Gestern bin ich – wie das halt so zweimal im Vierteljahr vorkommt – von der Arbeit im Homeoffice zur Nebentätigkeit in ca. 30 Kilometern Entfernung geradelt, habe dort 90 Minuten Vortrag gehalten und bei Kaffee eine halbe Stunde Fragen beantwortet und mein Fahrrad aus dem Büro des Kursleiters, wo ich’s unterstellen durfte, wieder rausgeholt. Dann bin ich heimgefahren und habe im Homeoffice noch eine Stunde gearbeitet. Etwas mehr als 6:10 Arbeit, etwas mehr als 2:00 Nebentätigkeit, knappe 70 Kilometer auf dem Rad. Fühlte sich (von einer etwas flotteren Rad-Hinfahrt, weil ich spät dran war) für mich ganz normal an. Ungefähr 47 Kilometer mit dem Rad fahre ich ja auch, wenn ich Hin- und Rückweg zum Büro (ca. 23 km eine Strecke) mit dem Rad mache.
In meinem Umfeld gibt es mindestens zwei weitere Frauen, die über 20 bzw. knapp 30 Kilometer zu ihren jeweiligen Arbeitsstätten pendeln (jeweils einfacher Weg) und das – in einem Fall mit Kindern – mit einem bzw. zwei Tagen Telearbeit in der Woche. Das fühlt sich inzwischen ganz normal an.
Gestern habe ich eine solche Aktivität (die als Aufhänger zitierte) auf Strava entsprechend kommentiert. Benannt war sie ja nur mdRnCNuz (mit dem Rad nach Campus Nord und zurück), auf eine Frage hin spezifizierte ich, was ich eigentlich getan hatte. Ein Bekannter von mir, den ich auf einem Sport-Kurs [sic!] kennen gelernt habe, meinte daraufhin: „Du bist doch verrückt.“
Das erinnerte mich daran, dass über 20 Kilometer mit dem Rad zur Arbeit, nichtmal über 10 Kilometer mit dem Rad zur Arbeit, eben nicht normal sind. Nur ganz wenige Leute tun das. In meinem Umfeld aber überproportional viele. Mein Mann meint schon: „Ich mache ja nicht so viel…“, wenn wir eine Gruppe aufmachen, in der die beiden genannten Frauen und ich sind. Er fährt über 10 Kilometer mdRzA und wieder über 10 Kilometer mdRnH, jeden Tag. Das ist für ihn normal.
Für die Mehrzahl der Menschen ist es das aber nicht, im Gegenteil. Für die meisten Menschen ist das undenkbar viel, ob nun mit Pedelec oder „Bio-Fahrrad“. In der Bubble vergisst man das allzu leicht.