Es wird weniger…

Ich habe ja leider nicht nur ein gesundheitliches Problem. Neben der Colitis ulcerosa (die im Moment gut im Griff erscheint) quält mich ein anfallartiger, schwerer Kopfschmerz. Spannungskopfschmerzen spielen eine Rolle, aber das Ganze trägt auch Züge anderer Kopfschmerztypen – manchmal hat es mehr Migräne-Anleihen, gelegentlich benimmt es sich wie Cluster-Kopfschmerz. Seit ich Arbeitszeit reduziert habe, außerdem eine Baustelle an den Zähnen losgeworden bin und regelmäßig Yoga mache, ist es besser geworden. Es wird weniger…

…aber es kommt immer noch vor. Wenn es kommt, dann kann ich nur hoffen, dass es am Tag anfängt. Dann kann ich mit Entspannungsübungen, mit viel Trinken, mit Yoga, mit Dehnen, bewusst langsamem Laufen etwas dagegen machen. Manchmal fange ich schon an zu dehnen, eine kurze runde langsam zu laufen und Yoga zu machen, wenn ich von einer starken Luftdruckänderung lese, auf die reagiere ich nämlich.

Wenn ich, wie gestern, bereits mit voll ausgebildetem Kopfschmerz, der von der Stirn in die rechte Schläfe gezogen ist, aufwache, dann ist der Tag meist verloren. Notfallmaßnahmen wie Massage der fraglichen Kopfstellen, Rückenmassage mit der Blackroll, der vergebliche Versuch, autogenes Training zu machen, scheiterten. Dabei hatte ich so viel vor!

Eine Team-Besprechung auf der Arbeit, die ich wichtig finde, viele Dinge, die ich auf der Arbeit nicht nur erledigen musste, sondern auch mit Vorfreude darauf schaute, ein Treffen mit einer Laufanfängerin, der ich Hilfe versprochen hatte, der erste Anlauf des Lauftreffs des rennwerks in Karlsruhe… ich wollte UNBEDINGT fit dafür werden. Aber nach einer Stunde Bemühen war klar: Das wird nix.

Noch nicht einmal selbstständig absagen war mir vergönnt. Die Mail mit der Krankmeldung an die Arbeit musste mein Mann schreiben, auch die Mail mit der Absage an den Lauftreff des rennwerks. Ich klappte das Notebook auf, schaute auf den Bildschirm und das Licht sorgte noch bevor ich die Helligkeit runterstellen konnte dafür, dass ich sofort auf Toilette rannte und fünf Minuten lang mein leerer Magen versuchte, noch leerer zu werden. Einzig die SMS an die Laufanfängerin schaffte ich auf dem dunkel gestellten Handy selbst zu schreiben.

Nach einem Tag zwischen Bett mit Shiatsu-Massage-Kissen und Wärmflasche, Yoga-Matte, warmer Badewanne geht es mir nun wieder gut. Die Anfälle sind nicht lang. Sie sind weniger geworden – es war der zweite dieses Halbjahr und der erste in dieser Intensität, seit der Druck am Backen- und Weisheitszahn weg ist. Im ersten Halbjahr war’s viel schlimmer. Wie gesagt, es WIRD weniger – in Intensität und Häufigkeit. Aber ganz los werde ich diesen Mist wohl nie.

Gehe zurück auf Los

Eigentlich heißt es ja: „Gehe in das Gefängnis, gehe nicht über Los, ziehe nicht [Betrag] [Spielwährung] ein.“ Wobei es auch eine Karte gibt, mit der man zurück auf „Los“ geschickt wird, im Monopoly.

Zurückgeschickt auf „Los!“ hat mich im April die Verletzung an der Wade. Dass ich nicht laufen konnte, hat mir gezeigt, wie wichtig das Laufen für mich ist. Das Radfahren hilft zwar, die Form zu halten und zu verbessern, es ist ein schnellerer, geeigneterer Weg zur Arbeit als das Laufen. Fünfmal die Woche morgens 20 Kilometer hin und abends 20 Kilometer zurück zu laufen, das ist nicht drin. Aber das Radfahren ersetzt mir nicht das Laufen. Es kann es nicht. Woran ich das merke?

Im April war ich unausgeglichen wie selten. Ich hatte Kopfschmerzen wie schon sehr lange nicht mehr, in Häufigkeit und Intensität. Es hat mich schrecklich gefrustet, nicht laufen zu können. Es war aber auch zum durchdrehen: Ein paar Tage nach dem Tag, an dem es so hart in der Wade zwickte, konnte ich schmerzfrei und symmetrisch gehen, stehen, sitzen. Auch dass beim Liegen im Bett nicht alle Positionen schmerzfrei waren, hatte sich nach vier Tagen erledigt. Ich konnte sogar im Stand Hüpfen, auf den Zehenspitzen wippen, auf der Stelle laufen – aber sobald ich richtig ans Laufen ging, setzte schnell der Schmerz ein. Rechte Wade, vorne, außen, etwa fünf Zentimeter unter dem Knie. Ich konnte danach mit den Fingern den harten, etwas schmerzenden Gewebsstrang, kurz vor der festen Kante des Wadenmuskels, mit dem Finger spüren und feststellen, dass er härter war als auf der anderen Seite – und wehtat. Einschränkungen hatte ich weiter nicht – außer eben beim Laufen.

Aber das Laufen ist – wie ich im April deutlich gemerkt habe – wichtig für mein seelisches, mentales und körperliches Gleichgewicht. Missgestimmt war ich, teils unkonzentriert. Schlafstörungen hatte ich in einer Form, wie ich sie sonst nicht gewohnt bin – und Kopfschmerzen. Die kenne ich, klar, aber nicht in der Häufigkeit und nicht in der Intensität, zumindest schon recht lange nicht mehr.

Daher habe ich im April auch immer mal wieder versucht, ob es wieder ging mit dem Laufen, um danach noch mehr geknickt nach Hause zu kommen und festzustellen: „Geht noch nicht!“ Nachdem dann drei Kilometer gingen, aber es danach eben doch weiter wehtat, habe ich es gelassen – für eine ganze Weile. In der Zeit hatte ich den härtesten und längsten Kopfschmerzanfall der letzten drei Jahre, war gereizt und habe vieles einfach nicht so hinbekommen, wie ich das wollte. Auch die Flucht in das Bauen mit den Klötzchen war nicht zielführend.

Heute morgen ging es wieder. Drei Kilometer habe ich erstmal riskiert, ich wollte testen, was passiert. Ich hätte wohl auch fünf geschafft. Die Wade fühlt sich noch etwas „angefasst“ an, aber eher wie „geheilt, nur noch nicht neu belastet danach“. Wo bei den früheren Versuchen ein Schmerz direkt am Anfang da war und an derselben Stelle blieb, intensiver wurde, war das „angefasste“ Gefühl nach einem Moment da, wurde dann wieder schwächer, ein leichtes Ziehen verlagerte sich zunehmen nach unten in der Wade. Ein Gefühl, wie ich es kenne – aus gesunden Laufzeiten. Auch mein Running Dynamics Pod attestierte mir eine Verbesserung: Die Bodenkontaktzeiten waren wieder symmetrisch zwischen links und rechts, wo ich zuvor aus Schonhaltung und Schmerz 52% der Bodenkontaktzeit auf einem, 48% auf dem anderen Fuß verbrachte. Nun waren’s wieder perfekte 50-50.

Das hinterlässt mich zuversichtlich, mich vorsichtig wieder herantasten zu können. Heute morgen hatte ich echt Angst, gleich wieder Schmerzen zu haben, kam nach kurzer Runde euphorisch nach Hause. Zwar hatte ich nicht die 30-60 Minuten, die ich zuvor großspurig meinem Mann angekündigt hatte, draußen verbracht – aber immerhin 3,2 Kilometer in einem Tempo von knapp schneller als 10km/h. Das klingt nicht viel, aber für einen Neuanfang nach Wochen, in denen langsameres Tempo, kürzere Strecke, und das bei asymmetrischem Laufstil und Schmerzen das einzige war, was ging und was ich vernünftigerweise gelassen hätte, war’s grandios. Ich hoffe, es bleibt bei dieser Tendenz!

…ich bin also wieder da. Auch den Howard-Goldstein-Vortex habe ich verspätet, aber heute dann doch mit einer neuen Folge beglückt. Die über 400 Tage dauernde Serie von „täglich ein Post“ ist futsch. Aber das ist gut so! Nun geht’s von vorne los. Neuanfang, aber nicht bei Null – ein gutes Gefühl.

Kompensation

Sport ist für mich eine Leidenschaft – geworden. Vor allem aber erfüllt Sport für mich eine andere Aufgabe, zumindest derzeit. Es geht dabei um Kompensation von Stress. Es ist noch gar nicht so lange her, da hätte ein Tag wie gestern auf der Arbeit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu Kopfschmerzen geführt. Ich habe die Ansätze gestern deutlich gespürt.

Was gestern los war? Nun… das ist schwer zu schreiben, ohne dass ich konkreter werde, als ich eigentlich darf. Daher entschuldige ich mich hiermit für das Unkonkrete und erkläre es wie folgt: Ich bearbeite seit viel zu langer Zeit zwei (ein wenig) komplexe Verfahren, die leider durch eine Vielzahl an Beteiligten, die aus meiner Sicht teilweise unvernünftig agieren, von „komplex“ zu „unnötig und frustrierend“ verkompliziert werden. Gestern landeten von beiden neue Schritte auf meinem Schreibtisch, dazu war das Timing blöd und eine Sitzung kam auch noch dazwischen. Ich kam also übel verspannt, mit Sitzungskeksen und Kaffee auch noch über den Tag ungut ernährt und frustriert aus dem Büro. Früher war das ein 100%-Ausfall-Urteil für den Folgetag.

Aber es war Dienstag. Ich traf mich also regulär mit meinem Mann nach der Arbeit beim Fitnessstudio in Au am Rhein. Von der Haltestelle in Durmersheim stürmte ich fast vier Kilometer weit in flottem bis schnellem Tempo zum Studio, legte an den meisten Maschinen die obere Grenze des Gewichts auf, das ich normal bewege, und machte überall das Maximum an Wiederholungen, die ich normalerweise mache. An ein, zwei Maschinen war’s auch mehr Gewicht oder waren es auch mehr Wiederholungen als normal auf meinem Plan. Der Frust, die Wut, der Ärger sind kein besonders guter Treibstoff, aber ein ganz passabler Turbolader. Somit powerte ich mich richtig aus, es war richtig anstrengend – mehr als sonst. Als ich dann noch kurz an der Theke bei meinem Mann und der jungen Frau, die Dienstagsabends dort die Theke betreut, auf das Freiwerden der Abduktoren-Maschine wartete, meiner letzten Übung, war schon klar: Der Frust war in Zorn verwandelt worden und der Zorn mit dem Krafttraining verraucht. Auf dem Heimweg – ich zu Fuß, mein Mann auf dem Rad – war’s dann schon wieder ein langsamer Aufbau guter Laune, auch wenn die Themen nochmal aufkamen und ich merkte, mental ist das Ganze noch nicht ganz ausgestanden.

Die Nacht war dann auch nicht ganz so gut wie erhofft, aber die Verspannung, die ich gestern auf der Arbeit schon kommen gespürt hatte und die sich schon nach „Kopfschmerz-Totalausfall“ anfühlte, war weg. Auch jetzt bin ich ein bisschen müde, weil ich unruhig geschlafen habe, auch nicht ganz so locker, wie ich das gerne wäre – aber weit entfernt von einem Kopfschmerz-Anfall. Sport funktioniert also als Kompensation – vorbeugend, um einerseits kontinuierlich ein bisschen Dampf abzulassen, aber auch die Muskeln so zu trainieren, dass sie stark genug sind, um nicht mehr so sehr zu Verspannungen zu neigen. Sport funktioniert aber auch – wie gestern – als Überdruckventil.

…und das ist doch mal was!

Es funktioniert

Gestern und heute war ich auf Dienstreise im schönen Murgtal. Es ging zu einer Besprechung mit den Kollegen und der vorgesetzten Institution nach Gernsbach. Wie das so ist, gibt es manchmal spontane Umplanungen, und wenn einem dann etwas auf die Füße fällt, was jemand anderes geplant hat, das man aber ganz anders gemacht hätte, dann erzeugt das Stress. Konkret ging es um eine Frage, die eine Kollegin – wie ich inzwischen weiß – nicht beabsichtigt eingereicht hatte und von der Tagesordnung überrumpelt wurde. Sie hat diese Frage dann allerdings nicht selbst vortragen wollen, weil sie andere Vorträge hatte – und so fiel mir das am Montag auf die Füße, die Kollegin war allerdings im Urlaub. Die konfusen Infos zum Thema machten es am Mittwoch nicht besser, und so war ich davon gestresst und genervt. Zusammen mit dem langen Sitzen auf solchen Sitzungen und der langsamen Degeneration der Luft in den Räumen macht mich das anfällig für Verspannungen und damit Spannungskopfschmerz.

Also ging ich laufen. Mittwochabend gingen die Kollegen noch eine Stadtführung in Gernsbach machen. Ich hätte mich gerne angeschlossen, aber mir war wichtiger, die Ansätze zu Kopfschmerzen wegzulaufen. Eine Stunde sich der Gesellschaft verweigern ist besser als einen halben Tag Sitzung und soziale Kontakte durch Kopfschmerzen zu verlieren. Ich lief eine Runde den Berg hoch – von 137 auf über 215 Meter in vielleicht zwei Kilometern, dann das Ganze deutlich flacher auf geschotterten Wegen wieder hinunter. Zweimal begegnete ich einem spazierenden Kollegentrio. Dann drehte ich noch einige Kreise durch Gernsbach und begegnete einmal der Stadtführung. Beim Abendessen war ich dann fit. Leider habe ich die Kombination aus den Vortrag Anpassen, dem Essen und Rotwein nicht so gut vertragen – Verdauung und Schlaf waren nicht optimal. Am Morgen noch eine Runde zu laufen – nach einer halben Stunde Extra-Schlaf, weil ich schlecht geschlafen hatte – machte mich dann schön fit.

Da der Vortrag heute war und so lief, wie ich das befürchtet hatte – das Thema war einfach nichts für dieses Forum – bin ich nach Heimkehr noch ein bisschen den Frust darüber weglaufen gegangen und danach waren Laune und Rücken wieder besser. Hoffentlich schlafe ich heute Nacht besser und der Rücken meldet sich nicht zurück.

Aber ich sehe deutlich: Es hilft. Laufen hilft mir, Stress und Verspannung und Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen. Es funktioniert. Und DAS ist gut so!

[KuK] Widrige Umstände

Heute war Volkslauf der Stadtwerke Karlsruhe – und Kopfwehtag. Völlig fertig schrieb ich morgens eine Mail mit meiner Krankmeldungen und Infos zu zwei zeitkritischen Prozessen. Zweimal stand ich dabei auf, um mich zu erbrechen, kam aber doch darum herum.

Dann schlief ich den ganzen Tag, es wurde langsam besser. Schließlich kam der Gedanke: Es schadet der Genesung von den Kopfschmerzen nicht, zu laufen. Im Gegenteil, meist geht es mir danach viel besser. Also beschloss ich, wenn ich schon zur Genesung laufen muss, kann ich das auch auf dem bereits bezahlten Wettkampf tun.

Gesagt, getan. Topleistung war‘s nicht, aber gut genug für erhebliche Linderung der Kopfschmerzen und einen zweiten Platz. Bericht vom Stadtwerkelauf gibt’s dann morgen.

Hilfsbereitschaft

Es ist scheinbar Konsens, dass die Leute einander nicht mehr helfen. Dass sie einfach vorbeirennen, dass sie zu sehr mit sich und ihren Problemen beschäftigt sind, um sich um andere zu kümmern. Diese Entwicklung ist eventuell nicht zu leugnen, aber sie ist nicht total.

Das durfte ich heute morgen erfahren. Bei mir machen die Kopfschmerzen ihrer Bezeichnung – Clusterkopfschmerz – mal wieder alle Ehre. Es clustert zur Zeit, ich habe heute wieder Schmerzen gehabt. Es gibt einige Auslöser, und ich habe diese Auslöser vom Dienstag vielleicht durch Sport in den Donnerstag verschoben, vielleicht war’s auch ein bisschen viel Kompensation durch Sport. Jedenfalls sehe ich den Auslöser für den aktuellen Anfall immer noch in einigen nicht schönen Dingen, die Dienstag passiert sind und meinem Mann sehr zusetzten – ich fühle mit ihm, wollte helfen und konnte es nur bedingt. Das setzte dann mir zu. Warum auch immer, jedenfalls wachte ich heute früh auf und es drückte in der rechten Schläfe, und zwar ganz schön feste. Da ich aber nicht davor kapitulieren wollte, dachte ich mir: Etwas frische Luft und der Weg zum Bahnhof wird’s schon richten! Ich machte mich also nach Tee und Frühstück auf zum Bahnhof. Tatsächlich wurde es für den Moment besser, aber in der Bahn dann wieder schlimmer. In Karlsruhe stieg ich zwei Stationen vor dem Kronenplatz aus, an der Werderstraße. Das hatte zwei Überlegungen zur Ursache: Einerseits hoffte ich, mit einem kleinen Spaziergang durch den kühlen, klaren Morgen die Schmerzen so zurückdrängen zu können, dass ich hätte arbeiten können – oder mich zumindest im Büro persönlich krank melden. Andererseits waren insbesondere am Albtalbahnhof einige Leute eingestiegen, die parfümiert oder anderweitig intensiv riechend waren. Zusammen mit den Kopfschmerzen war es zu viel für mich.

Ich stand also an der Werderstraße, lehnte mit dem Kopf gegen einen Laternen- oder Oberleitungspfahl und atmete die kühle Morgenluft ein und aus. Da kam die erste – eine Frau fragte, ob alles in Ordnung sei, ob ich Hilfe bräuchte. Ich sagte ihr wahrheitsgemäß, dass ich nur starke Kopfschmerzen hätte und es schon ginge. So richtig ging es dann aber nicht, und ich gab einen Teil meines Frühstücks wieder her, in die kargen Büsche zwischen Radweg und Bahnsteig. Da kam die zweite Frau und fragte, ob ich Hilfe bräuchte. Ich sagte ihr, dass ich nur wieder nach Hause müsse, mich mit der Idee, arbeiten gehen zu wollen, übernommen hatte. Sie fragte, ob ich Begleitung bräuchte, ich verneinte das und meinte auch, dass ich wohl nicht verlangen könne, mich wieder bis fast nach Rastatt zu bringen. Zumindest meinte ich das, wahrscheinlich habe ich nur gesagt, dass ich Richtung Rastatt wieder müsse und das schon alleine schaffen würde. Dass ich mich bei beiden Helferinnen bedankt habe, weiß ich aber noch, und das ist mir auch sehr wichtig! Ich meldete mich also per Mail vom Handy aus krank und fuhr nach Hause, wo ich ins Bett fiel.

Inzwischen ist es wieder fast gut, auch wenn ich ziemlich KO bin – obwohl ich den ganzen Tag im Bett lag. Aber ich bin beeindruckt davon, wie hilfsbereit die Menschen sind, wenn man so aussieht, als ginge es einem mies. Ich meine, mir ging es auch mies und wenn ich nur halb so fertig ausgesehen habe, wie ich mich fühlte, hätte ich mir auch Hilfe angeboten, wäre ich jemand anders gewesen. Dennoch – die Hilfeangebote sind eine Hoffnung in einer Zeit, in der die Hilfsbereitschaft zurückgeht. Ein Zeichen, dass sie noch da ist und wiederkommen kann. Ein GUTES Zeichen!

Nachwirkung

Gestern haben mir einige von Euch gute Besserung gewünscht, da ich meinen Aussetzer hatte. Vielen Dank dafür!

Allerdings war nicht unbedingt überraschend, dass ich mich bei Schmerzen im Bauch und Durchfall ein wenig – oder auch ein wenig mehr verspanne. Ich wachte heute morgen also mit Kopfschmerzen auf, die ich auch über das Laufen nicht wegbekam – normal hilft laufen recht zuverlässig, dieses Mal leider nicht. Ich lag den Tag über herum, am frühen Nachmittag kam’s sogar zum Erbrechen durch den Schmerz. Es wäre ja schön gewesen, das als typischen Aschermittwochs-Kater zu haben, aber da ich auf den Umzügen kaum etwas getrunken habe und zudem am Dienstag in Oos wegen des Durchfalls aussetzen musste, fällt diese Erklärung aus.

Und so lag ich herum, unterbrochen von zwei kleinen, eher langsamen Läufen, die beide Male halfen, aber beim ersten Mal nur etwas linderten und beim zweiten Mal beitrugen, dass es nun besser ist. Ich bin auch lange nicht so schnell gelaufen wie am Montag – 6:30 pro Kilometer heute früh, 5:40 pro Kilometer heute Abend. Der Lauf am Abend brachte mehr, aber nicht, weil er schneller war – sondern weil der Körper allmählich bereit war, sich wieder zu berappeln. Heute früh wäre es auch – wie mein Vater zu sagen pflegt – „um’s Verrecken“ nicht schneller gegangen, auch wenn mein Puls maximal auf 135 drehte, meistens sogar drunter blieb. Was mich ein wenig verblüfft hat, war die Einschätzung meiner Sport-App, die aus Schritten, Strecke, Tempo und Herzschlag die maximale Sauerstoffaufnahme abschätzt: So wie bei den letzten paar Läufen lag ich auch bei den beiden heute zuverlässig bei 52 ml/(kg min). Das heißt, dass mein Körper in Ausbelastung pro Kilogramm Körpergewicht 52 Milliliter Sauerstoff in der Minute aufnehmen kann. Die App sagt, das sei richtig gut, erst recht für mein Alter und Geschlecht. Dass dieser Parameter eine von der Intensität der Belastung unabhängige Größe sein soll, da ja auf die Ausbelastung extrapoliert wird, ist mir schon klar. Dennoch hätte ich gedacht, dass gerade bei einem solchen Tag wie heute – mit Kopfschmerzen und zu wenig getrunken am Vortag – die Extrapolation nicht dasselbe ergibt wie sonst, sondern ein schlechteres Ergebnis anzeigt. Indes, das war nicht der Fall.

Jedenfalls lässt der Druck auf die rechte Kopfseite allmählich nach, auch übel war’s mir nicht mehr. Sonst hätte ich sicher keinen so langen Text geschrieben. Leider haben der gestrige Aussetzer und seine heutigen Nachwirkungen meine für den Urlaub geplante Weiterarbeit am Howard-Goldstein-Vortex verzögert, so dass dem Blog, auf dem ich Euch die Geschichte nahebringen will, noch Impressum und Datenschutzerklärung fehlen. Die andere Baustelle, der „Cast“, also eine Art Auflistung der Figuren der Geschichte, ist nun so weit fertig. Eine „Chronologie“-Seite sollte sich noch recht schnell machen lassen. Das Projekt hat jetzt eine Weile geruht, aber nun will ich es angehen.

Nochmal danke für Eure Besserungswünsche, es hat mich sehr gefreute, so viele von Euch zu lesen!

Wenn’s Dich umhaut

In meiner Schulzeit hat ein Klassenkamerad von mir an einem Vorlesewettbewerb teilgenommen. Er interessierte sich für Musik und Sprache – ob er das noch heute macht, weiß ich nicht, der Kontakt ist nicht mehr so da. Aber Ich könnte es mir sehr gut vorstellen. Einige meiner Klassenkameraden zogen ihn damit auf, dass er in die Zeile: „Schmerz! Dieser Schmerz!“, die im vorgelesenen Stück mehrfach vorkam, sehr viel Emotion legte. Das war dem Text durchaus angemessen, aber ich fand es damals auch übertrieben. Ich bin nicht mehr sicher, ob ich es nur übertrieben fand oder auch mit in die Kerbe schlug.

Heute kam mir diese Zeile, diese emotionsgeladene, verzweifelt ausgerufene Zeile wieder in den Sinn. Ich hatte wieder einmal Kopfschmerzen – mächtige Kopfschmerzen. Das letzte Mal ist mehr als einen Monat her, dass es mich so mit den Schmerzen erwischte. Ich glaube nicht, dass ich wieder in diese Mechanik hineingerate, in der ich das recht oft hatte – zumal das Laufen normalerweise hilft. Heute half es nur ein bisschen, ich war danach immer noch in dem Schmerz-Zyklus, es war allenfalls ein bisschen besser. Jetzt geht es langsam wieder und ich werde wohl morgen wieder arbeiten gehen können, aber die Erinnerung an den Schmerz, diesen bohrenden, drückenden Schmerz, der alles beherrscht, ist noch deutlich da, es drückt auch noch ein bisschen.

Ich bin sehr froh, dass die Kollegen es entweder akzeptieren oder selbst nachvollziehen können. Menschen, die nur schwache oder keine Kopfschmerzen kennen, begreifen oft nicht, wie sehr einen eine solche Kopfschmerz-Attacke einschränkt. So war es kein Problem, sich krank zu melden. Ich bin so froh, dass ich meine Termine morgen dann sehr wahrscheinlich wahrnehmen kann. Denn bei allem Schmerz, bei allen Einschränkungen, die die Kopfschmerzen mir machen, wenn sie auftreten, gibt es eines, das ich nicht möchte: Längerfristig vor den Schmerzen kapitulieren. Bei meinem Kopfschmerz geht das noch recht gut. Ich kenne Menschen mit chronischen Schmerzen, für die das eine viel, viel schwierigere Aufgabe ist, nicht davor zu kapitulieren.

Ausgefallen

Am Sonntag ist mein langer Lauf für den Marathon ausgefallen. Warum das der Fall war? Keine Lust? Verletzung? Keine Zeit?

Leider nicht. Ich hatte Kopfschmerzen – so richtig übel. Ich bin nicht aus dem Bett gekommen, habe fast den ganzen Tag in der Waagerechten verbracht. Die Schmerzen waren enorm. Um den Schmerz wegzubekommen, bin ich am Nachmittag dann ein paar Meter gelaufen – aber mehr als 6:30/km bei 129bpm auf insgesamt 5,5km waren nicht drin. Wenig, und es half vor allem leider nichts. Das ärgerte mich sehr. Besonders lästig daran war, dass ich mich dann doch aus dem Bett aufraffte und dachte, es ginge – ich habe Lasagne gemacht, und dann kein Stück davon gegessen. Die werde ich heute essen – denn statt den Hunger zu behalten, wurde es mir wieder schlechter, als ich auf die Lasagne im Ofen wartete – und das gipfelte in einer Umarmung der Kloschüssel, als es mit dem Essen losging, zum Glück noch ungegessen, so dass es „nur“ Tee war, den ich wieder hergab.

Nach einem Tag mit 3D-Scan in Stuttgart (Freitag), einem Tag in der Misuya bei Teezeremonie-Vorführungen (Samstag) und dem Ausfall am Sonntag sind noch eine Menge Themen ungeschrieben, zumal ich heute auch bis zum frühen Nachmittag noch ausgeknockt war. Mal sehen, wann ich dazu komme, als das Schreiben und Lesen nachzuholen, was noch auf dem Stack ist. Gelaufen bin ich jedenfalls vorhin – schnelle zehn Kilometer, die mich schon wieder richtig resettet haben. Morgen geht es dann auch wieder arbeiten. Über den Monats-Strecken-Rekord im August habe ich ja auch noch nicht gebloggt … viele potentielle Beiträge, wenn ich dazu komme.

Kopf voll Berlin

Es ist 13 Jahre her, dass ich das erste Mal in Berlin war. Damals war es die Jahrestagung der Deutschen Physikalische Gesellschaft im Einsteinjahr, wir wohnten in der Nähe des Alexanderplatzes und ich war jung und träumte bestenfalls von der Person, die ich heute bin.

Dreizehn Jahre später, wieder im März, liege ich im Bett in einem Hotel am Hauptbahnhof. Den gab es damals noch nicht. Heute – mittlerweile gestern bin ich zwischen Tiergarten, Kanzleramt, Reichstag und Brandenburger Tor zehn Kilometer gelaufen, um meine Kopfschmerzen in den Griff zu kriegen. Es war ausreichend, um meine Sitzung gut zu überstehen. Aber so richtig prall war der Zustand von Kopf (physisch) und Kopf im Sinne von Geist nicht. Danach habe ich eine Stunde im Hotel geschlafen und bin dann eine Stunde durch Berlin spaziert – vom Hauptbahnhof bis zur Immanuelkirche im Prenzlauer Berg. Dort gab’s superleckeres indisches Essen und vor allem ein Treffen mit zwei Freunden, die ich zuvor nur virtuell kannte – die Gespräche gehörten zu den besten und inspirierendsten in diesem Jahr!

Der Rückweg zum Bahnhof beinhaltete Tram, S-Bahn und U-Bahn, was für mich in der Form auch wieder sehr Berlin ist.

Nun werde ich das Licht ausmachen und morgen früh nochmal durch den Tiergarten joggen, bevor es nach Oberhausen zum Etropolis geht! Was eine tolle, vielseitige Reise!