Winterlaufserie Rheinzabern – Zehner

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Eigentlich… ja, eigentlich hatte ich mich für die Winterlaufserie in Rheinzabern ganz bewusst entschieden. Sowas strukturiert den Aufbau in Richtung der Marathonvorbereitung für das späte Frühjahr. Ein Zehner im Dezember, ein Fünfzehner im Januar, ein Zwanziger im Februar. Standortbestimmungen, Tempodauerläufe, Wettkampffeeling für aktuelle Erfahrung mit Wettkampfatmosphäre einerseits und Motivation andererseits. Mit dem Herbstlauf in Ötigheim gibt’s dann noch eine Erweiterung: Fünfer, sechs Wochen, Zehner, vier Wochen, Fünfzehner, vier Wochen, Zwanziger.

Die letzten paar Wochen waren aber, wie heute morgen gepostet, echt schwierig, was die Motivation anging. Vielleicht sind sechs Wochen nach dem Herbstlauf auch einfach zu lang. 15 Mal 600 Meter im Zehner- oder besser im Fünfer-Renntempo? Tempofixierung mit sechs Mal 1000 Meter im Zehnerrenntempo? Tolle Vorbereitungselemente für einen Zehner, wenn man sie macht. Ich hatte keine Lust, keine Motivation, keine Energie. Ich wollte nicht, ich machte sie nicht. Ich hatte schon überlegt, den Zehner wegen glatter Straßen, Kälte und keine Lust sausen zu lassen. Ich-ich-ich… wie mein Laufpartner Michael F. heute auf seinem Shirt stehen hatte: „Das Mimimi stark in Dir ist!“

Dann die Wende: Ich lese ein letztes Mal die Teilnehmerliste, am Vorabend des Wettkampfs. Da stehen Merle Brunnée drin, und Sabrina Mockenhaupt-Gregor… Sabrina Mockenhaupt-Gregor? W40? Ahhhhhhh… mit Mocki auf dem Podium stehen, hinter ihr auf die Plätze zu laufen, wenn das mal kein Antrieb ist… ich war völlig aus dem Häuschen, nervös, vorfreudig, begeistert, ängstlich: Schaffe ich das überhaupt, in Rheinzabern, wo die schnellen Leute laufen, bei Anwesenheit einer vielfachen deutschen Meisterin auf das Altersklassenpodium? Bin ich zu schlecht? Ich muss es mindestens versuchen!

Tja, Wechselbad der Gefühle und am Ende stand ich doch wieder mit richtiger Wettkampfstimmung, leichtem Druck, großer Nervosität und mächtiger Vorfreude an der Startlinie. Nach kurzer Inspektion der Zielgeraden und der Versicherung des Veranstalters hatte ich mich dafür entschieden, nicht auf Trailschuhen (Altra Lone Peak) zu laufen, auch nicht auf meinen Marathon-erprobten leichten Lieblingsschuhen (Altra Escalante Racer), sondern auf Carbon… Altra Vanish Carbon! Direkt am Anfang variierte meine Stimmung zwischen „Ist das schei… mistig kalt!“ und „Das ist zu schnell!“ und „Viel zu langsam, du strengst dich ja gar nicht an.“ Als Grundrauschen war’s noch dazu wohl dem Next Gen Stryd zu kalt, auf dem ersten Kilometer detachte er sich dreimal von Uhr, bevor er dann zuverlässig funktionierte. Ich checkte dann bei Kilometer drei mal die bis dahin absolvierte „Runde“: ca. 30-50 Meter weniger auf der Uhr angezeigt, als die Kilometermarkierung, durchschnittliche Pace bis hierhin: 3:59/km. Yeah. Weg mit all den Zweifeln, das läuft! Wenn nur die Hände nicht so absurd kalt wären, trotz Handschuhen!

Das wurde dann besser, bei Kilometer sechs. Ich hing zwischen ein paar keuchenden Männern in einer Gruppe aus vier Frauen – eine recht jung, eine wuschelig lockige von der LG Region Karlsruhe, eine weitere – und ich. Regelmäßig die kalte Luft tief einsaugend, die meiste Zeit sehr sicher, dass die weichen, sich schnell abreibenden, aber anschmiegsamen Sohlen meiner Altra Vanish Carbon das fies heftige Drehmoment durch den mit Carbon-Platte verlängerten Hebel zuverlässig auf den weitgehend trockenen, kalten Asphalt brachten, weiterhin voll auf Kurs für ca. 40 Minuten auf zehn Kilometer. An Platzierung, an Sabrina Mockenhaupt-Gregor, an Podium dachte ich da nicht mehr. Ich war im Flow. Es lief, wie von allein, nicht zu schwer, aber auch eigentlich fluffig-leicht. Runner’s High, das pure Glück in der Leichtigkeit eines schnellen Laufes, der sich gar nicht mehr so schnell anfühlt.

Auf der Wendepunktstrecke, am Ziel vorbei, Richtung Jockgrim und dann wieder zurück, noch immer genau auf dem Strich knapp unter 4:00/km, fragte ich mich: „Musst’de dich nochmal strecken, um unter 40 zu bleiben? Aber selbst wenn, lohnt. Unter 40 is’n Ding!“ Dann sah ich Sophia Kaiser auf der anderen Fahrbahnseite, die schon wieder Richtung Rheinzabern unterwegs war, freute mich – dann droppte schlagartig die lockige LG-Region-Läuferin vor mir raus. Eben war sie noch mit zuverlässigen 4:00/km unterwegs, wie ein Uhrwerk, plötzlich langsamer – ich lief vorbei: „Das war zu leicht…“, wende mich um: Sie ging nur noch! Oh schade für sie, aber mein Tempogefühl trügte nicht, ich überpacte nicht aus Übermut! Dann war ich voll im Tunnel, irgendjemand brüllte mir Anfeuerung zu, keine Ahnung, wer, wie im Flug vergingen die letzten 1500 Meter – und dann runter, durch die Radwegunterführung und hoch zum Ziel… 39:42 steht über dem Ziel! Bruno vom Oberwald parkrun ist da, feuert mich an, 39:49 und die Sekunden ticken.

Und dann war ich im Ziel! Emma Simpson-Dore war da, war ein Stück schneller gewesen, ich gratulierte ihr, erinnerte mich, sie auch auf der Wendepunktstrecke im Gegenverkehr gesehen zu haben. Holte Tee… 39:55. Neununddreißigfünfundfünfzig, Platz 1 W40 sagte mein Mann! Mocki war nicht da, erkältet, hatte er gelesen. „Egal, hat sie mich aus der Ferne motiviert!“

Etwas später sagte ich dann noch: „Die Motiv-Säure ist wieder dissoziiert… es gibt wieder Motivat-Ion!“ Dummer Witz, freilich, aber hey: Wenn man gerade gelaufen ist, verzeihen sie einem sogar MEINE Sprüche. Dann gab’s erstmal Kaffee und was zu futtern, Rindswürstchen wie immer in Rheinzabern, treffen und grüßen mit vielen Leuten, Siegerehrung.

Nun sitze ich hier und freue mich. Mag sein, dass die letzten paar Wochen schwierig waren in Motivation und Wetter. Aber ich kann’s noch. Das Läuferleben ist schön!

38. Winterlaufserie – der Zwanziger

Die Winterlaufserie in Rheinzabern umfasst stets einen Zehner am dritten Advent, vier Wochen später einen Fünfzehner und weitere vier Wochen danach einen Zwanziger. Wer einen Lauf sausen lässt, ist aus der Serienwertung raus. Nachdem ich zum Fünfzehner krank war und somit aus der Serienwertung raus war, konnte ich den Zwanziger prinzipiell ohne Ansprüche angehen. Allerdings fiel mir das schwer – das resultierte in einem Haufen Zweifeln. Klar, beim Zehner hatte ich mit soliden Sub-40 und einem zweiten Platz in der Altersklasse hinter Simone Raatz schon eine gewisse Marke gesetzt, der zweite Platz der W40 in der Serienwertung letztes Jahr war auch etwas, das ich gerne wiederholt oder verbessert hätte. Fünfzehner weg, is‘ nich‘, okay.

Eigentlich war also alles klar. Der Zwanziger war für den Spaß, als Teil des Trainings, denn ich plane dieses Jahr eine Wiederholung der Teilnahme beim Regio Cup Karlsruhe, zudem möchte ich zwei Marathons laufen, und die Reihe beim Campus Run möchte ich auch nicht abreißen lassen, wenn wir in der Woche nicht gerade in Bensersiel sein sollten – der Campus Run wird leider später terminiert, als wir unsere Urlaubsplanung abschließen mussten.

Dennoch flatterte ich vor dem Lauf wie das Flatterband an den Pylonen der Streckenabsperrung im beginnenden Sturm in Rheinzabern. Ich formulierte mir selbst ein Minimalziel: Zwanzig Kilometer in unter 1:27:00, denn mit Halbmarathon in 1:27:02 und bester Zwanziger-Wettkampfzeit von 1:27:30 war da irgendwie ein komisches Feature in meinen Personal Bests. Ich hatte schon zwei Halbmarathons mit besseren 20-km-Abschnitten als meine Wettkampfzeit in Rheinzabern von 2019. Das war also das Ziel.

Der Lauf

Nach einer nicht besonders guten Nacht – zweimal aufgestanden, weil ich erstmal nicht mehr schlafen konnte – und sowieso nur rund sieben Stunden Zeit zwischen Zubettgehen und Weckerklingeln war ich fast zu müde zum nervös Sein. Aber nur fast! Ich trank also meinen Tee, suchte meine Siebensachen zusammen und fuhr dann mit meinem Mann nach Rheinzabern. Es hingen noch ein paar Fragen und Dinge in der Luft, die ich tun wollte, dazu beschäftigt mich die Organisation der ersten zwei Tage kommender Woche – aber dazu vielleicht wann anders. Kurz: Nicht allein der Lauf machte mich nervös und ich fürchtete ernsthaft, die 1:27:00 nicht zu schaffen. Das sagte ich nicht laut, denn alle hätten mich ausgelacht – klar schaffst du das, hätten sie gesagt. Mit Startnummer und einem Kaffee bestückt, die Vereinskollegen von den Sport Löwen Baden vor Ort und einigen netten Gesprächen mit anderen Läufern ging die Nervosität etwas zurück.

Die neue Zwanziger-Strecke in Rheinzabern – rot die alte Strecke, die zuvor zweimal durchlaufen werden musste. Stattdessen lief man nun die je fünf Kilometer langen Erweiterungen in grün und blau.

Direkt am Start traf ich dann auch noch den Michael von meinem Lauftreff der LG Hardt in Bietigheim, und dann ging es auch schon los. Leider war das Verhältnis von Wind, Grundbrummen all der Unterhaltungen im Starterfeld und Rheinzaberns Turnerverein-Lauf-Vorstand mit Megafon so ungünstig, dass ich nicht mitbekam, dass eine Gedenkminute abgehalten wurde, für den verstorbenen Bürgermeister der Stadt, der so oft die Läufe in Rheinzabern gestartet hatte. Damit stand ich aber wohl nicht allein, wie mein Mann berichtete. Dann ging es aber auch schon los. Verhältnismäßig lässig ordnete ich mich ein, achtete kaum auf meine Uhr, zog an Läufern vorbei, wurde aber auch ein paar Mal überholt. Schließlich schloss ich mich einer Dreiergruppe der LSG Karlsruhe an, die ein mir recht genehmes Tempo liefen. Vom Fünfer in Ötigheim wusste ich, dass wohl das Tempo von Ultraläuferin Natascha Bischoff, die Teil dieser Gruppe war, eine auch für mich geeignete Wahl sein würde. Um uns vier herum sammelten sich noch ein paar weitere Läufer, so dass man sich insbesondere auf den Gegenwindpassagen des teils geänderten Rheinzaberner Kurses ganz gut mit Windschatten und Motivation unterstützen konnte. Die Gruppe fand sich bei Kilometer drei – und hielt bis Kilometer sechzehn! Ich lief das Tempo der drei mit, ohne mich groß drum zu scheren, was meine Uhr anzeigte. Freilich, ich las gelegentlich ab, das Tempo passte. Ein wenig bestürzt realisierte ich aber auch, dass der Puls unten blieb – neben einer kurzen Phase über 160 zwischen dreieinhalb und fünfeinhalb Kilometern bewegte ich mich stets zwischen 145 und 160.

Auf dem neuen Streckenabschnitt östlich von Rheinzabern setzte ich mich noch im Rückenwindbereich von der LSG-Gruppe ab und suchte mein Heil in meinem eigenen Tempo. Noch bei Kilometer 16 misstraute ich der Locker-Flockigkeit, mit der ich dieses Tempo lief, das mich zuletzt auf meine Halbmarathon-Bestzeit im August in Hambrücken getragen hatte. Bei Kilometer 14 und rund 58:33 gelaufener Zeit rechnete ich aus, dass ich mit einem Fünfer-Schnitt (also 5:00 pro Kilometer oder 12km/h) mit 1:28:33 reinkommen würde. Ich lief aber etwas um die 4:10 pro Kilometer, also fast 15km/h! Ich wiederholte die Rechnung an jeder Kilometermarkierung und stellte schließlich bei Kilometer 17 und 1:11:00 gelaufener Zeit fest, dass ich meine gewünschten 1:27:00 selbst dann unterbieten würde, wenn ich wirklich und wahrhaftig auf 12km/h abfallen würde – ich lief immer noch nicht wesentlich schlechter als 4:10 pro Kilometer!

Langsam wurde mir klar: Das geht wirklich so leicht! Es rächt sich nicht! Du musst – zwar bei vollem Gegenwind, aber dennoch – nur noch drei Kilometer weit das Tempo halten und bist trotz allem sogar SCHNELLER als beim Halbmarathon in Hambrücken! Das vereitelte der Gegenwind dann etwas, aber die Uhr zeigte 1:22:49 für die 20 Kilometer, als ich im Ziel war! Natascha war – wie der Sturm in Person – kurz vor dem Ziel noch an mir vorbeigezogen, aber ansonsten hatte ich all die Mitstreiter, mit denen ich den Wind bekämpft hatte, hinter mir gelassen. Die resultierende Geschwindigkeit entsprach fast exakt meiner Geschwindigkeit bei meiner bisherigen Halbmarathon-Bestleistung im August.

Zwanzig Kilometer und Halbmarathon – durchaus nah beieinander. Es sah komisch aus, beim besten Zwanziger (blau) so viel langsamer als beim besten Halbmarathon (rot) gewesen zu sein. Das ist nun Geschichte (grün).

Am Ende reichte es zum Sieg in der W40, einem Gewinn von vier Packen Nudeln bei der Startnummern-Tombola und einem Gutschein von Eichis Laufladen, den ich sofort in ein weiteres Paar der Socken umsetzte, die ich beim Zehner geholt und seitdem sehr viel getragen hatte. Vier Würstchen im Brot vertilgte ich im Schnelldurchlauf, ich hatte HUNGER! Meine Sport-Löwen-Vereinskameraden haben auch tolle Leistungen abgeliefert, mussten aber früh gehen – für die Chefin ging’s direkt zu einer Narrensitzung, wie sie schon gestern Nacht eine gehabt hatte. Einen kleinen Plausch mit Sieger und bewundernswertem Läufer Jannik Arbogast hatte ich dann auch noch auf der Tribüne, was mich sehr freute. So locker-flockig wie heute bin ich noch nie zu einer Bestleistung gelaufen, zumindest nicht in meiner Erinnerung.

Urkunde, eingelöster Gutschein und Tombola-Nudeln.

Advent, Advent, Talianna rennt

Am dritten Advent beginnt stets die Winterlaufserie in Rheinzabern. Für mich ist das der Beginn der neuen Saison – den Herbstlauf in Ötigheim habe ich für mich selbst als „Vorsaison“ im Gegensatz zur Hauptsaison gelabelt. Die Winterlaufserie ist ein Riesending, viele sehr schnelle Läuferinnen und Läufer sind dort, auch aus weiterem Umkreis. Für mich ist das eine Veranstaltung, bei der ich nur auf das Altersklassenpodium schielen kann – maximal. Da der Start um 10:20 stattfindet und die direkte S-Bahn vom Albtalbahnhof nach Germersheim am Sonntag nicht fährt, sondern nur die mit Umweg durch ganz Karlsruhe, fuhren wir mit dem Auto hin. Schon an der Auffahrt zur B36 bot sich das erste schöne Motiv des Tages:

Der Morgenhimmel in Flammen über dem Schwarzwald bei Mörsch.

Angesagt waren Sturm und Regen, sollte es etwa doch besser werden? Nein; wurde es nicht! Bereits in Karlsruhe zeichnete sich ab, dass das Wetter über den Vormittag hinweg schlechter werden würde – und in der Pfalz war’s gleich ein Stück grauer als im sonnig rot-gelben Baden. Aber in Rheinzabern auf dem Schulgelände IGS Rheinzabern hat’s ja eine Sporthalle, in der die nicht-laufenden Teile der Veranstaltung stattfinden: Startnummernausgabe, Umkleide, Gepäckverstauen, Toiletten, Verpflegung und danach auch die Siegerehrung und Startnummerntombola. Ins badische Rot-Gelb der Sport Löwen Baden gekleidet fanden Katja und ich einander recht schnell, mit Holger von den Highway Tales an den Rucksäcken konnten wir nach Herzenslust durch die Halle schwirren: Zur Toilette, zum Stand von Eichi’s Laufladen, wo ich meinen Gutschein vom letzten Jahr in Laufsocken umsetzte, Leute treffen…

Startaufstellung.

Wie gehabt ging die Hallenuhr um zehn Minuten nach, so dass der Leichtathletik-Chef des TV Rheinzabern, Daniel Hochmuth, vehement auf den Start um 10:20 hinwies – aufgrund von Fahrplanänderungen und einer Gleisquerung auf der Strecke 15 Minuten später als letztes Jahr.

Kurz nach dem Start überlief mich erst einmal ein Schauer. Das Wetter? Nein – meine Uhr! Zwölf-Komma-Irgendwas stand darauf – war ich so langsam? Dann kam mir langsam, dass meine Uhr aus unerfindlichen Gründen von Pace, also Minuten pro Kilometer, auf Geschwindigkeit, also Kilometer pro Stunde umgestellt war! Ich war also langsam, aber nicht SO langsam. Das gab sich aber bald. Bis Kilometer vier standen zuverlässig 16 km/h oder mehr auf dem Display, danach sank das Tempo ein wenig ab. Das eine oder andere rote Trikot der LG Region Karlsruhe hinter mir zu lassen, das war schon eine Befriedigung – die Läuferinnen und Läufer der LG Region sind stark! Allerdings waren’s auch Nachwuchsleute und eine Läuferin, die gerade erst aus der Schwangerschaftspause zurückgekommen war, so dass diese Mädels wahrscheinlich nur noch nicht (wieder) schneller sind als ich.

Etwa zwei Kilometer vor dem Ziel läuft man bereits an der Unterführung vorbei, von der es nur noch unter einhundert Meter bis zum Ziel sind. Gerade, als ich dort vorbeilief, rollte das Führungsrad hinunter in die Unterführung – zwei Kilometer hinter dem Sieger Jan-Lukas Becker von der LG Region Karlsruhe lag ich da also! Am Ortseingang von Jockgrim, etwa auf der Hälfte der Strecke bis zum Wendepunkt gut einen Kilometer vor dem Ziel, kam mir dann ein Trio der LG Region Karlsruhe entgegen: Melina Wolf, Johanna Flacke und Sarah Hettich, denen ich ein „Woohoo!“ entgegenbrüllte. Sarah und Johanna hatten mich beim Zwanziger in Rheinzabern im Februar für mehr als zehn Kilometer mit Motivation versorgt, weil ich diesen superschnellen beiden damals folgen konnte. Heute machten die drei – in der oben genannten Reihenfolge – das Damenpodium unter sich aus.

Etwas unscharf grinsend beim Zieleinlauf!

Mit heller Begeisterung hatte ich schon knapp nach der Hälfte begriffen, dass ein solide unter vierzig Minuten liegendes Ergebnis heute drin war – und auf der Uhr stand die 39 noch gar nicht lange, als das Ziel in Sicht kam! Bei 39:44 stoppte ich meine in Einheiten untreue vívosport im Ziel, die offizielle Zeitmessung nach ausgehängter Liste attestierte mir 39:41. Das ist doch wesentlich deutlicher unter den vierzig Minuten als die hauchdünnen 39:58 vom Hardtwaldlauf! Auch Katja konnte ihr Personal Best über zehn Kilometer verbessern – und das auch noch mit deutlich geringerem Puls als beim vorigen Mal. Markus, der dritte Sportlöwe im Bunde, kam nah an sein bisheriges Personal Best auf zehn Kilometer heran – und das bei recht viel Gegenwind, zum Glück aber eher wenig Regen.

Man sieht die Blüten des Weihnachtssterns fast nicht vor dem roten Feld des Sport-Löwen-Trikots.

Bei der Startnummerntombola in der Halle wurden dann sowohl Katja als auch ich gezogen, sogar fast direkt hintereinander, so dass wir beide jeweils einen Weihnachtsstern mit nach Hause tragen durften. Mit den auffälligen rot-gelben Trikots und dem ungewöhnlichen Vereinsnamen „Sport Löwen Baden“ fielen wir auch der Moderation deutlich auf. Für mich ging’s danach dann nochmal nach vorne, zur Siegerehrung der W40. Hinter Simone Raatz erreichte ich den zweiten Platz der Frauen zwischen 40 und 44 und musste mir meine Urkunde mal wieder nicht selbst ausdrucken.

Das W40-Treppchen.

Neben dem in der Tombola gewonnenen Weihnachtsstern und der Urkunde gab’s noch ein Körbchen mit Obst und Gemüse – nicht schlecht, um gesund über die kalten Tage zu kommen. Rundum zufrieden mit neuem Personal Best und einem soliden letzten Sub-40-Sub-40 fuhren wir dann wieder nach Hause.

Beute!

[KuK] Sturmschritte

Gleich geht es los Richtung Rheinzabern zum Zehner der Winterlaufserie. Letztes Jahr hatten wir plötzlich Schnee – dieses Mal läuft es auf Regen und Sturm hinaus. Die Wetterprognose hat sich seit Freitag immer mehr Richtung „mehr Regen, stärkerer Wind“ verschoben.

Kalt ist es nicht, Glätte ist nicht zu erwarten, auf der durchgehend asphaltierten, schnellen Strecke wird sich auch der Matsch in Grenzen halten. Demnach werde ich wohl meine Saucony Peregrine Ice Trailschuhe nicht auspacken müssen, sondern die leichten, harten Mizuno WaveShadows belaufen und auf möglichst viel Wald bei Gegen- und möglichst freies Land bei Rückenwind hoffen.

Heute Nachmittag gibt’s was zum Ergebnis, denke ich mal.

Schnee, Sintflut und Sturm – die Winterlaufserie

Am 16.12., am 13.01. und am heutigen 10.02. fand die 37. Winterlaufserie in Rheinzabern statt. Ich war das erste Mal dabei, und ich bin gleich alle drei Serienläufe mitgelaufen.

Im Dezember hatten wir Schnee – es war einer von vielleicht drei oder vier Tagen diesen Winter, an denen in der Rheinebene Schnee lag. Im Januar hat es geregnet, dass man dachte, ein Ozean platsche aus dem Himmel auf uns nieder. Nun gab’s den 20er mit Sturmböen – es war also alles Wetter, das den Winter charakterisiert, mal mit dabei. Nur eiskalte Sonne gab’s nicht, das ist jedoch schon in Ordnung. Ich laufe zwar weit lieber bei Wärme oder gar Hitze, aber im Winter nimmt man, was man kriegen kann. Ich hatte im Vorfeld so ein bisschen Bedenken, wegen der Sturmwarnung, aber in Rheinzabern kam es nicht so schlimm. Also packte ich gegen acht Uhr am Sonntagmorgen meinen Mann ein, der zum Anfeuern mitkommen wollte, und fuhr nach Rheinzabern. An der IGS Rheinzabern, die den Veranstaltungsort darstellt, bekamen wir noch einen Parkplatz auf dem Gelände. Eigentlich wäre ich ja gerne mit der Bahn hingefahren, aber da am Sonntag die S51 ab Albtalbahnhof nicht fährt, sondern nur die S52 mit einem Riesenschlenker durch die Stadt, hätte das noch viel früher Aufstehen erfordert, und das war mir dann doch zuviel des Guten. Ich holte meine Startnummer ab, traf Katja und Nobse von den Sport Löwen Baden und saß mit den beiden und meinem Mann zusammen noch herum. Wie meistens im Winter war ein wichtiges Thema, wie man sich für den Lauf anziehen solle. Um 10:05 ging es dann los – unter „The Final Countdown“ wurden die Läufer bereits gegen 9:50 dazu angehalten, zum Start zu schreiten. Die Strecke in Rheinzabern führt über einen Bahnübergang und der ist nunmal zu, wenn man wesentlich später als 10:05 startet.

Für mich ging es bereits schnell los – 4:20 zeigte die Uhr für den ersten Kilometer an, ich ordnete mich weiter nach vorne, suchte mir meinen Platz im Rennen und fand ihn noch nicht. Bei ungefähr zwei Kilometern überholte ich das wieder angetretene Pärchen aus einer sehbehinderten Läuferin, über die ich schon im Januar geschrieben habe, und ihrem Begleiter, um nicht auf dem wesentlich schmaleren Weg entweder hinter den beiden bleiben zu müssen oder ein Überholmanöver des Hazardeurs zu wagen. Das funktionierte so weit gut, ich fand aber immer noch nicht recht dort hin, wo ich eigentlich hin wollte: In die Umgebung von Leuten, die ungefähr mein Tempo liefen und als motivierende Umgebung fungieren sollten. Das ergab sich dann erst bei Kilometer vier: Zwei junge Damen von der LG Region Karlsruhe überholten zuerst mich und machten sich dann an das Überholen des Pulks, in dessen hinteren Rängen ich gerade lief. Ich heftete mich den beiden an die Fersen, die liefen so ein bisschen schneller als das Tempo, was ich allein für mich zu gehen in der Lage war. Mit einem Zugläufer – in diesem Falle zwei „Zugläuferinnen“ vor mir ging es gut. Bis Kilometer 10 flog die Strecke immer knapp hinter der kleinen braunhaarigen und der großen blonden Läuferin an mir vorbei, 4:15 bis 4:25 standen auf der Uhr, das Tempo blieb hoch. Bei der Hälfte der Strecke machten die beiden Damen etwas langsamer – sie zogen eine Kameradin von ihrem Verein noch ein bisschen an, die mit rotem Kopf und merklich ein bisschen vom Tempo überzogen nun langsam machen musste. Da überholte ich doch mal. Doch dann verabschiedeten sich die beiden von ihrer Kameradin und liefen ihr bisheriges Tempo weiter – ich heftete mich wieder dran. Bei Kilometer 15 überholte ich, noch immer an meiner „Lok“ aus den zwei schnelleren Damen, einen Kameraden von der LG Hardt, mit dem ich kurz Grüße tauschte und dann weiter lief. Beim Zehner und beim Fünfzehner war er schneller als ich – nun fürchtete ich mich, kurz vor dem Ziel von ihm wieder eingefangen zu werden. Indes, das geschah nicht. Bei Kilometer 17 zogen meine beiden Zugläuferinnen davon, sie hatten noch mehr Reserven als ich. Ich klebte mich einem Läufer der LSG Karlsruhe an die Fersen, dessen Tempo ich dann bis ins Ziel hielt – und mich nicht von Michael von der LG Hardt einholen ließ.

Zweimal feuerte Nobse mich quer über die Strecke hinweg an, als wir uns auf den Gegenverkehrs-Streckenabschnitten begegneten. Im Ziel feuerte ich ihn an, als er gerade reinkam. Wir applaudierten dann noch Katja, etwas später – und dann gab’s für mich Futter. Zwei Rindswürstchen und ein Wiener im Brötchen – ich hatte Hunger, und wie!

Am Ende des Laufes kam dann noch die Siegerehrung – für den dritten Platz bei den Damen zwischen 40 und 44 (Altersklasse W40) mit 1:27:30 gab’s eine Urkunde und einen Beutel mit fünf Packen Nudeln. Für den zweiten Platz der W40er in der Serienwertung (Zeitsumme aller drei Wettkämpfe, und nur für die, die an allen teilgenommen hatten) mit in Summe 3:19:39 gab’s einen Gutschein vom Sponsor Eichi’s Laufladen und eine weitere Urkunde.

Urkunden und Preise – fette Beute, kann man sagen. Oder vielleicht eher kohlenhydrat- und proteinreiche Beute …

Als persönliches Fazit muss ich sagen: Ich habe mein Tempo von 10er (4:31/km) über den 15er (4:28/km) auf den 20er (4:23/km) verbessert, obwohl die Wettkämpfe länger wurden. Dreimal hartes Intervalltraining in den vergangenen Wochen haben es ganz schön gebracht. Diese Woche liege ich allerdings nur bei etwas über 50 Kilometern, davon 20 im Wettkampf. Nächste Woche geht es hoffentlich weiter. Die Formkurve zeigt erfreulich deutlich nach oben, das hat die Winterlaufserie sehr deutlich gezeigt.

Winterlaufserie, die erste

Als ich gestern auf der Geburtstagsfeier für meinen Neffen verkündete, dass ich auf der Winterlaufserie in Rheinzabern antreten würde, unkten sie alle: „Es ist Schnee angekündigt.“ Ich rettete mich in ein nonchalantes „Schau’mer mal!“, obwohl ich durchaus ein mulmiges Gefühl hatte. Laufen, im Wettkampf, auf Schneematsch oder Schnee, zuvor mit dem Auto in die Pfalz rüber fahren … eigentlich nicht die Art, wie ich einen Wettkampf austragen will.

In der Nacht träumte ich dann, dass ich in Rheinzabern sei und mich verzweifelt um einen Parkplatz bemühte, keinen fand, dann verzweifelt die Anmeldung suchte und sie nicht fand – und meine Nummer gerade an mein Trikot sicherheitsnadelnd zum Start sprintete, um festzustellen, dass das Rennen längst gestartet war … und dann wachte ich auf, schaute nach draußen und alles war weiß. Für einige Momente war ich echt am Überlegen, ob ich nun losfahren wollte – ich machte mir erstmal eine Tasse Tee, genau genommen nicht nur eine, sondern drei. Dann fand ich mein Auto SO vor:

Kalt heute … 

Eigentlich habe ich da schon ernsthaft überlegt, gleich wieder ins Haus zu gehen. Spätestens, als auf der B36 ein paar Mal das ESP-Licht am Auto anging, war meine Lust noch weniger – immerhin war ich wach. Hellwach. Wach genug jedenfalls, um mit einigem Humor zu nehmen, dass Google Maps mich quer über einen Feldweg von der Ausfahrt Kieswerk an der B9 nach Rheinzabern lotste. Ich parkte angesichts des Chaos am Veranstaltungsort ohne jeglichen Versuch, direkt vor Ort zu parken, in einem nahegelegenen Wohngebiet und marschierte zur Anmeldung. Weder der Parkplatz noch die Anmeldung war ein Problem, und sogar Toiletten waren mit akzeptablen Wartezeiten verfügbar. Nur das Rutschen machte mir etwas Sorgen. Den Lauftreffkameraden von der LG Hardt, für die ich nunmehr wohl antrete, traf ich nicht vor dem Rennen, mein Kollege vom Lauftreff des Regierungspräsidiums allerdings fand mich, so dass wir uns kurz unterhielten und am Start nebeneinander standen. Nach den ersten paar hundert Metern war ich dann allerdings allein im Pulk, da ich etwas schneller zu laufen beabsichtigte als er – trotz der rutschigen Bedingungen. Zwischen 4:10 und 4:40 schwankten meine Kilometerzeiten, nach ein paar Kilometern hatte ich irgendwie richtig Lust und doch etwas Sorge, dass ich das Tempo nicht halten würde können. Aber es lief. SO hypervariabel, wie der andere Läufer implizierte, als er mich fragte, ob ich Intervalltraining machen würde, war mein Tempo aber nicht. Mit der Zeit gewöhnte ich mich auch an das Gerutsche und es lief gut – wobei ich die vorletzten anderthalb Kilometer echt doof fand: Gegenüber auf der Fahrbahn liefen die Leute in Richtung Ziel, und wir strebten noch dem Wendepunkt zu, der partout nicht kommen wollte. Wobei, dann kam er doch. Meinem Kollegen vom Regierungspräsidium klatschte ich noch etwas anfeuernd zu, als er mir auf dem Weg zum Wendepunkt entgegenkam, dann bog ich zum Ziel ab und sah gerade noch so die 44:59 wegticken.

Mit 45:09 wurde ich Achte in der Altersklasse und 49. der Frauen insgesamt. Mit einem Schnitt von etwa 4:30 pro Kilometer bin ich hochzufrieden, unter diesen Bedingungen. Ich weiß nicht, ob noch „zwei Minuten“, wie man mir sagte, zusätzlich drin gewesen wären, ein bisschen schneller wär’s aber bei trockener Straße durchaus gewesen. Im Ziel traf ich dann auch prompt Michael von der LG Hardt, der ein paar Sekunden vor mir angekommen war, knapp unter 47 Minuten kam dann auch mein anderer Kollege rein. Nachdem ich mein Laufshirt und die Laufjacke durch Shirt und Sweaterjacke ersetzt hatte, gab’s erstmal eine dampfende Tasse Kaffee und dann noch in netter Gesellschaft eine Rindswurst im Brötchen, bevor ich wieder nach Hause fuhr.

Kalt ist es immer noch draußen. Zum Beweis: Die Nachbarskatze, die durchs Fenster einstieg. Daneben die Urkunde.