Carless Talk

Vielleicht kennt Ihr es, vielleicht auch nicht: „Careless Talk“ von Billy Joel, veröffentlicht auf dem Album „An Innocent Man“. Ich mag dieses Lied sehr gerne – im Titel des Beitrages habe ich mich aber dennoch nicht vertippt. Denn auch wenn es bereits sehr konkret wurde, nun ist es final, offiziell und tatsächlich der Fall:

Wir sind autolos.

Man kann tatsächlich sagen, dass es ein wilder Ritt war da hin. Vor etlichen Jahren fuhren mein Mann und ich nach Karlsruhe, um irgendwas in der Stadt zu tun. Damals pendelte ich mit dem Auto nach Stuttgart zur Uni, mein Mann ebenfalls mit dem Auto zu seiner Arbeit. Er fuhr täglich zehn Kilometer hin und wieder zurück, bei mir waren’s 86 – eine Strecke. Wir waren das Autofahren gewohnt, beide. Mein Mann blinkte, um einzuparken, und mit aufheulendem Motor schoß ein Lieferwagen an uns vorbei – das kam so unerwartet, dass er nicht mehr reagieren konnte. Da aber der Wagen schon vor uns war und somit der Kotflügel seines Autos und die Seite des Lieferwagens beschädigt worden war, und die Versicherung der Gegenseite sich streitig stellte, bekam er vor Gericht eine Teilschuld. Ich glaube, an dieser Stelle ist bei ihm sehr schnell und nachhaltig, bei mir aber auch langsam etwas an unserer Beziehung zum Autofahren zerbrochen. Das war eine Zeit, in der ich noch nicht wieder viel lief und gar nicht Rad fuhr, er das Rad auch wenig benutzte.

Im Laufe der Jahre sind viele Entwicklungen passiert, und dennoch: Ich würde den Anfangspunkt auf diesen Unfall legen. Da wurde für uns vieles in Frage gestellt, vieles an diesem Leben, in dem das Auto und der rücksichtslose, hektische und teils auch völlig unreflektierte Umgang damit selbstverständlich sind. Es mag peinlich sein, dass es nicht das Ökologische war, das für uns das Umdenken ausgelöst hat, aber in den folgenden Entwicklungen schwang auch der ökologische Aspekt stets und gewann mit jeder Entscheidung weg vom Auto mehr Betonung in unserer Motivation. Zuerst schaffte er sich ein Pedelec an, um auch ohne Dusche auf Arbeit dorthin ohne Auto pendeln zu können. Er fuhr nun also mit dem Rad oder dem Pedelec zur Arbeit, sein Auto verkauften wir, meines blieb noch in unserem Besitz – wurde aber weniger gefahren, da ich durch einen Stellenwechsel meine Pendelstrecke reduzierte – zuerst auf die Hälfte, ein halbes Jahr später mit abermaligem Wechsel auf nur noch 20 Kilometer. Ich pendelte meist mit der Bahn, gelegentlich auf Laufschuhen zur Arbeit. Ende 2019 begann ich das Radfahren wieder, Anfang 2020 wurde das Fahrrad mein bevorzugtes Pendel-Verkehrsmittel. Unser Auto diente nur noch für den Wocheneinkauf und gelegentlich zum Fahren in den Urlaub, wobei die ganz weiten Strecken auch zunehmend lästig erschienen und wir mehr und mehr mit der Bahn fuhren, wenn so etwas anstand.

Die Pendelstrecken waren somit für uns autofrei seit 2018 – mit den Gepäcktaschen an meinem Alltagsrad (statt Rucksack) entstand die Idee, mit dem Rad einzukaufen, aber Getränkekästen blieben ein Problem. Das Alltagsrad hatte ich im Januar 2021 angeschafft im März 2021 kam dann der Fahrradanhänger dazu, und Getränkekästen waren kein Problem mehr. Für uns begann der Alltagstest des Projekts „ohne Auto“.

Es hat also nichts mit den aktuell hohen Benzin- und Dieselpreisen zu tun, dass wir es nun final gemacht haben. Wir haben unser Auto, den kleinen Toyota Aygo, nunmehr verkauft. Liebe Freunde, bei denen es nicht ohne Auto geht, haben ihn übernommen und ihr größeres, weniger sparsames Fahrzeug abgeschafft. Vor drei Wochen war der Alltagstest abgeschlossen, nach zwölf Monaten war klar: Das Auto wird nicht mehr gebraucht. Wir hatten dann mehrere Optionen geprüft und letztlich einen privaten Verkauf bevorzugt. Am gestrigen Samstag holten wir, in der letzten Fahrt des Aygo in unserem Besitz, die Freunde vom Bahnhof ab, nachdem wir gemeinsam beim Park Run in Karlsruhe waren – ausnahmsweise und letztmalig mit dem Auto.

Vor etwas mehr als einer Stunde ist unser ehemaliges Auto davon gefahren. Nach einem Jahr Test, ob es ohne geht, ERFOLGREICHEM Test, DASS es ohne geht, war immer noch dieser kleine Gedanke: „Und was wenn…?“ dabei, als wir die Rücklichter um die Ecke verschwinden sahen. Vor allem aber war das erleichterte Gefühl, kein Geld mehr für Steuer, Versicherung und Wartung eines Gefährts zu zahlen, das hier eh nur herumsteht, davon nicht besser wird und nicht benutzt wird. Das erleichterte Gefühl, im Hof mehr Platz zu haben, auch eine Ecke in der Garage, in dem die Winter- bzw. Sommerkompletträder lagerten, freigeräumt zu haben.

Es ist getan. Von einem Auto-Pendler mit zweimal zehn Kilometern am Tag und einer Auto-Pendlerin mit über 35.000 Kilometern im Jahr sind wir zu einem autofreien Haushalt geworden, in dem fünf Fahrräder genutzt werden, gegebenenfalls ÖPNV oder im Notfall auch Taxi die seltenen Gelegenheiten, wenn’s nicht mit dem Rad geht, einspringen können – aber gebraucht haben wir das in den zwölf Monaten, die wir getestet haben, de facto nicht.

Gestern sprach ich mit einigen Verwandten auf einer Feier. „Ich kann mir das nicht vorstellen ohne Auto.“, „Manchmal würde ich schon gerne mit dem Auto losfahren.“, „Es ist halt so bequem mit dem Auto.“, das waren Dinge, die mir gesagt wurden. Auch das Argument, bei großen Einkäufen würde man es doch vermissen, habe ich gehört. Dass das Wocheneinkaufen mit dem Anhänger bei einer gewissen Gebrechlichkeit nicht mehr geht, war ein Argument, dass dann aber gleich von einem „Ich kaufe dann halt einen Tag Milch, den anderen Tag Mehl, ich habe ja Zeit.“ abgemildert wurde. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, ein wenig mischte Unglauben, dass wir wissen, was wir tun, mit dem Bedürfnis, zu rechtfertigen, dass man selbst nicht ohne Auto kann oder will. Das Auto ist mehr in unseren Köpfen als tatsächlich nötig. Es ist durch Lebensweise und Alternativen bereits in vielen, gut erschlossenen Gegenden weit weniger nötig, als man das denkt – aber da ist noch ein weiter Weg zu gehen, an vielen Orten.

Wir allerdings haben uns mit den zugegebenermaßen privilegierten Gegebenheiten im Bereich Karlsruhe/Rastatt arrangiert. Rad, ÖPNV und ggf. Miet- oder Carsharing-Wagen sowie Taxi genügen für den Alltag, die Bahn oder Mietwagen für weitere Reisen. Wir haben unsere persönliche Autokorrektur getestet, sie funktioniert und somit haben wir sie vollzogen.

Wir sind autolos. Und das ist auch gut so!

[KuK] Schneller

Schneller als der ÖPNV bin ich auf manchen Streckenabschnitten zu Fuß.

Heute morgen war ich ohnehin im Laufdress, am Mittwoch ist stets Lauftreff vom Büro, und die Büro-Klamotten lagen noch von gestern im dort. Praktisch war das, denn ich war spät dran. Dank chaotischer Verhältnisse auf der S7/S8-Strecke rechnete ich schon mit Verspätung in Karlsruhe und stieg am Albtalbahnhof aus, musste aber noch zwei Minuten wegen kreuz und quer herumstehender Stadtbahnen warten.

Nach für mich lässigem Lauf konnte ich 7:58 im Büro einstechen – selbst wenn meine Bahn optimal fährt und ich vom Albtalbahnhof weiter bis zum Kronenplatz sitzen bleibe, reicht‘s bestenfalls auf 7:57, meistens eher fünf bis zehn nach acht. Es lohnt sich also, wenn ich ohnehin schon für‘s Laufen gekleidet bin, ab dem Albtalbahnhof zu laufen!

Schimpfen wie ein Rohrspatz

Genau das habe ich am Samstagabend auf der Heimfahrt getan. Warum habe ich das getan? Nun, es gab einen ganz konkreten Anlass.

Wir standen nämlich am Karlsruher Hauptbahnhof auf dem Vorplatz und warteten auf die S8 Richtung Rastatt und dann weiter ins Murgtal. Es war einiges los, das kann man nicht anders sagen. Auf dem Vorplatz gibt es vier Gleise, zwei in der Mitte, dann beiderseitig Bahnsteige, dann wieder je ein Gleis und dann der äußere Bahnsteig. Überall warteten Leute, aber so unglaublich dicht gepackt waren wir noch nicht…

Nicht dicht genug jedenfalls, als dass man auf den Gleisen hätte stehen müssen. Klar, es kam noch kein Zug, aber dennoch – es gibt Bahnsteige. Da muss man nicht auf dem Gleis stehen. Genau das tat aber ein Pärchen. Sie stand direkt an der Kante, er unten auf dem Gleis. Freilich, der Bahnsteig ist nur eine Bordsteinhöhe höher, man kann jederzeit auf den Bahnsteig – wenn da niemand steht. Stelle ich mich aber an einem vollen Bahnsteig auf das Gleis, kann es durchaus sein, dass da gerade andere Leute hinkommen und ich keinen Platz habe…

Egal wie, jedenfalls ist es unnötig. Noch unnötiger ist allerdings, bis zum letzten Moment vor dem einfahrenden Zug auf dem Gleis stehen zu bleiben, so dass der Fahrer früher abbremsen muss und eine halbe, dreiviertel Minute verliert. Passiert das an jeder Haltestelle, summiert sich das schnell. Der Bahnsteig hatte sich auch entsprechend gefüllt, als dann die S1, die vor unserer S8 kam, endlich hereinkam. Der Fahrer musste höllisch aufpassen. Tatsächlich ging selbiges Pärchen auch erst weg, als die Bahn beinahe heran war, trieb sich irgendwo hinter uns herum. Als die S8 dann hinterherkam, drängten sie sich auf den ungefähr halben Meter Bahnsteigbreite, den wir zwischen uns und der Bahn gelassen hatten – als würden wir zum Spaß dort stehen! Als würden wir zum Spaß diesen halben Meter lassen! Es fuhr ein zweiteiliger Zug ein, und prompt rannten noch einige Leute über das Gleis, als der Zug schon einrollte – und zwar nicht quer rüber, sondern vom Einzugsbereich des hinteren in den Einzugsbereich des vorderen Wagens. Der Fahrer verlor mehr als eine halbe Minute, weil er so höllisch aufpassen musste und von allen Seiten Leute quer fast oder tatsächlich vor den Zug sprangen.

Das alles ist einfach unnötig. Es stellt nicht allzuviel Zeitverlust dar, aber wenn sich das aufsummiert, dann kann so ein Zug schonmal drei, vier, fünf, zehn Minuten auf den Haltestellen in der Stadt ansammeln. Außerdem ist das Ganze so dicht getaktet, dass die Bahnen auch die dahinter fahrenden aufhalten, die dann wieder von solchen Aktionen ausgebremst werden. Dann geht es nach dem Albtalbahnhof auf das Bundesbahngleis, wo die S-Bahn sich an Zeitslots zwischen ICEs, ICs, Regionalbahnen und Güterzügen halten muss. Ist der Zeitslot vorbei, wartet die S-Bahn auf den nächsten. Die Verspätung wächst. Dann funktioniert’s in Rastatt nicht richtig…

Das oben beschriebene Pärchen saß im Zug nicht weit von uns. Ich schimpfte wie ein Rohrspatz, erklärte meinem Mann und den Freunden, mit denen wir in Frankfurt waren, dass solche kleinen Verspätungen an jeder Haltestelle eben genau den S-Bahn-Zeitslot auf der eng getakteten Strecke kosten können. Wenn solche Verzögerungen durch gehandicapte Personen, das Einladen von Kinderwägen oder so entstehen, sagt ja keiner was. Aber aus Achtlosigkeit, oder weil’s ja eh nur eine kurze Verzögerung gibt, die vermeintlich nichts ausmacht…

Da geht mir die Hutschnur hoch. Manchmal – so auch am Samstag – lasse ich dem Ärger dann freien Lauf und erkläre hörbar für andere Fahrgäste, warum das so unnötig und eben doch schädlich ist. Ich hoffe inständig, es haben möglichst viele Leute gehört!

Tri-Run-Day

Nein, ich fange nicht mit Triathlon an, dafür schwimme ich zu selten und fahre zu ungern Rad. Aber heute laufe ich dreimal am Tag.

Dreimal, fragt Ihr? Warum tut sie das?!?

Nun … in der Mittagspause habe ich Lauftreff. Mein Trainingspartner wollte es heute richtig wissen – drei Kilometer schnell und siebeneinhalb schnellere Kilometer sind wir heute gelaufen, die letzten paar Kilometer sogar schneller als mein „MRT“. Den Begriff „MRT“ für Marathon-Renntempo finde ich immer lustig, weil die Abkürzung auch für Magnet-Resonanz-Tomographie stehen kann. Aber zurück zur Sache: etwas weniger als elf schnelle Kilometer stehen heute schon in meinem Buch. Aber vom Fitnessstudio zur Bahn sind’s drei Kilometer, vom Studio nach Hause fünf … da lohnt es sich partout nicht, nach Hause zu gehen, das Auto zu holen …

Also laufe ich gleich nochmal drei Kilometer zum Studio und anschließend etwas mehr als fünf nach Hause. Dreimal laufen also, ein Tri-Run-Day. Dienstag ist das öfter so.

Pendelfrust

Heute macht‘s mal wieder keinen Spaß. Der Campus Nord des KIT, wo ich heute war, ist recht weit draußen – auf der anderen Seite von Karlsruhe wie Zuhause. Somit darf ich zweimal umsteigen – Bus 195 bis Leopoldstraße, S1/S11 bis Albtalbahnhof, S7/S8 bis nach Hause. Wären die 195 und die S1/S11 besser aufeinander abgestimmt und würde der 195er öfter fahren, wäre das kein Problem.

Aber so nervt die Warterei an diversen Haltestellen einfach … vermutlich muss ich aber auch einfach nur besser planen.

Warten an der Leopoldstraße in Leopoldshafen.

[KuK] Plötzlicher Stopp

Gerade auf freier Strecke zwischen Durmersheim Nord und dem Bahnhof Forchheim – die S8 bremst wie verrückt, bleibt stehen. Anderthalb Minuten steht sie, dann geht’s weiter.

Vermutlich ein Signal auf Stopp. Es scheint jedenfalls nichts passiert zu sein.

Das passiert tatsächlich selten genug, um ein Kurz und Krass wert zu sein. Ich bin mit meiner Stadtbahn echt verwöhnt.

Vierer oder Zweier?

Jeden Morgen und auch jeden Nachmittag bin ich wieder fasziniert vom Verhalten der Fahrgäste beim KVV im Mittelteil des Zuges. Per se würde ich eigentlich davon ausgehen, dass ein „Vierer“, also zwei Bänke aus zwei Sitzen, die einander gegenüberstehen, die bevorzugte Sitzgelegenheit auch für einzelne Passagiere sind, um die Fahrt zu verbringen. Lustigerweise habe ich selbst eine gewisse Hemmung, mit einen „Vierer“ zu nehmen. Oft hätte ich aber gar keine andere Wahl, selbst wenn ich diese Hemmung nicht zu überwinden trachten würde: Die Vierer im Mittelteil des Zuges werden zumeist als letztes besetzt, alle anderen Bänke sind meist vorher besetzt.

Natürlich kann es sein, dass ich mir das einbilde, glaube ich aber eher nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Leute morgens in der Bahn oder abends auf dem Heimweg gerne ihre Ruhe haben. Sie möchten sich vielleicht mit maximal einem Zeitgenossen auseinandersetzen, der redet, telefoniert oder einfach nur präsent ist. Ich selbst habe noch einen weiteren Grund, die „Vierer“ eher nicht zu benutzen: Wenn ich auf einer Bank, bei der mir die Rückenlehne der Bank eins weiter vorne vor den Füßen steht, meinen Rucksack vor meine Beine stelle, stört er niemanden – außer vielleicht mich. Im Vierer kommt er mit den Beinen des Gegenüber ins Gehege, wenn sich dort jemand hinsetzt.

Aber bei den anderen Leuten glaube ich nicht an dieses Argument, denn sehr viele sitzen neben ihren Taschen oder Rucksäcken und verteidigen mit ihren Gepäckstücken selbst im vollen Zug oft einen Sitz gegen im Zug stehende Menschen. Andere haben gar keine großen Taschen oder Rucksäcke dabei. Daran kann’s also eigentlich nicht liegen.

Nun, ich werde wohl dennoch weiterhin gerne auch die „Vierer“ nehmen. Mit dem Rucksack auf dem Schoß und dem E-Reader oben auf dem Rucksack kann man auch gut lesen und sich gegebenenfalls abschotten. Das Lächeln, wenn ich dann meinen Rucksack aus dem Fußbereich auf den Schoß nehme, damit jemand sich setzen kann, ist ehrlich gesagt auch etwas, das ich zu schätzen gelernt habe.

Fortschritte

Früher war hier eine große Straße, inzwischen ist der Deckel auf der künftigen große Straße unter Grund drauf und das Straßenbahngleis wird wieder quer drüber gebaut.

Auch wenn ich gerade mal wieder an der Haltestelle geäußerte Zweifel belauschte, ob wir das Ende der Baustelle noch erleben würden: es geht voran.

Die Bilder habe ich gestern morgen auf der Kreuzung Kriegsstraße, Fritz-Erler-Straße und Rüppurrer Straße in Karlsruhe aufgenommen.

Umleitung

In Karlsruhe wird derzeit gebaut.

Ähm. „Derzeit“ ist gut, werden einige Leute sagen. Tatsächlich wird ja in jeder halbwegs größeren Stadt, zu denen Karlsruhe mit seinen 300.000 Einwohnern wohl zählt, ständig irgendwo gebaut. Allerdings baut Karlsruhe seit etlichen Jahren an seiner „Kombilösung“, was letztlich bedeutet, die S-Bahnen aus der Fußgängerzone zu verbannen, indem man sie unter die Fußgängerzone verlegt, dabei auch eine große, zentrumsnahe Durchgangsstraße in den Untergrund zu verlegen und noch ein paar weitere Anpassungen vorzunehmen. Da nicht nur eine Linie, sondern ein ganzes T-Stück von Schienen unter die Erde verlegt wird und einer von drei Ästen dieses „T“ die tieferzulegende Straße kreuzt – und vor allem: Alle größeren Nord-Süd-S- und Tram-Bahnen über das „T“ verlaufen und die tieferzulegende Straße kreuzen, stellt sich das kompliziert dar.

Im Ergebnis haben wir derzeit das zweite Mal die kürzerfristige Umleitung von der längerfristigen Umleitung. Alle Nord-Süd-Bahnen werden nicht nur (längerfristig) parallel zum senkrechten Balken des „T“ umgeleitet, sondern für Sommer und Frühherbst auch auf halber Höhe des „T“ parallel zum waagerechten Balken des „T“. Klingt undurchsichtig? Oh, das ist es auch, sogar für Kenner des Karlsruher Netzes. Da das wohl auch den Verkehrsbetrieben und der Albtalverkehrsgesellschaft klar ist, verteilten sie im Vorfeld Broschüren in der Bahn, statt Tickets zu prüfen. Der darin gezeigte Netzplan löste bei mir erstmal einen gedanklichen Knoten aus, bis ich mich wieder reingefunden hatte.

Im Endergebnis darf oder muss ich nun bedingt durch die „Umleitung-von-der-Umleitung“ etwa anderthalb Stationen vor meiner Station der „normalen“ Station entfernt aussteigen und über drei Ampeln, zwei davon Teil der Straßen-tieferlege-Baustelle, bis zu meinem Büro gehen. Allerdings bin ich der Auffassung, dass es das wert ist. Am Ende wird die Karlsruher Innenstadt eine echte Fußgängerzone haben, in der nicht alle anderthalb Minuten ein Zug aus irgendeiner Richtung über die fast die Hälfte der Fußgängerzone einnehmenden Gleise durch selbige hindurchfährt. Eine große Straße nahe der Innenstadt wird in den Untergrund verlegt, an der Oberfläche entsteht ein neuer Raum, der lebenswerter ist. Zugleich werden die S-Bahnen nicht mehr in der Fußgängerzone durch Vorsicht wegen achtlos kreuzender Fußgänger langsam fahren oder Verspätung ansammeln müssen.

Am Ende wird es ganz wunderbar. Aber das ist noch ein bisschen hin. Und so nehme ich die Umleitung von der Umleitung hin. Ein bisschen genieße ich ja sogar, die ganzen Linien in meinem Kopf neu zu ziehen. Denn mit Linien hab‘ ich’s, das macht mir Spaß. Umleitungen machen natürlich weniger Spaß, aber hey: Die enden auch irgendwann. Und dann wird es ganz wunderbar.