Aktive Erholung

Heute beim Aufstehen merkte ich schon, dass meine Beine zwar den Campus Run noch spüren, aber langsam auch die Erholung einsetzt. Ich spürte ganz deutlich das Verlangen nach etwas Bewegung, also gab ich mir morgens eine Stunde, ob das Bedürfnis wieder abklingt oder ob es nachhaltig war. Es blieb.

Also zog ich mich an, nahm den Pulsgurt um die Brust, wechselte die Batterie im Bluetooth-Gerät, zog meine Fivefingers an. Da war es denn neun Uhr – mein Mann stand gerade auf, um auf Toilette zu gehen, er verabschiedete mich dann noch. Wir flachsten rum, er sei extra aufgestanden, um mich zum Laufen zu verabschieden. Dann ging es los. Es war etwas frisch, also zog ich unterwegs, ohne dass ich das Laufen einstellte, meinen Handyhalter ab, löste den um die Hüften gebundenen Sport-Pullover in herrlichem Pink und zog ihn über. Der Gedanke kam mir, dass es toll sei, was ich mittlerweile alles im Laufen, ohne stehen bleiben zu müssen, zu tun in der Lage bin. Freilich, ich war nicht unmäßig schnell, das wollte ich auch gar nicht sein nach der Leistung, die ich Donnerstag gebracht hatte. Ich wollte erholend laufen, voll aerob, im unteren Bereich dessen bevorzugt. Und es lief. Es war super, es fühlte sich an, als könnte ich ewig so weiter laufen. Hätte ich vermutlich auch können – 6:50/km, 142bpm, Grinsen im Gesicht. Sonne und Wolken wechselten sich ab, leichter, angenehmer Wind blies – nicht dieser ätzende Gegenwind, der mir auf der oberen Hardt normalerweise entgegenschlägt, sondern immer mal ein bisschen Wind, aber keine Wand aus Luft. Als ich die letzten zwei Kilometer meiner „üblichen“ zehn Kilometer über die obere Hardt vollendet hatte, hatte ich einfach keine Lust, schon nach Hause zu laufen. Also lief ich nicht in Richtung Zuhause, sondern folgte weiter der Straße im Wohngebiet, entlang der Bahnlinie. Beim Edeka im Dorf hätte ich für 11,2km abbiegen können, aber ich hatte noch immer keine Lust, das Tempo, der Herzschlag, die gute Laune, sie blieben, sie hielten, alles war, als könnte, wollte, würde ich ewig so weiterlaufen. In meinem Kopf rechnete es schon, was beim ewig so weiter Laufen am Ende des Tages herausgekommen wäre – 6:50/km, das wäre Marathon in 4:50:00. Klar, irgendwann würde der Mann mit dem Hammer vorbeikommen, wenn die Glykogen-Speicher leer wären, aber in entspannten 142bpm … blanke Theorie. Gute-Laune-Lauf-Spinnereien! Bevor ich mich versah, war ich im Nachbarort, da die Baustelle auf dem Sträßchen an der Bahn entlang nicht mehr da ist. Dort lief ich bis zum Hundezüchter-Verein, durch den Wald nach Hause und fühlte mich immer noch frisch. Gesteigert habe ich dennoch nicht, aber dafür, dass es 15km mit 6:50/km vor dem Frühstück waren, also de facto nüchtern, muss ich sagen, fühlte ich mich GRANDIOS!

Es war schlicht ein Genuss, und meine Beine fühlten sich danach frischer an als zuvor. Recht kräftig zugeschlagen habe ich beim Frühstücken dennoch, aber hey, schließlich verkündete mir mein Tracker auch, dass ich elfhundert Kilokalorien verbrannt hatte während meines Laufs. So gesehen: 12km-Lauf geschafft, kurz davon erholt, nun beginnt das Ausdauer-Training für den Halbmarathon im September. Läuft!