Und doch noch eins…

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, meine Mediathek hier in Sachen Speicherplatz zu schonen, indem ich künftige Videos nachbearbeitet auf Youtube veröffentliche und dann hier verlinke. Da aber nun (bis auf acht Ecken des Teppichs im Bestrahlungsraum – da fehlen noch je vier Tile modified 2×2 in Dreiecksform in dark turquoise bzw. medium azure) auch die Ionentherapie fertig ist, muss ich doch nochmal…

Da ein paar Fragen aufkamen, als ich das Modell und das Video davon meinen Freunden gezeigt habe: Ionentherapie ist eine Form der Strahlenherapie in der Behandlung von Krebs. Dabei werden beschleunigte Protonen oder auch schwerere Atomkerne als Strahlung verwendet. Um zu erklären, warum das besonders ist, mache ich einen kleinen Exkurs in die „konventionelle“ Strahlentherapie.

Konventionelle Strahlentherapie verwendet beschleunigte Elektronen und bestrahlt den Tumor entweder mit den schnellen Elektronen oder mit der Strahlung, die bei deren Abbremsen in einem Metalltarget entsteht. Diese Bremsstrahlung entspricht besonders harter Röntgenstrahlung. Damit umgebendes Gewebe geschont wird und nur die Tumorzellen von der Strahlung zerstört werden, bestrahlt man meist aus mehreren verschiedenen Richtungen – eine bewegliche Strahlführung (Gantry) wird also benutzt. Brems- und Elektronenstrahlung richten aber auf ihrem Weg durch den Körper, während sie sich abschwächen, immer weniger Schaden an – würde ich aus einer Richtung bestrahlen und der Tumor sitzt in zehn Zentimetern Tiefe unter der Haut, würde die Haut und das zwischen Tumor und Haut liegende Gewebe mehr Strahlung abbekommen als der Tumor selbst. Daher die bewegliche Strahlführung.

Alternativ können auch radioaktive Stoffe genutzt werden – gebräuchlich sind Afterloading und das sogenannte Gamma-Knife. Im ersteren Falle wird (meistens in einer vorhandenen Körperhöhle) ein Applikationsschlauch gelegt, damit weder der Patient noch der Arzt lange der Strahlung ausgesetzt sind, bevor der Strahler am Ort des Tumors ist, und dann automatisch in dem Schlauch ein Strahler dorthin bewegt, dort kurz belassen und wieder zurückgezogen. Das eignet sich natürlich nur für Tumore, die nah an natürlichen oder chirurgisch schaffbaren Kanälen liegen. Das Gamma-Knife widerum setzt auf viele „kleinere“ Strahler, deren Strahlen sich an einem Punkt kreuzen – und diesen Punkt richtet man auf den Tumor. Wieder kriegt von jedem Strahler von außen die Haut mehr ab als der Tumor, aber durch das Überkreuzen wird dann doch der Tumor vor allem, das umgebende Gewebe weniger bestrahlt.

Daneben gibt es noch Therapie mit offenen, im Rahmen von Medikamenten in den Körper gebrachten radioaktiven Stoffen, zum Beispiel radioaktives Iod bei Schilddrüsenkrebs. Natürlich kriegt auch der Rest des Körpers dabei etwas ab, bevor das Iod in der Schulddrüse angekommen ist – aber das funktioniert dennoch recht gut.

Ionentherapie ergänzt die genannten Werkzeuge nun. Denn es gibt durchaus tief im Körper liegende Tumore, die von Gewebe umgeben sind, das unbedingt geschont werden muss. Es wäre also echt schön, wenn es Strahlung gäbe, die auf ihrem Weg zum Tumor wenig Schaden anrichtet, am Tumor selbst aber auf kurzer Strecke fast alle ihre Energie deponiert und somit an den Tumorzellen einen großen Schaden anrichtet. Elektronen, Bremsstrahlung, Gammastrahlung, sie alle verhalten sich nicht so. Wäre doch schön, wenn… indes, solche Strahlung gibt es. Atomkerne wie Protonen (Atomkern des Wasserstoffs) oder Kohlenstoff-Kerne… eigentlich alle Atomkerne haben nämlich die Eigenschaft, dass sie bei bestimmter Geschwindigkeit (oder eher Bewegungsenergie) „minimalionisierend“ sind. Sie bewegen sich also mit großem Tempo durch zum Beispiel gen Körper und geben nur ganz wenig Energie ab. Wären sie schneller, würden sie mehr Schaden anrichten, wären sie langsamer, ebenfalls.

Wenn man nun die Geschwindigkeit bzw. Bewegungsenergie der Ionen richtig wählt und sehr genau weiß, wie viel Gewebe zwischen der Haut und dem Tumor liegt, kann man dafür sorgen, dass die Ionen im zu schonenden Gewebe „minimalionisierend“ sind, aber mit diesem geringen Energieverlust genau am Beginn des Tumors so langsam werden, dass sie nicht mehr minimalionisierend sind – und binnen kurzer Strecke all ihre Energie abgeben und dabei am Tumor enormen Strahlenschaden anrichten. Diesen „Berg“ oder „Gipfel“ der Energieabgabe nennt man den Bragg-Peak. Den Bragg-Peak macht sich die Ionentherapie zu nutze – Protonen, Kohlenstoff-Ionen oder auch andere Atomkerne werden passgenau so schnell auf den Körper gestrahlt, dass sie beim Eindringen und bis zum Beginn des Tumors minimalionisierend sind und dann die Tumorzellen – bildlich gesprochen – regelrecht verbrennen. Leider ist die Methode aufwändig – man braucht dafür einen Teilchenbeschleuniger, und zwar einen etwas größeren als für konventionelle Strahlentherapie mit Linearbeschleuniger.

Natürlich kann man immer besser werden. Wie bei konventioneller Strahlentherapie kann man umgebendes Gewebe auch noch zusätzlich schützen, in dem man nacheinander von verschiedenen Seiten einstrahlt, die Strahlen haben dann ihren Bragg-Peak im Tumor und kreuzen sich im Tumor. Ionen ablenken ist aber ein bisschen aufwändiger als Elektronen ablenken…

Wenn Ihr nun nur Bahnhof verstanden habt, erklären Euch zum Beispiel die Seiten des Heidelberger Ionentherapiezentrums oder auch der Wikipedia-Eintrag dazu gerne mehr oder besser, als ich das hier kann. Genau vom Gantry, der beweglichen Strahlführung des Heidelberger Ionentherapiezentrums, habe ich mich aber inspirieren lassen, als ich an meinem Beschleuniger LAToyA CoRE das Particle Therapy System PaTSy gebaut habe. Und genau dieses ist heute fertig geworden:

PaTSy, erster Eindruck mit Original-Ton. Nachsynchronisieren haben wir – weil ich es einfach dringend online bringen wollte – noch nicht angefangen. Am Ende ein kleiner Flug vom Gantry zum Bestrahlungsraum, um den sich die Bestrahlungsvorrichtung dreht.

[KuK] Ulna – die Zeitschrift für die Orthopädin

Wenn man auf die Schnelle medizinische Bezeichnungen von Knochen googlet, funktioniert das beim Schienbein (Tibia), dem Wadenbein (Fibula) und eventuell auch noch bei der Speiche (Radius) ganz gut. Die Ergebnisse für die Elle haben auf den ersten paar Ergebnissen so richtig gar nichts mit Knochen zu tun.

So entstand in meinem Kopf der Wortwitz:

„Ulna – die Zeitschrift für die Orthopädin“

Albern? Aber ja!

Noch mehr Strahlung

Nachdem ich gestern den Beitrag zur natürlichen und auch zivilisatorischen Strahlung veröffentlicht habe, sprach mich eine Freundin an. Sie wies mich darauf hin, dass ich über die zivilisatorische Strahlung weniger geschrieben hatte als über die natürliche. Das hatte einen Grund – der Beitrag enthielt ohnehin schon eine Menge Zeug, das mir zwar vertraut ist, aber vielleicht so manchem anderen nicht so geläufig ist.

Daher möchte ich heute noch ein bisschen auf die zivilisatorische Strahlenexposition in Deutschland eingehen. Dabei lasse ich mal Tschernobyl sowie Forschung, Technik und Haushalt weitgehend weg. Wie im oben verlinkten Beitrag zu sehen, ist dieser Anteil sehr gering. Zur Erinnerung noch einmal das entsprechende Diagramm:

ZivilisatorischeBeschriftet

Kommen wir also zu den Beiträgen, die hier in Blau, Schwarz, Lila und Grau markiert sind. Ich fange mal „historisch“ an: Mit dem schwarzen Kuchenstück.

Die Röntgendiagnostik gehört zu den wichtigsten Diagnose-Werkzeugen der Medizin. Bereits 1896, ein Jahr nach der Entdeckung der Röntgen- oder auch X-Strahlen durch Wilhelm Konrad Röntgen, wurden erste Röntgenaufnahmen gemacht. Zuerst konnte man vor allem Knochen darstellen, weil das meiste Fleisch für Röntgenstrahlung viel durchsichtiger ist als die Knochen. Mit der Zeit kamen die Mediziner aber darauf, dass man mit niederenergetischer Röntgenstrahlung auch Muskel von Fett, Blut in Adern von umgebendem Gewebe und so weiter unterscheiden kann. Allerdings: Je dicker die Stelle des Menschen, die der Arzt durchleuchten will, und je ähnlicher die Arten von Gewebe, die der Arzt unterscheiden möchte, um so mehr Strahlendosis bekommt der Patient. Am einen Ende der Skala steht der Zahnarzt: Zähne gegen Zahnfleisch ist ein exzellenter Kontrast, es müssen nur ein paar Zentimeter durchstrahlt werden. Auch wenn Röntgen beim Zahnarzt und Röntgen zur Darstellung der Knochen sehr häufige Untersuchungen sind, tragen sie sehr wenig zur Dosis des Menschen bei. Will ich dagegen – im anderen Extrem – mitten im Rumpf Adern gegenüber dem Herzmuskel darstellen, wenn im Falle eines Herzinfarkts operiert wird, ist viel Körper zu durchstrahlen und der Kontrast zwischen Muskel und Blut ist schwach. Diese Röntgenaufnahmen sind absolut überlebensnotwendig für den Patienten – wären sie es nicht, würden die Ärzte diese Aufnahmen sehr wahrscheinlich für nicht gerechtfertigt halten.

Um den Kontrast zwischen verschiedenen Geweben zu verbessern, wenn man auf der Suche nach einer Veränderung – zum Beispiel Krebs – Röntgendiagnostik anwendet, kann ein Kontrastmittel zum Einsatz kommen. Dieses absorbiert Röntgenstrahlung sehr gut – macht also zum Beispiel den Dickdarm-Inhalt undurchsichtig für Röntgenstrahlung, so dass man ihn von der umgebenden Darmschleimhaut unterscheiden kann. Kontrastmittel strahlen nicht selbst, aber sie streuen Röntgenstrahlung. Unter anderem deswegen wird das vom Kontrastmittel durchdrungene Material ja undurchsichtig für Röntgenstrahlung – aber die gestreute Röntgenstrahlung verstärkt die Dosis für den Menschen etwas. Ohne solche Kontrastmittel könnte man die entsprechenden diagnostischen Röntgenaufnahmen aber gar nicht machen – und damit eventuell damit aufzufindende Krankheiten nicht entdecken.

Klassisches Röntgen ist in seiner Bedeutung für die Strahlenexposition seit mindestens zehn Jahren beständig rückläufig. Auch das graue Kuchenstück beinhaltet Röntgen-Methodiken, hier ist allerdings in den Berichten nicht klar zugeordnet, ob es „klassisches“ Röntgen oder Computertomographie ist.

Der größte Brocken aus der Medizin ist die Computertomographie (CT). CT ist im Prinzip auch nur Röntgen, nur dass sehr schnell hintereinander aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen wird und so Schichtbilder des Menschen zu einem dreidimensionalen Bild zusammengesetzt werden können. Das ist ein sehr mächtiges Werkzeug für den Arzt, weil der eventuelle Krankheiten sehr genau eingrenzen und sehr gezielt therapieren kann. Im Prinzip ist das so ähnlich wie 3D-Kino, nur wesentlich genauer und ohne das Auge austricksen zu müssen. Der Nachteil am CT ist, dass man eben sehr viele digitale Röntgenaufnahmen machen muss, so dass einmal im CT etlichen konventionellen Röntgenaufnahmen desselben Teils des Körpers entspricht. Außer der Ader-Darstellung bei den oben genannten Herzinfarkt-OPs oder ähnlichem sind CTs eindeutig sie medizinischen Diagnose-Verfahren mit der meisten Dosis für den Patienten.

Die nuklearmedizinischen Diagnostik schließlich verwendet keine Röntgenstrahlung. Hier werden radioaktive Stoffe benutzt. Diese verfolgen nach, wo und wie bestimmte Stoffe im Körper verbraucht werden, erlauben also, eine Karte des Stoffwechsels anzufertigen. Nuklearmedizinische Diagnostik fasst in erster Linie drei Verfahren zusammen: Szintigraphie, Single-Photon-Emission-Computed-Tomographie (SPECT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Allen drei gemeinsam ist, dass man einen radioaktiven Stoff an ein Enzym, einen Zucker, an irgendetwas, das der Körper braucht, dranhängt. Man benutzt die radioaktiven Stoffe quasi als Farbstoff – und so findet man heraus, wo der Körper diesen Stoff verbraucht. Da zum Beispiel Krebszellen sehr viel von bestimmten Stoffen verbrauchen, kann man mit dieser Methode Krebszellen sehr gut auffinden – gerade auch Metastasen und besonders auch dann, wenn zwischen Tumor und umgebendem Gewebe kein für Röntgenstrahlung sichtbarer Kontrast existiert. Die Szintigraphie liefert zweidimensionale Bilder wie der klassische Röntgen, SPECT und PET sind Tomographie-Verfahren, die aus Schichtbildern zusammengesetzte dreidimensionale Darstellungen liefern.

Wem jetzt auffällt, dass ich gar nicht über Strahlentherapie geredet habe, der hat recht. Strahlentherapie ist im Verhältnis zu den Diagnose-Methoden selten, dann sind die Dosen aber unter Umständen recht hoch. Das ist kaum seriös statistisch abbildbar, da die Strahlendosis sehr individuell von Art, Ort und Therapiemethode des Tumors abhängt. Deswegen fehlt dieser Anteil in dieser Erhebung.

Generell sind alle diese Verfahren, damit sie angewendet werden dürfen, einer Prüfung zu unterziehen. Man nennt das Rechtfertigung und das steht auch so in der Strahlenschutz-Gesetzgebung. Damit ein Verfahren verwendet werden kann, muss nachgewiesen werden, dass es – vereinfacht gesagt – mehr Menschen vor einem vorzeitigen Tod oder Leiden rettet, als es durch die Strahlendosis verursacht. Dieses Prinzip ist auch der Grund, warum medizinische Anwendungen nicht beim Patienten nicht vom Grenzwert betroffen sind. Wenn etwas hilft – und mehr hilft, als es schadet – soll es nicht an einem Grenzwert für die allgemeine Bevölkerung scheitern. Für wen der Grenzwert aber sehr wohl gilt, sind behandelnde Ärzte, Pfleger und weiteres Personal, die beim Röntgen, in der Nuklearmedizin und so weiter arbeiten. Diese arbeiten unter Strahlenschutz und müssen einen Grenzwert einhalten. Dieser ist aber höher (bis 20 Millisievert pro Jahr) als der für die allgemeine Bevölkerung, sonst könnten diese Personengruppen ihre Aufgaben gar nicht erfüllen. Allerdings werden beruflich strahlenexponierte Personen auch auf ihre Dosis (monatlich eingeschickter Dosimeter) und ihre Gesundheit (jährliche Strahlenschutzuntersuchung) überwacht, um bei einem Anzeichen von Auswirkungen ihrer beruflichen Strahlenexposition sofort gegensteuern zu können.

Gute Strahlung, böse Strahlung …

Nachdem ich über Epcard geschrieben habe, das Tool zur Abschätzung der durch kosmische Strahlung bedingten Dosis in Flugzeugen, hat mich die Resonanz ein wenig überrascht. Eigentlich hatte ich gedacht, dass das Thema Strahlung und Strahlenschutz hier nicht ankommen würde. Aber das Gegenteil war der Fall.

Ich habe seit vielen Jahren mit Strahlung zu tun – kosmische Strahlung in der Diplomarbeit und Doktorarbeit, Radioaktivität und Kernspaltung im ersten und nun im zweiten Job nach der Promotion. Man wirft da schon von mehreren verschiedenen Perspektiven Blicke auf ein Thema, wenn man es immer wieder vor Augen hat. Erst recht, weil ich ja nun doch fast sieben Jahre Strahlenschutzbeauftragte war und Vorlesungen über Strahlenschutz gehalten habe. Auch jetzt habe ich durchaus nicht nur mit Strahlenschutzexperten zu tun. Da muss man gelegentlich überlegen, wie man etwas darstellt. Nachdem ich nun in den vergangenen Tagen an der verständlichen Darstellung von Strahlung gearbeitet habe, habe ich mich an ein paar Dinge erinnert, die ich mal gerne machen wollte. Immer wieder hatte ich meinen Studenten ein Kuchendiagramm gezeigt: Die mittlere natürliche Strahlenexposition in Deutschland gemäß Berichten des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), die mittlere Strahlenexposition durch zivilisatorische Quellen nach denselben Berichten. Theoretisch kann das jeder nachlesen, die Berichte sind öffentlich und eine Aufbereitung der Daten findet sich auf den Webseiten des BfS. Was mich an diesen Kuchendiagrammen immer gestört hat: Sie zeigen zwar Durchschnittswerte für die Strahlung durch natürliche Quellen und die Strahlung aus künstlichen Quellen, die Menschen in Deutschland pro Jahr trifft, aber sie zeigen nicht den Grenzwert für zusätzliche Bestrahlung, der ebenfalls gilt.

Das war nun viel kompliziertes Reden um den heißen Brei, sagt Ihr? Ja. War’s. Lange Rede, (verhältnismäßig) kurzer Sinn:

  • Es gibt so etwas wie natürliche Radioaktivität. Diese sorgt für eine gewisse Strahlenexposition (man könnte auch sagen: Strahlenbelastung), die jeden Menschen, jedes Tier betrifft und auch betraf, bevor der Mensch künstliche Radioaktivität erschaffen konnte.
  • Kosmische Strahlung ist ebenfalls etwas, mit dem das Leben auf der Erde seit Anbeginn der Zeit zu leben hat. Heute freilich begibt sich der Mensch mit Flugreisen und Raumfahrt in Bereiche stärkerer kosmischer Strahlung, aber das ändert nichts daran, dass die kosmische Strahlung nicht menschgemacht ist. SO gut sind wir auch wieder nicht im Teilchen Beschleunigen.
  • In der modernen Medizin wird an vielen Stellen mit großem Erfolg auf strahlentechnische Diagnostik mit Röntgenstrahlung und mit Radioaktivität gesetzt. Strahlentherapie ist auch ein wichtiges Standbein der Krebstherapie.
  • Darüber hinaus gibt es einen Grenzwert. Das weiß jeder. Was nicht jeder weiß, ist dass der Grenzwert nur für Strahlenexpositionen über nötige medizinische Untersuchungen und über die natürliche Strahlung hinaus gilt …

Aber ein Bild sagt mehr als tausend Worte:

MittlereBeschriftet.png

Sehr deutlich wird, dass der Grenzwert für die zusätzliche Strahlenexposition für die allgemeine Bevölkerung weniger als die Hälfte der natürlichen Strahlenexposition beträgt, die wir nicht einmal durch das Verweigern von Röntgen- und nuklearmedizinischen Untersuchungen vermeiden können. Was diese ominösen Millisievert (mSv) pro Jahr sind – man kann darüber viele Worte sagen, man kann es aber auch dabei belassen: Sie sind eine Messgröße, mit deren Hilfe man abschätzen kann, wie schädlich eine Strahlenexposition ist. Als Skala: 1000 Millisievert erhöhen das Risiko, an Krebs zu sterben, gemäß der Internationalen Kommission für Strahlenschutz (ICRP) um 5% – in Deutschland also ca. von 30% auf 35%. Um das bei Einhalten des Grenzwertes zu erreichen, müssten wir eintausend Jahre lang den Grenzwert ausschöpfen – und an nichts anderem sterben, währenddessen.

Die natürliche Strahlenexposition setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:

NatuerlicheBeschriftet.png

Die im obigen Diagramm gezeigten Werte gelten für Deutschland. Staaten, in deren Staatsgebiet die Bürger im Mittel höher wohnen, haben natürlich auch eine höhere mittlere Strahlenexposition durch kosmische Strahlung – also mehr als die 0,3 Millisievert im Jahr.

Die inkorporierten natürlichen Radionuklide sind solche Dinge wie Kalium-40, das wir unvermeidlich mit dem Mineralstoff Kalium aufnehmen – 0,116% des natürlichen Kaliums sind radioaktives Kalium-40. Das liegt nicht am Menschen, sondern daran, dass in Supernovae entstandenes und dann als „Sternenstaub“ zum Bestandteil der Erde gewordenes Kalium-40 nur sehr langsam zerfällt. Ebenfalls ein natürliches Radionuklid ist Kohlenstoff-14 oder Radiokarbon. Den kennen die meisten aus der Altersbestimmung – Kohlenstoff-14 oder auch C-14 entsteht in der Atmosphäre durch kosmische Strahlung und wird von den Pflanzen bei Photosynthese in Zucker eingebaut – und landet irgendwann bei uns. Zumindest, solange wir leben und somit essen. In erwachsenen Menschen finden im Mittel ca. 5000 Zerfälle Kalium-40 und 5000 Zerfälle Kohlenstoff-14 statt – und zwar pro Sekunde!

Terrestrische Strahlung kommt aus der Erde. Sie stammt von natürlich vorkommendem Uran und Thorium sowie deren Zerfallsprodukten. Man kann sich – wenn man will – wünschen, dass es nie Uran und Thorium gegeben hätte, dann hätten wir die Kernkraft nicht nutzen können – weder friedlich noch kriegerisch. Aber es ist da, und deswegen strahlt der Boden etwas. Überall. An manchen Stellen (über Kalkstein, zum Beispiel) etwas weniger, über Granit etwas mehr. Aber eigentlich wirklich überall.

Wenn Uran und Thorium im Boden zerfallen, entsteht unter anderem auch Radon. Radon ist ein Gas, es diffundiert aus dem Boden heraus – zumindest zu einem gewissen Anteil. Radon atmen wir ein und wieder aus. Dass es innerhalb seiner vier Tage Halbwertszeit ausgerechnet in einer menschlichen Lunge zerfällt, ist äußerst unwahrscheinlich. Radonfolgeprodukte aber sind nicht gasförmig. Als Schwebeteilchen in der Luft atmen wir sie ein – aber sie lagern sich dann in der Lunge an. Manche Leute glauben, das sei sehr gesund und gehen in Radon-Bäder zur Kur. Kann man machen, muss man nicht. Einer gewissen Menge an Radon und Radonfolgeprodukten in der Luft entkommt man aber dennoch nicht.

Dann ist da noch dieser Anteil der zivilisatorischen Strahlenexposition. Dieser Beitrag kommt vor allem aus medizinischen Quellen. Hier habe ich auch diese Komponenten mal nach Quellen aufgeschlüsselt:

ZivilisatorischeBeschriftet

Die Werte gelten weiterhin für Deutschland. Wenn man sich in Prypjat bei Tschernobyl in der Ukraine ein Jahr lang aufhält, tragen Überreste der Tschernobyl-Katastrophe nicht nur 0,01 Millisievert bei. In Deutschland bleiben Strahlenquellen aus der Kerntechnik, Ionisationsrauchmelder, Fallout von Kernwaffenversuchen und auch die Reste des Fallouts von Tschernobyl unter ferner liefen, wenn man sie mit der Strahlenmenge, die wir aus natürlichen Quellen jährlich abbekommen, vergleicht. Ebenso dünn sind diese Kuchenstücke verglichen mit dem, was wir zur (wirksamen! funktionierenden!) Verbesserung und Verlängerung unseres Lebens durch die Medizin erhalten.

Der Anteil Strahlendosis aus der Computertomographie ist übrigens seit über zehn Jahren beständig am Wachsen, während die Dosis aus konventionellem Röntgen beständig abnimmt – aber insgesamt wächst unsere Strahlendosis aus der Medizin durch die CTs langsam. Detailliertere Infos zur Strahlenexposition durch die Medizin gibt’s hier.

Vielleicht konnte ich Euch hier ein bisschen was Interessantes zeigen. Mich forderte es heraus, die Visualisierungen der Grenzwerte, der natürlichen Strahlenexposition und der Strahlenexposition aus der Medizin, die ich gestern und vorgestern für die Arbeit zusammengestellt habe, hierfür nachzubauen. Gute oder böse Strahlung gibt es übrigens nicht. Die natürliche Strahlung kann uns genauso schädigen wie künstliche. Nur dass wir die künstliche effizient begrenzen – und zwar auf einem niedrigeren Niveau als das natürliche Grundrauschen der Strahlung. Siehe auch: Das ausgerückte Kuchenstück.

Keramik-Kobra

Inspiriert von Mrs. Flummi und ihren Berichten über ihre Träume habe ich mich entschlossen, auch mal ein bisschen über meine Träume zu schreiben. Dabei will ich ein paar herausgreifen, die in irgendeiner Weise herausstachen. Dieser hier ist der erste, weil er eine sehr wichtige Botschaft vermittelte.

Es war im Frühsommer 2007, also schon eine ganze Weile her – zehn Jahre nunmehr! Ich befand mich mitten in einer Hormontherapie und zugleich in meiner Doktorarbeit – so ganz nebenbei war ich auch in einer Phase, in der ich mich (auch wegen der Hormontherapie) besonders stark für Männer interessierte. Hormone sind so eine Sache, manchmal reagieren Menschen sehr unterschiedlich darauf. Bei mir wurde Estradiol durch die Haut und ein vor allem Gestagen enthaltenes Präparat als Tablette eingesetzt. Natürlich gab es regelmäßige Blutkontrollen – und eines Abends bekam ich einen Anruf, man habe in meinem Blut eine stark erhöhte Konzentration eines bestimmten Hormons gefunden – keines der verabreichten allerdings. Ich nahm es auf die leichte Schulter, dachte mir so: „Kein Problem, ich fühle mich gut!“

Dann träumte ich in der Nacht darauf. Ich saß in einem Zimmer, es gab dort ein recht hoch gelegenes Fenster, vor dem eine Kommode stand. Auf dieser Kommode, so eine altmodische, verzierte Holzkommode, wie man sie in Filmen über die viktorianische Zeit vermuten würde, aus dunklem Holz, lag ein weißes Spitzendeckchen, die vordere Ecke hing leicht von der Kante der Kommode herunter. Darauf stand ein Schälchen, weitgehend weiß, ein paar blaue Verzierungen, aus Keramik. Auch hier verschlungen und verschnörkelt, wie keramikgewordene Spitze an den Rändern der Schale – und darin befand sich ein bisschen Milch. Die Szene wirkte furchteinflößend für mich, noch bevor ich den Kopf einer Kobra aus weißem Keramik, mit Goldapplikationen in den Falten des Reptilienkörpers und goldenen Augen am Fenster sah. In meinem Traum blinzelte ich manchmal oder sah weg. Nie sah ich die Keramik-Kobra sich bewegen – denn Keramik-Schlangen können sich nicht bewegen, egal, wie gefährlich sie aussehen. Dennoch hatte ich den Eindruck eines Schlängelns. Und dennoch kam das Traumwesen, das mir eine furchtbare Angst einjagte, mich aber auch furchtbar in seinen Bann schlug, mit jedem Blinzeln, jedem Weggucken ein bisschen näher. Zuerst sank es – immer von den Wegguck-Phasen verborgen – mit dem Kopf voran die Wand unterhalb des Fensters herab in Richtung der Kommode, dann lag der Kopf in dem Schälchen, in der Milch, dann starrte mich das Keramik-Tier direkt an, während es den Kopf – immer von Schwarzblenden unterbrochen, die dann eher wie flackerndes Licht als wie Weggucken oder Blinzeln wirkten – über den Rand des Schälchens in meine Richtung reckte. Die Augen des Wesens blitzten goldene Blitze in alle Richtungen und in der Milch im Schälchen breiteten sich Wellen aus um den Körper, wobei das Gefühl von Bewegung da war, aber eigentlich alles eher eine Momentaufnahme zu sein schien.

Dann wachte ich schweißgebadet auf. Das Hormon, das ich in alarmierender Weise zu hoch konzentriert im Blut hatte, so hoch, dass das Labor die Ärztin angerufen hatte, war Prolaktin. Ein krankhaft erhöhter Wert kann auf ein (medikamentös behandelbares, aber nichtsdestotrotz gefährliches) Geschwulst in der Hypophyse hindeuten, so meine Ärztin. Außerdem kann es, im „eindeutig pathologischen Bereich“, in dem sich mein Blutspiegel befand, für krankhafte Veränderungen der Brust förderlich sein. Vor diesem Traum hatte ich es leicht genommen. Nach dem Traum wusste ich: Es gibt Handlungsbedarf. Die Medikation wurde verändert, wir haben gemeinsam abgestimmt, wie wir es machen – meine Ärztin und ich. Binnen kurzem war das Problem im Griff. Aber erst der Traum hat mir klargemacht, wie ernst die Lage war – und wie ernst auch mein Geist, meine Emotionen die Lage nahmen, wo mein bewusster Verstand – wider alle Vernunft – das Ganze leicht nahm.