Ich hatte zwar einen Livestream versprochen, aber so ganz einfach ist das nicht. Schließlich ist man auf einem wundervollen Treffen mit vielen lieben Leuten sehr beschäftigt mit Gesprächen und dem Kennenlernen lieber Leute, die man sonst nicht so oft sieht.
Mehrfach sprachen wir – vor allem die Gastgeberin, eine weitere Teilnehmerin und ich darüber, dass einem die Menschen, mit denen man über Jahre zusammenspielt, mit ihnen chattet, über Teamspeak kommuniziert, mit denen man Höhen und Tiefen eines Gildenlebens, eines Spiels erlebt, oft sehr vertraut sind. Nicht wenig verbreitet ist unter Menschen, die nicht so viel mit solchen Communities am Hut haben, die Ansicht, man kenne die Leute aus dem Internet doch gar nicht richtig. Tatsächlich teilt man über das gemeinsame Spielen in der Freizeit aber oft so viel von Frust und Freude des alltäglichen Lebens mit Menschen, die einem auch deswegen gut dabei zuhören können, weil sie eben nicht täglich am eigenen Reallife teilnehmen, das diese Menschen einem sehr vertraut werden. Dieses Mal traf ich nur eine Person das erste Mal real. Allerdings brauchte ich bereits am Bahnhof, als er zusammen mit der Gastgeberin dort stand und mich abholte, nicht lang, um ihn zuzuordnen. Im Gegenteil, auch wenn ich völlig übermüdet war, als ich am Freitagabend dort ankam, war mir sofort klar: Das ist er, der Dankwart. Viele der Menschen, mit denen ich (fast) täglich im Spiel zu tun habe, sind mir vertrauter, als eine Menge Menschen, die räumlich viel näher leben.
Aber von diesen Gedanken möchte ich nun erst einmal weg. Ich werde dieses Thema sicher noch einmal aufgreifen, aber zunächst soll der weitere Verlauf unseres Treffens das Thema sein. Nachdem meine Kopfschmerzen besser wurden, konnte ich auch so richtig daran teilnehmen, und nach dem Spaziergang, von dem ich die Bilder des letzten Posts mitgebracht habe, saßen wir in Wohn- und Esszimmer in wechselnden Zusammensetzungen beieinander, redeten über vieles, das mit dem Spiel oder auch nicht dem Spiel zu tun hatte, erzählten Geschichten aus unseren Leben, lieferten uns Assoziationsduelle mit blöden Sprüchen und schlechten Wortwitzen, bestellten Pizza, tranken Tee, Wasser und Limonade … Eine still-verrückte, manchmal auch etwas weniger stille, aber immer noch verrückte Nerd-Party. Es ist wundervoll, sich real zu treffen, zu bemerken, dass es so gut wie zuvor über Teamspeak oder Chat passt, aber noch eine Komponente hinzukommt. Freilich haben wir trotz des Vorsatzes über die ganzen Gespräche und den ganzen Trubel völlig vergessen, ein Gruppenbild zu machen. So muss es eben die Erklärung tun, dass wir alle da waren. Natürlich werde ich es vermeiden, die vollen Klarnamen hier preiszugeben, aber ich denke, mit den Pseudonymen im Spiel tue ich keinem weh.
Also gewissermaßen das textliche Gruppenfoto mit der hinteren Reihe aus: Lexa, die Tally gerade den verspannten Nacken massiert, Andra mit einem warmen Lächeln für alle, Aquila, die gerade über zweideutige Sprüche von Tally kichert und Ecky, der sich um ein furchteinflößendes Grinsen bemüht, aber trotz der von ihm etwas eingeschüchterten Lillianna neben ihm eher knuffig als grommelig aussieht, sowie den von dem Trubel etwas irritierten Herrn des Hauses. Davor haben wir Tally, die man nicht mit geschlossenem Mund fotografiert bekommt, weil sie nicht zu reden aufhört, die fröhliche und ebenfalls sehr viel redende LaranaElla als Gastgeberin, den durch seine Brille verschmitzt lächelnden Dankwart. Die erste Reihe bilden die blondlockige Cay mit bestem, charmantem Lächeln, die lieb lächelnde Silali und KingsPosse, der glücklich seinen Arm um Silali gelegt hat. Davor tummeln sich zwei Plüsch-Aurenes und ein Plüsch-Rytlock sowie eine Glubschi-Kuh.
Angereist waren wir von vielen Orten: Karlsruhe in meinem Falle, dazu Neunkirchen, Bochum, Flensburg, Kiel und Hamburg. Eine wundervolle Runde, und ich kann kaum voll darstellen, über was alles gesprochen wurde – nur so viel, auch in einer Gilde organisierte Guild-Wars-2-Verrückte reden nicht nur über Spiele – und erst recht nicht nur über Guild Wars 2 selbst. Ich hatte so schöne Gespräche über Themen wie die biologischen Besonderheiten unserer Spielwelt (ja, Aquila, die Veteran Eisbären-Rudelmutter in den Schneekuhlen-Höhen werde ich deinem biologischen Sachverstand immer wieder unter die Nase reiben!), Sport, Gaming-Life-Balance, wie sich Beziehungen aus Bekanntschaften ergeben – teils über’s Spiel. Natürlich war auch das Welt gegen Welt ein Thema, frühere Treffen, das Wetter, aber auch in kleinerer Runde Themen wie Verletzungen, Parties und Erfahrungen der Vergangenheit und die persönliche Entwicklung der Leute. So ganz genau kann man das alles eigentlich gar nicht auf den Punkt bringen, da die Themen immer wieder langsam in andere übergingen und manchmal eben auch verschiedene Gespräche sich auftrennten und wieder vereinigten. Eines jedoch ist sicher: Es war alles andere als langweilig und wunderschön! Manche spielten draußen im Garten Frisbee, andere lagen gemütlich auf dem Teppich im Wohnzimmer oder saßen auf den Sesseln, wieder andere spielten gemeinsam im Rechnerzimmer oder trieben sich im Esszimmer herum. Am Ende des Abends blieb ich mal wieder als Teil des Bodensatzes der Party mit LaranaElla und Dankwart zurück, die Themen wurden ein wenig abstruser und es ging um viele verrückte Erfahrungen der Vergangenheit, bevor kurz vor Mitternacht alle ins Bett gingen. Man muss dabei betonen, dass zwar bei LaranaElla und ihrem (Eigenbezeichnung!) Drachen viel Platz ist, dass der aber auch nach Kräften und unter teilweiser Umquartierung der normalen Schlafordnung viele Leute untergebracht wurden!
Zum heutigen Morgen werde ich wahrscheinlich später noch ein paar Worte verlieren, denke ich, doch nun werde ich erst einmal das WiFi im ICE benutzen, um diesen Beitrag an Eure Augen zu bringen.