Das „Sadomasoropferle“

Kennt Ihr das? Etwas, das für Euch ganz selbstverständlich ist, löst bei anderen Leuten verständnislose Blicke aus. Teils kriegen sie Gänsehaut, wenn sie nur dran denken. Bezüglich des Epilierens, was für mich ein ganz normaler, nein: DER ganz normale Vorgang der Körperhaarentfernung ist, habe ich diese Erfahrungen gemacht. Da wird nachdrücklich argumentiert, es klappe bei einem selbst nicht, oder die Gegenüber erklärt mir, diesen Schmerz könne man sich ja nicht antun.

Die Ex-Freundin meines Vaters hat dem ganzen einen Namen gegeben. Sie nannte meinen Epilierer das „Sadomasoropferle“. Mir ist das komplett unverständlich. Klar, das ziept. Schmerz ist nicht schön. Aber man hat Ruhe – man hat LANG Ruhe, und ein bisschen dünner werden die Haare über die Zeit auch. An Stellen, an denen Haut auf Haut reibt (die unangenehmsten Stellen für Körperhaare – zum Beispiel am Po) sind mit dem Rasieren kaum nachhaltig zu erreichen – und Stoppeln dort … äh … machen einen VERRÜCKT, die Haare da zu lassen, ist aber auch … naja, eklig? Unhygienisch?

Über die „Notwendigkeit“ der Haarlosigkeit von Armen, Achselhöhlen und Beinen kann man gerne diskutieren. Ich mag das gerne, aber ich würde es nie jemanden – egal welchen Geschlechts – aufzwingen wollen oder auch nur auf die Idee kommen, Menschen seien „attraktiver“, wenn ihre Arme, Beine, Achselhöhlen haarlos sind. Wenn wir aber über z.B. die Haare in einer gewissen Falte sprechen, dann finde ich die furchtbar – natürlich auch wieder an mir. Wenn andere da keine Haare haben, beneide ich sie darum. Wenn andere irgendwie anders hinkriegen, dass … äh, naja, die Hygiene durch diese Haare nicht in Frage gestellt wird, bin ich ebenso neidisch. Aber für mich müssen die Haare da weg. Stoppeln sind indiskutabel. In meiner Welt ist das alle drei bis fünf Wochen ein bisschen Zupfschmerz und anderthalb Stunden „Arbeit“ (vor allem an diesen Stellen mit etwas Vorsicht und Gefühl) wert.

Tja, und so schwöre ich auf mein „Sadomasoropferle“ und muss betonen, dass da auch noch eine recht irritierend falsche Idee von SM dahinter steht.

Falls jetzt irgendwer beim Lesen dieses Beitrages „IHHH!“ geschrieen hat oder der Ansicht war, über sowas spreche/schreibe man nicht – ist das okay. Tut mir leid, dass ich Euren Augen und den Bildern in Eurem Kopf sowas zugemutet habe. Ein Freund von mir meinte mal ganz verschämt, als ich recht offen über die oben genannte Haarproblematik sprach: „Ich habe die Probleme auch …“ Ich finde, über solche Probleme kann man sprechen. Schließlich sind es reale, echte Probleme.

Ein „Yay!“ für mich

Heute habe ich auf der Arbeit wieder einmal mein Büro verlassen müssen. Ich formuliere das etwas provokant: „Wegen Flutung!“ In Wahrheit wird natürlich nur der Boden nass gewischt, und da ist eine auf dem Stuhl sitzende, tippende Insassin unerwünscht.

Also besuchte ich unsere Verwaltung, erzählte vom Laufen und durfte Barfuß-Schuhe erklären. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen und pries die „Feder“ vom Mittelfuß über die Ferse und den Wadenmuskel an, die zu nutzen mich das Laufen mit meinen Fivefingers dankenswerterweise zwingt.

Irgendwann in dem Gespräch, bevor ich zurück an meinen Platz ging, fragte eine Kollegin: „Du hast auch ein ganzes Stück abgenommen, oder? Das sieht man!“ Ich meine, ich WEISS, dass ich ein bisschen schlanker aussehe, und zwar eigentlich mehr als die drei Kilogramm, die ich rein von der Masse weniger geworden bin. Es hat sich einiges umstrukturiert. Ich will auch nicht ins Bodenlose abnehmen, ein BMI von 21 bei etwas wachsendem Muskelanteil und schrumpfendem Fettanteil ist völlig ausreichend.

Dass man es sieht, es bemerkt wird und ich drauf angesprochen werde, lässt mich aber auf Wolken gehen, ganz unabhängig vom messbaren Fortgang der Bemühungen!

Ein großartiges Gefühl …

… letzte Woche stand ich im Aufzug auf der Arbeit. Der Aufzug ist in mancher Hinsicht wirklich gemein: Das Licht dort ist unvorteilhaftes, hartes Leuchtstoff-Röhren-Licht, das noch dazu aus einem ungünstigen Winkel kommt. Jede Unebenheit, jede Unreinheit auf der Haut ist zu sehen, die grauen Strähnen im Haar leuchten regelrecht auf und man wirkt bleicher als man wirklich ist. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn nicht die Rückwand des Aufzugs ab Hüfthöhe bis weit über Kopfhöhe voll von einem Spiegel eingenommen würde. Wenn man noch recht mitgenommen morgens dort einsteigt, den Spiegel sieht und dann sich darin, in diesem Licht, dann … kommt durchaus manchmal die Frage auf: „Wer ist der Zombie da, und warum sieht man mich nicht in dem Spiegel, bin ich zum Vampir geworden … oh?!?“

Nun war es aber letzte Woche so, dass ich mein neues Wonderwoman-Shirt anhatte – ein eher eng anliegendes, rotes Shirt mit dem Wonderwoman-Symbol in Goldfolie auf der Brust, fünf goldenen Sternen und zwei goldenen Streifen auf jedem Ärmel. Auch die Ärmel sind etwas länger als bei üblichen Girly-Shirts und liegen eng an den Oberarmen an. Ich schaute also in den Spiegel, als ich im Aufzug nach unten fuhr. Hochwärts laufe ich eigentlich immer – gemäß des Grundsatzes: Treppe runter = wenig Energieverbrauch, viel Gelenkbelastung, Treppe hoch = viel Energieverbrauch, wenig Gelenkbelastung. Also schaute ich in den Spiegel und dachte plötzlich: „Oh?“ Ich drehte mich seitwärts und begutachtete meinen Körper in der Seitenansicht – und obwohl erst drei Kilo runter sind, war doch extrem deutlich, wie viel flacher der Bauch, wie viel schlanker die Linie dadurch wirkt. Da machte mir dann auch nichts mehr aus, dass eine graue Strähne im Leuchtstoffröhrenlicht deutlich zu sehen war – die Haut wirkte glatt, glatt genug, um nicht näher hinzuschauen jedenfalls.

Ein gutes Gefühl!