Regio Cup Finale: Der Hardtwaldlauf in Karlsruhe

Am heutigen Vormittag fand der finale Lauf des ersten Regio Cups Karlsruhe statt: Der Hardtwaldlauf. Zehn Kilometer war der Wertungslauf lang, dazu wurden fünf Kilometer und Kinderläufe über Distanzen im Bereich einiger hundert Meter angeboten. Für mich war natürlich klar, ich würde den Zehner laufen. Zwar hatte ich meine vier Wertungsläufe beim Regio Cup schon zusammen, aber den schlechteren Zehner mit 488 Punkten ein bisschen verbessern, das wäre schon schön gewesen. Je nach den Leistungen der Konkurrenz hätte es auch nötig sein können, um meine Führung in einen Sieg zu verwandeln. Das war die Ausgangssituation.

Ich hatte mir also drei Ziele definiert: Podium beim Hardtwaldlauf (1), neues Personal Best auf 10km mit unter 40:00 (2) und Sieg beim Regio Cup (3). Zwei meiner Anfeuerer, die schon in Philippsburg und beim Köhlbrandbrückenlauf dabei waren, waren extra für den Hardtwaldlauf angereist, so fuhren wir zu viert nach Karlsruhe, parkten gegenüber dem Wildparkstadion auf dem Birkenparkplatz und beschafften meine Startnummer. Ich hatte die Nummer 2 bekommen! Nun galt es noch zu checken, wer so alles laufen würde. Zu den Voranmeldungen, die man zuvor im Internet nachlesen konnte, kamen tatsächlich noch einige Leute. Waren in der Voranmeldeliste nur drei Namen von der LG Region Karlsruhe vertreten, so sah man doch zu viele rote Jacken … und siehe da: Melina Wolf war da, ebenso Sophia Kaiser, Emma Simpson-Dore, Johanna Flacke, Sarah Hettich – alles Leute, die ich auf verschiedenen Strecken schon als sehr schnell erlebt hatte. Ich ging einfach mal hin und erfuhr, dass Melina und Sophia, genau wie Emma und ich, den Zehner laufen würden. Im Grunde war an dieser Stelle klar, dass meine in früheren Läufen erlaufenen Punkte für den Regio Cup wertvoller wurden – durch die superschnelle Melina würde es für die anderen nicht viele Regio-Cup-Punkte zu holen geben.

Der Start beim Hardtwaldlauf. (Foto: Norbert Raufer)

Nach netten Gesprächen mit vielen Leuten aus meinem Umfeld und von der LSG Karlsruhe und der LG Region Karlsruhe ging es dann an den Start. Auf den ersten anderthalb Kilometern hielt ich mich an Melina und Sophia, im festen Wissen, da früher oder später abreißen lassen zu müssen. Aber es ging ganz gut. Das war schon ziemlich ermutigend! Doch dann wurde es etwas zäher, ich verlor ein bisschen an Boden auf die beiden, dann war Emma neben mir. Ich ließ sie allerdings wieder hinter mir, zuversichtlich, einen 3:55er-Schnitt durchlaufen zu können.

Hier sah noch alles gut aus. (Foto: Norbert Raufer)

Vielleicht hätte ich das auch tun können! Aber bei 5,5 Kilometern setzten Bauchschmerzen ein! Ich vermute in der Retrospektive, die verzögernde Wirkung der Haferkleie des Frühstücks am Samstag zusammen mit dem reichlichen Sushi-Carboloading am Samstagabend machten meinen Bauch schwer. Ich hatte zu beißen, körperlich, aber auch mental. Vermutlich hat mich der Bauch so fünf Sekunden pro Kilometer gekostet, die daraus resultierende Unlust eher sowas wie zehn Sekunden, zumindest fühlte es sich so an. Um die Markierung „acht Kilometer“ herum zog Emma an mir vorbei, erwartungsgemäß in dieser Situation. Wäre ich fit gewesen, wäre das vielleicht später gekommen – und wahrscheinlich hätte ich dann dranbleiben können. So verlor ich langsam, aber sicher Meter um Meter auf Emma und raffte nochmal alle Kraft zusammen, mich auf die letzten anderthalb Kilometer zu pushen. Die „Sub-40“ sah ich längst schwinden, das Podium war weg, aber wenigstens der Regio Cup …

Bauchweh! Ich leide … im Hintergrund läuft leichtfüßig Emma Simpson-Dore an, mich zu überholen. (Foto: Norbert Raufer)

Dann bog ich auf die Zielgerade. Petar vom Rennwerk und Nobse von den Sport Löwen brüllten mir Kraft zu, die Bruttozeitanzeige war noch von Bäumen verdeckt – dann kam sie in Sicht. Die Zehnerstelle bei den Minuten war eine 3! Dann die Einer, eine 9 – und die Sekunden: Weniger als 50! Ich streckte mich – Sub-40 war in Reichweite! Mein Mann, meine beiden Besucher aus Unkel bei Bonn, zwei liebe Freunde vom Trek Monday, alle waren da! Ich rannte unter dem Zielbogen durch, wurde beruhigt, ich sei durch, ich müsse nicht mehr weiterlaufen … die Startnummer wurde mit dem Barcode abgescant. Ich fiel auf die Bierbank hinter dem Ziel und realisierte irgendwann, dass ich vor lauter Aufregung auf der Zielgeraden die Bauchschmerzen vergessen hatte und sie nun weg waren. Überall waren liebe Leute – meine Anfeuer-Fans, Mitläufer, Bekannte! Ein paar Minuten war ich noch in der Schwebe, dann war klar: 39:58 war meine Zielzeit. Sieben Sekunden besser als in Neureut, neues Personal Best, unter 40 Minuten!

Die letzten Meter! Zielgerade! (Foto: Holger Stahlmann)

Unter dem Strich war es dann: Vierte beim Hardtwaldlauf insgesamt, beste Seniorin (nicht nur in der Altersklasse W40, sondern insgesamt Beste über 30 Jahren), 39:58 und den 1. Regio Cup Karlsruhe mit acht Punkten Vorsprung vor Emma Simpson-Dore gewonnen.

Eine glückliche Siegerin – erster Regio Cup Karlsruhe, das Podium hinter weiteren aus den ersten zehn. (Foto: Norbert Raufer)

Blanker Wahnsinn, diese Saison – mit dem Hardtwaldlauf habe ich auf allen Strecken, die ich dieses Jahr mehr als einmal gelaufen bin, mein jeweiliges Personal Best zweimal verbessert. Die Saison 2019 ist damit um. Nun wird die Planung für die Saison 2020 beginnen.

Preise und Urkunden. Die neuen Sauconys habe ich mir direkt am verkaufsoffenen Sonntag in Karlsruhe von meinem Regio-Cup-Sieggutschein beim Rennwerk geholt. (Foto: Talianna Schmidt)

Es beschäftigt mich

Während andere diese Nacht vielleicht Eliud Kipchoges Lauf heute entgegenfieberten, bekam ich von seinem Versuch – und Erfolg – erst heute früh wieder etwas mit. Mich jedoch beschäftigt etwas Anderes: Der Lauf morgen. Der wird nicht so lang, nicht so schnell, aber in Konkurrenz stattfinden.

Ich sage ja gerne, dass es eine Leistung ist, über sich hinaus zu wachsen, dass gar nicht so eine Rolle spielt, gegen die anderen zu gewinnen. Dazu stehe ich auch: Der größte Erfolg ist, die eigenen Grenzen zu verschieben, sich aufzuraffen und Sport zu betreiben. Aber ich kann nicht leugnen, dass es auch schön ist, zu gewinnen – oder auf das Podium zu laufen. Ich habe ausgerechnet, wie es mit Zeiten und Punkten läuft. Ich kenne meine Konkurrentinnen um den Sieg beim Regio Cup. Ich habe eine Vorstellung, wie wahrscheinlich und unwahrscheinlich verschiedene Szenarien sind, die verschiedene Ausgänge von Regio Cup und Hardtwaldlauf ergeben würden. Es macht mir ein schlechtes Gewissen, dass mich das so beschäftigt, weil ich eigentlich wirklich der festen Überzeugung bin, dass über sich hinaus zu wachsen wichtiger ist als zu gewinnen.

Dennoch habe heute Nacht von einem Lauf geträumt. Es war nicht der Hardtwaldlauf, sondern ein Lauf im Murgtal, zwölf Kilometer an der Murg leicht bergan. Vermutlich mische ich meine Trainingsläufe in Gernsbach am Mittwoch und Donnerstag mit den Gedanken an das anstehende Rennen. Wie gesagt: Es ging auf Wegen am Fluss entlang immer leicht aufwärts, viel Publikum. Bei etwa acht Kilometern ließ ich einen männlichen Konkurrenten hinter mir und lief in meinem Traum dann als Spitzenreiterin hinauf. Dann kam eine Stelle, an der eine Kehre und ein Weg durch einen Rummel zur Verfügung standen, beide Strecken gehörten zur Laufstrecke. Das ist skurril, zwei Optionen, wie man weiter läuft, das ist eigentlich nicht Stand der Dinge bei Läufen. Erst recht nicht, wenn sie unterschiedlich lang sind. Und dann ging es einen Weg den Berg hinauf, recht steil an eine Felswand geschmiegt. Dort war das Ziel. Als ich etwas verwirrt dort hochbog, schob sich eine Frau mit wippendem Pferdeschwanz vor mich und gewann ganz knapp vor mir. Im Ziel bekam ich dann heraus, dass eine blondgelockte Läuferin noch vor uns war, die wirkte schon wie geduscht. Sie umarmte mich, um mich für den Nicht-Sieg zu trösten …

Lustigerweise wurde dann auf einem magnetischen Brett, das auf der Felswand angebracht war, der weitere Verlauf des Rennens mit magnetischen Spielfigürchen angezeigt, eine Konkurrentin von mir sah ich mit ihrem Rückstand auf dieser Anzeige und konnte dann sagen, dass ich die Serie gewonnen hätte. Es war ganz klar nicht der Hardtwaldlauf, wo ich da lief – sondern ein meines Wissens nicht vorhandener Berglauf im Murgtal – aber dennoch sagte mein Geist, dass es der letzte Lauf des Regio Cup sei. Zudem hätte ich mit einer solch überlegenen Siegerin im finalen Lauf des Regio Cup eh schon gewonnen, da ich auf aktuellem Stand die beste Punkteausbeute aus den bisherigen Läufen habe.

Wie gesagt, skurrile, unrealistische Träume, aber sie drehen sich um das Thema des morgigen Wettkampfes, gemischt mit anderem Kram. Es beschäftigt mich. Es wäre schön, beim Hardtwaldlauf ein neues Personal Best aufzustellen (unter 40:05 auf 10km), dabei die 40 Minuten zu unterbieten, aber eben auch, eine gute Platzierung beim Lauf zu erreichen und den Regio Cup zu gewinnen. Das gilt, auch WENN ich der festen Überzeugung bin, dass sich an sich selbst zu messen viel fairer, besser und produktiver ist.

Das Saisonende steht bevor

Es war bis jetzt ein wildes Laufjahr 2019! Die Saison erstreckt sich für mich dieses Jahr über zwei Laufserien: Die Winterlaufserie in Rheinzabern vom 16.12.2018 bis zum 10.02.2019 und den 1. Regio Cup Karlsruhe vom Rißnertlauf am 17.03.2019 bis zum Hardtwaldlauf am 13.10.2019. Das Saisonende ist also nah.

Es nähert sich damit auch der siebzehnte Wettkampf dieser Saison, die am dritten Advent letzten Jahres begann. Es ist der Hardtwaldlauf in Karlsruhe, der letzte Wertungslauf des 1. Regio Cup Karlsruhe. Zehn Kilometer lang ist dieser Wettkampf und ich laufe ihn das erste Mal mit. In früheren Jahren wurde er auch ausgetragen, aber ich war nicht dabei – und es gab den Regio Cup noch nicht, allerdings eine Vorgängerserie. Man sagte mir, der Hardtwaldlauf sei eine schnelle Strecke – flach, viele lange Geraden. Es ist wohl ein Lauf, auf dem ich ein neues Personal Best über zehn Kilometer aufstellen kann. Außerdem ist das Tor offen, den 1. Regio Cup zu gewinnen – durch Altersbereinigung, Punktewertung und die Tatsache, dass vier Läufe aus acht auf sechs Veranstaltungen zur Wertung kommen, ist die Rechnung etwas umständlich, aber ich trete in dem Bewusstsein an, dass ich beim Hardtwaldlauf als derzeit Führende antrete und schlimmstenfalls auf Rang drei zurückfallen kann. Es wäre natürlich schön, beim Hardtwaldlauf zum Saisonabschluss den Regio Cup (Damenwertung) aus eigener Kraft zu gewinnen, eine gute Platzierung im Einzellauf zu erzielen und mein Personal Best auf zehn Kilometer unter 40 Minuten zu drücken. Letzteres habe ich selbst in der Hand, es ist aufgrund der Leistung beim Köhlbrandbrückenlauf auch realistisch. Die anderen beiden Ziele hängen natürlich auch von den anderen ab. Da sind Emma und Christine, die entweder 491 Punkte oder, falls ich über 488 Punkte beim Hardtwaldlauf erlaufen sollte, drei Punkte mehr als ich brauchen, um beim 1. Regio Cup noch vor mich zu kommen. Mit Emma dürfte ich auch um eine Platzierung beim Hardtwaldlauf selbst kämpfen – im direkten Vergleich war sie bisher immer ein bisschen schneller, aber nie VIEL schneller. Und dann sind da diverse andere, sehr schnelle Läuferinnen, die nicht in der Regio Cup Wertung sind, aber deutlich schneller laufen als ich.

Ein wenig lustig ist: Je weniger von den ganz Schnellen beim Hardtwaldlauf antreten, je besser meine Platzierung beim Hardtwaldlauf werden kann, um so unsicherer wird der Sieg beim Regio Cup. Das liegt daran, dass ich ohne den Hardtwaldlauf beim Regio Cup schon gewonnen hätte. Wenn ich dort wenige Punkte mache, aber Emma und Christine ebenfalls nicht sehr viele, dann wird meine bestehende Führung konserviert. Hoffe ich also auf Melina Wolf oder Sophia Kaiser, die beim Hardtwaldlauf dominieren? Gute Frage! Es hätte was, sich beim letzten Lauf eher sicher sein zu dürfen. Allerdings hätte es auch was, auch beim einzelnen Wettbewerb, dem Hardtwaldlauf, um das Podium mitzulaufen und aus eigener Kraft meine Führung zu verteidigen.

So bin ich durchaus ein bisschen kribbelig vor diesem Lauf, denn er schließt die Wettkampfserie ab, die den größten Teil meiner Saison 2019 überspannte und fünf der siebzehn Wettkämpfe dieses Jahr beinhaltete. Was kommt, werde ich am Sonntag sehen. Start ist um 10:00, so gegen 10:45 dürfte ich mehr wissen.