Analogien

Es ist schwer, ein bestimmtes Thema zur Zeit zu umgehen. Bis zu einem gewissen Grad geht mir das natürlich auf die Nerven wie jedem. Es gibt allerdings so ein paar Dinge, die mir immer wieder auffallen und zu denen ich Ansichten habe, aber auch neue Gedanken entwickle.

Da ist das Impfen. Viele Menschen misstrauen insbesondere der Impfung gegen Sars-CoV-2, und ganz besonders den mRNA-Impfstoffen, weit mehr als sie die Krankheit fürchten. Das ist mir unverständlich, denn bei der Impfung wurde bewusst ein Stoff entwickelt, der dem Körper so wenig wie möglich antut, aber dennoch das Immunsystem auf das Virus vorbereitet. Man hat die Vektor- und mRNA-Impfstoffe getestet – und zwar darauf, ob sie dem Körper das antun, was das Virus ihm antut (was sie nicht sollen und nicht oder zumindest extrem viel seltener als das Virus tun) und darauf, ob sie dem Körper anderes antun (was sie ebenfalls nicht sollen und nur extrem selten doch tun). Deswegen verstehe ich das Misstrauen gegen die Impfung nur sehr bedingt. Mir hat auch jemand im Zusammenhang mit dem Impfen erzählt, Impfungen für Erwachsene seien ja auf jeden Fall zu befürworten, aber ob man einem sich entwickelnden Immunsystem das antun solle, da sei er skeptisch. Außerdem habe ich nach dem zuvor diffusen Verdacht inzwischen einige Bestätigungen aus meinem Umfeld, dass Leute sich und ihre Kinder teils bewusst mit dem Virus infizieren, weil sie dem Virus mehr trauen als der Impfung.

Es gibt hier ein gefährliches Missverständnis, das ich schon lange beobachte. Was „natürlich“ ist, wie eben Sars-CoV-2, das von einem Tier in natürlicher Virus-Evolution auf einen Menschen übergesprungen ist, wird für per se gut gehalten, während künstliche, menschgemachte Dinge per se als ungesund oder schlecht angesehen werden – wie eben die Impfung. Natürlich sind industriell gefertigte Lebensmittel nicht der Weisheit letzter Schluss, die Überlegenheit frischer Lebensmittel aber unreflektiert auf andere Bereiche zu übertragen, ist ein gefährliches Unterfangen. Da wäre die laktosefreie Milch, auf der ein „ohne Gentechnik“ Label pappte. Habe ich zum Glück lange nicht mehr gesehen, denn es ist eine glatte Lüge! Wo sollte denn die Lactase, das Enzym, das den Lactose-Intoleranten fehlt, sonst herkommen? Sicher wurden keine Baby-Tiere ihrer Lactose entmolken, das wäre nicht nur grausam, sondern auch unwirtschaftlich teuer. Nein, man baut die Sequenz, mit deren Hilfe die Zellen Lactase herstellen, in Mikroorganismen ein – in deren DNA. Die transkribieren das dann in mRNA und daraus wird dann von der Zelle mit Hilfe von tRNA Lactase aufgebaut. Aber das nur als Nebenschauplatz…

Ich sehe an vielen Stellen, dass „Natürliches“ als gut, „Künstliches“ als schlecht angesehen wird. Menschen gehen in Radonstollen, wegen der natürlichen Heilkraft, aber bei künstlicher Radioaktivität geht gar nichts mehr. Mir wurde ernsthaft schon geantwortet, als ich auf gelöstes Radon aus dem Wasser, das beim Duschen freigesetzt wird, oder die Strahlung aus Granit verwies, das sei doch nicht schlimm, sei doch natürlich – aber jedes Mikrosievert Dosis aus Kernkraftwerken ist zu viel. Dabei ist die Einheit Sievert genau auf die „gleiche Schädigung“ geeicht, man nennt die zugehörige Größe auch „Äquivalentdosis“, weil sie ein Strahlenschaden-Risiko aus verschiedenen Strahlungsarten oder Strahlenquellen zahlenmäßig gleich abbilden soll. Oder anders – von natürlicher, frisch vom Melken kommender Milch wurde mir aufgrund der Menge an Fett darin schlecht – und wie kann ich keinen Knoblauch vertragen, wie kann Knoblauch meine chronisch entzündliche Darmerkrankung antriggern, ist doch ganz natürlich…

Ich möchte gar nicht in Abrede stellen, dass der Mensch auch viel Murks und Müll produziert und in die Gegend kippt. Aber wenn ich in der Apotheke jemanden „was gegen Erkältung“ anfragen höre und dann werden zwei Mittel vorgestellt, eines „pflanzlich“, das andere „Chemie“, und ich weiß doch, dass weitgehend das gleiche drin – einmal synthetisch hergestellt, das andere Mal von einer Pflanze synthetisiert, aber genau derselbe Stoff, dann geht mir das Messer in der Tasche auf. Und genau an dieser Stelle greift’s wieder ein. Wenn Sars-CoV-2 aus purem Eigennutz, um sich zu vervielfältigen und biologisch erfolgreich zu sein, seine ssRNA in eine menschliche Zelle einbringt, woraufhin daraus mRNA entsteht, mit der als Bauplan die tRNA Sars-CoV-2-Viren herstellt, dann ist das natürlich und gut und tötet Menschen, je nach Altersgruppe, im Prozentbereich der Erkrankungen. Wenn ich mir aber menschgemachte mRNA spritzen lasse, die nur das Spike-Protein von Sars-CoV-2 von der Zelle bauen lässt, worauf hin das Immunsystem lernt, dass dieses Spike-Protein böse ist und Abwehr dagegen aufstellt, dann ist das schlimm, weil künstlich, dem ist zu misstrauen, weil’s Menschen gemacht haben, die die Krankheit bekämpfen wollen – und natürlich ist es gelogen, dass wir hier bei schweren Nebenwirkungen eher über einstellige Fallzahlen pro 100.000 oder gar Million sprechen, weil es ist ja künstlich und böse. Und von diesen einstelligen Fallzahlen pro Hunderttausend sterben nicht zehn Menschen pro Fall (dann wären wir nämlich bei den 2 Promille Covid-Sterblichkeit in der Altersgruppe von 40-49, wie ich sie vorhin für Deutschland gelesen habe), sondern nichtmal EINER pro Fall, da die meisten möglicherweise mit Spikevax zusammenhängenden Herzmuskelentzündungen nicht zum Tod führten…

Aber ich hatte Analogien versprochen. Wem die obige Analogie zur Strahlung nicht genug war, und die mit der Gentechnik auch nicht akzeptiert hat, für den habe ich noch eine: Laufen. Damit kenne ich mich ein bisschen aus. Dennoch wird mir immer wieder erklärt, von allen Seiten, ich müsse vor dem Wettkampf, dieser enormen Belastung, dafür trainieren. Ich müsse die stark belastenden Training wie zum Beispiel Intervalle nicht so oft tun. Mein Körper vertrage es nicht, wenn er sofort oder dauernd mit maximaler Belastung klarkommen müsse… Seltsamerweise empfiehlt man auch Kindern nicht, ohne zu üben sportliche Wettkämpfe einzugehen, sondern vor einem Lauf- oder Turnwettkampf erstmal die Bewegungen, die Belastung der Muskeln, die Beweglichkeit zu trainieren, bevor man sie auf der Bühne oder im Wettkampf unter dem Druck von Publikum und Siegeswillen auf die Probe stellt. Warum sollte das beim Immunsystem anders sein? Soll denn das Immunsystem an ernsten Krankheiten mit möglichen Spätfolgen lernen, wie es die Erreger bekämpft? Das wäre so, als solle ein Sportler – egal welchen Alters – im Marathon-Wettkampf lernen, wie man sich die Kraft für 42,195 Kilometer einteilt, und nicht auf langen, langsamen Läufen in der Vorbereitung. Ach und zum Thema Vermeidung statt Training – was man nicht trainiert, gilt einer biologischen Lebensform als unnötige Energieverschwendung. Durch Schonen wird man beim Laufen nicht schneller, und auch das Immunsystem wird nicht besser, wenn es nichts zu tun hat. Im Gegenteil, der Körper schickt das Immunsystem dann in den Energiesparmodus.

Da stellt sich mir die Frage: Ist die Erkrankung an Masern, Windpocken, Sars-CoV-2 denn tolles Training, wenn der Körper gleich im Wettstreit zu einem von der Evolution auf Erfolg getrimmten Virus zu treten hat? Ist das nicht eher wie „Wettkampf ohne adäquates Training vorher“? Sollten wir nicht schauen, dass wir erstmal an zahnlosen Raubtieren, wie Vektor-, Tot- oder mRNA-Impfstoffen üben, oder an langen Läufen ohne Konkurrenz, die uns hinter sich lässt?

Tja. Vermutlich bin ich allmählich wütend, weil ich den ganzen Bullshit auch ohne Analogien als Kot männlicher Rinder erkenne, UND mir dazu noch Analogien einfallen, es aber dennoch nichts bringt. Wenn wir „natürlich“ leben würden, wäre unsere Lebenserwartung erheblich kleiner. Viele Krankheiten, deren Wahrscheinlichkeit durch unseren industriellen, rotes-Fleisch-lastigen, ungesunden Lebensstil wahrscheinlicher werden, würden wir ohne Impfungen, ohne Lebensmittel und Arzneimittel aus der Biochemie gar nicht erleben, weil wir vorher elend an dem Zeug verrecken würden, an dem unsere Vorfahren in ihren 30ern verreckt sind. Impfen, Antibiotika, Schmerzmittel… das ist alles biotechnisches, teils gentechnisches „Teufelszeug“, ohne das wir vermutlich nicht lange genug leben würden, um Verschwörungstheorien in die Absichten und Ziele hinter all diesen Mitteln hinein zu phantasieren.

Ja. Ich bin nicht nur vermutlich wütend. Ich BIN wütend. Weil unsere Politiker beschwichtigen und glauben, man müsse wissenschaftsfeindliche Wähler berücksichtigen, die auf von Quantenmechanik und Relativitätstheorie möglich gemachten Mini-Computern bei von Gentechnik lactose-frei gemachter Milch in ihrem hochnottechnisch entkoffeinierten Kaffee vom natürlichen Leben und der bösen Absicht hinter der Wissenschaft fabulieren und gedeckt von der Meinungs- und Versammlungsfreiheit skandieren, dass wir eine Meinungs- und Versammlungsfreiheits-freie Diktatur hätten.

Jetzt höre ich aber auf. Mir reicht’s selbst, wie wütend und zugleich erwachsen ich klinge. Ich gehe mal mit meinem Lego-Teilchenbeschleuniger spielen.

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Der innere Babysitter

Wandern mit Wasserkraft

Am heutigen Donnerstag hatten wir den Betriebsausflug von der Arbeit. Es gibt – angesichts der Größe des Hauses – im späten Frühjahr immer einen Aufruf, Vorschläge einzureichen, die man dann auch organisiert. Da gibt’s sowas wie eine Hafenrundfahrt im Binnenhafen in Mannheim, wie ich sie letztes Jahr gemacht habe, Bastel-Aktionen, Fahrradtouren … und eben Wanderungen.

Ich entschied mich ziemlich schnell für Etappe drei der Murgleiter, eines fünfetappigen Weges im Murgtal von der Rheinebene bis hinauf in den Schwarzwald. Etappe drei führt von Forbach an der Murg über die Schwarzenbachtalsperre nach Raumünzach. Aufgrund der weit besseren Ausstattung mit Einkehrmöglichkeiten in Forbach liefen wir die Etappe in umgekehrter Richtung, und aufgrund des Endes des KVV-Tarifgebiets in Kirschbaumwasen, eine Haltestelle vor Raumünzach, hatten wir etwas über zwei Kilometer extra, die wir von Kirschbaumwasen bis Raumünzach schonmal wanderten. Es waren etliche Leute aus verschiedenen Teilen des „Hauses“, wie intern das Regierungspräsidium gerne genannt wird. Diverse Abteilungen und Sachgebiete von Landwirtschaft über Vergabewesen, Personal, Gewässerschutz, Naturschutz, Mutterschutz und Strahlenschutz waren vertreten, und das bunte Grüppchen wanderte fröhlich den ersten Berg hoch.

Die Staumauer der Schwarzenbachtalsperre.

Highlight für mich – neben Natur, Bewegung und frischer Luft sowie tollen Gesprächen – war die ganze Wasserkraft der Rudolf-Fettweis-Werke an der Murg. Die Schwarzenbachtalsperre gehört hier dazu, als Oberbecken eines Speicherkraftwerks.

Nochmal die Staumauer – nun von oben.

Nach der Rast am Stausee ging es über den nächsten Berg und dann steil hinunter nach Forbach, wo wir beim Italiener am Bahnhof einkehrten. Unterwegs gab es noch ein nettes kleines Bild, das ich mit „Such den Turm!“ betiteln würde.

„Such den Turm!“

… und zu guter letzt noch ein Stück Wasserkraft von der Schwarzenbachtalsperre. Dort gibt es nämlich viele Infotafeln und sogar eine Anzeige über den Speicherstand … das fand ich ganz klasse.

Füllstand in Energie, auch wenn es eigentlich Wasser ist.

Rhein-Betrachtungen

Ich war heute morgen das erste Mal überhaupt in Neuburgweier. Das ist ein Stadtteil von Rheinstetten und liegt zwischen Au am Rhein und Karlsruhe. In Neuburgweier gibt es eine Fähre über den Rhein, und natürlich bin ich auch zur Fähre gelaufen. Dann bin ich am Rhein entlang – direkt an der Böschung.

Zunächst einmal fiel mir auf, dass die eher großen, eher gewölbten Steine, die der Böschung und auch teils dahinter dazu dienen, nicht weggespült zu werden, recht unpraktisch zu belaufen sind. Sie sind eine harte, feste Oberfläche, aber immer in eine andere Richtung geneigt, Kanten in alle Richtungen – das macht gar keinen Spaß. Kiesweg oder Feld- bzw. Waldweg sind da viel besser. Danach kam ich an eine Stelle, an der ein kleiner Durchgang in der Böschungsbefestigung vom Weg überbrückt wird. Dort floss heute mit ziemlicher Macht Wasser aus dem Rhein in den Altrhein, es sah richtig aus wie eine Stromschnelle. Daraufhin fiel mir auch mehr die Uferbefestigung des Rheins auf: im flachen Bereich nahe des Ufers sind immer wieder „Rippen“ aufgeschüttet, über die das Wasser schneller strömt, hinter denen dann deutlich zu sehen ist, dass der Rhein ein Gefälle aufweist. Das sieht recht witzig aus: alle paar zehn Meter sieht man diese Wölbung der Wasseroberfläche mit größerer Fließgeschwindigkeit. Nachtrag: Wie mir ein Freund auf Facebook im Kommentar schrieb – die Dinger heißen Buhnen. Das wusste ich mal hatte es aber eben nicht parat.

Und dann ging es abrupt nicht weiter. An der Böschung des Rheins selbst gibt es keine Brücke über den Altrhein, der die Insel Rappenwört umgibt. Ich musste also in Sichtweite des Rheinstrandbads Rappenwört umdrehen. Nicht, dass ich ins Freibad gewollt hätte, aber eigentlich wäre ich gerne dort entlang weiter gelaufen. Naja, nächstes Mal laufe ich am Rheindamm entlang, da sehe ich zwar nicht den Fluss, aber den Ferma-See und vielleicht ein bisschen Altrhein. Per Brücke über den Altrhein kann man dort dann auf die Insel hinüber und sieht dann auch die Mündung des Federbachs, der auch durch Bietigheim, meinen Heimatort fließt.

Nochmal der Rhein – am Freitag noch bin ich bei Unkel und Erpel im Mittelrheintal den großen Fluss entlanggelaufen, nun habe ich ihn in der Oberrheinischen Tiefebene besucht. Im Mittelrheintal ist das viel einfacher, denn da gibt’s im Tal nicht viel flache Fläche, keinen Altrhein, nix. Berg runter, Rhein. Bei uns reicht’s zwischen Schwarzwald und Rhein für vier Reihen Dörfer: Neuburgweier, Au, Elchesheim-Illingen und Steinmauern direkt am Rhein beziehungsweise in den Altrhein-Armen, Forchheim, Mörsch, Durmersheim, Würmersheim, Bietigheim und Ötigheim an der rheinwärtigen Kante der Hardt, Bruchhausen, Malsch und Muggensturm an der anderen Seite der Hardt und dann Oberweier, Sulzbach, Waldprechtsweier und ein weiteres Oberweier am schwarzwaldwärtigen Rand der Tiefebene.

Der Rhein ist schon ein spannender Fluss – nicht nur, weil er den Bodensee speist und entwässert, nicht nur, weil er den Rheinfall hat, nicht nur wegen seines abgefahrenen Deltas. Sondern auch ganz klar wegen der vielen anderen Landschaften, den von Herrn Tulla verschuldeten Altrhein-Armen, den Rheindeichen und so weiter.

So ganz nebenbei: Die Inseln im Rhein zeigen, so unterschiedlich Rheinländer und Badener auch klingen mögen, das Suffix für Inseln ist gleich. Am Donnerstag waren wir auf der Insel Grafenwerth (Stromkilometer 642) im Freibad, heute habe ich vom Ende der Uferbefestigung über den Altrhein hinweg auf die Insel Rappenwört (Stromkilometer 356) geschaut.

Zwei Seiten

Heute Abend nach dem Heimkommen vom Karfreitagsessen bei meinem Vater wurde mal wieder klar, dass unser Haus zwei Seiten hat. Die eine lange Seite geht nach Osten, die andere nach Westen. Entsprechend unterschiedlich ist der Ausblick.

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Der Blick aus dem westlichen Fenster zeigte zuerst einen gelborange brennenden Himmel, dann das obige, als das gelborange Brennen schon auf dem Rückzug war. Es hatte kurz zuvor leicht geregnet und der Himmel zeigte sich in einem unwirklichen Kleid. Das Gegenlicht tat ein übriges, selbst ohne die auch gegenlichtbedingte Spiegelung im Fenster.

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Dieses Bild ist kaum sechs Meter entfernt aufgenommen, mit Blick nach Osten. Mit weniger Gegenlicht, sondern dem Licht im Rücken und dazu dem herrlichen Himmel kann man kaum glauben, dass kaum fünf Minuten und nur ein 180°-Turn zum anderen Fenster zwischen den beiden Bildern liegen.

Gute Strahlung, böse Strahlung …

Nachdem ich über Epcard geschrieben habe, das Tool zur Abschätzung der durch kosmische Strahlung bedingten Dosis in Flugzeugen, hat mich die Resonanz ein wenig überrascht. Eigentlich hatte ich gedacht, dass das Thema Strahlung und Strahlenschutz hier nicht ankommen würde. Aber das Gegenteil war der Fall.

Ich habe seit vielen Jahren mit Strahlung zu tun – kosmische Strahlung in der Diplomarbeit und Doktorarbeit, Radioaktivität und Kernspaltung im ersten und nun im zweiten Job nach der Promotion. Man wirft da schon von mehreren verschiedenen Perspektiven Blicke auf ein Thema, wenn man es immer wieder vor Augen hat. Erst recht, weil ich ja nun doch fast sieben Jahre Strahlenschutzbeauftragte war und Vorlesungen über Strahlenschutz gehalten habe. Auch jetzt habe ich durchaus nicht nur mit Strahlenschutzexperten zu tun. Da muss man gelegentlich überlegen, wie man etwas darstellt. Nachdem ich nun in den vergangenen Tagen an der verständlichen Darstellung von Strahlung gearbeitet habe, habe ich mich an ein paar Dinge erinnert, die ich mal gerne machen wollte. Immer wieder hatte ich meinen Studenten ein Kuchendiagramm gezeigt: Die mittlere natürliche Strahlenexposition in Deutschland gemäß Berichten des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), die mittlere Strahlenexposition durch zivilisatorische Quellen nach denselben Berichten. Theoretisch kann das jeder nachlesen, die Berichte sind öffentlich und eine Aufbereitung der Daten findet sich auf den Webseiten des BfS. Was mich an diesen Kuchendiagrammen immer gestört hat: Sie zeigen zwar Durchschnittswerte für die Strahlung durch natürliche Quellen und die Strahlung aus künstlichen Quellen, die Menschen in Deutschland pro Jahr trifft, aber sie zeigen nicht den Grenzwert für zusätzliche Bestrahlung, der ebenfalls gilt.

Das war nun viel kompliziertes Reden um den heißen Brei, sagt Ihr? Ja. War’s. Lange Rede, (verhältnismäßig) kurzer Sinn:

  • Es gibt so etwas wie natürliche Radioaktivität. Diese sorgt für eine gewisse Strahlenexposition (man könnte auch sagen: Strahlenbelastung), die jeden Menschen, jedes Tier betrifft und auch betraf, bevor der Mensch künstliche Radioaktivität erschaffen konnte.
  • Kosmische Strahlung ist ebenfalls etwas, mit dem das Leben auf der Erde seit Anbeginn der Zeit zu leben hat. Heute freilich begibt sich der Mensch mit Flugreisen und Raumfahrt in Bereiche stärkerer kosmischer Strahlung, aber das ändert nichts daran, dass die kosmische Strahlung nicht menschgemacht ist. SO gut sind wir auch wieder nicht im Teilchen Beschleunigen.
  • In der modernen Medizin wird an vielen Stellen mit großem Erfolg auf strahlentechnische Diagnostik mit Röntgenstrahlung und mit Radioaktivität gesetzt. Strahlentherapie ist auch ein wichtiges Standbein der Krebstherapie.
  • Darüber hinaus gibt es einen Grenzwert. Das weiß jeder. Was nicht jeder weiß, ist dass der Grenzwert nur für Strahlenexpositionen über nötige medizinische Untersuchungen und über die natürliche Strahlung hinaus gilt …

Aber ein Bild sagt mehr als tausend Worte:

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Sehr deutlich wird, dass der Grenzwert für die zusätzliche Strahlenexposition für die allgemeine Bevölkerung weniger als die Hälfte der natürlichen Strahlenexposition beträgt, die wir nicht einmal durch das Verweigern von Röntgen- und nuklearmedizinischen Untersuchungen vermeiden können. Was diese ominösen Millisievert (mSv) pro Jahr sind – man kann darüber viele Worte sagen, man kann es aber auch dabei belassen: Sie sind eine Messgröße, mit deren Hilfe man abschätzen kann, wie schädlich eine Strahlenexposition ist. Als Skala: 1000 Millisievert erhöhen das Risiko, an Krebs zu sterben, gemäß der Internationalen Kommission für Strahlenschutz (ICRP) um 5% – in Deutschland also ca. von 30% auf 35%. Um das bei Einhalten des Grenzwertes zu erreichen, müssten wir eintausend Jahre lang den Grenzwert ausschöpfen – und an nichts anderem sterben, währenddessen.

Die natürliche Strahlenexposition setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:

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Die im obigen Diagramm gezeigten Werte gelten für Deutschland. Staaten, in deren Staatsgebiet die Bürger im Mittel höher wohnen, haben natürlich auch eine höhere mittlere Strahlenexposition durch kosmische Strahlung – also mehr als die 0,3 Millisievert im Jahr.

Die inkorporierten natürlichen Radionuklide sind solche Dinge wie Kalium-40, das wir unvermeidlich mit dem Mineralstoff Kalium aufnehmen – 0,116% des natürlichen Kaliums sind radioaktives Kalium-40. Das liegt nicht am Menschen, sondern daran, dass in Supernovae entstandenes und dann als „Sternenstaub“ zum Bestandteil der Erde gewordenes Kalium-40 nur sehr langsam zerfällt. Ebenfalls ein natürliches Radionuklid ist Kohlenstoff-14 oder Radiokarbon. Den kennen die meisten aus der Altersbestimmung – Kohlenstoff-14 oder auch C-14 entsteht in der Atmosphäre durch kosmische Strahlung und wird von den Pflanzen bei Photosynthese in Zucker eingebaut – und landet irgendwann bei uns. Zumindest, solange wir leben und somit essen. In erwachsenen Menschen finden im Mittel ca. 5000 Zerfälle Kalium-40 und 5000 Zerfälle Kohlenstoff-14 statt – und zwar pro Sekunde!

Terrestrische Strahlung kommt aus der Erde. Sie stammt von natürlich vorkommendem Uran und Thorium sowie deren Zerfallsprodukten. Man kann sich – wenn man will – wünschen, dass es nie Uran und Thorium gegeben hätte, dann hätten wir die Kernkraft nicht nutzen können – weder friedlich noch kriegerisch. Aber es ist da, und deswegen strahlt der Boden etwas. Überall. An manchen Stellen (über Kalkstein, zum Beispiel) etwas weniger, über Granit etwas mehr. Aber eigentlich wirklich überall.

Wenn Uran und Thorium im Boden zerfallen, entsteht unter anderem auch Radon. Radon ist ein Gas, es diffundiert aus dem Boden heraus – zumindest zu einem gewissen Anteil. Radon atmen wir ein und wieder aus. Dass es innerhalb seiner vier Tage Halbwertszeit ausgerechnet in einer menschlichen Lunge zerfällt, ist äußerst unwahrscheinlich. Radonfolgeprodukte aber sind nicht gasförmig. Als Schwebeteilchen in der Luft atmen wir sie ein – aber sie lagern sich dann in der Lunge an. Manche Leute glauben, das sei sehr gesund und gehen in Radon-Bäder zur Kur. Kann man machen, muss man nicht. Einer gewissen Menge an Radon und Radonfolgeprodukten in der Luft entkommt man aber dennoch nicht.

Dann ist da noch dieser Anteil der zivilisatorischen Strahlenexposition. Dieser Beitrag kommt vor allem aus medizinischen Quellen. Hier habe ich auch diese Komponenten mal nach Quellen aufgeschlüsselt:

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Die Werte gelten weiterhin für Deutschland. Wenn man sich in Prypjat bei Tschernobyl in der Ukraine ein Jahr lang aufhält, tragen Überreste der Tschernobyl-Katastrophe nicht nur 0,01 Millisievert bei. In Deutschland bleiben Strahlenquellen aus der Kerntechnik, Ionisationsrauchmelder, Fallout von Kernwaffenversuchen und auch die Reste des Fallouts von Tschernobyl unter ferner liefen, wenn man sie mit der Strahlenmenge, die wir aus natürlichen Quellen jährlich abbekommen, vergleicht. Ebenso dünn sind diese Kuchenstücke verglichen mit dem, was wir zur (wirksamen! funktionierenden!) Verbesserung und Verlängerung unseres Lebens durch die Medizin erhalten.

Der Anteil Strahlendosis aus der Computertomographie ist übrigens seit über zehn Jahren beständig am Wachsen, während die Dosis aus konventionellem Röntgen beständig abnimmt – aber insgesamt wächst unsere Strahlendosis aus der Medizin durch die CTs langsam. Detailliertere Infos zur Strahlenexposition durch die Medizin gibt’s hier.

Vielleicht konnte ich Euch hier ein bisschen was Interessantes zeigen. Mich forderte es heraus, die Visualisierungen der Grenzwerte, der natürlichen Strahlenexposition und der Strahlenexposition aus der Medizin, die ich gestern und vorgestern für die Arbeit zusammengestellt habe, hierfür nachzubauen. Gute oder böse Strahlung gibt es übrigens nicht. Die natürliche Strahlung kann uns genauso schädigen wie künstliche. Nur dass wir die künstliche effizient begrenzen – und zwar auf einem niedrigeren Niveau als das natürliche Grundrauschen der Strahlung. Siehe auch: Das ausgerückte Kuchenstück.

Sie ist so schön …

… die Natur. Wir schauen nur nicht mehr hin.

Genau wie Agent K in „Men in Black“ habe ich mich gestern in der verspäteten Mittagspause nach einer Reihe von mündlichen Prüfungen zurückgelehnt – in meinem Falle metaphorisch – und habe etwas Wunderschönes bewundert: Die Natur. Zuerst bin ich über die Brücke am Schattengrund spaziert und habe von dort aus die Wasserfläche unterhalb des Damms des Neuen Sees fotografiert, weil sie einfach so wunderschön dalag. Toll ist auch, dass man hier die L1187 per Brücke überqueren kann, also nicht auf die Autos auf der vielbefahrenen Straße achten muss.

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Dann ging es weiter zum Neuen See, dessen Damm hier zu sehen ist – links im Bild der Neue See, rechts die Dammseite in Richtung Glemstal – sozusagen dort hinunter, wo das obige Bild von der veralgten Wasserfläche entstanden ist.

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Nachdem es meine verspätete Mittagspause war und nicht ein längerer Spaziergang werden sollte, bin ich nur ein Weile am Neuen See entlanggegangen und dann eben doch über die L1187, etwas weiter oben, um dann zurück zur Uni zu gehen. Unten seht ihr ein paar Impressionen vom Südostufer des Neuen Sees.

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Für mich ergibt sich aus dieser Erkundung, dass ich künftig, wenn’s früher dunkel wird, auch mal nach der Arbeit hier am Arbeitsort laufe, bevor ich nach Hause fahre – eben dann noch im Hellen. Das sind dann nicht die drei Kilometer, die ich spazieren gegangen bin, sondern eben ein Lauf über die Brücke am Schattengrund, dann einmal rund um die ganzen Seen – also nicht nur die rund zwei Kilometer um den Neuen See, sondern auch noch um den Pfaffensee nördlich des Neuen Sees und den Bärsensee im Westen. Das gibt dann eine schöne Runde mit einigen Höhenmetern, auf festen Wegen für die Trittsicherheit und dennoch im Grünen – mit dem eindeutigen Vorzug, dass man auch noch Wasser beim Laufen sieht.

So ganz nebenbei: Geblitzdingst hat mich keiner, ich wusste noch, wer ich bin und dass ich dort tätig bin, als ich zurück auf den Campus Vaihingen kam.

Mittagspause

Ich habe es mir zum Grundsatz gemacht –

So fangen Vorsätze an, die man früh ansagt und dann doch nicht einhält. Also: Ich habe damit angefangen, jeden Tag die Mittagspause mit einem Spaziergang zu verbringen, statt herumzusitzen oder in der Mensa etwas zu essen, das mich qualitativ nicht befriedigt. Also gehe ich spazieren – meistens eher flott.

Heute ging es wieder durch den Pfaffenwald in Stuttgart-Vaihingen. Die Gegend ist der Ausläufer des Rot- und Schwarzwildparks in Richtung Vaihingen, und untenstehend könnt Ihr sehen, wie hübsch Sonne und Wald miteinander in Wechselspiel traten.

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Gegangen bin ich übrigens fünf Kilometer in 45 Minuten und habe dabei fast neunzig Höhenmeter aufwärts bewältigt.

Blindschleiche am Aufbäumen

Beim Rennen durch den Wald in der Nähe meines Heimatdorfs lag heute – wie das öfter mal der Fall ist, so ein geodreiecklanger Bindfaden mit ganz leicht verdicktem Kopf auf dem Weg. Eine Blindschleiche, glaube ich zumindest. Normal liegen die Biester still und haben wohl mehr Angst vor mir als ich vor ihnen – meiner Schlangenphobie zum Trotz.

Dieses Mal begann das Tier, als es meine Schritte auf dem Boden spüren musste, sich zu winden und den Kopf zu recken. Meine blöde phobie-behaftete Phantasie stellte sich vor, es wolle mich anspringen, vermutlich wollt’s aber nur warnen – oder flüchten, wusste nur nicht, wohin. Bis allerdings die Bewegung abgeschlossen war, war ich längst vorbei – und als ich nochmal über die Schulter sah, war das Tier weg.

Was mich ein bisschen stolz macht: Trotz aller Angst vor Schlangen (und ja, ich weiß, biologisch-streng sind Blindschleichen keine Schlangen) ging der Puls kaum hoch – vier, fünf Schläge die Minute mehr, vielleicht für 30 Sekunden. Dann war wieder Ruhe.

Fasan!

Heute beim Laufen habe ich auf den Feldern einen Fasan gesehen! Ich habe kein Foto gemacht – die Kamera an meinem Telefon geht seit einem Sturz nicht mehr – aber ich habe das Tier beobachtet und an der Färbung und den charakteristischen Schwanzfedern erkannt.

Das hat mir meine heutigen zehn Kilometer dann doch ziemlich versüßt – denn ich fand es spitze, so ein Tier auf den Feldern zu sehen. Der Vogel stand auch ganz majestätisch in einem Feld, wippte mal mit den Schwanzfedern auf und ab und guckte nur einmal kurz rüber, dann ging er weiter dem nach, was er auch immer auf dem Feld tat. Mich jedenfalls hat’s gefreut!