr sichtbar – das war bei Karlsbad. Der Stau ging weiter und weiter und weiter – bis fast nach Pforzheim. Und die Ursache? Ein Unfall. Ja. Aber auf der anderen Seite! Ich glaube, ich habe vollkommen verblüfft, entsetzt und fassungslos ausgesehen und ich habe mehrfach zu meiner Windschutzscheibe gesagt: „Das könnt Ihr jetzt nicht bringen, oder?“ Ich kenn das mit dem Gaffen ja leider schon – ich guck nach Kräften weg. Es gibt zwei Varianten, mit Unfällen umzugehen, egal, wo sie sind: Entweder ich stelle mein Auto auf die Standspur, halte an und betätige mich als Helferin, Warnweste, erste Hilfe und alles inbegriffen. Oder ich fahre dran vorbei, zügig und mit den Augen auf den Verkehr, nicht den Unfall. Für mich ist letzteres – wenn ich schon nicht ersteres tun muss – im Interesse meiner Nachtruhe, denn Unfallszenen machen mir Albträume. Aber wie’s scheint bin ich da nicht unbedingt ein Standardfall.

Radsport und LKW

Der belgische Kreisel ist eine Methode aus dem Radsport. Eine Gruppe von Radfahrern bildet dabei zwei Reihen, von denen eine ungefähr zwei Stundenkilometer schneller fährt als die andere – und man so recht schnell die Fahrer im Wind ablöst, so dass niemand zu lange führen muss und ein hohes Tempo gehalten werden kann.

Was hat das nun mit der Straße zu tun?

Zweierlei: Eine Sache wollte ich seit Ewigkeiten mal posten, und ich denke, ich mache da dann noch eine Stauanatomie draus, auch wenn es nicht im eigentlichen Sinne eine Stau-, wohl aber eine straßenverkehrsanatomische Sache ist. Dabei geht es um LKW auf der Autobahn. Die andere Sache ist der Anlass, dass ich endlich mal diesen Begriff hier einbringe.

So geschehen auf der Bundesstraße 3 an Frohnleichnam: Ich fuhr, gegen 13:00 ganz unschuldig in Richtung meiner alten Heimat bei Heilbronn, ins schöne Bad Wimpfen. Doch am Anfang entspricht das Ganze ja meinem Arbeitsweg, also bewegte ich mich auf für mich ausgetretenen Wegen. Dass der ein oder andere Radfahrer den Radweg auf der Westseite der B3 nicht nutzt, ist nicht ungewohnt, damit habe ich mich abgefunden. Erst recht, weil mein Vater, selbst ein recht exzessiver Radfahrer, mir mal erläutert hat, dass ihm auf Radwegen schon des öfteren Reifen verlorengingen, weil aus Autos weggeworfene und auf dem Radweg zerbrochene Bierflaschenreste drin steckten. Nicht, dass Autofahrer Bierflaschen auf Radfahrer werfen würden – ich hoffe, das tut niemand! – sondern eben dass Autofahrer ihren Müll aus dem Fenster entsorgen. Dass das nicht unrealistisch ist, sehe ich bei jedem Stau auf dem Mittelstreifen der A8.

Aber ich komme vom Thema ab. Ich überholte also einen langsamen Moped-Fahrer und einen recht flotten Rennradfahrer auf der B3 und dann wollte ich mir am liebsten die Augen reiben: Zwischen Neumalsch und Bruchhausen, mitten im Wald, fand ich einen voll ausgebildeten belgischen Kreisel, bestehend aus sechs oder mehr Rennradfahrern, die auf der Bundesstraßen tatsächlich zweireihig fuhren, zwar recht flott, aber eben deutlich unter den erlaubten 100km/h an der Stelle – und nicht nur das! Als ich von hinten heranfuhr, praktizierte einer der Fahrer das, was ich gelegentlich in der Vergangenheit sehen durfte, als ich noch nicht vom Doping abgeschreckt das Radfahren-Gucken aufgegeben hatte: Er löste sich seitwärts zur Straßenmitte, um nach hinten zu schauen, an den beiden Reihen des belgischen Kreisels vorbei. Etwas mehr als eine volle Fahrbahn war damit durch Radfahrer blockiert und das trotz Radweg neben der Strecke und mir als von hinten anfahrendem Autofahrer!

Es ist nicht so, dass ich Radfahrern das Fahren auf der Straße völlig absprechen möchte, aber wenn ein meiner Erfahrung nach (ich war da auch schon!) scherbenfreier Radweg existiert und dann auch noch die Radler sich als Velo-Rambos betätigen und die halbe Straße à la Ausreißergruppe bei der Tour de France versperren, dann ist mein Verständnis sehr schnell aufgebraucht. Das fand ich ein absolutes No-Go!

Sekundentraum

Es ist so eine Sache – Sekundenschlaf. Davor hat denke ich jeder, der länger Auto fährt, immer wieder Angst – bei sich und bei anderen. Denn daraus kann enorme Gefahr resultieren. Ich für meinen Teil habe mir – nach dem ich ein recht unschönes Erlebnis bei der Fahrt von meinem Studienort zu meinen Eltern hatte – angewöhnt, bei den ersten Anzeichen rechts ran oder auf einen Parkplatz zu fahren und eine Viertelstunde oder etwas mehr zu schlafen. Denn der Gewinn an Fahrqualität und Fahrsicherheit rechtfertigt das allemal.

So auch vor einigen Jahren, als ich mit Freunden in Hildesheim auf dem M’era Luna war. Wir fuhren, weil die beiden Freunde am Montag arbeiten mussten, bereits am Sonntagabend Richtung Heimat. Es ging also nach zwei recht unruhigen Campingplatz-Nächten Sonntags gegen 22:00 los Richtung Dortmund, von dort aus weiter Richtung Bonn und von dort für mich nach Hause. Mit zwei Verrückten im Auto bis Dortmund ging es noch sehr gut, aber auf dem Weg Richtung Bonn, um den zweiten der Verrückten daheim abzuliefern, wurde es dann schon etwas zäher. Und kaum war ich in Bonn wieder auf der Autobahn, merkte ich, wie mir mit abartiger Macht die Lichter ausgingen. Also lenkte ich mein Auto – damals noch die heiß geliebte „Alte Dame“, einen grauen Mercedes 200D, Baujahr 1990, den ich von meiner Oma bekommen hatte, als sie sich ein neues Auto kaufte, auf einen Parkplatz noch vor dem Kreuz Meckenheim. Kaum stand ich auf einem Parkplatz und lehnte mich in meinem Sitz zurück, fielen mir die Augen zu und ich schlief ein – und träumte. Und zwar träumte ich folgendes:

Ich fuhr auf der nächtlichen Autobahn, allein, in meiner „Alten Dame“, dem besagten grauen Mercedes 200D. Auf der Autobahn war nichts los, es war tief in der Nacht – und ich begann, einzunicken. Zweimal riss ich gerade noch die Augen auf, doch dann war es zu spät. Ich schlief kurz ein, wachte mit einem panischen Gefühl auf und tatsächlich: Vor mir stand ein LKW schräg über die Fahrbahn!

Da wachte ich aus meinem Traum auf.

Und vor mir stand ein LKW schräg, direkt vor meiner Haube. Es brauchte einen Schockmoment, bis ich realisierte, dass alles okay war: Ich stand auf dem Parkplatz und während ich geschlafen hatte, war vor mir ein LKW auf einen anderen Parkplatz gefahren, stand schräg vor mir und alles war gut.

Dennoch hat das Adrenalin aus diesem Schock gereicht, mich bis fast nach Karlsruhe wach zu halten.

Im Endeffekt: Sekundenschlaf ist gefährlich und lieber träumt man auf einem Parkplatz vom Sekundenschlaf, als dass man wirklich auf der Autobahn einschläft und nicht mehr aufwacht – oder im Krankenhaus.

Was willst Du in meinem Kofferraum?

Nach dem ich mich heute durch den Gewöhnungsstau an der neuen stationären Radarkontrolle auf der A8 gequält hatte, lief zunächst alles super. Klar, die üblichen kleinen Lästigkeiten: Überholende LKW, die eine Überholschlange nach sich ziehen, eine Reihe von Leuten, die auf den Berg von Leonberg nach Rutesheim nicht mit Runterschalten oder recht rüber Fahren reagierten und am Berg immer langsamer wurden, aber nichts, das über den ganz normalen Wahnsinn hinaus ginge.

Aber dann! In der Baustelle zwischen Pforzheim West und Karlsbad. Ich rollte so ganz gemütlich in die Baustelle rein, und dachte mir nichts Böses, bis ich plötzlich feststellte: MEINE GÜTE! Der Tacho zeigt 85, eher mehr, und der Hintermann hat trotzdem Ambitionen, mein Warndreieck zu klauen, in dem er einfach über seine Haube langt und meinen Kofferraum auf macht. Im Punktebereich zu schnell und dennoch für den Hintermann so viel zu langsam, dass er mich am liebsten geschoben hätte. Der Blick, deutlich im Rückspiegel zu erkennen, deutete auch an, dass er am liebsten einen roten Knopf auf dem Schaltknüppel gehabt hätte, um mir James-Bond-mäßig eine Rakete durch den Auspuff in den Motor zu jagen. Da das Problem durch Stockungen und anschließendes Wiederbeschleunigen eher noch verschärft wurde, suchte ich nach einer Möglichkeit, nach rechts zwischen die LKW zu fahren. Aber es gab entweder so starke Geschwindigkeitsunterschiede, dass die Lücken einfach nicht erreichbar waren, oder eben genau keine Lücke. Mit der Zeit hatte ich es raus, dass ich nicht mehr als 65 fuhr – und immer noch hatte der Hintermann Ambitionen, sein Fahrzeug das meine begatten zu lassen. Wenn ich dabei einen oder mehrere neue kleine Aygos züchten könnte, wäre mir das ja recht, aber ich glaube, so funktioniert das nicht.

Jedenfalls überholte der Hintermann dann mit aufheulendem Motor, als ich endlich eine Lücke rechts gefunden hatte – um eine LKW-Länge später wieder fest zu bremsen – und dann rollte ich gleich nochmal an ihm vorbei. Im Endeffekt kam er dann wohl fünf oder sechs Autos vor mir aus der Baustelle raus.

Sowas versteh ich ganz ehrlich nicht. Mal von der Verletzung von Verkehrsregeln – Abstand und Geschwindigkeit – abgesehen, es bringt doch fast nichts, aber es stresst ungemein! So offensiv zu fahren, so geringe Abstände, das ist doch anstrengend! Man fährt ständig mit der Angst, der Vordermann bremst etwas stärker und bevor ich reagiere, häng ich drauf!

Aber vielleicht bin ich auf einfach zu abgebrüht, gemütlich oder zu sehr eine linksfahrende, Spur blockierende, fahrunfähige Frau.

Der Stand der Dinge – äh – Fahrzeuge

Die nette kleine Baustelle am Karlsruher Dreieck beginnt, sehr harte Konsequenzen zu zeigen. Ich stelle gerade erst so langsam fest, wie bedeutend dieser Abschnitt der A5 eigentlich für Karlsruhe und Umgebung ist – auch für den nicht ganz so langstreckigen Verkehr. Heute Morgen staute sich der Verkehr bis fast nach Bruchhausen die B3 entlang, und das lag wohl teils an der Baustelle auf dem Zubringer zur Südtangente, der auf die Brauerstraße in Karlsruhe mündet – und teils an der Baustelle auf der A5. Jedenfalls waren beide Arme am Teiler bei Ettlingen am runden Plom verstopft. Zeitverlust lag bei mehr als 60 Minuten, zumindest auf meinem Streckenabschnitt.

Ich werde drei Kreuze machen, wenn die Baustelle im Sommer wieder abgebaut wird!

Und so ganz nebenbei: Ich habe angesichts des hohen Verkehrsaufkommen auf der B3 als Bypass zur A5 zwischen Rastatt Nord und Karlsruhe Süd mal wieder über eine Sache nachgedacht, die eigentlich auch fällig wäre, angesichts vieler Speditionen rechts und links des B3-A5-Stranges zwischen Rastatt und Ettlingen: Eigentlich müsste eine Ausfahrt Malsch/Muggensturm her. Die würde nicht nur mir gefallen, sondern auch die LKW der Speditionen ohne das lange Stück B3 mit sehr eingeschränkter Überholmöglichkeit früher auf die Autobahn holen – und somit auch die Unfallgefahr durch riskante Überholmanöver auf der B3 ein bisschen entschärfen.

Die Spurwechsel-Schere

Vorkommen: Auf je Richtung drei- oder mehrstreifigen Straßen, auch an Zusammenführungen und Einfädelspuren. Geschwindigkeit ist hierbei egal, wobei das Ganze bei hohen Geschwindigkeiten wesentlich gefährlicher ist.

Symptome: So simpel wie problematisch: Von links und von rechts möchte je ein Fahrer auf die Spur zwischen den beiden wechseln. Dort ist zwar Platz, aber nicht für beide, da beide Autos entweder auf selber Höhe der Straße fahren oder bei stark unterschiedlichen Geschwindigkeiten nach Spurwechsel dasselbe Stück der Zielspur beanspruchen würden. Wenn das Ganze von einem oder beiden früh abgebrochen wird, kein Problem. Aber so bald mal beide teils auf der Zielspur sind, werden Korrekturen manchmal hektisch und gefährlich – ganz abgesehen von den fatalen Folgen, wenn es dann keine Korrektur gibt!

Unterstellte Ursachen: Zufall spielt eine Rolle. Aber es gibt zwei oder drei Kriterien, die das Problem verschärfen. Erstens: Das Verhalten des umgebenden Verkehrs. Das Problem liegt manchmal darin, dass zum Beispiel ein sehr langsamer PKW über eine längere Phase ein bis zwei LKW-Längen hinter einem LKW her fährt – nur nicht auf derselben Spur, sondern einen Fahrstreifen weiter links. Dadurch entsteht eine Stelle, an der Fahrer auf der rechten Spur, die den LKW gerne überholen, aber so lang wie möglich so weit wie möglich rechts bleiben wollen – gemäß Rechtsfahrgebot – gerne nach links Spurwechseln wollen. Zugleich wollen viele Leute nicht zu lange auf der linken Spur fahren. Zweitens: Die Struktur der Spuren – dann am Ende eines Fahrstreifens muss man links oder rechts rüber, teils ergeben sich dort aber auch scheinbar attraktive Stellen zum Spurwechsel in die andere Richtung. Drittens – und der ist ganz wichtig: Fehlender Schulterblick, egal ob beim Spurwechsel nach rechts oder links! Wenn man Spiegel-Beobachtung und Schulterblick macht, ist es recht unwahrschelnlich, dass man gleichzeitig blinkt, erst recht, dass man gleichzeitig das Spurwechselmanöver einleitet oder gar fortsetzt. Oh, genau, viertens: Nicht blinken! Woher soll man denn etwas wissen, das man nicht weiß, oder auch: Wie soll ich sehen, dass der andere einen Spurwechsel plant, wenn er es mir nicht anzeigt. Fünftens: Ich beobachte oft, dass ein Fahrer auf einer Spur weiter links im toten Winkel des weiter rechts fahrenden Vordermannes oder der Vorderfrau verharrt, wohl in der Befürchtung, derjenige könnte ausscheren. Aber in meinen Augen sollte man, wenn man schon SO nah dran ist, dann lieber vorbeifahren – egal, ob man ein, zwei oder drei Spuren weiter links fährt. Mach ich aber leider auch nicht immer.

Nervfaktor: Extrem! Als beteiligter Verkehrsteilnehmer flattere ich danach immer sehr heftig. Vor allem, wenn es schon eine Lenkradbewegung bei mir gab. Dazu ist natürlich die Unfallgefahr dabei ziemlich groß, und ein Unfall ist das nervigste überhaupt auf der Straße, selbst wenn er glimpflich ausgeht!

Anmerkung: Die Spurwechsel-Schere ist ein Spezialfall. Eine häufigere – wohl als Oberbegriff z.B. der Spurwechselschere zu sehende – Kategorie von Phänomenen betrifft eben Spurwechsel, bei welchen die Zielspur schon besetzt ist, oder wie bei der Schere, gerade besetzt wird.

Die Geschwindigkeitsinversion

Vorkommen: An Zusammenführungen zweier Strecken, besonders stark dort, wo zwei oder mehr Spuren von rechts mit einer zwei- oder mehrspurigen Strecke zusammengeführt werden. Kann aber auch an vielen anderen Orten auftreten und ist oft ein Teilaspekt, vielleicht sogar nur ein Symptom eines größeren Problems.

Symptome: Statt von rechts nach links steigt die Geschwindigkeit des (langsam) fließenden Verkehrs über längere Zeit und Strecke hinweg von links nach rechts an. Normalerweise sollten ja die langsamsten Fahrzeuge auf der rechten Spur fahren, wer etwas schneller ist, überholt auf der nächsten Spur weiter links – und so weiter. Bei einer Geschwindigkeitsinversion ist das Gegenteil der Fall. Man könnte sicher auch das unregelmäßige, mehr oder minder abwechselnde Vorankommen und Stehen bei mehrspurigem Stop-And-Go als Geschwindigkeitsinversion betrachten, das möchte ich aber nicht tun.

Unterstellte Ursachen: Rabiater Spurwechsel nach links, oft gekoppelt mit dem Anspruch, auch schneller zu fahren als der Durchschnitt der Spur weiter links. Zum Beispiel am Leonberger Dreieck: Zwei Fahrstreifen A81 von Heilbronn von rechts, zwei Fahrstreifen A8 von Karlsruhe her von links. Die LKW aus Karlsruhe dürfen zunächst nicht nach recht wechseln – und können es wegen eher kurzer Lücken auch nicht. Aber da nun einmal auf der zweiten Spur von links und auf der ganz rechten „schleichende“ LKW fahren, müssen plötzlich sehr viele Fahrer nach links, um dort – vermeintlich schneller zu werden. Die Abstände sinken massiv, es kommt zu Stockungen auf den überfüllten Spuren. Und schon hat man auf der stockenden linken Fahrbahn das, was einem unterstellterweise vor allem hinter langsamen LKW auf der rechten Spur passiert: Der fließende Verkehr auf der Zielspur ist zu schnell, um in ihn hinein zu wechseln. Die überfüllte linke Spur kann sich also nicht auf die nächste weiter rechts entlasten – und wenn doch, wird auch dort der Verkehr oft zum Stocken gebracht, weil die Fahrer plötzlich bremsen müssen. Ergebnis: Auf der rechten Spur und auf der zweiten von rechts geht es recht flott voran, links davon langsam bis sehr langsam mit Stockungen, am langsamsten ganz links.

Nervfaktor: Hoch. Meistens hält das Ganze – mindestens am Dreieck Leonberg – gekoppelt mit etwas, das ähnlich wie die Senkenstockung funktioniert, recht lange an – in Strecke wie Zeit. Außerdem sind die langsamen, von links nach recht ziehenden Spurwechsler oftmals weniger achtsam als jemand, der von rechts nach links wechselt – merke ich auch an mir selbst. Steht oder schleicht man auf der langsamen Spur, ist’s super-nervig, wird man von Ausscherern zum raschen Bremsen oder von Hinterleuten zum schneller Fahren auf den schnelleren, weiter rechts liegenden Spuren genötigt, ist’s nicht nur nervig, sondern auch gefährlich.