Koalition?

In zunehmendem Maße bastle ich an meinen Rädern. Während das große Projekt immer noch an der Frage „Kann ich nochmal outdoor Rennrad fahren, dieses Jahr? Lohnt es sich schon, das Rennrad zu putzen und indoor auf die Rolle zu stellen, um dabei auch gleich Di2 zu montieren?“ verzögert wird, kommen andere doch voran, zumindest in ersten Schritten.

Neben der Idee, sich insbesondere für den Alltagsrenner „Red Flash“ einen zweiten Laufradsatz zu beschaffen und Spike-Reifen darauf zu montieren (Ideenphase, Fragestellung: „Kriege ich es hin, eine für meine Bremssättel passende Scheibe selbst zu montieren?“), und der konkreten Planung für den Austausch des Innenlagers am Alltagsrad „Red Flash“ (Bei Austausch des nur noch unzuverlässig funktionierenden Stages Powermeter L durch ein neues entdeckte ich, dass das Innenlager nicht mehr gut ist, Neues und Werkzeug dafür sind bestellt) geht gerade ein anderes in erste Testphasen.

Da komme ich dann auch zur Überschrift… einer meiner Laufkumpels amüsiert sich regelmäßig über die Gespräche zwischen mir und dem anderen Laufkumpel des Sonntags-Dreiergespanns über Cleats am Fahrrad. Er hatte nämlich erst gedacht, wir reden über Politik. Shimano Pedaling Dynamics und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands teilen die Abkürzung, und beide Abkürzungen werden weit häufiger in ihrem jeweiligen Zusammenhang benutzt als die Langversion.

Nun habe ich – nicht im Outdoor-Bereich, sondern erstmal auf dem Ergometer montiert, um nicht umzufallen – einen ersten Versuch einer Koalition probiert, um vielleicht eine Alternative zur SPD-Alleinregierung im Outdoor-Bereich zu etablieren. Am Heimtrainer (und wohl künftig bei Indoor-Fahrten auf der Rolle am „Green Scooter Killer“) habe ich mich an SPD-SL versucht. Das politisch… Herstellerlager bleibt weiterhin Shimano, ich habe mich also nicht an Look Kéo herangewagt, aber zumindest ein zartes Pflänzchen eines Versuchs einer für mich neuen Version der Bindung von Fuß an Fahrrad ist in der Mache.

Unsere Radfahrmaskottchen Lyn X. van Rad und Ruanjik sind sehr begeistert, im Team Schmuse-Spitzohren sind Holger und ich also künftig wohl die einzigen, die keine Rennradcleats fahren. Ich bin auch begeistert, habe aber durchaus auch Bedenken…

Allererstes, ganz frühes Fazit:

  • Der Kontakt zum Pedal, die Dynamik, Kontrolle, Sicherheit ist total klasse, ich hätte fast hammergeil geschrieben, aber das ist nicht der Duktus dieses Blogs. Huch, nun steht’s doch da!
  • Die Platten stehen unpraktisch aus den Schuhen raus, damit Gehen ist schwierig, auch mit den Cleat-Abdeckungen aus Gummi, die ich dazu geholt habe.
  • Abnutzung der Kunststoffcleats und damit die Gefahr, dass sie sich nicht mehr einklicken lassen, ist sehr real, insbesondere da ich an GANZ engen Radwegkurven (zum Beispiel beim Hochfahren auf den Radweg außerhalb der Schallschutzwand der A5-Brücke über die Straße nach Mörsch in Ettlingen) noch manchmal kurz ausklicke und abstütze. Im Normalgebrauch muss ich auch nach Absteigen vom Rad noch etwas Gehen… Arbeitsweg mit SPD-SL könnte also problematisch sein. Vielleicht finde ich dafür Lösungen und Ideen, in der Zukunft.
  • Das Ausklicken ist auch auf leichtester Auslösestufe deutlich schwerer als bei SPD, aber ob das wirklich ein Gegenargument bezüglich Fahrten zur Arbeit ist, weiß ich noch nicht – ich hatte anfangs auch Zweifel, ob ich SPD gehandelt bekomme, dahingehend.

Radfahren ist – weit mehr als Laufen – eine Materialschlacht, würden böse Zungen wohl behaupten. Für meine Bastel- und Optimierwut ist es ein Fest!

Ein weiteres erstes Mal

Mein erstes Mal. Nicht das erste Mal auf dieser Route. Nicht das erste Mal mit dem Fahrrad heim von der Arbeit. Nicht das erste Mal mit meinem Roten Trek 520 „Red Flash“. Nein, das erste Mal von der Arbeit heim mit Cleats.

Ich habe erst dieses Jahr angefangen, mit Klick-Pedalen oder Cleats zu fahren. Ich benutze Shimano SPD Cleats und Kombi-Pedale, so dass ich sowohl mit als auch ohne die Bindung von Pedal und Schuh fahren kann. Im Bild unten seht Ihr meine Schuhe mit der Platte unten dran und die Kombi-Pedale, die ich für das MTB noch in Reserve habe.

Schuhe und Kombipedale, wie ich sie einsetze.

So richtig getraut, außerhalb von Trainings- und Vergnügungsfahrten ohne festes Ziel mit den Cleats zu fahren, habe ich mich aber noch nicht. Warum? Naja, mit dem Arbeitsnotebook in der Gepäcktasche und auf dem Weg zur Arbeit umzufallen, das ist nicht unbedingt so prall. Nun war aber gestern Abend das erste Mal… ich bin mit meinem roten Trek 520 mit Notebook, ein paar Papieren und meinen Wechselklamotten in meinen Gepäcktaschen nach Hause gefahren. In den Taschen waren außerdem die eher windfesten Laufschuhe, die ich normal zum Radeln getragen habe – denn ich trug meine Schuhe mit den SPD-Cleats. Es hat alles geklappt, das von vielen prophezeite Stürzen oder Umfallen an der Ampel ist auch dieses Mal ausgeblieben. An einer Einmündung bin ich nach Ausklicken beim Wiedereinklicken ein bisschen unsicher gewesen, aber konnte nach einem halben Meter rollen sicher vor dem Auto mit Vorfahrt anhalten und den Fuß wieder auf den Boden bekommen. Das Einklicken nach Ampeln klappt auch immer besser. Der Anteil an Fahrten mit Cleats steigt.

Aktueller Stand meiner Radlerei – sortiert nach „keine Cleats“, „Cleats beim Indoor-Radeln“ und „Cleats beim Radfahren“.

Für viele Radler in meinem Umfeld sind Cleats ein alter Hut. Für mich sind sie immer noch ein Abenteuer, aber eines, dem ich mich langsam auf immer mehr Strecken gewachsen fühle. Es sind erst 231 Kilometer, die ich mit diesem für mich neuen Feature draußen auf dem Rad verbracht habe. Ich habe auch noch zu lernen. Aber bisher… ja, bisher läuft’s gut und ich weiß die bessere Kontrolle über das Fahrrad ebenso zu schätzen wie die Möglichkeit, auch mit „Zug“ etwas Kraft auf die Straße zu bringen, nicht nur mit Druck nach unten.