Die gibt es auch im Straßenverkehr. Meine Mutter drückte das vor langer Zeit einmal so aus:
An manchen Tagen fahre ich wie eine junge Göttin, an anderen bin ich froh, wenn die anderen ein bisschen aufpassen!
Martina Schmidt (1953-2006)
Auch wenn das gar nicht großartig klingt, es steckt viel Weisheit drin. Man muss es nur umsetzen! Ich stelle immer wieder fest, dass ich an manchen Tagen das Verhalten der anderen Fahrer vorausahne, für sie mitdenke, vorsichtig agiere und tatsächlich schaffe, egoistisches Fahren anderer auszugleichen. An anderen, weil es mir irgendwie nicht so gut geht, ich irgendwo anders bin oder ich einfach mental einen schlechten Tag habe, könnte ich selbst jemanden brauchen, der den Mist, den ich baue, ein bisschen entschärft. In aller Regel findet sich da auch jemand.
Wenn man selbst erkennt: „Heute läuft es nicht so, heute bin ich nicht ganz da.“, dann kann man sich zurücknehmen und einfach mal hinter einem LKW herzuckeln, statt sich Verwirrung oder gar Gefährdung stiftend auf die mittlere oder linke Spur zu drängeln. Mentale oder gar emotionale Geschichten sind gefährlicher: Da sieht man’s oft selbst nicht ein, dass man heute kein produktives, mäßigendes Element des Verkehrsflusses ist, sondern eher ein Weisheitszahn des Reißverschlusses oder Ähnliches. Da man gutes Verhalten im Verkehr, wenn man selbst aufgrund seines geistigen oder emotionalen Zustandes nicht richtig beurteilen kann, gibt’s auch keine Messgrößen aus dem eigenen Auto heraus, die einem zeigen können, dass man sich blöd verhält. Ich merke das manchmal hinterher, sicher entgeht es mir aber auch manchmal, dass sich andere mit Recht über mich aufgeregt haben.
Eines habe ich allerdings gemerkt: Schlechtes Verhalten gegenüber den anderen, wenn ich selbst nicht die richtige gedankliche Kontrolle habe, um sie zu bewerten, entdecke ich höchstens hinterher. Dass ich aber nicht richtig funktioniere, nicht in meiner besten Verkehrsteilnehmer-Verfassung bin, kann ich an etwas anderem ablesen: Am Verhalten von Spritverbrauch zu mittlerer Geschwindigkeit. Selbst im Stau kann man dieses Verhältnis durch vorausschauendes Fahren niedrig halten. Wenn ich allerdings zwar nicht völlig lähmende, aber eben doch beeinträchtigende Kopfschmerzen habe oder unter drückender Eile und drängendem Stress fahre, brauche ich – bei gleicher Geschwindigkeit – mehr Benzin. Ganz deutlich sehe ich das. Woran das liegt? Wenn die Konzentration nicht so hinhaut, oder man mehr vom Zeitdruck oder dem Stress beherrscht wird als von „guten“ Beweggründen, sich im Verkehr irgendwie zu verhalten, ist die Geschwindigkeit gleichmäßiger. Man beschleunigt mehr, um dann gleich wieder abzubremsen. Der Sprit geht dann nicht in das Vorankommen, sondern wird in den Abrieb von Bremsbelägen „investiert“. Irgendwie habe ich mir sogar schon überlegt, diesen Indikator mal zu notieren und mit meinen restlichen Zuständen zu korrelieren. Bisher habe ich aber nicht den Elan dazu gehabt, das auch wirklich umzusetzen.
Interessant wäre es allemal!