Tour de Fachberater

Eine harte Woche steht kurz vor dem Abschluss. Ich hatte eine ganze Woche Fortbildung, diese fand zwar nicht allzu weit von daheim, nicht allzu viel weiter von daheim als das Büro statt, aber satte zehn Kilometer mehr sind satte zehn Kilometer mehr Anfahrt – von 40-50 Kilometern an Bürotagen komme ich da dann auf 60-70 Kilometer je Fortbildungstag. Da es eine Präsenzveranstaltung ist, ich im normalen Arbeitsalltag aber ein bis zwei Tage Homeoffice mache, ist’s nochmal ein bisschen mehr Radfahren mehr als normal.

Dazu kommt, dass ich nach meinem Riesenproblem mit der spät erkannten Borreliose im dritten Quartal letzten Jahres und wegen meiner chronisch entzündlichen Darmerkrankung meine Arbeitszeit auf 80 Prozent reduziert habe – die Fortbildung aber eine „Vollzeit-Äquivalent-Veranstaltung“ ist. Achteinhalb Stunden Fortbildung (freilich mit Pausen, in denen aber auch Gespräche mit Kursleitung, Vortragenden und anderen Teilnehmern zum Thema der Fortbildung stattfinden), drei Stunden Radfahren am Tag, während ich sonst sechseinhalb Stunden Arbeit, eine halbe bis ganze Stunde mehr oder minder arbeitsfreie Mittagspause und zwei Stunden Pendel-Radfahrt habe.

Das merkt man. Es ist schon ein ganz schönes Brett, fünf Tage in der Woche elf bis zwölf Stunden unterwegs zu sein, davon drei auf dem Fahrrad und über acht mit Aufmerksamkeit auf ein spannendes Thema. Der Kurs ist nämlich die Ausbildung zum Fachberater im Strahlenschutz, also das Lernen der Hilfsmittel, die man hat (und braucht), wenn man den Katastrophenschutz im Falle eines kerntechnischen oder Strahlenschutznotfalls berät. Ich hoffe, das Wissen nie in der Praxis anwenden zu müssen, und bin da eigentlich auch recht zuversichtlich, aber im Zweifel ist es besser, ganz genau zu wissen, was man zu tun hat – und es auch immer mal wieder zu üben. Ich habe in diesem Bereich nun schon mehrere Schulungen genießen dürfen, teils zu neuen, elektronisch gestützten Hilfsmitteln für den Fachberater, nun zu der Papier-Version, die auch funktioniert, wenn man keine elektronischen, vorverarbeiteten Informationen höherer Stellen erhält.

Und so bin ich glücklich über diese anstrengende Woche, die zwar eigentlich nur aus Schlafen, Radfahren, Lernen und Üben, Essen und wieder Schlafen (Trinken natürlich immer zwischendurch) bestand. Auf Dauer könnte ich das nicht, aber so war es interessant, lehrreich, anstrengend und auch schön – sowohl der Kurs als auch der erhöhte Radfahranteil an meiner Woche.

Carless Talk

Vielleicht kennt Ihr es, vielleicht auch nicht: „Careless Talk“ von Billy Joel, veröffentlicht auf dem Album „An Innocent Man“. Ich mag dieses Lied sehr gerne – im Titel des Beitrages habe ich mich aber dennoch nicht vertippt. Denn auch wenn es bereits sehr konkret wurde, nun ist es final, offiziell und tatsächlich der Fall:

Wir sind autolos.

Man kann tatsächlich sagen, dass es ein wilder Ritt war da hin. Vor etlichen Jahren fuhren mein Mann und ich nach Karlsruhe, um irgendwas in der Stadt zu tun. Damals pendelte ich mit dem Auto nach Stuttgart zur Uni, mein Mann ebenfalls mit dem Auto zu seiner Arbeit. Er fuhr täglich zehn Kilometer hin und wieder zurück, bei mir waren’s 86 – eine Strecke. Wir waren das Autofahren gewohnt, beide. Mein Mann blinkte, um einzuparken, und mit aufheulendem Motor schoß ein Lieferwagen an uns vorbei – das kam so unerwartet, dass er nicht mehr reagieren konnte. Da aber der Wagen schon vor uns war und somit der Kotflügel seines Autos und die Seite des Lieferwagens beschädigt worden war, und die Versicherung der Gegenseite sich streitig stellte, bekam er vor Gericht eine Teilschuld. Ich glaube, an dieser Stelle ist bei ihm sehr schnell und nachhaltig, bei mir aber auch langsam etwas an unserer Beziehung zum Autofahren zerbrochen. Das war eine Zeit, in der ich noch nicht wieder viel lief und gar nicht Rad fuhr, er das Rad auch wenig benutzte.

Im Laufe der Jahre sind viele Entwicklungen passiert, und dennoch: Ich würde den Anfangspunkt auf diesen Unfall legen. Da wurde für uns vieles in Frage gestellt, vieles an diesem Leben, in dem das Auto und der rücksichtslose, hektische und teils auch völlig unreflektierte Umgang damit selbstverständlich sind. Es mag peinlich sein, dass es nicht das Ökologische war, das für uns das Umdenken ausgelöst hat, aber in den folgenden Entwicklungen schwang auch der ökologische Aspekt stets und gewann mit jeder Entscheidung weg vom Auto mehr Betonung in unserer Motivation. Zuerst schaffte er sich ein Pedelec an, um auch ohne Dusche auf Arbeit dorthin ohne Auto pendeln zu können. Er fuhr nun also mit dem Rad oder dem Pedelec zur Arbeit, sein Auto verkauften wir, meines blieb noch in unserem Besitz – wurde aber weniger gefahren, da ich durch einen Stellenwechsel meine Pendelstrecke reduzierte – zuerst auf die Hälfte, ein halbes Jahr später mit abermaligem Wechsel auf nur noch 20 Kilometer. Ich pendelte meist mit der Bahn, gelegentlich auf Laufschuhen zur Arbeit. Ende 2019 begann ich das Radfahren wieder, Anfang 2020 wurde das Fahrrad mein bevorzugtes Pendel-Verkehrsmittel. Unser Auto diente nur noch für den Wocheneinkauf und gelegentlich zum Fahren in den Urlaub, wobei die ganz weiten Strecken auch zunehmend lästig erschienen und wir mehr und mehr mit der Bahn fuhren, wenn so etwas anstand.

Die Pendelstrecken waren somit für uns autofrei seit 2018 – mit den Gepäcktaschen an meinem Alltagsrad (statt Rucksack) entstand die Idee, mit dem Rad einzukaufen, aber Getränkekästen blieben ein Problem. Das Alltagsrad hatte ich im Januar 2021 angeschafft im März 2021 kam dann der Fahrradanhänger dazu, und Getränkekästen waren kein Problem mehr. Für uns begann der Alltagstest des Projekts „ohne Auto“.

Es hat also nichts mit den aktuell hohen Benzin- und Dieselpreisen zu tun, dass wir es nun final gemacht haben. Wir haben unser Auto, den kleinen Toyota Aygo, nunmehr verkauft. Liebe Freunde, bei denen es nicht ohne Auto geht, haben ihn übernommen und ihr größeres, weniger sparsames Fahrzeug abgeschafft. Vor drei Wochen war der Alltagstest abgeschlossen, nach zwölf Monaten war klar: Das Auto wird nicht mehr gebraucht. Wir hatten dann mehrere Optionen geprüft und letztlich einen privaten Verkauf bevorzugt. Am gestrigen Samstag holten wir, in der letzten Fahrt des Aygo in unserem Besitz, die Freunde vom Bahnhof ab, nachdem wir gemeinsam beim Park Run in Karlsruhe waren – ausnahmsweise und letztmalig mit dem Auto.

Vor etwas mehr als einer Stunde ist unser ehemaliges Auto davon gefahren. Nach einem Jahr Test, ob es ohne geht, ERFOLGREICHEM Test, DASS es ohne geht, war immer noch dieser kleine Gedanke: „Und was wenn…?“ dabei, als wir die Rücklichter um die Ecke verschwinden sahen. Vor allem aber war das erleichterte Gefühl, kein Geld mehr für Steuer, Versicherung und Wartung eines Gefährts zu zahlen, das hier eh nur herumsteht, davon nicht besser wird und nicht benutzt wird. Das erleichterte Gefühl, im Hof mehr Platz zu haben, auch eine Ecke in der Garage, in dem die Winter- bzw. Sommerkompletträder lagerten, freigeräumt zu haben.

Es ist getan. Von einem Auto-Pendler mit zweimal zehn Kilometern am Tag und einer Auto-Pendlerin mit über 35.000 Kilometern im Jahr sind wir zu einem autofreien Haushalt geworden, in dem fünf Fahrräder genutzt werden, gegebenenfalls ÖPNV oder im Notfall auch Taxi die seltenen Gelegenheiten, wenn’s nicht mit dem Rad geht, einspringen können – aber gebraucht haben wir das in den zwölf Monaten, die wir getestet haben, de facto nicht.

Gestern sprach ich mit einigen Verwandten auf einer Feier. „Ich kann mir das nicht vorstellen ohne Auto.“, „Manchmal würde ich schon gerne mit dem Auto losfahren.“, „Es ist halt so bequem mit dem Auto.“, das waren Dinge, die mir gesagt wurden. Auch das Argument, bei großen Einkäufen würde man es doch vermissen, habe ich gehört. Dass das Wocheneinkaufen mit dem Anhänger bei einer gewissen Gebrechlichkeit nicht mehr geht, war ein Argument, dass dann aber gleich von einem „Ich kaufe dann halt einen Tag Milch, den anderen Tag Mehl, ich habe ja Zeit.“ abgemildert wurde. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, ein wenig mischte Unglauben, dass wir wissen, was wir tun, mit dem Bedürfnis, zu rechtfertigen, dass man selbst nicht ohne Auto kann oder will. Das Auto ist mehr in unseren Köpfen als tatsächlich nötig. Es ist durch Lebensweise und Alternativen bereits in vielen, gut erschlossenen Gegenden weit weniger nötig, als man das denkt – aber da ist noch ein weiter Weg zu gehen, an vielen Orten.

Wir allerdings haben uns mit den zugegebenermaßen privilegierten Gegebenheiten im Bereich Karlsruhe/Rastatt arrangiert. Rad, ÖPNV und ggf. Miet- oder Carsharing-Wagen sowie Taxi genügen für den Alltag, die Bahn oder Mietwagen für weitere Reisen. Wir haben unsere persönliche Autokorrektur getestet, sie funktioniert und somit haben wir sie vollzogen.

Wir sind autolos. Und das ist auch gut so!

Referenz an den Radsport

Ich bin zur Zeit viel im Homeoffice, was bei den aktuellen Infektionszahlen nicht verwundert. Ich möchte mir keinesfalls diese Krankheit einfangen, da eben nicht nur die aktuelle Infektion ansteht, sondern auch eine lange Nachwirkung mit massivem Verlust sportlicher Leistungsfähigkeit damit einhergehen kann.

Aber WENN ich zur Zeit zur Arbeit fahre, dann benenne ich meine Touren gerne analog zu Radsport-Veranstaltungen, denn ich war während meiner Teenager-Rennrad-Zeit großer Radsportfan und bin es irgendwie anders weiterhin. So kamen dann die Namen zusammen:

  • Tour du Lieu du Travail (bezogen auf die Tour de France)
  • Vuelta a Trabajo (bezogen auf die Vuelta a España)
  • Giro de Strada par Lavoro (bezogen auf den Giro d’Italia)
  • Werkplaats Gold Race (bezogen auf das Amstel Gold Race)
  • La Flèche Bade (bezogen auf La Flèche Wallone)

Natürlich ist das alles irgendwie albern und in der Kürze der Zeit vielleicht auch mehr eine gut gemeinte als sauber konstruierte Referenz auf die Rennen. Aber es macht mir Spaß, meine Fahrten zur Arbeit hin und von der Arbeit heim so zu benennen. An einer Paris-Roubaix-Referenz für Fahrten zum KIT Campus Nord bin ich noch am herumdenken.

Leider bieten sich solche Radrennen wie Lüttich-Bastogne-Lüttich oder Mailand-Sanremo nur eingeschränkt an, da ich ja doch die Start- und Zielstädte bzw. Dörfer einsetzen möchte, die ich real angefahren habe, und da ist zum Beispiel „Bietje-Elchesheim-Bietje“ nur eingeschränkt mit einem Rundrennen identifizierbar.

Tja, aber dennoch macht mir das Ganze Spaß, auch wenn ich weit davon entfernt bin, so schnell Rad zu fahren, wie ich laufe.

Zubehör zum Radeln

Den Großteil meiner Radfahraktivitäten machen Strecken aus, die ich nicht zum Training zurücklege, sondern um mich und gegebenenfalls etwas Gepäck von A nach B zu befördern. In meiner Radfahrstatistik wird das nicht in völliger Reinkultur reflektiert. Ich habe Pendelfahrten zur Arbeit und wieder zurück, Dienstreisen per Rad und Fahrten zu meiner Nebentätigkeit unter „Arbeitsweg“ zusammengefasst, Fahrten zum einkaufen, zum Arzt und zu Besuchen bei Freunden (es war ja nicht immer Lockdown und wird nicht immer Lockdown sein) fasse ich bislang mit Radfahrtraining zusammen, nehme da aber Multisport-Trainings heraus. Dennoch ergibt sich ein ziemlich eindeutiges Bild:

Meine Radkilometer, seit ich am 01.12.2019 wieder angefangen habe, eingeteilt nach Anlass.

Fast drei Viertel meiner Strecken entfallen auf Wege, die mit der Arbeit verbunden sind und somit Gepäck beinhalten – mindestens Wechselkleidung, da ich ja nicht in Radklamotten im Büro sitze und erst recht nicht in Radklamotten Vorträge halte oder am Ziel von Dienstreisen mit den Leuten, die ich dort besuche, interagiere. Zur Zeit ist dank Lockdown und Homeoffice auch stets das Notebook dabei, wenn ich doch mal ins Büro radeln muss, gegebenenfalls auch arbeitsbezogene Papiere. Ich bin zwar durchaus gewöhnt, mit Rucksack zu radeln, aber mit Notebook, Papieren, Klamotten plus eventuell noch Schlössern wird das schon langsam eine Menge, das da auf meinen Schultern lastet. Aus diesem Grunde habe ich mir ja als Winter- und Wetterrad nicht nur den robusten Stahlrahmen, die Gravel-Schaltung und Schutzbleche auf die Wunschliste geschrieben, sondern auch Gepäckträger. Der „Red Flash“ besitzt daher sowohl vorne als auch hinten jeweils ein Gestänge zur Aufhängung von Gepäcktaschen. Die Taschen selbst hatte ich bei der ersten Probefahrt am Freitag aber noch nicht, die kamen erst heute… und ich habe sie gleich mal zur Probe montiert:

Auf den Bildern ist die eine Tasche leer an’s Rad gepackt, die andere enthält meinen Kleiderbeutel mit den Klamotten für die Arbeit sowie das dienstliche Notebook. Ich wollte einfach testen, ob alles passt – und das tut’s. Deutlich ist den Bildern aus unserer Garage anzusehen, dass wir a) noch ein paar Dinge von Umbauten in der Wohnung entsorgen müssen, obwohl ich versucht habe, die Räder so zu fotografieren, dass man das Zeug nicht sieht und b) ein Radfahrerhaushalt geworden sind.

Ruanjik, der kleine Kumpel meines großen Wolfs (Ehemann oder eher Ehewolf) mag die neuen Taschen auch.

Für Reisen mit dem Rad sind die Taschen dann freilich auch gut geeignet – wenn sich alles so bewährt, werde ich mal schauen, ob ich noch welche für das vordere Gepäckgestänge bekomme.

[KuK] Freiheit

Es ist für mich ein Stück Freiheit, mit dem Rad oder zu Fuß zur Arbeit und zurück fahren beziehungsweise laufen zu können. Die Parkplatzsuche entfällt, auch die starren Zeiten der Bahnen sind keine Vorgabe mehr für mich.

Aber in den Zeiten der Pandemie gibt es noch einen Vorteil: Wenn ich durch den Wald, über den freien Radweg radle oder laufe, bewege ich mich an der frischen Luft und muss – anders als in der Bahn – keine Maske tragen. Freilich habe ich meinen Buff um den Hals und ziehe ihn als Maske hoch, wenn ich über den engen, belebten Bürgersteig gehe oder mein Rad darüber schiebe, bei uns vor dem Büro. Dort ist ein Nagelstudio, ein Edeka, eine Bar: Stets High Life und Konfetti, wie meine Mama zu sagen pflegte. Da und im Treppenhaus, auch auf dem Flur im Büro, ist’s Pflicht und angesichts der derzeitigen Explosion der Zahlen auch einsichtig. Dann aber, raus aus dem Trubel, laufend oder auf dem Rad, da kann ich die Maske weglassen.

Das lerne ich gerade sehr zu schätzen, wo in jeder Besprechung nach Vorgabe des Arbeitgebers Masken zu tragen sind, wo wir heute zu einem Außendienst fuhren – mit dem Auto. Anderthalb Stunden Maske, kurvige Strecke im Schwarzwald… trotz Corona nötig, nicht einfach nur so. Aber halt durchaus etwas, das mir klar gemacht hat, wie ungewohnt die Maske ist und wie sehr sie mich, die ich sie nicht gewöhnt bin, sonst alltägliche Dinge beschwerlicher finden lässt.

Laufen und Radeln stellt da eine Freiheit dar. Eine sehr große sogar!

Zurück bei Zwanzig-Zwanzig

Im Frühjahr habe ich ja den Zwanzig-Zwanzig-Modus beschrieben – vielleicht erinnert sich jemand. Ich jedenfalls erinnerte mich, als ich mich neulich fragte: „Ist es noch drin, dieses Jahr 10 Kilometer pro Tag im Durchschnitt zu laufen?“

Im vergangenen Jahr bin ich im Schnitt 11,1 Kilometer am Tag gelaufen. Das dieses Jahr zu schaffen, das hatte ich mir Anfang 2020 vorgenommen und als Ziel definiert. Trotz eines Teilausfalls durch eine Erkältung im Januar und eines weiteren Teilausfalls im Februar durch ein bisschen Geziepe im linken Unterschenkel war ich gut auf dem Weg: über 1000 Kilometer war ich im ersten Quartal gelaufen, 300 im Januar, 300 im Februar, 400 im März. Was ich nicht ganz auf dem Schirm hatte, bei der Definition des Zieles am Jahresbeginn, war das Radfahren. Recht schnell war das Radfahren zu einem wichtigen zweiten Sport geworden – bereits im März übertrafen meine Radkilometer die Laufkilometer, und das, obwohl ich nach 20 Jahren Pause erst am 01.12.2019 wieder angefangen hatte! Ich lief und radelte im März das, was ich den Zwanzig-Zwanzig-Modus nenne: Montags mit dem Rad zur Arbeit, heimgelaufen, Dienstags hingelaufen und heimgeradelt, das Ganze an Mittwoch und Donnerstag wiederholt, am Freitag beide Strecken per Rad. Mein Körper war das aber noch nicht gewöhnt…

Und so kam es, dass ich eine langwierige Zerrung in einem der rechten Zehenstrecker hatte, die mich ab April gehen, aber nicht laufen ließ. Die Radkilometer gingen durch die Decke, die Laufkilometer stagnierten… bis in den Juni hinein blieb meine Laufleistung unter dem erforderlichen Niveau, um die im Schnitt 10 Kilometer am Tag zu erreichen. Ich verlegte mich auf Radfahrziele, strich die Laufziele und freute mich einfach nur, als im Juli im Urlaub plötzlich die Laufleistung wieder auf über 350 Kilometer im Monat nach oben schnellte. Nun sitze ich hier, Mitte Oktober, und bin unverhofft doch so weit, dass es noch 957 Laufkilometer bis zu den 3660 sind, die im Schaltjahr einen „Zehn pro Tag“-Schnitt bedeuten. Das Ziel von 7500 Radkilometern ist völlig ungefährdet, aber in zweieinhalb Monaten fast eintausend Kilometer laufen, das ist eine Menge. Habe ich schonmal geschafft, auch schon öfter, so ist es nicht, aber da bin ich parallel weniger Rad gefahren.

Um zu testen, ob es nun doch machbar werden kann, bin ich nun zurück im Zwanzig-Zwanzig-Modus. Gestern gab es einen „Workride“, also eine Radfahrt zur Arbeit. Das Rennrad blieb aber im Büro und ich machte einen „Homerun“, einen Halbmarathon nach Hause. Heute geht’s zu Fuß zur Arbeit, heute Abend mit dem Rad nach Hause. Nach der Erfahrung mit „Zuviel“ im März werde ich das aber auf maximal einmal in der Woche beschränken und die restlichen drei Tage Rad fahren. Noch sehe ich nicht, ob mich das zurück auf den Weg zum „Zehn pro Tag“-Ziel bringt, ich muss sehen, ob ich es durchhalte. Aber ich hab’s wieder angefangen und gebe der Sache einen Versuch.

Mit dem Rad zur Arbeit…

Der Aktionszeitraum von „Mit dem Rad zur Arbeit“ ist rum. 73 Tage habe ich geschafft, dabei war vor dem Urlaub noch jede Woche ein Tag Homeoffice angesagt, und drei Wochen Urlaub lagen auch noch in der Zeit. Mit fast 3400 Kilometern im Zeitraum von Mai bis September habe ich doch eine erkleckliche Menge an Radkilometern sammeln können.

Weniger die Zahl der Kilometer und die Zahl der Rad-Tage macht mich stolz, sondern vielmehr die Tatsache, dass ich JEDE Fahrt zum Büro und JEDE Fahrt nach Hause in diesem Zeitraum mit dem Rad gemacht habe. Nur bei einer (weiten) Dienstreise nutzte ich das Auto und bei zwei weiteren Dienstreisen habe ich auf Teilstrecken die Bahn genutzt, um mein Fahrrad zu transportieren.

Ich habe per Rad insgesamt vier Kreise befahren – den Landkreis Rastatt, den Landkreis Calw sowie Stadt- und Landkreis Karlsruhe, alles davon dienstlich. Mit unterschiedlichem Gepäck und bei sehr unterschiedlichen Temperaturen – brütende Hitze deutlich über 30°C bei einigen Heimfahrten, schon etwas frische Kühle von 5°C bei einer herbstlichen Hinfahrt zur Arbeit – und unterschiedlicher Witterung habe ich Arbeits- und Dienstwege per Rad absolviert.

Nun liegt hier eine Urkunde und bezeugt die Teilnahme. Wenn ich bedenke, dass ich erst am 01.12.2019 das erste Mal seit über 20 Jahren wieder auf einem Rad saß…

[KuK] Neues Diagramm!

Warum ich Rad fahre.

Kaum habe ich Urlaub, setze ich neue Diagramme um. Kaum sage ich eine Blog-Inspirations-Sammel-Sommerpause an, kommen mir Ideen. Vorhin habe ich mal meine ganzen Radaktivitäten in meiner Tabelle gescannt und rausgefunden, dass einige noch im Sammelbecken „Alternativtraining“ lagen. Ich habe alle, die Fahrten zur Arbeit oder von der Arbeit heim beinhalteten, nun mit Arbeitsweg nachmarkiert.

Dann war da noch das eine Duathlon-Training vom Montag (9 km Laufen, 27 km Radfahren, 9 km Laufen), das hat die Kategorie „Multisport Radfahren“ aufgemacht. Für’s Laufen habe ich ein ganz ähnliches Diagramm. Nun hat das Radfahren nachgezogen…

Arbeitsweg-Freude

Am Dienstag ist mein Büro in ein neues Gebäude umgezogen. Naja, das Gebäude ist nicht neu, wir sind nur neu in dem Gebäude. Das Büro ist immer noch im Zentrum Karlsruhes, aber nicht mehr ganz so zentral – von der Markgrafenstraße sind wir ans Karlstor gezogen. Wie so oft funktioniert erstmal nicht alles, dazu trauern natürlich viele Kollegen, die das alte Gebäude und vor allem die anderen dort ansässigen Referate des Regierungspräsidiums über lange Zeit gewöhnt waren, der vorherigen Situation nach. Ich bin da etwas freier, auch wenn ich natürlich auch nervig finde, dass vieles nicht funktioniert und dass manche meiner Leute nun einen Kilometer statt ein Stockwerk von mir entfernt sind.

Aber der neue Arbeitsort bringt auch einen neuen Arbeitsweg mit sich. Da im Moment die Karlstraße Teil der Baustelle für die „Kombilösung“ in Karlsruhe ist und daher die Straßenbahnen dort nicht verkehren, müsste ich ohnehin vom Albtalbahnhof – mit Umsteigen von der Mathystraße zum Karlstor laufen. Aber das ist ja alles nicht erforderlich, ich fahre ja mit dem Fahrrad!

Auch wenn das Karlstor einen Kilometer südwestlich der Markgrafenstraße liegt und ich aus Südwesten nach Karlsruhe hineinfahre, ist der Weg, den ich mir ausgeguckt habe, achthundert Meter länger als der vorherige. Er hat aber mehrere entscheidende Vorzüge: Erstens fahre ich vom Wehr in Daxlanden bis zur Europahalle auf asphaltierten Fahrradwegen mit nur wenigen Einmündungen an der Alb entlang. Das bedeutet: Was ich früher in der Sofienstraße auf einer doch recht stressigen Fahrradstraße zwischen den Häusern fuhr, fahre ich jetzt im Grünen und deutlich schneller! Auch an der Europahalle hoch zur Südendstraße und dann bis zur Steinhäuserstraße sind’s Radwege, teils im Grünen, teils im Bereich von Europahalle und Europabad – viel schöner!

Der Überweg über die westliche der beiden Nord-Süd-Verbindungen zwischen Karlsruher Zentrum und Südtangente, bestehend aus Reinhold-Frank-Straße und Brauerstraße, ist an der Südendstraße wesentlich angenehmer als an der Sofienstraße. Zwar ist die Kreuzung größer – aber man wartet lange nicht so lange auf grünes Licht wie an der Fußgänger- und Radwegampel an der Sofienstraße!

Mein großes Highlight kommt aber, wenn ich von der Südendstraße am Vincentius-Krankenhaus nach Norden abzweige: Ich überquere die Hirschbrücke, die es sogar auf das Wappen der Karlsruher Südweststadt geschafft hat. Über die Hirschbrücke überquert die Hirschstraße die ehemalige Bahntrasse vom alten Karlsruher Hauptbahnhof nach Westen – heute sind das die Jollystraße, die Tramlinie 5 (und im Moment VIELE Ausweichlinien) sowie die Mathystraße. Ich liebe diese Brücke – architektonisch, als Kuriosität und auch, weil ich mir damit eine Menge Kreuzungen mit dem Autoverkehr spare.

Über die Brücke.

Mein neuer Arbeitsweg ist toll!

Green Scooter Killer – Firstrides

Die ersten einhundert Kilometer auf meinem Rennrad habe ich nun absolviert. Durch das lässige Überholen von E-Scootern in der Stadt habe ich meinen grünen Renner als den „Green Scooter Killer“ in Anlehnung an Brösels „Red Porsche Killer“ benannt.

Bis jetzt habe ich eine langsame Runde mit meinem Mann und eine schnelle zweite Runde am Sonntag absolviert, dazu war ich zweimal mit dem Rennrad auf der Arbeit. Lässig habe ich bei Gegenwind auf allen Strava-Segmenten auf meiner Route meine Personal Bests pulverisiert – Kunststück, mit einem so leichten, leichtgängigen Renner. Mittlerweile habe ich die mangelnde Ausstattung für die Straßenverkehrszulassung durch Montieren eines StVZO-konformen Frontlichts, meines StVZO-konformen Garmin Varia RTL 511 ausgeglichen, eine Klingel und einen Halter für den Radcomputer habe ich auch.

Interessanterweise hat auf drei der Fahrten meine Uhr – wohl aufgrund der anderen Haltung und dem ein Loch weiter gestellten Armband, das ich in letzter Zeit gerne zu tragen pflege – komischen Puls gemessen. Wenn ich durchgeschwitzt auf der Arbeit ankomme, weil ich es richtig habe laufen lassen, und mein höchster gemessener Puls auf der Radfahrt 120 gewesen sein soll, mittlerer Puls 97, dann kann ich diese Messung mit Fug und Recht zurückweisen. Allerdings besitze ich inzwischen auch wieder einen Pulsgurt, habe es mit dem probiert… und durfte feststellen, dass plötzlich auch die Uhr den richtigen Puls maß.

Deutlich geworden ist mir, wie viel mein Mountainbike eigentlich wegfedert, die Straße ist sehr rau und hart, wenn man mit einem Rennrad darüber fährt. Aber das passt schon, dafür geht es schön leicht. Meine vier Fahrten mit dem Focus Izalco Race Rahmen und den Shimano Ultegra Komponenten zur Arbeit waren durchweg schneller als die schnellste Fahrt mit dem Mountainbike. Dennoch werde ich wohl das eine oder andere Mal künftig wieder mit dem Mountainbike fahren, denn es ist tatsächlich so eine Sache, einen Carbon-Rahmen-Renner mit Schnellspannern an den Laufrädern auf dem Radparkplatz auf dem Hof des Regierungspräsidiums abzustellen. Erstens sorge ich mich, dass irgendjemand den Rahmen an die Metallstange, an die ich es angeschlossen habe, aus versehen dagegen stößt. Das mag das Carbon-Material nicht. Zweitens habe ich Sorge, dass das nicht vom Kettenschloss erfasste Laufrad „Füße“ bekommt, schließlich sind die kinderleicht auszubauen. Da die Maschine noch schön sauber ist – bzw. vor der Regenfahrt heute nach Hause war – habe ich sie gestern und heute mit ins Büro genommen und hinter mir aufgestellt. Das Leichtgewicht die Treppe hochzutragen oder im Aufzug zu befördern, ist ja gar kein Problem.

Jedenfalls bin ich glücklich wie in einem Traum mit der Maschine – und teste zugleich einen Haufen weitere Gadgets auf Rennrad, Mountainbike und beim Laufen: Das Garmin Varia RTL 511, den Garmin Brustgurt HRM tri, und beim Edge 830 habe ich auch noch nicht alles ausgetestet. Da ergaben sich heute auch so manche Erkenntnisse, die richtig Spaß gemacht haben!