… sagen sie. Das ist wie mit dem Schwimmen.
Worum es geht? Um das Fahrradfahren. Vor zwanzig Jahren hatte ich einen Unfall mit dem Rennrad, das Oberrohr wurde um fast 30 Grad verbogen – die Kraft wurde vom Kühler des Geländewagens durch mein Knie auf das Oberrohr vermittelt. Knöcherner Innenbandabriss, so lautete damals die Diagnose, und das war noch gewaltig Glück bei dieser Kollision – der eine Gegner ca. 30km/h schnell, der andere 60km/h. Keine Sorge: ICH war’s, die 60km/h drauf gehabt habe. Wäre der Geländewagen so ein Tempo gefahren, dann gäb’s mich vielleicht nicht mehr. Auch wäre wohl einer der Obstbäume der Wiese, in die ich dann flog, ein ziemliches Problem gewesen. Indes, ich verfehlte sie alle und es brach auch nur ein Stück Knochen raus, an dem das Innenband am Knie hing. Zusammengeschraubt, Sommerferien in Gips, Urlaub passé – aber immer noch SEHR glimpflich!
Seit dem bin ich fast nicht mehr Rad gefahren. Ich war damals 17, habe es im darauffolgenden Herbst und dem Sommer des Jahres drauf nochmal versucht, aber die Angst war immer dabei. Also stellte ich das Radfahren ein.
In den vergangenen Wochen nun hat sich mein Schwiegervater ein E-Bike gekauft und sein altes Fahrrad an mich verschenkt. Kein Rennrad, ein Mountainbike mit Federung und allem drum und dran. Bestimmt besser für mich, die ich darauf sehr unsicher sein würde, sagte ich mir. Heute endlich habe ich mich mal darauf gewagt.
Man verlernt es nicht? Hmm … aber es ist verdammt nah dran am verlernt Haben! Besonders schwer war das Anfahren – das Vertrauen in die stabilisierende Wirkung der sich drehenden Räder in Verbindung mit den kleinen Lenkbewegungen am Vorderrad ist einfach nicht mehr da. Es ist auch schwer, dieses Vertrauen zu haben, wenn man von der stabilisierenden Kraft noch nichts spürt, weil die Räder stillstehen, aber man sich darauf verlassen soll. Anfahren war sauschwer, alle fünf Male, die ich es heute im langsamen Dunkelwerden bei uns vor dem Haus probiert habe.
Vielleicht geht es morgen nochmal raus auf den Parkplatz vor der Festhalle, um ein bisschen auf einem Rundkurs und mit weniger Gefahr durch Autos ringsum zu probieren, was geht. Aber ich denke, früher oder später werde ich es wieder können. Es ist nur nicht ganz einfach, wieder reinzukommen. Aber der erste Schritt – oder der erste Tritt, wenn man so will – ist getan. Ich werde wieder Fahrradfahren. So trivial das all denen erscheinen mag, die damit nicht 20 Jahre lang aufgehört hatten: Es ist schwer. Und ich bin verdammt stolz darauf, dass ich es wieder probiert und nicht beim ersten Versuch wieder gekniffen habe.