… um zu zeigen, dass man bei fast jedem Wetter Rad fährt. Heute früh stürmte es, aber da war es Rückenwind. Heute Nachmittag dann, auf der Heimfahrt, war das Gegenwind. Nasser Gegenwind. Die Wege und Straßen waren nass, der Sand spritzte unter den Sattel, auf meinen Hintern, auf die Unterseite meines Rucksacks. Eine Sauerei!
Vermutlich habe ich – weil ich recht schnell aufspritzte, als ich aufgerufen wurde – bei meiner Frauenärztin dreckigen Sand auf dem Stuhl im Wartezimmer hinterlassen, da ich auf dem Heimweg noch ein Rezept holen war. Ich glaube, mit dem Radhelm auf, das Radhelm-Rücklicht noch an, habe ich auch einige andere Patientinnen irritiert. Aber hey, wenn man mit dem Rad zur Arbeit bzw. von der Arbeit heim fährt und unterwegs Dinge erledigt, dann sieht man halt aus… naja, wie eine Radlerin!
Jedenfalls habe ich mich von Gegenwind mit (laut Strava) im Mittel 24,6 km/h nicht abbringen lassen, auch nicht von Regentropfen, die mir in diesem Tempo entgegenkamen, nicht von Ästen und Blättern und Nässe auf den Wegen. Ich plane eigentlich nicht, dieses Jahr nochmal länger auf den ÖPNV für die Fahrt zur Arbeit umzusteigen, der Plan ist, den Winter mit dem Rad durchzufahren, wenn es irgendwie geht. Das tut mir gut, meinen Laufleistungen und auch der Umwelt. Den ÖPNV lasse ich allerdings nicht im Regen stehen, denn ich will ja auch nicht, dass mich die Bahnen des KVV im Regen stehen lassen – mein Monatsticket für’s gesamte KVV-Netz kaufe ich weiterhin.
Aber wenn es irgend geht, nutze ich es nur als Notnagel. Denn mein Verkehrsmittel ist das Fahrrad – in voller Inbrunst, auch wenn ich erst seit 01.12.2019 wieder Rad fahre.
Ich steh‘ auf mein Monats-Netz-Ticket für den Karlsruher Verkehrsverbund. Zu jedem Zeitpunkt an jeder Stelle im Karlsruher Netz in einen Nahverkehrszug, eine S-Bahn, eine Tram oder einen Bus einsteigen zu können, ohne darüber nachzudenken, ist ein Wert an sich. Freilich wird das Ding auch gesponsert – von der Arbeit. Somit zahle ich einen eher mittleren statt hohen zweistelligen Betrag dafür – im Monat. Vergleiche ich als BahnCard-Besitzerin das mit 20 Mal zwei Mal 3,30€ für meine Arbeitsfahrt, lohnt es sich in jedem Fall…
Indes: Diesen Monat wird es sich für mich nicht lohnen. Ich hab’s diesen Monat noch kein einziges Mal – KEIN EINZIGES MAL genutzt. Die Krise um das neuartige Corona-Virus spielt dabei eine Rolle, allerdings nicht in Form von „Homeoffice“. Ich gehe immer noch jeden Tag ins Büro – von den drei Tagen abgesehen, die ich präventiv daheim war, weil ich unbestimmte Erkältungssymptome hatte. Es war aber eher Schnupfen, Fieber war nicht dabei, gehustet habe ich auch kaum, so dass meine Ärzte Covid-19 ausschließen konnten, ohne mich auf Sars-CoV-2 zu testen.
Natürlich hat das Forcieren der Radfahrerei – bis auf einmal zurück habe ich im März alle meine Arbeitshin- und -rückwege mit dem Fahrrad bestritten – durchaus AUCH mit dem Virus zu tun. Ich meide den ÖPNV, um mich nicht anzustecken. Damit haben auch die Leute, die den ÖPNV nutzen wollen oder müssen, mehr Platz, um Abstand zu halten, wenn etliche Leute mit dem Fahrrad fahren. Der eine Arbeitsrückweg, den ich nicht Fahrrad gefahren bin, habe ich zu Fuß bestritten. Ich bin gestern nach Hause gelaufen. Da das Fahrrad auf der Arbeit steht, laufe ich nun wieder hin.
Ich bin somit von der Auto-Pendlerin nach Stuttgart über die Teil-ÖPNV-Pendlerin nach Bruchsal und die S-Bahn-Pendlerin nach Karlsruhe zur Fahrrad- und Laufpendlerin nach Karlsruhe geworden. Mein Monatsticket gebe ich nicht auf, ganz bestimmt nicht. Jederzeit an jeder Stelle, wenn mir das Laufen oder Radfahren zu viel wird, in eine Bahn zu steigen und nach Hause fahren zu können, das ist ein Wert an sich, selbst wenn es sich „wirtschaftlich“ nicht lohnt. Mehr als zwei Drittel der Arbeitswege – diesen Monat voraussichtlich sogar jeden absolvierten – mit Fahrrad oder zu Fuß zurückzulegen, empfinde ich jedoch als eine Sache, die es wert ist, beibehalten zu werden. Statt 45-50 Minuten mit Gehtransfers und S-Bahn bewege ich mich in 55-70 Minuten mit dem Fahrrad oder in 95-120 Minuten zu Fuß zwischen Karlsruhe und Bietigheim (Baden). Meine Pendelzeit wird damit 100% zu Sportzeit. Ebenso wie die Monatskarte ist das für mich ein Wert an sich.
Gestern vor dem Lauftreff wollte ich noch eine Stückchen vor dem Treffen zu der gemeinsamen 15-Kilometer-Runde laufen. Geplant waren insgesamt 30 Kilometer, schließlich steht ein Marathon im Mai an. Also lief ich raus auf die Hardt, wandte mich schon wieder in Richtung Treffpunkt. Ich wußte, dass wir wohl eher zu zweit die 15er-Runde laufen würden, denn einer unserer Marathonis war für den Mercedes-Halbmarathon in Rastatt angemeldet.
Am Hardtwald, wo ich Richtung Treffpunkt links abbiegen würde, sah ich dann einen Läufer in blauer Jacke und mit einer Mütze, die mir bekannt vorkam. Auch der Laufstil – ganz klar, das ist der Michael! Aber das kann nicht sein, dachte ich. Der ist in Rastatt beim Mercedes-Lauf. Also bog ich auf den Weg und schloß langsam auf. Und siehe da: Es war wirklich der Michael!
Ich fragte ihn, ganz salopp, was er denn hier wolle. Doch statt seinen Lauf durch den Wald, der ja allen gehört, zu verteidigen, erläuterte er mir, dass der Mercedes-Lauf in Rastatt abgesagt war, wegen des Corona-Virus. Also liefen wir gemeinsam weiter, recht überzeugt davon, dass Messen, Hallen-Großereignisse oder dergleichen sicher sehr infektiös seien, aber bei Läufen… man könnte immer noch die Siegerehrung abblasen und die Leute bitten, nach dem Lauf nach Hause zu fahren und sich die Urkunden zuschicken zu lassen.
Am Treffpunkt fanden wir dann nicht nur den anderen Michael, der ebenfalls mit uns in Heilbronn Marathon laufen wird, sondern auch noch eine weitere Läuferin vor. Gemütlich absolvierten wir gemeinsam 15 Kilometer, die drei Marathonis hatten jeweils schon 10 Kilometer intus. Ich verlängerte nach dem gemeinsamen Lauf noch auf 32 Kilometer und bin nun am mich fragen, ob wir am kommenden Wochenende den Rißnert-Lauf in Rüppurr bestreiten dürfen oder ob es auch hier eine Absage geben wird.
Was mich ein bisschen irritiert, ist die Frage: sind nicht Züge des ÖPNV, oder auch Busse, ein viel frequentierteres, infektiöseres Milieu als eine Laufveranstaltung, bei der dann bestenfalls die Siegerehrungen am Schluss mit engem Kontakt in geschlossenen Räumen verbunden sind? Ist nicht das Risiko, dass jemand mit leichten Erkältungs- oder Grippesymptomen zu einem Lauf kommt, viel geringer, als dass so jemand auf eine nicht-sportliche Veranstaltung geht?
Gestern ließ ich wegen Graupels und Regens den Lauf in der Mittagspause sausen. Ich dachte ja noch: „Du fährst ja eh mit dem Rad heim.“ Dann kam noch mehr Regen und Graupel – und Sturm! Ab 18:00 wurde es trockener, aber die Sturmböen waren heftig.
Also versuchte ich es doch mal, stellte aber nach fünf Kilometern durch Karlsruhe fest, dass es mir zu windig war. Gelegentlich wurde ich zehnzentimeterweise vom Seitenwind versetzt, der Gegenwind ließ mich in die Pedale treten und schnaufen.
Am Ende gab ich so halb auf und stieg mitsamt meinem Fahrrad an der Rheinbrückenstraße in die S2 und fuhr durch bis zur Merkurstraße. Von dort radelte ich – vor allem zwischen Mörsch und Durmersheim gegen heftigen Gegen-Seiten-Wind von schräg vorn – nach Hause. Heute wird’s hoffentlich besser!
Die Haltestelle Kronenplatz (Fritz-Erler-Straße) in Karlsruhe verfügt über eine tolle Anzeigetafel, auf der die nächsten Abfahrten angezeigt werden. Die Anzeige erfolgt sogar bezogen auf die tatsächliche Position der Bahnen, sofern diese verfügbar ist: Verspätet sich eine Bahn und ist das anhand ihrer Fahrt in Richtung Kronenplatz bereits absehbar, wird die voraussichtliche Abfahrtszeit und auch die voraussichtliche Abfahrtsreihenfolge der Bahnen angezeigt, nicht die planmäßige.
Das mag jetzt vielen als Selbstverständlichkeit erscheinen, aber ich habe das Gefühl, so lange gibt’s das eigentlich noch nicht in der flächendeckenden Form, wie man es mittlerweile vorfindet. Ich jedenfalls finde es gut. Allerdings muss die Anzeigetafel mit ihren vier Zeilen recht viele Bahnen anzeigen. Sind irgendwelche Störungen, Meldungen, Zugausfälle im Gange, fehlt zusätzlich noch die unterste der vier Zeilen, weil hier einen Laufschrift erklärt, was gerade nicht so gut funktioniert und welche Konsequenzen das hat. In der Praxis stehen also oft nur die nächsten drei Bahnen auf der Anzeigetafel…
So weit, so gut. Künftig werden auf dieser Strecke mit Halt an dieser Haltestelle wohl nur noch Trambahnen verkehren. Sofern’s nicht mehr als vier Linien sind und alle zehnminütig verkehren, hat man also die Chance, dass die nächsten Abfahrten aller fraglichen Linien angezeigt werden. Indes, im Moment ist es nicht so. Denn an der Haltestelle „Kronenplatz (Fritz-Erler-Straße)“ halten derzeit die Trams [2] und [5] sowie die S-Bahnen S1/S11, S4, S51/S52, S7 und S8. Die S-Bahnen haben grundlegend unterschiedliche Fernziele außerhalb Karlsruhes, so dass es insbesondere bei den nur einmal stündlich verkehrenden S51/S52, S7 und S8 sehr wahrscheinlich ist, dass eine gegebenenfalls verspätete Bahn nicht angezeigt wird, weil die Liste voll ist mit zehnminütig verkehrenden Trams [2] und [5] sowie der quasi-tramartig zehnminütig verkehrenden S1/S11. So weit, so klar.
Vorgestern nun kam ich zur Haltestelle und war spät dran. Normalerweise verlasse ich zwischen 17:16 und 17:19 das Bürogebäude und bin zwischen 17:18 und 17:21 an der Haltestelle, 17:21 fährt planmäßig meine S7 nach Hause, ist aber meistens ein wenig spät. Ich war 17:23 an der Haltestelle und auf der Anzeigetafel standen: S4 sofort, [2] in einer Minute, S1 in zwei Minuten. Als die S4, die gerade in der Haltestelle stand, weggefahren war, rückte in die zweitunterste Zeile eine Tram [5] nach. In der untersten Zeile verkündete der KVV, dass personelle Engpässe bei den Verkehrsbetrieben Karlsruhe Ausfälle auf den Tram-Linien und der S2 bedingen könnten. Ich schnaufte: „Uff! Ist die schon weg? Fährt die S7 überhaupt?“ Sonst hätte ich nämlich 40 Minuten warten müssen, bis die nächste S8, die mich auch nach Hause bringt, gefahren wäre! Doch dann…
Doch dann entdeckte ich eine Frau, die mir wegen ihrer langen, welligen Haare und der immer gleichen Position, an der sie auf die S7 um 17:21 wartend am Geländer lehnt, über die letzten Monate vertraut geworden ist. Wir haben noch nie ein Wort gewechselt, einander aber oft gesehen und einander zugenickt. Ich meinte so: „Oh, schön. Die S7 ist also noch nicht durch, wenn Sie hier noch warten! Ich sehe Sie nämlich regelmäßig.“ Sie bestätigte, erklärte aber, sie sei auch erst seit einer Minute da. Dann erschien auch schon die S7 auf der Anzeigetafel und wir beide freuten uns. Mit einem netten, unverbindlichen Gruß gingen wir auseinander. Dass sie aber auch noch wartete, hat mir mindestens eine Minute bangen Wartens erpart, ob die S7 schon weg sei.
Ich hätte natürlich auch mit der App ÖPNVlive nachsehen können, aber für den Moment war die andere Variante offensichtlicher – und netter!
Der Rucksack war gestern schon gepackt, die Uhr wurde geladen. Das habe ich schon gestern Abend erledigt. Um 9:00 treffe ich mich mit meinen Leuten vom Regierungspräsidium gegenüber dem ADAC Nordbaden für’s Gruppenfoto, bis dahin habe ich hoffentlich meinen Rucksack abgegeben und alles so weit auf die Reihe bekommen – ohne dabei zu sehr zu frieren.
Obwohl wir die Startnummer schon gestern abgeholt haben, fahren wir sehr rechtzeitig in die Stadt, sind eine Stunde vor dem Gruppenfoto da. Warum? Nun, 9:00 ist der Foto-Termin, 9:30 ist der Start. Vom Albtalbahnhof sind’s laut Google Maps 17 Minuten zu gehen und wir können entweder 7:44 oder 8:44 am Albtalbahnhof sein. Sprich: 8:44 wäre dann echt zu knapp geworden, wenn auch das Geringste beim abgeben des Gepäcks nicht funktioniert, und Zeit für einen Gang auf die Toilette sollte auch noch sein. Der Beschluss fiel gestern um 22:00, dass wir doch früher fahren müssen – kurz, bevor ich dann ins Bett gegangen bin.
Ich bin so gespannt, wie es am Ende laufen wird, so tierisch gespannt. Halbmarathon und vor allem Zehner sind für mich halbwegs berechenbar, aber mangels Erfahrung und durch die enorme Länge der Strecke bin ich beim Marathon immer noch am zweifeln, wie weit die Pläne funktionieren werden. Aber ich werde mein Bestes geben und mich freuen, wenn ich etwas erreichen kann. Das Wetter ist immerhin optimal: Sonnig, windstill, nicht zu kalt – 10°C wird nicht unterschritten. „Nicht zu warm“ werde ich nicht anführen, denn bei Höchsttemperaturen von 23°C am heutigen Sonntag ist „zu warm“ für mich weiter weg als das Ziel beim Marathon, viel weiter weg.
Heute ging’s nach der Arbeit mit der Bahn nach Hause – aber nicht ganz! Das Wochenende beginnt gut, wenn man eine Runde läuft. Also stieg ich in Sportsachen und mit dem Trailrunning-Rucksack auf den Schultern in die Stadtbahn und ließ mich von der Philipp-Reis-Straße über den Albtalbahnhof bis nach Bietig- … HALT! Nein, bereits am Albtalbahnhof ließ ich meine vívosport nach GPS-Empfang suchen, an der Haltestelle Durmersheim Nord stieg ich aus der Bahn und rannte durch Durmersheim, dann bis an den Federbach und entlang des Federbachs, teils auf den ersten paar hundert Metern des Würmersheimer Speckkälblelaufs, in Richtung des heimischen Bietigheim.
Daheim zeigte der Kilometerzähler fünf Kilometer an. Nach den Zehn in der Mittagspause war mir das nicht genug, also warf ich den Rucksack daheim ab und drehte noch eine Runde über Ötigheim und an der Bahn entlang – in falscher Richtung, freilich, also Richtung Norden. Schließlich kam ich glücklich daheim an. Das Wochenende hatte schon mit dem Laufen begonnen.
Das ist das Herrliche am Bahnfahren: Man kann aussteigen, wo man will, muss sich nicht darum kümmern, dass das Auto noch nach Hause muss. Wenn man entsprechend angezogen ist, kann man dann eine beliebige Strecke zu Fuß zurücklegen – und wenn’s nicht hinhaut, steigt man halt nochmal in die Bahn. Ich liebe es, per ÖPNV und Laufschuhen zu pendeln!
Fortschritte beim Bau des Gleisvierecks am Rüppurrer Tor.
Ich steige zur Zeit nicht an meiner eigentlichen Haltestelle aus – sondern eine weiter südlich. Das ist so, weil meine Bahn – und viele andere – Umleitung fahren. Das wiederum liegt daran, dass die Kriegsstraße, Durchgang der B10 durch Karlsruhe, in den Untergrund „tiefergelegt“ wird.
Die Fortschritte des Neubaus der Schienen über den entstehenden Tunnel habe ich gestern morgen fotografiert.
Das Gleis von der rechten, unteren Bildecke in Richtung der Straße links oben gab es früher schon, es war aber komplett abgerissen für den Tunnelbau. Das Gleis in Richtung der rechten, oberen Bildecke gab’s auch früher schon, auch dieses wurde für die Baustelle weggerissen und wird nun neu gebaut. Dort hinter den Bäumen ist übrigens die Grabkapelle zu sehen – der Turm hinter den Bäumen.
Ganz neu ist das Gleis in Richtung linke, untere Bildecke. Dort war früher innerstädtische, vierstreifig-baulich getrennte Bundesstraße, nun ist dort Baustelle, bald soll dort Straßenbahngleis, wenig Straße und Grünes sein – die Autos fahren dann im Untergrund.
Möchte man Straßendreck am Hintern haben? Das überlegte ich mir, als heute ein Herr von der Sicherheitsfirma, die die Züge der Albtalverkehrsgesellschaft betreut, in der S7 zwei junge Damen aufforderte, ihre Füße nicht auf den Sitz gegenüber zu stellen. Er verwies auf die Schilder, die über den Sitzen prangen. Die waren mir schon lange nicht mehr aufgefallen …
Da musste ich das Schild doch gleich mal fotografieren. Der Sicherheitsmann grinste, als ich das tat. Ich wäre fast neugierig, was er wohl gedacht hat!
Es ist schon der achte Wettkampf dieses Jahr. Ja, der ACHTE, noch innerhalb des fünften Monats. Das ist schon ein bisschen krass. Jedenfalls war ich gestern beim Altstadtlauf in Ettlingen, angetreten für das Rennwerk Laufteam. Ich fuhr direkt von der Arbeit mit der S-Bahn dorthin, traf mich mit meinem per Pedelec angereisten Ehemann und strebte dann zur Startnummernausgabe. Auf dem Weg „stolperten“ wir erstmal über den Stand des Rennwerks, wo wir uns mit Petar und Damir eine Runde unterhielten. Dann holten wir meine Startnummer ab, brachten unser Gepäck am Stand unter und holten uns noch etwas zu trinken. Ich war bereits im Laufdress – ein Rennwerk-Laufshirt habe ich noch nicht, vermutlich aber mit der Betonung auf dem „noch“.
Nach einem kleinen Getränk lag ich dann rücklings mit unter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Gras neben dem Stand, genoss die Sonne und bekam mit, wie langsam die anderen Rennwerk-Läufer und eine weitere Rennwerk-Läuferin eintrudelten. Ich lernte ein paar mehr Leute aus dem Umfeld des Rennwerks kennen und freute mich sehr darüber – wurde dann aber schon langsam hibbelig auf den Start hin. Mit Selina, ebenfalls vom Rennwerk Laufteam, orientierte ich mich in den Bereich zwischen den 40:00- und 45:00-Zugläufern, wo ich auch Michael von meinem Lauftreff der LG Hardt traf – der mir unterstellte, ich sei blind: Ich hatte ihn wegen des Gesprächs mit Selina gar nicht bemerkt. Genossen habe ich sehr, dass ich endlich mal am Start nicht zu frieren hatte – der zweite Lauf in diesem Jahr mit richtig gutem Wetter. Zumindest für mich: die anderen stöhnten, es sei zu warm. Warm war’s auch wirklich, aber für Wasser war an zwei Stationen des Rundkurses über etwa 3500 Metern gesorgt, man hatte also in weniger als zwei Kilometern Abstand immer wieder die Möglichkeit, sich einen Becher zu nehmen, einen Schluck zu trinken und sich den Rest über den Kopf zu schütten. Davon machte ich auch häufiger Gebrauch.
Der Ettlinger Altstadtlauf führt zunächst aus der Altstadt hinaus direkt an die Alb, dann ein Stück am Flüsschen Alb nach oben ins Albtal, in Form einer kurzen Strecke, die eher eine Wende ist, auf die Pforzheimer Straße – und mitten durch die Altstadt zurück zum Start/Ziel. Ein bisschen vergleichbar ist die Runde für mich mit der (deutlich längeren) Runde des Freiburg-Marathons: An der Alb hoch wird’s recht einsam, die Pforzheimer Straße runter ist auch nicht so viel los, aber in der Altstadt steppt der Bär. Das Schöne ist, dass man nach Beschleunigen auf dem Weg zurück nach unten durch den Hexenkessel und Stimmungshöhepunkt in der Altstadt läuft. Die dritte Runde ist dasselbe in ein wenig kürzer – mit einem herrlichen Lauf abwärts auf Rad-/Fußwegen entlang der Alb statt auf der Pforzheimer Straße – der Anteil an „Hexenkessel“ ist größer und das macht dann richtig Laune.
Gefinisht habe ich – so viel schonmal vorweg.
Für mich war der Anstieg in der ersten Runde einfach – die Motivation vom Start, das Stellung Finden nach dem Start trieb mich – dann ging’s runter und alles war super und in der Stadt trieb mich die Stimmung und die Anfeuerungsrufe, ich sei die zweite, dritte, manchmal die erste Frau im Rennen. Ein paar Leute gingen so richtig, richtig ab – war das schön! Ich selbst freilich wusste, dass ich auf Rang zwei war, hinter Claudia Wipfler in ihrem knall-pinken Trikot, die aber schon während der ersten Runde außer Sicht geriet. Dann kam der eher einsame Anstieg am Albgaubad zum zweiten Mal – und da tat er richtig weh. Ich war sehr schnell gelaufen, es wurde langsam richtig warm, der Arbeitstag steckte auch in den Knochen und ich quälte mich nach oben. Ich merkte aber auch, dass ich gut im Rennen war – die Abstände nach vorne wurden zwar größer, die nach hinten aber auch. Der Abstieg in der Pforzheimer Straße mit der anschließenden Altstadt, in der ich teils sogar namentlich angefeuert wurde, holten mich aber aus dem Loch. Mit dem Wissen, dass mehr als zwei Drittel geschafft waren, verlor ich nicht so viel an Tempo wie beim zweiten Anstieg, außerdem ging’s ein ganzes Stück weniger weit hoch. Nach dem recht einsamen Weg an der Alb entlang, der die Abkürzung auf der dritten Runde darstellt, kam ich dann mitten in das „dicke Ende“ der zweiten Runde, wo sehr, sehr viele Läufer auf dem letzten Stück Pforzheimer Straße und in der Altstadt unterwegs waren. Da artete es schonmal in Slalom aus, aber die Stimmung war noch mehr der Hammer als vorher – und dann bog ich zum Ziel ab, wo der Laufreport gerade Claudia Wipfler nach ihrem Sieg interviewte. Sie wies den Herrn vom Laufreport dann noch darauf hin, dass ich Zweite gewesen war – er erkannte mich als Dritte vom Rißnertlauf wieder, wo er mich gemeinsam mit Emma Simpson Dore interviewt hatte.
Altersklassen-Sieger Jugend bis W40 auf der Bühne – es wurden dann noch alle Altersklassensieger auf die Bühne geholt, dann die besten drei geehrt und der 222. Läuferin ein Gutschein für ein Paar Gratis-Laufschuhe verehrt. Die links mit dem Pferdeschwanz, direkt neben dem Herrn im Anzug – das bin ich.
Euphorisch stellte ich Michael vom Lauftreff und meinen Mann einander vor, ließ mir von Damir und Petar vom Rennwerk gratulieren und freute mich über das tolle Erlebnis. Meinen Hunger stillte ich kaum zehn Minuten nach der Zielankunft mit zwei Bratwürsten. Leider dauerte es noch mehr als eine Stunde bis zur Siegerehrung – und wir verpassten unseren Zug um 21:49, weil’s zu lange dauerte – fuhren dann aber um 22:49 nach Hause und kamen kurz vor Mitternacht daheim an.
Fette Beute – Urkunde für Altersklassensieg, Urkunde für Platz 2 Damen gesamt, Startnummer, Rennwerk-Gutschein, Stirnlampe, Eismacher, Power-Bar, Decke und Stofftasche.