[KuK] Läuft…

Entwicklung meiner Wettkampfleistungen über die Zeit.

Es kommen wieder Wettkämpfe – wie man sieht. Mit dem Rißnertlauf, der Badischen Meile und dem Dämmermarathon bin ich dieses Jahr wieder drei Wettkämpfe gelaufen. Da mich interessiert, wie sich meine Leistung über die Zeit entwickelt, aber meine Wettkampfdistanzen sehr differieren (5, knapp 9, 10, 12, 15, 20 Kilometer sowie Halb- und voller Marathon) und entsprechend auch das Tempo sehr unterschiedlich ist, musste ich mir was ausdenken. Also habe ich an meine persönlichen Bestleistungen Modellkurven angefittet (eine Parabel und eine Exponentialfunktion). Was besser passt, bewerte ich über die Summe der quadratischen Abweichungen („Chi-Quadrat“) bei der Anpassung. Mit dieser Kurve rechne ich dann meine Wettkampf-Geschwindigkeit auf das um, was ich wohl bei einem Zehner gelaufen wäre… und stelle damit Vergleichbarkeit zwischen unterschiedlichen Distanzen her.

Lange Rede, kurzer Sinn: Mit einem Rechenmodell mache ich aus jedem Wettkampf ein „Was wäre, wenn’s ein Zehner gewesen wäre.“ Diese geschätzten Tempowerte für Zehner (bei gelaufenen Zehnern sind’s natürlich exakte Werte) trage ich dann über die Zeit auf… und heraus kommt das oben gezeigte Bild.

Bis auf den einen doppelt virtuellen Zehner im Jahr 2020 bin ich also mit meinen Wettkämpfen in der Saison 2022 bisher sehr gut dabei, (fast) besser als je zuvor.

Was wäre gewesen, wenn…

Der Regio Cup hat mich ja schon ganz schön beschäftigt. Vor dem Hardtwaldlauf habe ich Szenarien durchgespielt, gerechnet und geschaut. Ich wollte nicht allzu enttäuscht sein, wenn meine Führung nicht zu einem Sieg würde, also habe ich mir überlegt, was hätte sein können.

Die Ausgangsposition war: 1948 Punkte hatte ich aus vier Wertungsläufen, 1929 hatte Christine Holdermann ebenfalls aus vier Wertungsläufen. Emma Simpson-Dore lag bei 1457 Punkten aus drei Wertungsläufen. Christine Holdermanns schlechterer Zehner waren 472 Punkte, also Potential, sich um 28 Punkte zu verbessern. Bei mir waren’s nur 12 Punkte, der schlechtere Zehner hatte mir 488 Punkte gebracht. Folgende Szenarien wären also möglich gewesen:

  • Emma oder Christine (oder beide) erreichen nach Altersbereinigung Zeiten, die mehr als 1,25% schneller als meine altersbereinigte Zeit sind. Dann hätten sie drei Punkte mehr als ich erzielt und mich an Punkten überholt. Voraussetzung hierfür wäre gewesen, dass keine andere Frau (altersbereinigt) mehr als 3,75% schneller ist als die beiden – denn 491 Punkte hätten beide mindestens gebraucht, um mich zu überholen.
  • Ich trete nicht an oder bin so langsam, dass das obige Szenario eintritt, aber eine schnellere Frau ist dabei und setzt dadurch Emmas und Christines Punkte unter 491 – damit wären meine schon sicheren Punkte aufgewertet worden.
  • Ich bin aus eigener Kraft schnell genug, um weniger als drei Punkte auf Emma und Christine zu verlieren – und gewinne aus eigener Kraft.
  • Das vierte – und wahrgewordene Szenario ist eine Kombination aus dem zweiten und dem dritten – ich hätte es auch aus eigener Kraft geschafft, aber eine sehr schnelle Frau stellt sicher, dass ich auch dann gewonnen hätte, wenn ich nicht so schnell gewesen wäre.

Tatsächlich sah es nun so aus:

  • Melina Wolf in 36:50 (Altersbereinigt: 36:50) – 500 Punkte
  • Sophia Kaiser in 38:18 (Altersbereinigt: 38:18) – 490 Punkte
  • Talianna Schmidt in 39:58 (Altersbereinigt: 38:46) – 487 Punkte
  • Emma Simpson-Dore in 38:28 (Altersbereinigt: 39:28) – 483 Punkte
  • Christine Holdermann 45:33 (Altersbereinigt: 40:10) – 478 Punkte

Der Einfachheit halber habe ich für das Regio Cup Ergebnis nicht relevante Läuferinnen ausgelassen. Man sieht also: Ich hab’s geschafft. Hätte ich es aber auch geschafft, wenn Melina und auch Sophia nicht dabei gewesen wären? Die kurze Antwort hierauf ist: Ja! Da ich in der altersbereinigten Liste Dritte wurde und deren „Reihung“ sich auch ohne Melina und Sophia nicht verändert hätte, hätte ich 500 Punkte bekommen. Die hypothetische Liste ohne Sophia und Melina hätte so ausgesehen:

  • Talianna Schmidt in 39:58 (Altersbereinigt: 38:46) – 500 hypothetische Punkte
  • Emma Simpson-Dore in 38:28 (Altersbereinigt: 39:28) – 495,5 hypothetische Punkte
  • Christine Holdermann 45:33 (Altersbereinigt: 40:10) – 491 hypothetische Punkte

Ich hätte also die Punktewertung auch aus eigener Kraft gewonnen! Wem das nun alles „spanisch“ vorkommt, dem möchte ich noch eine Sache an die Hand geben, die mich auch etwas stolz macht: Nimmt man die vier schnellsten (nicht altersbereinigten) Zeiten im Regio Cup von Emma und mir zusammen, kommt Emma auf eine Zeitsumme von 3:53:00 und ich auf eine Zeitsumme von 3:51:25. Für Christine Holdermann habe ich das nicht ausgerechnet, aber ihre Zeitsumme dürfte deutlich höher liegen. Im „Fernduell“ Halbmarathon in Philippsburg (Emma) gegen Halbmarathon in Hambrücken (Talianna) habe ich fast 3:30 Vorsprung gehabt in der Zeitsumme, so dass meine Zeitsumme kleiner bleibt, obwohl ich im direkten Vergleich der unbereinigten Zeit gegen Emma in Rüppurr, Neureut und im Hardtwald jeweils verloren habe – aber halt nur einmal 50 und zweimal 30 Sekunden.

Man kann’s auch zerrechnen, nicht wahr?