Hier steppt die Beere

Mein Frühstück besteht seit geraumer Zeit aus Magerquark, Haferkleie und Beeren – meistens Heidelbeeren. Nun im Herbst wird das ein bisschen schwierig mit den Heidelbeeren, zumindest reisen die, die man nun bekommt, einen weiten Weg – und sind entsprechend teuer und wenig ressourcenschonend. Ich habe mir dennoch welche geleistet – daneben standen aber Schälchen mit etwas, das ich schon lange probieren wollte: Cranberries. Und zwar nicht die getrockneten, sondern frische!

Dass man die Cranberry nicht in großer Menge roh verzehren soll, weiß ich. Eine halbe Handvoll habe ich mir heute morgen dennoch in mein Müsli gepackt, dazu mit ein bisschen Haferdrink die Kleie ein wenig eingeweicht – und heraus kam das hier:

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Sieht lecker aus? War es auch! Nun gucken wir mal, ob es mir auch so gut tut, wie ich das nach früheren Experimenten mit ein wenig Cranberry in meinem Leben vorstelle.

Sonnen-Euphorie

In den vergangenen Jahren war für mich die Sonne zwar nicht verboten, aber ich musste doch ein bisschen drauf achten – nicht nur, keinen Sonnenbrand zu bekommen, sondern darüber hinaus nicht zu viel in die Sonne zu kommen. Ich hatte eine gewisse Empfindlichkeit gegen die Sonne, wegen eines Medikaments: dem Immunsuppressor gegen meine Colitis Ulcerosa. Dieses Frühjahr habe ich – in Abstimmung mit meinem Arzt – das Medikament abgesetzt.

Und siehe da: mit Sport, etwas anderer Ernährung und dergleichen geht es mir trotzdem gut. Klar, man achtet immer, wenn Anzeichen von Durchfall da sind, besonders drauf, ob es die Krankheit sein könnte. Wenn es gar nicht geht, muss halt das Immunsuppressivum wieder hochgefahren werden. Aber so lange es währt, werde ich es genießen. Einen Monat bin ich schon ganz „runter“ von dem Medikament, zuvor habe ich ausgeschlichen. Mein früherer Gastroenterologe erklärte, auf der Dosis, die ich seit Januar hatte, wirke das Medikament eigentlich gar nicht. Seit dem hat sich kein Anzeichen meiner Krankheit gezeigt. Klar, hin und wieder denkt man: „Dieses oder jenes Anzeichen … „, aber all das hat sich als normale Fluktuation herausgestellt, wie sie nicht an der Krankheit leidende Personen auch haben.

Un somit darf ich wieder an die Sonne, so lange ich keinen Sonnenbrand riskiere, ich muss mir nicht drei- oder viermal so viele Sorgen machen wie andere Menschen. Ich gucke nach draußen, sehe die Sonne, den klaren, blauen Himmel und denke: „Juhu, nachher gehst Du eine Runde spazieren, eine Runde laufen, spürst die Sonne auf der Haut und nichts, rein gar nichts schmälert den Genuss dieses warmen Gefühls.“ Das ist ein großartiges Gefühl!

Schön ist auch das Wissen, dass ich mit meinem neuen Frühstück das nebenwirkungsfreie, lokal im Darm Entzündungen hemmende Medikament länger an der richtigen Stelle halte – die Haferkleie haben zudem noch den Vorzug, dass sie die Darmschleimhaut-Zellen besser ernähren, weil Butylat-Reste entstehen, welche von den Darmzellen zur Energieerzeugung benötigt werden. Vielleicht hilft das auch, aber insgesamt bin ich auch zuversichtlich, dass ohnehin der Krankheitsverlauf meiner Colitis Ulcerosa – wie das oft mit der Zeit ist – mit zunehmendem Abstand vom Erstausbruch verflacht und ich somit zunehmend weniger – und wenn doch, weniger heftige Probleme damit haben werde.

Und so werde ich nun gleich rausgehen und die Sonne genießen, wenn ich eine Laufrunde um’s Dorf drehe.

Frühstücks-Umstellung

Nachdem ich mit dem Laufen nun ziemlich in meinem Rhythmus drin bin, beginne ich, andere Dinge zu prüfen, wie alles vielleicht noch besser funktionieren kann. Technisch gesehen will ich ja nicht nur ein bisschen schneller und fitter werden, sondern noch dazu auch noch ein bisschen leichter.

Nicht, dass ich im Moment dick wäre, das nicht. Aber ich bin schwerer als vor einem Jahr, und das merklich. Außerdem merke ich, dass ich zwar ganz gut ins Laufen wieder hineingekommen bin, aber da ist durchaus noch Luft nach oben. Seit einigen Wochen habe ich wirklich grundsätzlich ein Frühstück angesetzt, und halte das auch konsequent ein. Natürlich fing es erstmal mit „Joghurt und Cerealie“ an, ergänzt durch etwas Obst – vor allem die von mir heißgeliebten Heidelbeeren. Mittlerweile bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich versteckten Zucker im Cereal vermeiden will – nicht, dass Zucker grundsätzlich unerwünscht wäre, ich esse leidenschaftlich gerne süß. Kurz und gut, ich habe ein paar Gedanken gewälzt und bin nun am Testen einer neuen Zusammensetzung meines Frühstücks, in dem ein bisschen weniger leicht verwertbare Zucker drin sind, etwas weniger Stärke und Fett, dafür mehr Eiweiß und mehr Ballaststoffe. Nachgelesen habe ich erst über die Zeit – zunächst einmal ist es auch ein Versuchsballon, sich aus Magerquark, Haferkleie und Heidel- und Himbeeren ein Frühstück zusammenzubasteln.

Wenn man dann nachliest, nachdem man eine Entscheidung getroffen hat, es mal zu versuchen, schwirrt einem der Kopf: ist es nun gut, dass zum Beispiel meine Haferkleie-Entscheidung mir schlecht wasserlösliche Ballaststoffe zuführt, die im Darm besser fermentierbar sind als Weizenkleie? Wie ist das mit dem tierischen Eiweiß im Magerquark, das enthält ja schwefelhaltige Aminosäuren, die im Darm zu Schwefelwasserstoff abgebaut werden können, was wiederum die Freisetzung von Butyrat hemmt, welches aber für die Energieversorgung der Dickdarmschleimhaut bedeutend ist?

Im Endeffekt werde ich Feintuning betreiben, wenn ich ein bisschen Erfahrung mit der neuen Frühstücksgewohnheit gesammelt habe. Allerdings bin ich mit dem, was ich gelesen habe, tendenziell schon recht glücklich, das scheint für mich zu passen. Genug Flüssigkeit, um mit der eindickenden Eigenschaft der Haferkleie klarzukommen, nehme ich ja ohnehin zu mir – 3-5 Liter in Form von Tee und Wasser am Tag, Kaffee und hin und wieder doch mal ein anderes Getränk (mit Zucker und/oder Kohlensäure) ist da nicht eingerechnet. Ich bin sehr gespannt, wie sich das in Kombination mit dem Laufen auswirken wird. Als kurzfristige Sache kann ich jedenfalls sagen: Es schmeckt mir auf jeden Fall, allen (nicht direkt auf mich bezogenen, aber durchaus von mir gehörten) Unkenrufen in Sachen Kleie und Magerquark von verschiedenen Seiten zum Trotz.

So ganz nebenbei: Genüsse, die eventuell auch mit einem Ernährungsplan nicht voll kompatibel sind, will ich mir für’s Abendessen nicht verbieten. Da habe ich im Moment keinen „Gesund-Zwang“ drin, sondern da wird gegessen, worauf mein Mann und ich Lust haben, ohne einen Plan. Solange es für uns beide funktioniert, muss da ja auch kein Plan oder Zwang rein.