Wie Ihr wahrscheinlich wisst, hilft mir Laufen gegen Kopfschmerzen. Vernünftigerweise sollte ich mit einem drei Tage alten, wenn auch nur kurzen Schnitt im Gesicht nicht laufen gehen. Zwar bilden sich schon neue Äderchen, aber es sackt halt immer noch das eine oder andere Milliliterchen Blut aus den zerschnittenen Kapillaren in den Tränensack. Ich seh‘ aus, als hätte ich mich geprügelt.
Bis auf den Sport habe ich auch keine Einschränkungen, das Pflaster über dem Schnitt schirmt ihn gegen Wasser ab und so ist alles drin, was ich tun will. Nur eben das Laufen!
Heute früh habe ich Kopfschmerzen – linksseitig, das sind bei mir die, die sich nicht so sehr auswachsen können. Rechtsseitige Kopfschmerzen sind, wenn ich nicht laufen kann, eine Katastrophe. Die entwickeln sich oft so, dass sich die rechte Schläfe am oberen, vorderen Rand der weichen Kuhle außen über dem Auge wie eingedrückt anfühlt – nicht bei betasten, da ist alles normal, aber der Schmerz fühlt sich an, als habe da einer mit grober Gewalt alles eingedrückt und es federe nicht zurück. Manchmal auch eher, als stecke ein Axtblatt von rechts oben im Schädel. Wenn ich mit Ansätzen dazu aufwache, muss ich Laufen. Alles andere hilft nicht, Tabletten müsste ich so hoch dosieren, dass ich befürchten müsste, meine Colitis Ulcerosa auszulösen. Bleibt also nur Laufen.
Das darf ich zwar im Moment nicht, um die Wundheilung des kleinen Schnitts nicht zu gefährden – immerhin sind’s zwei Fäden, mit denen genäht wurde – aber zum Glück ist der Schmerz auf der linken Seite. Und den kriege ich eher auch ohne Laufen in den Griff. Dennoch fehlt mir mein Schmerz-Therapeutikum Nummer eins. Das Laufen.
Aber es sind ja nur noch vier Tage, bis die Fäden rauskommen.