Schlechtes – und Gutes

Man kann das Leben nicht in Zahlen erfassen, sagen mir die Leute immer. Laufen ist mehr als Statistiken und Zahlen, Leben sowieso. Und das ist auch richtig.

Aber man kann Teilaspekte und Probleme sehr wohl in Zahlen fassen und als Diagramme darstellen, daraus Entwicklungen und manchmal sogar Handlungsbedarf ableiten, an anderen Stellen sich darüber freuen, dass eben kein Handlungsbedarf besteht. Die Kombination von Schmerz- bzw. Krankheitstagebuch mit meinem Trainingstagebuch gibt mir genau solche Möglichkeiten. Beim Laufen muss ich gestehen, bin ich im Moment noch am mich sortieren. Ich weiß, was zu der ganz anderen Leistung in Regensburg beigetragen hat, als ich geplant und eigentlich auch drauf hingearbeitet habe, über alle Konsequenzen daraus bin ich mir aber noch nicht klar. Wo ich hingegen sowohl Daten als auch Ideen habe…

Schlechtes

Kranksein ist doof. Speziell so eine Krankheit, die einschränkt, bei der die Ärzte die Schulter zucken und meinen, es seien nur Schmerzen und viele, wenig nutzbringende oder schon ausprobierte Lösungsansätze bringen, die einander gegebenenfalls auch widersprechen… das betrifft vor allem meine Spannungskopfschmerzen, die wohl wetterfühlige und andere Komponenten haben. Mir wurde schon gesagt, „dieses viele Laufen“ sei ein Problem, weil es den unteren Rücken… ja, klar. Andererseits weiß ich, dass Laufen mir vorbeugend und auch oft akut hilft. Und ich lüge mir gerne in die eigene Tasche, dass es gar nicht so viel sei.

Tja. Doch, es ist im Moment wieder so viel. Für 2023 bisher 1,5 Tage pro Monat im Schnitt. Die hier aufgeführten Tage sind nur zu einem (eher kleinen) Teil auch Fehltage auf der Arbeit, da ich auch an Wochenenden und Feiertagen Probleme hatte. Unter „Sonstiges“ ist alles aufgeführt, was Infekte, Übermüdung, Erschöpfung, Frakturen, Stürze etc. beinhaltet – August letzten Jahres natürlich der Fingerbruch. Da ich die Statistik erst seit August detailliert nach Grund führe, fehlt die Corona-Erkrankung vom Juli hier. Wenn ich „Mix“ hier aufführe, heißt das, dass zwei oder mehr der genannten Gründe zu gleichen Anteilen zum Gefühl eines Krankheitstages beitrugen. Tja. Gut sieht anders aus.

Was sind also die Konsequenzen? Ich muss mich mehr um Entspannung – mental und emotional ebenso wie im Rücken und Nacken kümmern. Ich weiß recht genau, dass einige Sonderaufgaben gekoppelt mit Mehrarbeit, weil Kolleginnen aus gutem, frohem Grund in ihre wichtigere Mission (Mutterschutz und Elternzeit) gingen, aber eben auch deren Arbeit übernommen werden musste. Abstriche in der Durchführung haben wir leider nicht so weit zu machen geschafft, wie es nötig gewesen wäre, und so drehte ich zeitweise ein bisschen am Rad. Das spielt sicher eine Rolle, dagegen kann ich aber nicht sehr viel tun. Mehr Entspannung – emotional, mental und körperlich – kann ich aber durchaus zu implementieren versuchen, und genau das ist auch auf dem Weg.

Für mich ist es hilfreich, die Dinge so aufzuführen, um mir nicht, wie mein Vater es so nett ausdrückt, bezüglich meines Gesundheitszustands „in die eigene Tasche zu lügen“.

Mäßiges

Krank im Sinne meiner Definition zu sein, heißt aber nicht, dass ich gar nichts tun kann. Ich kann zum Beispiel an meinem Rücken arbeiten, damit er weniger verspannt, selbst wenn ich meine Hand nicht richtig benutzen kann, oder flott mit einer gewissen Belastung gehen, ich durfte sogar laufen, mit dem Fingerbruch. Oft hilft an Kopfwehtagen auch ein Lauf, dass es besser wird oder schneller besser wird als ohne den Lauf. Hin und wieder bin ich auch im Versuch, dass es an der frischen Luft besser wird, mit Kopfweh auf dem Rad zur Arbeit gefahren, musste dann einsehen, dass es nicht geht, und fuhr wieder heim – wenn ich dann den Rest des Tages mit brüllenden Kopfschmerzen im Bett verbrachte, ist es natürlich trotzdem ein Kranktag.

So sieht man, dass Kranktage nicht zwingend mit Ruhetagen im Sinne des Trainierens korrelieren. Man muss ja auch wieder auf die Beine kommen, und therapeutisches Training funktioniert. Dieses Diagramm ist neu in meiner Liste und ich gucke mal, was draus wird. Im Dezember, und das muss ich klar sagen, habe ich meine Demotivation für einige Dinge (unter anderem Sport) nicht als „Krank – Psyche“ erfasst, das hätte ich können, fand ich aber nicht gerechtfertigt. So schlimm war’s nicht.

Gutes

Auch wenn’s beim Laufen in Regensburg nicht so gut lief und der entsprechend hohe Puls bei am Schluss wirklich quälend langsamem Tempo dieses Statistik im Mai ein bisschen torpediert und auch sonst ein paar Dinge im Mai beim Laufen nicht so liefen, sieht man doch die Entwicklung in der physikalische Arbeit pro zusätzlichem Herzschlag (pApzH) beim Laufen auf einem hohen Niveau und beim Radfahren mit fulminantem Anstieg, den ich so auch in mittlerer Geschwindigkeit und insgesamten Gefühl auf dem Rad bemerke:

Die pApzH entwickelt sich somit zunehmend zu einem validen Schätzer für’s Radfahren und auch für’s Laufen, und vielleicht hätte mir die nicht mit der Entwicklung beim Radfahren zusammenpassende Kurve beim Laufen vor dem Regensburg Marathon eine Warnung sein sollen. Ob oder ob nicht – muss ich noch ein bisschen gucken. Da bin ich noch am mich sortieren für den neuen Plan für den nächsten Marathon – das wird dann der Badenmarathon in Karlsruhe im September, wo wir wohl eher von warm nach kühl oder im konstant warmen Bereich liegen werden, der mir besser liegt.

Was beim Radfahren aber wohl auch eine Rolle spielt, ist die zunehmende Gewöhnung an etwas, das ich als gut schon wusste – aber nur begrenzt umsetzen konnte: Hohe Trittfrequenz. In meiner Trittfrequenz-Mittelung für Aktivitäten sind auch die tendenziell langsamen Fahrten mit niedriger Trittfrequenz und Anhänger dran zum Einkaufen mit drin, ebenso die Zeiten, in denen ich rollen lasse, dennoch lässt sich eine langsame, aber stetige Tendenz der Trittfrequenz „nach oben“ ablesen, die seit dem wieder Loslegen auf dem Rad nach Covid-19 im Juli 22 mehr oder minder anhält, mit ein paar Rückschlägen oder Plateaus. Den Juni 23 würde ich noch nicht ganz für voll nehmen, aber dass ich auf langen Geraden oft eine 100 oder mehr auf der Trittfrequenz-Anzeige stehen habe, ist neu.

Da ich mich ja entwickle… habe ich nun endlich auch mal die Achse angepasst und zeige das Diagramm gleich nochmal:

Was auch sehr deutlich ist: Ich trete zunehmend höhere Durchschnittsleistungen, und das äußert sich auch in höherem Tempo:

Dass ich letztes Jahr bis inclusive November schneller fuhr, hing auch mit einem damals noch nicht angefangenen, zu meinem leichten Frust bisher nicht abgeschlossenen Projekt zusammen: Das Rennrad, bei dem ich aus derselben Leistung mehr Tempo rausbekomme, steht immer noch zum Umbau auf Di2 auf dem Wartungsständer. Seit Dezember bin auch ausschließlich mit dem schwereren Alltagsrad gefahren, das dazu noch in Felgen, Gepäckträger und Geometrie deutlich weniger aerodynamisch ist als der „Green Scooter Killer“. Insofern ist die Geschwindigkeit seit Dezember voll vergleichbar, weil keine unterschiedlichen Räder zum Einsatz kamen. Das ist gut für die Statistik und nervt mich, weil ich immer noch am Verlegen der Kabel im Rahmen bin – mit langsamen, aber mir dann doch zu homöopathischen Fortschritten.

Was denn nun?

Gut ist, dass ich mit meiner regelmäßig geführten Statistik über Krankheit, Training, Leistung vermeide, „mir in die eigene Tasche zu lügen“ und somit eine halbwegs belastbare Basis habe, um Entwicklungen zu verfolgen und Maßnahmen zu ergreifen. So sehr Körpergefühl wichtig ist, so leicht ist es doch, unangenehme Entwicklungen schönzureden, und somit nicht zu erkennen, wo man vielleicht was drehen kann und sollte. Gut ist also, dass ich Gutes und Schlechtes so erkenne.

Das ist doch krank!

Ist es das? Ist es krank, über das eigene Kranksein Buch zu führen? Genau, im Gegenteil! Es ist hilfreich. Wegen meiner Kopfschmerzen wurde mir vor langem schonmal ein Schmerztagebuch empfohlen. Da es mir manchmal emotional nicht so gut geht, ich eine chronisch entzündliche Darmerkrankung habe und auch sonst manchmal was ist (Erkältung, Covid-19, Borreliose… um nur ein paar der nervigen Begleiter der letzten zwei Jahre zu nennen!), hatte ich ein allgemeiner gefasstes Krankheitstagebuch angesetzt, großartige Datenerfassung, Auswertung und so weiter geschaffen…

…und war über das Ziel hinausgeschossen. Ich habe das Krankheitstagebuch nicht konsequent geführt. Also habe ich nun einen Trick angewandt. Ich erfasse meine Krankheit parallel zum Trainingstagebuch. Das hat mehrere Vorteile. Leistungseinbrüche können direkt mit Krankheit korreliert werden, Ziele aufgrund von während ihrer Erreichung eingetretenen Krankheiten abgestuft und eventuell auch Strukturen erkannt werden. Das beinhaltet förderliche Strukturen – weniger Kopfschmerzen durch mehr Yoga und Dehnen zum Beispiel, aber auch schädliche Strukturen, wie zum Beispiel Infekte nach Überbeanspruchung.

Eins vorweg: Negative Strukturen habe ich bisher keine entdeckt, zumindest nicht in die eine Richtung. Der Sport wird weniger, wenn es mir nicht gut geht, klar, aber dass extreme Beanspruchungen zu Infekten führen, dafür gibt es in den Daten bislang keine Anzeichen. Allerdings erfasse ich das Ganze auch erst seit August 2022 en detail, insofern bin ich offen dafür, was ich vielleicht entdecken könnte. Ein paar erste Diagramme habe ich erstellt. Ob ich nun ein Attest habe oder nicht, ist für diese Erfassung hier nicht so wichtig, weil ich hier ALLE Kranktage registriere, nicht nur die, an denen ich eigentlich hätte arbeiten müssen. Der Grund dagegen ist hochinteressant. Dennoch führe ich über beides Statistik:

Deutlich ist zu sehen, dass der Fingergrundgelenksbruch („Sonstiges“) für mich während der Krankzeit im August nicht immer dominant war. Die Tatsache, dass ich wegen des Bruchs so wenig tun konnte, setzte mir sehr zu und das führte zu einigen Tagen, an denen die Behinderung durch den bis zu Ellbogen geschienten Arm hinter der Düsternis in meinem Kopf, die das auslöste, verblasste. Ab September ging es mir aber besser – nur die Wetterfühligkeit blieb. Die wird mir wohl auch noch eine Weile erhalten bleiben, aber ich hoffe, dass ich es auf weniger als einmal pro Monat runtersetzen kann – durch Yoga, Dehnen, Dominanz des moderaten Tempos beim Sport.

Natürlich interessiert mich auch, bestimmte Zeiträume herauszugreifen und die Krankheit in dieser Zeit nach Grund aufzuschlüsseln. Das ist auch implementiert – hier im Beispiel für August bis Dezember 2022. Dazu habe ich die Gesamtzahl der Kranktage je Monat hinter meine Gesamtkilometerbilanz gelegt, um Einbrüche zu korrelieren. Auch das funktioniert gut.

Natürlich kann diese Erweiterung des Trainings- auf ein Trainings- und Krankheitstagebuch noch viel mehr als nur Plots produzieren. Aber dafür werde ich wohl mehr als fünf Monate Daten brauchen. Letztendlich hoffe ich darauf, damit ein Werkzeug geschaffen zu haben, um nicht nur in Jahren, in denen Krankheit meine sportliche Leistung beeinflusst, dies für mich nachvollziehbar zu dokumentieren und Druck von mir zu nehmen; Sondern vor allem hoffe auf ein Werkzeug, krank machende Strukturen (ob nun im Sport, hier erfasst, oder außerhalb, zeitlich korreliert) zu identifizieren, zu eliminieren oder mindestens zu minimieren. Ein Werkzeug, um gesünder zu werden und zu bleiben!

Es wird weniger…

Ich habe ja leider nicht nur ein gesundheitliches Problem. Neben der Colitis ulcerosa (die im Moment gut im Griff erscheint) quält mich ein anfallartiger, schwerer Kopfschmerz. Spannungskopfschmerzen spielen eine Rolle, aber das Ganze trägt auch Züge anderer Kopfschmerztypen – manchmal hat es mehr Migräne-Anleihen, gelegentlich benimmt es sich wie Cluster-Kopfschmerz. Seit ich Arbeitszeit reduziert habe, außerdem eine Baustelle an den Zähnen losgeworden bin und regelmäßig Yoga mache, ist es besser geworden. Es wird weniger…

…aber es kommt immer noch vor. Wenn es kommt, dann kann ich nur hoffen, dass es am Tag anfängt. Dann kann ich mit Entspannungsübungen, mit viel Trinken, mit Yoga, mit Dehnen, bewusst langsamem Laufen etwas dagegen machen. Manchmal fange ich schon an zu dehnen, eine kurze runde langsam zu laufen und Yoga zu machen, wenn ich von einer starken Luftdruckänderung lese, auf die reagiere ich nämlich.

Wenn ich, wie gestern, bereits mit voll ausgebildetem Kopfschmerz, der von der Stirn in die rechte Schläfe gezogen ist, aufwache, dann ist der Tag meist verloren. Notfallmaßnahmen wie Massage der fraglichen Kopfstellen, Rückenmassage mit der Blackroll, der vergebliche Versuch, autogenes Training zu machen, scheiterten. Dabei hatte ich so viel vor!

Eine Team-Besprechung auf der Arbeit, die ich wichtig finde, viele Dinge, die ich auf der Arbeit nicht nur erledigen musste, sondern auch mit Vorfreude darauf schaute, ein Treffen mit einer Laufanfängerin, der ich Hilfe versprochen hatte, der erste Anlauf des Lauftreffs des rennwerks in Karlsruhe… ich wollte UNBEDINGT fit dafür werden. Aber nach einer Stunde Bemühen war klar: Das wird nix.

Noch nicht einmal selbstständig absagen war mir vergönnt. Die Mail mit der Krankmeldung an die Arbeit musste mein Mann schreiben, auch die Mail mit der Absage an den Lauftreff des rennwerks. Ich klappte das Notebook auf, schaute auf den Bildschirm und das Licht sorgte noch bevor ich die Helligkeit runterstellen konnte dafür, dass ich sofort auf Toilette rannte und fünf Minuten lang mein leerer Magen versuchte, noch leerer zu werden. Einzig die SMS an die Laufanfängerin schaffte ich auf dem dunkel gestellten Handy selbst zu schreiben.

Nach einem Tag zwischen Bett mit Shiatsu-Massage-Kissen und Wärmflasche, Yoga-Matte, warmer Badewanne geht es mir nun wieder gut. Die Anfälle sind nicht lang. Sie sind weniger geworden – es war der zweite dieses Halbjahr und der erste in dieser Intensität, seit der Druck am Backen- und Weisheitszahn weg ist. Im ersten Halbjahr war’s viel schlimmer. Wie gesagt, es WIRD weniger – in Intensität und Häufigkeit. Aber ganz los werde ich diesen Mist wohl nie.

Sportliche Jahresbilanz

Am Silvesterabend 2020 nahm ich an, dass ich 2021 wieder reguläre Wettkämpfe laufen würde, dass ich schneller werden würde und diverse andere Dinge. Indes, es kam anders. 2021 war einerseits durch eine noch weitaus ödere Landschaft in Sachen „Wettkämpfe“ als 2020, was aber eben auch der neuen Wellen und der mangelnden Grundimmunität der Bevölkerung geschuldet war. Vielleicht wird’s 2022 besser, aber ich will mich da mal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Andererseits hat 2021 einen großen, krankheitsbedingten Einbruch meiner sportlichen Leistung gebracht: Ende August kam zweimal fiebrige Schwäche, dann mörderische Rückenschmerzen aufgrund einer Blockade im Brustwirbelbereich, allerdings nicht Bandscheiben, sondern die Gelenke zu den Rippen hin. Drei Wochen lang schlief ich fast nicht und kuschelte mich höchstens mal schmerzarm in der warmen Badewanne an meine Frottier-Stoff-Badetigerin. Dann gab’s auch noch Doppelbilder! Ob das alles an zu viel hoher Intensität im Sommer, an zu viel psychischem Stress durch Arbeit, Homeoffice und so weiter oder an meinem recht krassen Kollisionserlebnis mit einer Wespe lag, ich weiß es nicht. Mit der Wespe kollidierte ich im Hochsommer – ich fuhr ca. 35 km/h beim Test meiner neuen Leistungsmesserkurbel rechts am Rennrad, die Wespe kam mir mit 10 km/h entgegen – und kollidierte (ohne zu Stechen) mit meinem Gaumen, prallte ab, verendete in meinem Speichel auf meinem Schenkel. Vielleicht hat auch eine Borrelien-Infektion, von der ich nicht weiß, wo sie herkam, eine Rolle gespielt. Jedenfalls ging Ende drittes, Anfang viertes Quartal 2021 recht wenig…

Aber dennoch habe ich meine (abgespeckten) Ziele erreicht: Über 10.000 Kilometer, genau 10.108, habe ich 2021 erradelt, erlaufen, erskatet und erschwommen. Damit bin ich meinem Ziel, dem Mond, um ein Vierzigstel näher gekommen:

Mit 42 Jahren habe ich nunmehr 7,8% der Strecke zum Mond laufender, radelnder, skatender und schwimmender Weise erreicht. 168 Kilometer bin ich über den exakten 7,8% der Strecke zum Mond. Um die Erde bin ich damit zu drei Vierteln rum, mit dem Radfahren allein zu 36% und dem Laufen allein zu 38%.

Noch hat das radfahrende Ich das laufende Ich nicht eingeholt – wäre die Krankheit nicht dazwischen gekommen, wäre das vermutlich schon passiert.

Seit Mai 2021 zeichne ich auch auf, wie viel ich im Auto sitze. Nur im September 2021 habe ich mehr Kilometer mit dem Auto als mit Muskelkraft zurückgelegt, beides hing an der Krankheit: Fahrt zu Ärzten und ins Krankenhaus ließ mich im Auto sitzen, die Krankheit hinderte mich an Sport. Das einzige, was ich im September viel gemacht habe, war Spazierengehen. Nun, Ende des Jahres, hat sich die Sportzeit wieder aufgebaut.

Rein von der Zeit her dominiert inzwischen das Radfahren, aber das ist auch kein Wunder: Das Rad ist ein wichtiges Verkehrsmittel geworden. Der zweitgrößte Anteil ist – und bleibt – aber das Laufen. Was ich für mich selbst gelernt habe: Der Anteil an niedriger und mäßiger Intensität ist gut so, als ich ihn im Sommer massiv hochgeschraubt hatte (auch, weil meine Uhr das zum besser Werden empfahl), wurde ich später krank. Also sollte ich mehr als 80% meiner Sportzeit im regenerativen oder unteren Grundlagenbereich verbringen. Das ist eindeutig eine Lektion dieses Jahres.

Laufen

Ganz besonders beim Laufen sieht man den Einbruch durch die Krankheit deutlich. War der Mai noch einer meiner stärksten Laufmonate überhaupt – über 400 Kilometer! – so brach Ende August die Leistung ein. Nun läuft’s langsam wieder. Ein anderes Highlight 2021 war das Berglaufen. Im Frühling begannen meine Laufpartner und ich, jeden Mittwoch den Mahlberg zu erklimmen. Im Urlaub im Juli am Mittelrhein schoss ich durch immer wieder die steilen Hänge hoch- und runtertrailen den Vogel ab: über 4.000 Höhenmeter in einem Monat! Für mich exorbitant! Die Krankheitspause sieht man natürlich auch in den Höhenmetern.

2021 ist in Sachen Material geprägt von einer zunehmenden Fokussierung auf die Schuhe, die mir gut tun: Zero-Drop-Schuhe von Altra (Wettkampfschuh Altra Escalante Racer, Alltagstrainingsschuh Altra Escalante, Trailschuh Altra Lone Peak 5), Vibram FiveFingers (Alltagstrainingsschuh Vibram FiveFinger V-Run, Trailschuh Vibram FiveFinger Trek Ascent). Der Mizuno WaveShadow bleibt erstmal im Programm, die restlichen Schuhe hier im Kuchendiagramm sind inzwischen ausgesondert. Als Lektion aus dem vergangenen Jahr werde ich die Intervall- und Tempokilometer wohl anteilig runterschrauben, um mehr auf das zu achten, das mir wirklich gut tut.

Dass ich das Jahr noch mit einem Bahn-Fünfer in 19:42 abgeschlossen habe und an Pfingsten in einem virtuellen Halbmarathon-Wettkampf nur eine Minute unter Bestzeit gelaufen bin, macht mir Hoffnung, dass einiges gehen wird.

Radfahren

Radfahren ist ein toller Sport. Aber Radfahren ist auch ein tolles Verkehrsmittel – und als beides hat es sich nun in meinem Alltag festgesetzt. Mit Radanhänger und Allags-Rennrad (robuster Stahlrahmen, breitere Reifen als am Renner, Gepäckträger, Gepäcktaschen und Schutzbleche) sind nicht nur Pendelstrecken, sondern auch Besorgungen inzwischen generell mit dem Rad zu erledigen. Das Auto bleibt stehen – und wird zunehmend obsolet.

Eine wichtige Entwicklung für mich im Jahr 2021 waren Klickpedale. Im Frühjahr habe ich mich, kurz nach dem Kauf des Alltagsrennrades, zuerst auf dem Rennrad, dann auf dem Alltagsrenner dran gewöhnt. Inzwischen fahre ich nur noch mit Klicks und finde die Kraftübertragung, aber auch die Kontrolle, die man damit über das Rad gewinnt, ganz großartig. 2021 war aber noch in anderer Hinsicht ein material-intensives Radfahrjahr: Ich habe auch Leistungsmesser-Kurbeln gekauft. Zuerst gab es im Frühjahr linke Kurbeln für Alltags- und Sport-Rennrad, im Sommer dann noch eine rechte Kurbel für den Sport-Renner.

Ab Mai war eine Leistungsmessung da, krankheitsbedingt brach sie im September ein und regeneriert sich nun erst. Deutlich ist aber auch zu sehen, wie es mit der Tretleistung auf dem Rad nach der Krankheit wieder steil bergauf ging. Zu den Quantilen: Ein Achtel meiner Fahrten lagen in ihrer Durchschnittsleistung zwischen der blauen Linie und dem gestrichelten Maximum. Das zweitstärkste Achtel der Fahrten liegt zwischen grüner und blauer Linie, die gelbe Linie trennt die tretleistungstarke von der tretleistungsschwachen Hälfte. Über Kilometer sagt das nichts aus.

Der Einbruch meiner Radfahrleistung wegen der Krankheit ist deutlich, auch fahre ich danach noch langsamer als davor. Aber es wird! Ein großes Highlight waren die jeweils über 100 Kilometer maximale Tourlänge in Juni und August!

Was sonst so war

Ich habe das Schwimmen angefangen und das Skaten fortgeführt. Beides blieb eher klein, aber vielleicht bringt 2022 mehr Lust auf Technikerwerb und damit mehr Skate-Möglichkeiten sowie mehr offene Schwimmbäder. Eventuell, wer weiß, lerne ich 2022 sogar Kraulen!

Mit dem Balance-Board am Stehschreibtisch auf der Arbeit habe ich weiter gemacht – das ist super! Eigengewichts-Krafttraining läuft weiter, nun fokussierter auf Vorbeugung von Problemen mit der Wirbelsäule, Dehnen möchte ich mehr fokussieren und Yoga sowie autogenes Training will ich mit motivierenden Zeitvorgaben ebenfalls mehr in meinen Alltag einbauen – auch das Vorbeugen gegen einen Rückfall der Krankheit.

Die Highlights und das Fazit

Highlights 2021 waren

  • Erstmals über 50 Kilometer Laufen am 05.02.2021
  • Halbmarathon in 1:28:13 beim GemeinsamRun: Lauf durch den Hardtwald am 25.05.2021
  • Erstmals über 100 Kilometer Radfahren am 03.06.2021
  • Zweitmalig über 100 Kilometer Radfahren am 05.08.2021
  • Fünf Kilometer in 0:19:42 auf der Bahn am 31.12.2021

Und am Ende des Tages – Jahres – sollte ich mich mehr auf die langen, niedrigen Intensitäten fokussieren, mich nicht von der Forderung meiner Uhr nach mehr hoch aerober und anaerober Intensität ins Bockshorn jagen lassen. Die Krankheit hat mich gelehrt, mehr auf die Grundlage zu achten und dazu mehr Beweglichkeit, Dehnen, Yoga und dergleichen einzubauen. Das möchte ich tun. Denn am Ende des Tages reicht ein hochintensives Training in der Woche lässig aus – aber Regeneration und niedrig angesetztes Ausdauertraining vertrage ich auch in großen Mengen.

Kommt gut nach 2022, bleibt gesund und macht mehr von dem, was Euch gut tut, und weniger von dem, was Ihr angeblich tun sollt.

[KuK] Back in the Saddle again

Leistungsquantile beim Radfahren, monatsweise, seit Beginn meiner Leistungsmessung am Rad. Das 87,5-Perzentil und das 12,5-Perzentil sind für September nicht definiert, weil ich weniger als acht Radfahrten absolviert habe, krankheitsbedingt.

Ich habe es geschafft: Ich habe meine Liste nachgetragen. Dabei habe ich schmerzlich die Schmerz-Episoden und die Verzweiflung nochmal durchlebt, als ich all die Geh-Aktivitäten eingetragen habe. Teils war ich aus lauter Verzweiflung mitten in der Nacht um den Block gegangen, weil Schlafen nicht ging, Liegen nicht ging, und in der Wohnung Herumtigern mich wahnsinnig machte. Permanent in der Wanne liegen kann man ja auch nicht…

Aber die gute Neuigkeit ist: Nach dem Wiedereinstieg ins Radfahren im Oktober geht es steil bergauf mit der Leistung. Beim Radfahrtempo und den Distanzen sieht es ähnlich aus, wenn auch nicht ganz so plakativ deutlich – und beim Laufen mit etwas Verzögerung ebenso ähnlich.

Zahlen und Analyse – diesmal nicht Sport

Zahlen, Analyse, Statistik und deren Darstellung in Diagrammen sind mein Ding. Das weiß ich selbst, das weiß jeder, der diesen Blog liest. Bisher habt Ihr das vor allem für meinen Sport gesehen – Monatsbilanzen, Projekt „zum Mond“, Wettkampfanalysen und dergleichen.

Da ich aber auch mit Spannungskopfschmerzen und einer chronischen entzündlichen Darmerkrankung geschlagen bin und leider dieses Jahr auch mit psychischer Belastung durch eine Kombination mehrerer Faktoren kämpfe, habe ich mir ein Tagebuch hierfür angelegt. Die Idee resultiert aus dem Trainingstagebuch in Excel und der Frage, ob ich wegen der Kopfschmerzen nicht ein Schmerztagebuch führen wolle. Also habe ich mal angefangen…

Toll geht es mir dieses Jahr nicht, wie man sieht.

Freilich höre ich schon die ersten unken, ich solle die Probleme lösen, statt sie nur zu dokumentieren. Das ist aber gar nicht so einfach voneinander zu trennen. Für mich ist die Aufzeichnung, die Analyse, die Darstellung Teil der Lösung. Wenn ich für mich ehrlich aufschreibe, wann war ich wie krank, was war los und so weiter, dann hilft mir das. Es hilft vor allem dabei, zu erkennen, wo die Ursachen, wo die gerade drängendsten Probleme liegen.

Zu meiner Verblüffung habe ich, vielleicht auch dank des Sports (insbesondere Dehnen und Rückenstärkung in Sachen Kopfschmerz, insbesondere Stressabbau durch Ausdauersport in Sachen Darm) die beiden physischen Aspekte Kopfschmerz und Darmerkrankung trotz unglücklich verlaufenem ersten Jahressechstel ganz gut im Griff. Das freut mich schon deswegen, weil mit einer nicht-ansteckenden, aber für beide belastenden Sache bei meinem Mann, hoher Last auf der Arbeit und der Pandemie mit allen Auswirkungen einiges zusammenkam, das mich psychisch belastet hat. Das gilt es nun in den Griff zu bekommen. Dabei hilft die Vogelperspektive, die ich mit diesen Diagrammen einnehme, aber auch Listendarstellung, mit der man ja vielleicht Korrelationen zwischen verschiedenen Dingen erkennen können wird. Ich bin allerdings noch nicht so weit, die Korrelationssuche zu teilautomatisieren. Vielleicht braucht es das aber auch gar nicht.

Unklarheit

Natürlich bin ich auch kein Fan von trübem Himmel, aber heute meine ich etwas Anderes. Es geht um Unklarheit beim Kranksein. Das ist in Zeiten der Corona-Pandemie noch ein bisschen krasser, aber prinzipiell gilt das alles unabhängig davon.

Zur Zeit hustet mein Mann. Er hat kein Fieber, er hat keine sonstigen Erkältungssymptome und auch der Arzt hält das Ganze nichtmal vage für einen Corona-Verdachtsfall, bei dem er einen Test sehen will. Und nein, mein Mann ist kein Raucher, er reagiert sogar sehr empfindlich auf Rauch und hat, auch aufgrund der Neigung, Erkältungen recht lang mit Husten nachträglich abzuarbeiten, eine starke Abneigung dagegen, im Rauch zu sitzen.

Nun sitze ich hier und denke nach. Im Winter läuft mir öfter mal die Nase – man hat viele Warm-Kalt-Wechsel beim Wechsel zwischen Innenräumen und Draußen, man lässt kühle Luft rein und erwärmt sie, wobei die Luftfeuchtigkeit nachlässt, das macht dann auch manchmal ein bisschen heiser oder so. Außerdem sitzt natürlich in den Luftkanälen der Heizkörper, in denen kalte Luft von unten reinkommt und erwärmt wird und dabei aufsteigt, auch ein bisschen Staub, der beim Heizen in der Raumluft verteilt wird, und auch das kann manchmal ein bisschen zu Atemwegsreaktionen führen. Alles ganz normal. Allerdings hatte ich Ende 2019 schonmal einen (damals so RICHTIG) erkälteten Mann zuhause und war laufen, da war’s der Silvesterlauf in Rheinstetten, also ein Wettkampf. Danach hatte ich eine echt fiese Erkältung! Das hat mich vorsichtiger werden lassen. So bin ich heute, weil ich mich öfter mal räuspere und direkt nach dem Aufstehen die Nase ganz kurz lief, nicht zum Lauftreff gegangen. Beim Laufen kann ich in mich hineinhören, aber wenn ich mit meinen Laufpartnern laufe, ist die Aufmerksamkeit nicht nur nach innen gerichtet, daher will ich heute – wenn überhaupt – lieber alleine laufen, und noch ein bisschen warten, wie sich die Gesamtsituation entwickelt.

Allerdings HASSE ich diese Unklarheit abgrundtief. Wäre ich wirklich erkältet, klar, kein Sport. Keiner will sich die Erkältung verschlimmern dadurch, selbst wenn man sich gut genug fühlt, um Dinge zu tun – und erst recht will keiner ein Übergreifen der Infektion, zum Beispiel auf den Herzmuskel. Wäre bei mir – und lieber noch zusätzlich auch bei meinem Mann – alles ausreichend klar in den Atemwegen, dass auch bei paranoidem Hineinhorchen keine Zweifel aufkämen, würde ich laufen. So stehe ich irgendwie dazwischen und weiß nicht, was ich tun soll. Im Zweifel nicht laufen, werden mir jetzt viele sagen – und das mache ich ja auch. Allerdings weiß ich auch, dass Ausdauersport mit für alles gut tut und ich möchte das nicht zu lange aussetzen. Unklarheit in dieser Hinsicht ist Mist.

Und der Himmel ist auch noch trübe. Ich will Sommer! Hört Ihr mich aufstampfen?

Dicke Backen

Dicke Backen macht der Hamster, wenn er Vorräte in seinem Mund anlegt. Genau das – nämlich sogenannte Hamsterkäufe – werden gerade befürchtet, weil allmählich die Angst vor dem neuartigen Corona-Virus in Deutschland umgeht. Einerseits ist das natürlich verständlich: Das Virus ist neu, es breitet sich recht schnell aus und das macht einem natürlich Sorgen, wo es nun Deutschland erreicht hat. Im Endeffekt habe ich auch ein mulmiges Gefühl entwickelt, drei-, vier-, fünfmal in mich hineingehorcht, als heute morgen die Nase ein bisschen lief. Wie es so ist: Wenn man sucht, findet man auch Anzeichen, weil man Unklares und Normales, das man sonst nicht bemerkt, dann eben interpretiert. Im Laufe des Tages normalisierte sich meine Selbstwahrnehmung wieder, zumal mir als Sportlerin, die sich draußen bewegt, im Winter öfter mal die Nase ein bisschen läuft und nach Anstrengung im Kalten auch mal der Hals kurz ein bisschen mehr Schleim produziert.

Als wir dann heute zum Supermarkt fuhren, um einzukaufen, war in meinem Kopf eher die Sorge, eine symptomfreie und unerkannte Ansteckung zu haben und zu übertragen, als mir das Ganze einzufangen. Komisch, eigentlich. Dann aber kam mir noch ein anderer Gedanke: Wir kaufen normalerweise erst am Samstagnachmittag ein. Dieses Mal waren wir – da nichts mehr zum Frühstücken da war – kurz vor der Mittagszeit dort. Wir frühstücken am Wochenende immer erst spät, so reichte das aus.

Von leeren Regalen im Edeka konnte keine Rede sein, aber es war an manchen Stellen schon so ausgeplündert, wie wir das normalerweise eher vier bis sechs Stunden später gewohnt sind. Die Einkäufe schienen etwas größer auszufallen. Ich meine, ich würde auch gerne ein bisschen mehr Zeug im Gefrierschrank haben, falls es doch dazu kommt, dass ich unter Quarantäne stehen würde – dann muss man nicht ganz so schnell jemanden rufen und eine Abstellung vor der Tür organisieren und dergleichen. Zugleich wäre es auch recht komfortabel, in einer wirklich heißen Phase auch mal auf das Einkaufen verzichten zu können. Tatsächlich lief es bei uns dann aber darauf raus, einfach eine gefrorene Mahlzeit mehr zu kaufen und das war’s. Ein wenig entstand bei uns auch künstlich der Eindruck, dass die Regale geplündert wären, denn das Toilettenpapier, das wir normalerweise kaufen, war heruntergesetzt und daher leergekauft, außerdem das Olivenöl, das wir normalerweise kaufen – und genauso der Balsamico-Essig. Wir mussten also an drei Stellen ausweichen, die durch Angebote, nicht so sehr durch Hamsternachfrage ausverkauft waren.

Nun stelle ich mir ein bisschen die Frage: Waren wir Zeugen von Hamsterei? Ich hätte das gerne mal bei den Mitarbeitern im Edeka gefragt, aber irgendwie war mir auch klar, dass die anderes zu tun haben. Allerdings ist inzwischen das Thema „Coronavirus“ sehr hier in Deutschland angekommen. Es gab eine Informationsmail vom Arbeitgeber, wie man sich verhalten soll und dass der Arbeitgeber möchte, dass man zuhause bleibt, wenn man Verdachtsfall oder bestätigter Fall sein sollte. Das gilt bei meinem Arbeitgeber auch dann, wenn man keine Ausrüstung für Homeoffice (bei uns „Telearbeit“ genannt) hat. Auch wurde geraten, Dienstreisen wenn möglich zu verschieben. Irgendwie hat das auch bei mir den Wunsch geweckt, gerüstet zu sein. Aber gerüstet sein? Schwierig. Indessen gilt’s, das Beste zu hoffen.

Ich habe eine Weile überlegt, ob ich den folgenden großen Bogen schlagen soll. Ich tue es nun doch. Mich hat ein wenig auf den Plan gerufen, was gerade im Südosten Europas passiert: Im vielleicht finalen Kampf um Idlib in Syrien öffnet die Türkei ihre Westgrenze für Flüchtlinge, während zugleich mehr verzweifelte in Syrien „produziert“ werden – und eventuell in Angst vor mit den Flüchtlingen unerkannt reisenden Infizierten werden diese Ströme mit Gewalt aufgehalten. Produzieren da die Kombinationen mehrerer Krisen nicht Bilder und Tatsachen, die uns in der Beruhigung danach verfolgen werden?

Krieg und Krankheit sind Verbündete – und der Mensch tut dann Dinge, die er nicht tun sollte. Nur wenn man diese Grenze einmal überschritten hat, ist auch eine Tür zurück zu. Das gilt für Hamsterkäufe ebenso wie für unsere zögerlichen Reaktionen, anderen zu helfen, und unseren drastischen Reaktionen, wenn es um unsere eigene – gefühlte oder echte – Sicherheit geht.

Puh. Jetzt will ich aber gerne wieder meinen Kopf in den Sand stecken, damit ich heute Abend schlafen kann!

Luft nach oben

Ich habe heute mal sportliche Zwischenbilanz eines Monats gemacht, in dem ich durch eine Erkältung ausgefallen und nun erst langsam am wieder Aufbauen bin. Dabei habe ich mehrere Dinge festgestellt.

Erstens hat mich meine Erkältung natürlich Kraft und Kondition gekostet, die ich nun wieder aufbauen will. Ein wenig nervig ist, dass das eigentlich ziemlich tolle Trainingsassistenz-Programm meiner Garmin Fénix die anstrengend gelaufenen letzten paar Läufe als „unter der Form“ interpretiert hat, und nicht als krankheitsbedingten Formverlust, und der Formverlust jetzt erst bescheinigt wird, wo es nach meinem Empfinden wieder aufwärts geht. Naja, es ist auch zu viel verlangt, dass so ein Programm Krankheit versteht, es soll das Training unter normalen Bedingungen verstehen.

Zweitens habe ich realisiert, dass aufgrund meiner Krankheit und der entsprechenden Pause mein selbstgestecktes Kilometerziel für Januar beim Laufen völlig illusorisch geworden ist. Ich habe es ein ganze Stück runterkorrigiert und somit habe ich Luft nach oben beim Laufen in den kommenden Monaten. Beim Radfahren hingegen… ich habe heute fast die Hälfte meines selbstgesteckten Zieles an Kilometern mit dem Rad erreicht – in EINER Tour von nur etwas über zwei Stunden.

Es ist schon krass: Beim Laufen habe ich ein heftiges Niveau erreicht, das durch die Erkältung einen starken Rückschlag erlitten hat. Meine Ansprüche beim Laufen sind dem erreichten Niveau angemessen und die Erkältung schlägt dahingehend ziemlich rein. Beim Radfahren dagegen reicht die beim Laufen aufgebaute, durch die Erkältung reduzierte und nun langsam wieder steigende Kondition lässig aus, um am Sonntagnachmittag trotz eines 24-Kilometer-Laufes am Morgen die Hälfte des Monatszieles fast zu erreichen.

Die Tagesbilanz lautet: 24 Kilometer laufen in 2:15 und 35 Kilometer Fahrrad fahren in ebenfalls 2:15. Und egal, ob Physio TrueUp auf meiner Garmin sagt, dass ich Form verliere: Ich merke, es geht wieder aufwärts, und freue mich drüber. Ist eben doch nur eine automatische Assistenz und nicht mein Körpergefühl.

Kranksein ist Skylines-Zeit

Selbst wenn ich krank bin, fällt es mir schwer, einfach nur herumzuliegen und nichts zu tun. Klar, lesen ist eine Option, viel schlafen, viel trinken, ein bisschen Hörspiel hören oder Serie schauen, mit der Bettdecke auf dem Sofa. Das tue ich auch viel. Vier Tage krank können ein ganzes Buch, eine halbe Serie und einen Haufen Serienfolgen bedeuten.

Aber ein bisschen was Anderes mag ich dann doch haben. Und so spiele ich, wenn ich krank bin, gerne Cities: Skylines. Das Schöne daran ist: Man kann die Cims einfach durch die Gegend wuseln lassen und mal zehn, zwanzig, dreißig Minuten einfach nur zugucken, was passiert. Das bietet sich auch an – denn wenn man wirklich an den Verkehrswegen der Stadt optimiert, wirklich versucht, den Güterverkehr per Bahn und die Pendlerströme per ÖPNV, Fußweg und Rad zu steuern, die Cims von Auto weg zu bringen, dann braucht jede Veränderung eine Weile, bis sie in der Routine der Stadt angekommen ist. Die Cims, die vor der Veränderung losgelaufen oder losgelaufen sind, die Waren, die auf den Weg geschickt wurden, sind noch auf dem alten Weg unterwegs. Und so sieht man einen Stau an einer Kreuzung, sieht sich die Züge bis zum Stadtrand stauen – und enzerrt ein bisschen an der einen Stelle, optimiert ein bisschen an einer anderen, setzt ein paar Wege anders, verändert die Ampelschaltungen – und geht dann mal eine Runde Tee machen, lässt die Cims und die Waren laufen, kommt zurück – und siehe da: Der Stau ist woanders, an einer Stelle fahren gar keine Züge mehr, weil man eine Verbindung wieder zu schließen vergessen hat. Ha, nochmal umbauen, langsam den Tee trinken, und schon wird’s langsam.

Dieser Rhythmus passt sehr gut zum Kranksein. Er hilft mir, etwas zu tun, das nicht hektisch, aber eben doch sehr befriedigend ist, bei dem man auch mal ruhig eine Stunde einfach nichts tun und nur den Cims zugucken kann, während einem der Kopf dröhnt, dennoch ist man abgelenkt.

Deswegen ist Cities: Skylines ein Spiel, das ich vor allem dann spiele, wenn ich krank bin. Zugegebenermaßen auch deswegen, weil ich die gemütliche Zeit, die ich da rein stecke, gar nicht habe, wenn ich gesund bin.