[KuK] Ist das noch…

…eine Gefährderansprache oder schon was anderes?

Gestern Abend auf der Heimfahrt von Lauftreffs und Training in Karlsruhe radelte ich die Ettlinger Straße in Karlsruhe runter Richtung Hauptbahnhof. Zwei andere Radfahrerinnen waren mir bewusst, plötzlich war da in der Gruppe auf dem Radweg ein viertes Rad neben mir und den beiden anderen Radlerinnen. Licht hatte das Rad nicht, zumindest nicht hinten, und irgendwie war mir nicht klar, wo der Radler herkam.

Dann überholte uns langsam ein Polizeifahrzeug, verlangsamte, und hielt den neu in die Gruppe dazu gekommenen an. Im Vorbeifahren hörte ich was von „kein Licht“ und „über Rot“. Nach kurzem Check von § 29 PolG gewinne ich den Eindruck, dass das nicht mehr einfach eine Gefährderansprache war, denn ordnungswidrig handelte dieser Mensch ja schon: Fuhr wohl über Rot und fuhr mitten in der Nacht mindestens ohne Rücklicht – ob er’n Frontlicht hatte, habe ich nicht gesehen.

Jedenfalls finde ich es gut, wenn die Polizei sowas anspricht. Ich finde nämlich, dass es allen Radlern schadet, wenn sich einzelne wie Berserker aufführen, rote Ampeln als Vorschläge und Licht bei Nacht als fakultativ ansehen. Ich lese oft, dass Radler angesprochen werden, warum sie keine Warnweste tragen oder keinen Helm – das ist aber alles kleine Pflicht. Rote Ampeln einzuhalten oder Beleuchtung auf nächtlicher Straße aber schon! Am Ende des Tages reagieren Autofahrer, die solche Radler erlebt haben, auf alle Radler, als wären die solche Berserker.

Und das ist gefährlich auch für mich.

[KuK] Bubble-Effect

Gestern bin ich – wie das halt so zweimal im Vierteljahr vorkommt – von der Arbeit im Homeoffice zur Nebentätigkeit in ca. 30 Kilometern Entfernung geradelt, habe dort 90 Minuten Vortrag gehalten und bei Kaffee eine halbe Stunde Fragen beantwortet und mein Fahrrad aus dem Büro des Kursleiters, wo ich’s unterstellen durfte, wieder rausgeholt. Dann bin ich heimgefahren und habe im Homeoffice noch eine Stunde gearbeitet. Etwas mehr als 6:10 Arbeit, etwas mehr als 2:00 Nebentätigkeit, knappe 70 Kilometer auf dem Rad. Fühlte sich (von einer etwas flotteren Rad-Hinfahrt, weil ich spät dran war) für mich ganz normal an. Ungefähr 47 Kilometer mit dem Rad fahre ich ja auch, wenn ich Hin- und Rückweg zum Büro (ca. 23 km eine Strecke) mit dem Rad mache.

In meinem Umfeld gibt es mindestens zwei weitere Frauen, die über 20 bzw. knapp 30 Kilometer zu ihren jeweiligen Arbeitsstätten pendeln (jeweils einfacher Weg) und das – in einem Fall mit Kindern – mit einem bzw. zwei Tagen Telearbeit in der Woche. Das fühlt sich inzwischen ganz normal an.

Gestern habe ich eine solche Aktivität (die als Aufhänger zitierte) auf Strava entsprechend kommentiert. Benannt war sie ja nur mdRnCNuz (mit dem Rad nach Campus Nord und zurück), auf eine Frage hin spezifizierte ich, was ich eigentlich getan hatte. Ein Bekannter von mir, den ich auf einem Sport-Kurs [sic!] kennen gelernt habe, meinte daraufhin: „Du bist doch verrückt.“

Das erinnerte mich daran, dass über 20 Kilometer mit dem Rad zur Arbeit, nichtmal über 10 Kilometer mit dem Rad zur Arbeit, eben nicht normal sind. Nur ganz wenige Leute tun das. In meinem Umfeld aber überproportional viele. Mein Mann meint schon: „Ich mache ja nicht so viel…“, wenn wir eine Gruppe aufmachen, in der die beiden genannten Frauen und ich sind. Er fährt über 10 Kilometer mdRzA und wieder über 10 Kilometer mdRnH, jeden Tag. Das ist für ihn normal.

Für die Mehrzahl der Menschen ist es das aber nicht, im Gegenteil. Für die meisten Menschen ist das undenkbar viel, ob nun mit Pedelec oder „Bio-Fahrrad“. In der Bubble vergisst man das allzu leicht.

Nur mal so am Rande…

In den letzten Wochen habe ich über soziale Medien öfter Berichte von Radfahrern gelesen, denen bei Forderungen nach geteerter Radinfrastruktur vorgeworfen wurde, sie führen ja nur aus Freizeitgründen. Auto-Infrastruktur diene ja Arbeitswegen… deswegen reicht Schotter und festgefahrene Erde für Radwege, Straßen (bei uns selbst die zum Paddelverein am Altrhein im Naturschutzgebiet!) sind dagegen stets geteert und glatt.

Nur mal angerissen: Als Radfahrer oder Radfahrerin ist man auch mit Schutzblechen dem von den Rädern aufgewirbelten Teil des Belags, insbesondere, wenn er angeweicht ist, deutlich direkter ausgesetzt als in einer Blechdose. Auf zwei Rädern spielt Rutschigkeit durch angeweichte Erde oder durch Schotter eine wesentlichere Rolle für die Stabilität der Fahrt als auf vier Rädern. Den höheren Rollwiderstand durch unebenen Untergrund gleicht man auf dem Rad durch Muskelkraft (oder ggf. ein wenig E-Unterstützung) aus, man spürt also direkt in der erforderlichen Anstrengung die Wege-Qualität.

Spielt ja in der Freizeit alles keine Rolle (echt nicht?). Ich würde allerdings unterstellen, dass ich nicht die einzige Person bin, deren Fahrradnutzung so aussieht:

Gefahrene Rad-Kilometer 2022 bis zum aktuellen Tag, eingestuft nach Anlass der Fahrt.