Wen meint der jetzt?

Heute früh auf der A8, zwischen Pforzheim West und Pforzheim Ost: Stau, wie immer und noch ein bisschen mehr. Wegen der nächtlichen Sturmschäden sind wohl einige auf’s Auto umgestiegen, vielleicht lagen auch ein paar Äste auf der Autobahn, so dass es schon früher gestockt hat – und in der Rush-Hour baut sich sowas nicht ab.

Hinter mir gab ein Lieferwagen Lichthupe – ich befand mich auf der mittleren Spur, recht weit rechts und stand. Nebenbei checkte ich, wie lang der Stau noch sein würde – vor mir stehendes Fahrzeug, hinter mir stehendes Fahrzeug. Dann ging es langsam weiter und ich realisierte: Hinter dem Lieferwagen blinkte es blau. Dann fuhr ein Zivilfahrzeug mit Blaulicht, Böblinger Kennzeichen und Blaulicht durch die sich bildende und teils schon gebildete Rettungsgasse. Auf dem Blaulicht-Aufsatz des Fahrzeugs blinkte Richtung vorne in roter LED-Schrift: „STOP!“ und dann „Polizei!“ und dann wieder „STOP!“. Nach hinten war keine LED-Schrift auf dem Panel, da sah man nur das Blaulicht. Das Fahrzeug fuhr durch die Rettungsgasse und ich habe es nicht wieder gesehen, nicht am Rand der verstauten Strecke und auch sonst nicht, als es wieder lief.

Mittlerweile denke ich, dass dieses LED-Panel mit dem „STOP!“ einfach sicherstellen sollte, dass niemand die Rettungsgasse zufuhr, damit das Fahrzeug zu seinem wie auch immer gearteten Einsatzort fahren konnte. Aber im ersten Moment dachte ich: „Schert der jetzt vor mir ein? Was habe ich falsch gemacht? Bei vier stehenden Rädern und verdeckt von einem Lieferwagen werde ich ja wohl in Google Maps von der Navi- in die Übersichtsansicht gehen dürfen, mitten im Stau?“ Er scherte nicht vor mir ein. Allerdings – und das war besonders irritierend – ließ das Zivilfahrzeug neben dem Lieferwagen einen Moment all dieses Geblinke laufen und fuhr eben nicht vorbei, obwohl der Lieferwagen, meine Wenigkeit und die Truppe auf der linken Spur Platz gemacht hatten.

Pozilei

Am Donnerstag in der abgelaufenen Woche stand ich nach einem anstrengenden Arbeitstag im Stau vor der Baustelle zwischen Ettlingen und Rastatt auf der A5. Ich war bereits stocksauer, weil ich sehr viel Verhalten anderer Fahrer gesehen hatte, das aus Egoismus die Staubildung beförderte, war gerade vom Beschleunigungsstreifen des Dreiecks Karlsruhe dreimal nach links gewechselt und fuhr somit auf der mittleren Spur der südgerichteten A5 – ich wollte ja NICHT in Ettlingen abfahren, sondern an der Anschlussstelle Karlsruhe Süd. Vor mir fuhr irgendein ebenfalls kleines, allerdings quietschbuntes Auto mit zwei Frauen, soweit ich das von hinten beurteilen konnte, die sich mit Vehemenz für das Bilden einer Rettungsgasse einsetzten. Mir machte das fast ein schlechtes Gewissen, denn ich musste mich nach meinen drei Fahrstreifenwechseln erst einmal wieder ein bisschen einordnen – dann fuhren meine beiden Vorfrauen und ich wundervolle Rettungsgasse, während um uns herum die meisten eher nachlässig oder auch überhaupt nicht drauf achteten. Das wurde besser, als sich von hinten ein Polizei-Fahrzeug mit Blaulicht näherte und die Rettungsgasse nutzte – irgendwo weiter vorne in der Baustelle war wohl etwas passiert gewesen. Oh! Eine korrekte Anwendung des Plusquamperfekts, oder? Yay!

Soviel jedenfalls zur Vorstimmung, in der ich die folgende Sichtung machte.

Selber Stau, noch fast die selbe Stelle: Plötzlich sah ich auf dem Verzögerungsstreifen ein weiteres Polizeifahrzeug, so richtig mit blauen und silbernen Flächen, dazu reflektierendes Neongelb und ein paar weiße Reflektor-Rechtecke angeordnet auf der Flanke. Es war wohl ein E-Klasse-Kombi oder ein Skoda Octavia oder sowas in der Richtung – als erstes fiel mir auf:

„Der fährt nicht links rüber? Will der etwas nicht zum Unfall in der Baustelle? Alle machen ihm Platz!“

Der nächste Gedanke drängte sich auf:

„Oh, toll, der hat in der Rückscheibe einen großen Hinweis kleben, dass man eine Rettungsgasse bilden soll!“

Und dann lichthupte ein LKW den Wagen an, und mir fiel auf: Der hat erstens nicht „Polizei“, sondern „Pozilei“ auf der Seite stehen und das vermeintliche Blaulicht ist wohl eher ein normaler Dachträger, der natürlich nicht als Blaulicht fungieren kann.

Ich bin ja stark für freies Design bei Fahrzeugen, so lange die Sicherheit nicht gefährdet ist. Aber ein recht gutes Polizei-Fahrzeug-Fake, das erst auf den dritten Blick nicht mehr „besteht“, ist in meinen Augen im dichten Verkehr der Autobahn, gerade wenn eine Situation auftritt, in der die Polizei durchfahren muss, so etwas wie eine Gefährdung! Mal ganz davon abgesehen, dass anhand einer entsprechend aufgemachten A-Klasse im Landkreis Rastatt schon einmal die Diskussion am Start war, ob das illegal sei, finde ich es schlichtweg unverantwortlich. Man nutzt bei den auf ersten oder zweiten Blick getäuschten anderen Fahrern Mechanismen aus, die normalerweise Sicherheitskräften vorbehalten sind – und verschafft sich damit auf Kosten der Sicherheit und auf Kosten der Autorität der Sicherheitskräfte einen Vorteil im Verkehr.

Und ganz unabhängig davon, ob es nun hinreichend unecht wirkt, um nicht illegal zu sein (ich glaube, davon hängt es mehr oder minder ab, aber ich habe den damaligen Artikel nicht mehr genau im Kopf) oder eben so echt, dass ein Verbot greift – ich finde, so etwas geht einfach nicht. Der Verkehr enthält genug Störungen, Probleme, ist viel zu dicht. Niemand sollte sich anmaßen, die wenigen eindeutigen Signale zu imitieren, die es zur Lösung von Ausnahmesituationen auf der Straße braucht. Die Optik eines Polizeifahrzeugs gehört eindeutig zu diesen Signalen!

Blau und Grün … und Blau

Der Montagmorgen ist so eine Sache. In der Regel ist viel Verkehr, oftmals sind auch noch irgendwelche Dinge zu tun – so auch bei mir manchmal. Heute fiel es an, ein Rezept zu holen – und dann auch gleich einzulösen. Sowas ist wichtig, kostet aber Zeit.

Jedenfalls präsentierte sich der verkehrsintensive Montagmorgen mit Zwischenstopps von seiner besten Seite: Wolkenloser Himmel, Sonnenschein – angesichts des langsam steigenden Sonnenstandes war es auch super-angenehm, dass die Sonne nicht direkt in die Augen schien. Ein wundervolles Bild: Blauer Himmel, davor grüne Hecken, Bäume und Wiesen. Das macht selbst die Fahrt durch verhältnismäßig langweilige und mir bekannte Landschaft wirklich hübsch.

Weniger hübsch ist allerdings „das andere Blau“ dieses Montags: an drei Stellen blinkte es blau, mindestens eine davon war ein Unfall. Es kann sein, dass auch die anderen Unfälle waren – ich habe nicht so genau hingeschaut, obwohl ich vermutlich die Zeit dazu gehabt hätte, da viele meiner Vorderleute gebremst und wohl geguckt haben. Aber ich gucke nicht. Albträume kriege ich auch anders, wenn ich das will. Die Damen und Herren auf der Strecke, die mit Blaulicht und Absperrband dafür Sorgen, dass Rettungskräfte arbeiten können, Verkehrssünder aus dem Verkehr gezogen werden und so weiter, die betrachte ich als absolut schützenswert! Natürlich fährt man langsam, wenn vor einem auf dem Standstreifen oder einem der Fahrstreifen blaues Blinken signalisiert, dass hier Polizei im Einsatz ist. Vielleicht sind Menschen auf der Straße, und seien es nur die Polizisten, vielleicht fahren die Polizisten langsam auf dem Streifen entlang, um einen Gegenstand von der Fahrbahn zu bergen, der mir sonst gegen die Scheibe oder die Haube geflogen wäre. Aber blaues Blinken auf der Gegenfahrbahn, und dann noch auf dem Standstreifen? Muss man da auf 40km/h oder weniger runterbremsen? Ist das Gucken so wichtig? Passend dazu wurde – eher skeptisch – die „Gafferwand“ im Radio heute vorgestellt. Ich finde das eine Superidee. Im Interesse der Rettungskräfte, der Opfer, der Polizisten und im Interesse des Verkehrsflusses!

Aber bevor ich mich aufrege, denke ich lieber an die wundervollen Bilder von grünen Hecken und Bäumen vor blauem Himmel. Frühling! Schööön!

Schadenfreude

So geschehen diese Woche auf der A8: Ich fuhr mal wieder den Berg hoch, von Pforzheim Ost in Richtung Pforzheim Nord. Ordentliche Steigung, LKW-Überholverbot ab knapp vor der Ausfahrt (und durch erneute Schilder nach der Auffahrt bekräftigt). Auf der Auffahrt fuhr ein Polizeifahrzeug auf, und ich denke mir: „Ui.“

Tja, und was tut der niederländische LKW rechts vor mir und dem Polizeifahrzeug? Ja, ganz genau: Er schert aus, noch bevor die Autobahn bergauf dreispurig wird, überholt fünf andere LKW in Schneckentempo. Zuerst war ich am triumphieren, weil er das vor der Polizei tat – doch es tat sich nichts, rein gar nichts. Zunehmend resigniert rollte ich mit adäquatem Abstand hinter den Polizisten her, doch dann scherte der niederländische LKW wieder ein – die Polizisten machten das Blaulicht an, scherten vor dem LKW wieder ein und schalteten die „Bitte Folgen!“-Tafel an.

Ich fürchte, die beiden Polizisten haben mein Jubeln gehört, endlich wird mal einer der bestimmt hundert Regelbrüche, die ich auf der Strecke schon gesehen habe, geahndet!