Gezähmt: Der innere Schweinehund

Mein innerer Schweinehund ist derzeit wohl ein ziemlich zahmes Tierchen. Ich mache recht viel Sport, meinen Jahres-Durchschnitts-Zielen bin ich (vom derzeit schwer zu realisierenden Schwimmen abgesehen) weit voraus:

Zielerreichung, Stand 30.03.

Beim Laufen sind’s fast zwei Wochen, die ich meinem Ziel voraus bin, beim (niedrig gesteckten) Skate-Ziel sogar fast zwei Monate. Generell läuft’s gut. Aber aus verschiedenen Gründen habe ich nun, in der letzten Halbwoche des ersten Quartals, mit dem Laufen ein bisschen langsam getan. Am Sonntag war’s „nur“ Halbmarathon-Distanz, gestern und heute bin ich gar nicht gelaufen. Freilich, für morgen sind Intervalle geplant, aber… die letzten Wochen war ich Stand Dienstag meistens schon bei 30 Kilometern.

Eine Ruhewoche manchmal tut einem gut. Das weiß ich, und ich beherzige es seltener, als ich es vielleicht sollte. Allerdings geht es mir gut dabei. Und wie gesagt: Ich bin meinen Zielen voraus, zumindest das Ende des Quartals mal ein bisschen ruhiger anzugehen, das ist durchaus drin. Erst recht, weil man ja über Ostern nicht viel anderes tun können wird als Sport zu treiben… Wahrscheinlich werde ich meinen vierten Marathon für 2021 schon an Ostern erledigen und somit auch den Grundstein für drei oder mehr Marathons oder längere Distanzen im zweiten Quartal legen.

Und dennoch ist da diese kleine Stimme, die in mein Ohr wispert: „Zwei Tage nicht gelaufen? Himmel, Tally, Du lässt es schleifen! Was, wenn das so anhält? Wie schnell verliert man diese prägende Gewohnheit?“

Ich werde wieder laufen, ich verliere nicht die Gewohnheit, und dick und fett werde ich auch nicht, immerhin bin ich gestern wie heute ein erkleckliches Stückchen Rad gefahren und jeweils auch auf Inline-Skates unterwegs gewesen. Aber es ist schon krass, wie sich mein Kopf meldet, wenn mal mehr als ein Lauf-Ruhetag dazwischen ist…

Regelmäßigkeit

Wenn es mal nicht so klappt, passiert das. So ist es nun einmal. Das gilt für den Sport, die Arbeit, die Hobbies. Man hat immer mal einen schlechten Tag. Fehler passieren, manchmal übersieht man auch was, obwohl man es schonmal gesehen hat.

Besser wird man nicht durch Bedauern. Nicht durch Selbstzerfleischung. Besser wird man durch Regelmäßigkeit. Schwankungen gibt es immer. Aber deswegen sollte man dennoch dabei bleiben, auch wenn’s mal nicht so läuft und man sich ärgert, wie der Körper und der Geist nicht funktionieren.

Diese Woche habe ich das Gefühl, dass ich eine schwache Woche habe. Meinem Mann geht es ähnlich. Dennoch war ich laufen, dennoch war mein Mann zweimal mit mir laufen. Dennoch mache ich mit all den sonstigen Dingen, die zu tun sind, weiter und bemühe mich, sie besser auf die Reihe zu bekommen. Ohne Regelmäßigkeit geht es nicht, und das muss ich mir manchmal vor Augen führen.

Es ist echt heftig, wie sehr Regelmäßigkeit, wie sehr Üben, immer wieder tun, sowohl der Motivation als auch dem Erfolg gut tut. Man ist es gewöhnt, es zu tun, es ist eher schwer, es nicht zu tun. Dadurch, dass man es tut, wird man besser. Egal, was es ist, das man tut. Vermutlich habe ich deswegen feste Tage für bestimmte Dinge und bin in dem am besten, schaffe das am regelmäßigsten und werde so am erfolgreichsten darin, was ich auf feste Slots gelegt habe. Erstaunlicherweise bin ich mit dieser vermeintlichen Langeweile auch unheimlich zufrieden und glücklich!

Im Land der Gewohnheiten

Es gibt viele Dinge, die ich machen will, machen sollte und machen muss. Vieles davon ist in gewisser Weise nicht wert, es in den Kalender einzutragen – oder zu banal, um sich damit den Kalender vollzumüllen, so dass man die wichtigen Termine nicht mehr sieht. Oft sind es Aufgaben oder Aufgäbchen, die schon an sich eine Belohnung sind, wenn man sie aus dem Kopf hat – aber sie dann in den Kalender zu nehmen und zu streichen, das ist doch komisch. Einen Kasten mit ToDo-Kärtchen, die man dann zerreißt, will man auch nicht dauernd durch die Gegend transportieren …

Also stellt sich die Frage: Wie werte ich das Erledigen dieser Aufgaben und Aufgäbchen, die im geschäftlichen Kalender nichts zu suchen haben und den privaten nur zumüllen, für mich persönlich auf und welches Gerät benutze ich dafür?

Die Frage nach dem Gerät ist ganz einfach zu beantworten. Natürlich ist die Maschine der Wahl für so etwas ein mit dem Internet verbundener, stets mitgeführter Computer … das Smartphone. Auf die Frage, wie solche Erfüllungen von Aufgaben aufzuwerten sind, wo die Aufgaben ja an sich schon durch ihr Erledigen eine Belohnung darstellen, gibt es viele Antworten. Ich für meinen Teil nehme Befriedigung und auch einen Teil (zumindest mentale) Gesundheit daraus mit, jeden Tag einmal in einem Buch zu lesen. Meiner körperlichen Gesundheit kommt es entgegen, viel Wasser zu trinken, Süßgetränke einzuschränken und jeden Tag 8000, besser 10000 Schritte zu gehen, die ich ja über meinen Schrittzähler nachweise. Dazu möchte ich eigentlich am Vorabend eines Arbeitstages vor Mitternacht im Bett sein, Wege zu Fuß erledigen, sofern es irgend geht, das Auto sinnvoll stehen zu lassen. Mehr oder minder jeden Tag bloggen würde ich auch gerne, Dinge im Haushalt erledigen … im Moment letzteres sogar vestärkt, da zwar mein Mann generell Arbeitszeit reduziert hat und daher den Großteil des Haushalts erledigt, aber derzeit aufgund großen Workloads auf seiner Arbeit vorübergehend wieder wie in Vollzeit arbeitet. Da sammelt sich so manches, und oft sitzt man dann doch da, lenkt sich ab und macht’s nicht, weil die Erledigung der Aufgabe an sich nicht genug Belohnung ist, um den inneren Schweinehund zu überwinden.

Es gibt weitere Dinge – zum Beispiel, sich um die langen Läufe für meine Halbmarathon- und spätere Marathon-Vorbereitung zu kümmern. Aus Gründen, die ich hier schonmal erklärt habe – Laufen ist nur ein Hobby, ich habe sehr viel Regelmäßiges in meinem Wochenplan, da passt nicht auch noch ein starrer Trainingsplan rein – mache ich das eben genau nicht mit einem starren Trainingsplan. Dann sind da Rezepte, medizinische Vorsorge-Termine oder auch nur Telefonate, bei denen man nicht genau weiß, was einen erwartet – ob der andere einen akustisch versteht, ob man ihn versteht, was er alles voraussetzt … kurz: Zeug, das man gerne mal vergisst oder verschiebt und sich dann ärgert, weil es einem doch immer wieder auf die Füße fällt.

Sicher gibt es viele Wege, diese Probleme zu lösen. Disziplin und mal endlich geistig Erwachsenwerden, zum Beispiel. Das ist für mich keine Option … oder auch: Ich probier’s, aber es geht nicht ohne Hilfsmittel zusammen mit dem Erhalt vieler Dinge, die das Leben für mich bereichern. Zu Beginn des neuen Jahres allerdings schlug eine Freundin etwas vor, das sie selbst benutzt, um ihre Vorsätze zu erfüllen: Organisierter werden. Das Ganze nennt sich Gamification. Man definiert sich selbst seine Aufgaben, die man erledigen möchte oder sollte – und wird bei Erledigen derselben mit Erfahrungspunkten, Gold, Zufallsbeute und Fortschritt auf der Quest eines fiktiven Charakters belohnt. Konkret haben wir das mit der App und Web-Version von Habitica realisiert – und so kämpft nun eine Gruppe von fünf sehr unterschiedlichen Helden in Pixelgraphik mit Hilfe der Erledigung der Aufgaben des Alltags gegen Bossmonster, sammelt Questgegenstände und so weiter.

Niemand kann sehen, an welchen Zielen ich mich messe – ich definiere, verwalte und sehe sie nur selbst. Theoretisch kann ich mir definieren, dass auf die Toilette zu gehen, wenn ich muss, und nicht nervöser werdend im Büro sitzen als gute Gewohnheit definieren und jedes Mal Erfahrung und Belohnungen einstreichen, wenn ich es tu – und Schaden nehmen, wenn ich es nicht tu. Diese Gewohnheit habe ich mir allerdings nicht als abprüfbares Dings definiert. Mit dem Spiel habe ich mir aber viele Gewohnheiten – gute für Erfolge, schlechte mit Schadenswirkung auf meine Spielfigur verknüpft. Ich habe mir ein paar tägliche Aufgaben gesetzt, für deren Nicht-Erledigung am Ende des Tages meine Spielfigur Schaden nimmt – und wenn wir einen Bossgegner bekämpfen, macht dieser an der Gruppe Schaden, wenn einer seine Dailies nicht erledigt. Das Schöne daran ist: Man misst sich nur an den selbst gestellten Aufgaben – und wenn man der Gruppe und auch der eigenen Spielfigur nicht zu sehr schaden will, setzt man sich erreichbare Ziele, die dann noch motivierender sind. Alles, was ich weiter oben genannt habe, sind Gewohnheiten, tägliche Aufgaben oder ToDos, die ich mir in Habitica definiert habe. Und so kämpft mein Alter Ego Alianna vom Schmiedbach gegen Bossmonster und ich gegen das Vergessen oder Verdrängen der Dinge, die mir gut tun.

Wichtig ist mir – da das schon Debatten mit Freunden ausgelöst hat – dass hier nicht wirklich Gruppenzwang besteht. Niemand sagt mir, welche Aufgaben ich definieren sollte, niemand SIEHT meine Aufgaben. Einzig über den Schaden des Bossmonsters, das zuschlägt, wenn einer der Gruppe seine Dailies nicht erledigt hat, hat das Erreichen oder Nicht-Erreichen meiner selbstgesteckten Ziele Einfluss auf die anderen. Aber hier kommt zum Tragen, was ich ebenfalls bedeutend finde: erreichbare Ziele zu setzen, denn das kommt auch der eigenen Motivation entgegen, nicht nur dem Vorankommen der Gruppe. Um das Ganze in Begriffen zu formulieren, die vielleicht etwas „förmlicher“ sind: Ich definiere mir Vorgehensweisen, die gut für mich oder wichtig für mein Vorankommen in Leben und Alltag sind – ordne sie ein: sind sie schwer oder leicht zu erfüllen, muss ich sie generell irgendwann tun, haben sie eine Frist, muss ich sie täglich tun? Oder sind es nur gute Gewohnheiten, die auch mehrfach am Tag passieren sollten, aber nicht jeden Tag müssen? An diesem Plan, quasi an meinen selbstgesetzten Meilensteinen, messe ich meinen Erfolg – und werde für das Erreichen der Meilensteine mit Fortschritte meiner Spielfigur belohnt. Quasi ein Gewohnheits- und Aufgabenerfüllungs-Handbuch (analog zu einem Qualitätssicherungshandbuch) mit Dokumentation und Belohnung. Mir hat das sehr geholfen, um gute Gewohnheiten, gute Tätigkeiten zu forcieren – aber ich werd’s uneingeschränkt empfehlen, weil’s sicher die Sache jedes Einzelnen ist, wie er oder sie sich selbst dazu bringt, besser zu sich selbst zu sein.

Eine neue Qualität

Gefühlt ist es eine neue Qualität. Ich habe es gestern Abend, nach dem Kino, als „den nächsten Level des Wahnsinns“ bezeichnet – ironisch, natürlich. Denn bereits gestern Abend habe ich geplant, heute früh ohne Ansicht des Wetters ein Stück zu laufen. Genau das habe ich auch getan.

Soweit nicht dramatisch? Talianna läuft vor der Arbeit im Winter durch den Regen. Diejenigen um mich herum, die die Lauferei ohnehin skeptisch beäugen, sind nicht überrascht. Die richtigen Läufer zucken die Schultern: „Ja, und? Macht doch jeder!“

Für mich allerdings ist das doch eine neue Stufe. Vor der Arbeit zu laufen, das habe ich praktiziert, um bei der Kilometerfresserchallenge vom rennwerk auf Strecke zu kommen oder um Kopfschmerzen zu bekämpfen. Dieses Mal war’s, um Kopfschmerzen vorzubeugen, auf Kilometer nur für mich zu kommen, so dass im Dezember nach eher schwachem November die Leistung wieder nach oben zeigt, da ich heute Abend nicht Laufen kann – mein Neffe feiert seinen Geburtstag und zwischen Arbeit und der Feier lässt sich das Laufen nicht reinquetschen – genauer: Wäre die Zeit für Laufen und Duschen und Trocknen nicht da.

Bei Regen laufen, das habe ich schon gemacht. Vor der Arbeit laufen auch, meistens aber mit einem äußeren Grund. Im Dunkeln laufen – auch schon gemacht, aber seltener als die anderen beiden Punkte. Zusammen macht das tatsächlich eine neue Qualität, vielleicht auch, weil es ausgerechnet im Dezember ist, einem der drei Monate, in denen man mit dem „draußen laufen“ echt genug Ausreden hat: Winter, Vorweihnachtszeit, alles. Vielleicht heißt das, dass ich nun endgültig bei „den Läufern“ angekommen bin, wo ich in den Augen meines Mannes längst bin. Vielleicht heißt es auch nur, dass ich was Gutes für mich tue. Vor allem aber heißt es, dass ich 4600 Schritte vor dem Frühstück getan habe, das Milcheiweiß aus dem Magerquark des Frühstücks sinnvoll verwertet werden wird, ich geduscht und wach beim Frühstück sitze und mit der Bewegung schon dafür gesorgt habe, dass mich auf dem Jahres- und Arbeitsendspurt Kopfschmerzen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit erwischen werden als ohne das.

In erster Linie heißt es aber: Das geht. Das mache ich mal wieder. Die Klamotten auf der Wäschespinne, durchnässt vom Regen, sind morgen bestimmt wieder trocken. Schauen wir mal, ob es morgen wieder geht.

Kaffee … Genuss!

Seit vielen, vielen Jahren trinke ich Kaffee. Vorbei sind die Zeiten, in denen ich beim ersten Angebot meiner Mutter, mal Kaffee zu probieren, die Brühe zurück in die Tasse spuckte. Damals fand ich Kaffee widerlich – und das geht vielen in meinem Umfeld weiterhin und ihr ganzes Leben so.

Spätestens ab dem Studium allerdings habe ich Kaffee zu schätzen gelernt und trinke gerne Kaffee – nicht nur aus Gewohnheit, sondern oft auch ganz bewusst aus Genuss. Ein gut gemachter Cappuchino, ein würzig-aromatischer Espresso … oder in den Niederlanden ein kultig benamter „Koffie verkeerd“. Zuhause steht eine Siebträger-Maschine mit einer Mühle daneben, damit Kaffee zu machen ist für mich schon ein Ritual. Mit einer guten Bohne, frisch gemahlen … das ist dann schon ein richtiger Luxus.

Allerdings muss man – korrekterweise eher – muss ich aufpassen: Kaffee zu trinken wird schnell zum selbstverständlichen Zwischending, das man nicht mehr bewusst und mit Genuss tut, sondern einfach so, weil halt Kaffee da ist. So habe ich mir – obwohl ich die Bohnenauswahl bei der Bestückung des Geräts nicht ganz so für mich passend finde – recht oft vom Kaffee-Vollautomaten auf der Arbeit einfach eine Tasse Espresso geholt. Nicht, dass die Maschine schlecht wäre, auch die Bohnen sind passabel, aber es ist halt nicht das, was ich haben wollen würde. Dennoch – dauernd stand eine Kaffeetasse vor mir, neben den Früchte- oder Kräutertee-Tassen, die meine Hauptflüssigkeitszufuhr über den Tag bilden.

Nun habe ich den Beschluss gefasst, dass Kaffee für mich künftig Genuss ist. Genuss oder gar nicht. Also habe ich den Kaffeekonsum auf der Arbeit eingestellt – beziehungsweise: Mir ein Limit gesetzt. Zwei Espresso – oder ein doppelter – pro Arbeitstag, nicht mehr. Und auch nur dann, wenn ich es als Genuss empfinde und genau weiß, dass ich das Käffchen nicht „nebenbei“ trinke, während ich was schreibe, programmiere, plane, telefoniere, sondern höchstens eine nette Konversation parallel habe. Achtsamkeit und Kaffee – passt für mich durchaus zusammen. Ein Vorzug ist auch, dass die Koffein-Zufuhr damit sinkt. Damit wird eine mögliche (wahrscheinliche!) Gewöhnung abgebaut und ich werde, wenn ich den Kaffee bewusst des Koffeins wegen trinken sollte, mehr davon spüren. Außerdem habe ich gelesen, dass Koffein zwar aufputscht, aber auch die Durchblutung des Herzmuskels eher negativ beeinflussen kann – also kommt die Reduktion auch dem Ausdauersport entgegen. Dazu kommt die Hoffnung, mit einer kleineren, kontrollierteren und bewussteren Zufuhr an Koffein aus Kaffee, (echtem) Tee und Schokolade, die ja jeweils Genussmittel sind, die Schlafqualität zu verbessern.

Viel Aufhebens um eine kleine Veränderung, deren Dauerhaftigkeit ich noch nicht beschwören würde, nicht wahr?

Eingefahrene Wege

Beim Autofahren ist es eine Notwendigkeit, dass bestimmte Dinge automatisch getan werden. Wer über das Schalten nachdenken muss, hat nicht genug Aufmerksamkeit für schwierige Situationen auf der Straße, wer sich vor Augen führen muss, ob nun Bremse, Kupplung oder Gas in der Mitte sind, schaut in den Fußraum und nicht auf die Straße.

Diese Notwendigkeiten sind essentiell und man beginnt zwar schon in der Fahrschule, das zu begreifen und diese Automatismen zu entwickeln, so dass für die prinzipielle Kontrolle des Fahrzeugs keine bewusste Kontrolle mehr nötig ist. Nicht ganz auf Reflex-Level, aber eben doch unter der Ebene, auf der man intellektuell tätig ist, passiert eine Menge beim Autofahren. Ab einer gewissen Praxis beim Fahren laufen auch Abstandskontrolle, Abstandsanpassung, Spurhalten und viele weitere sicherheitsrelevante Aspekte über diese Mechanismus. Im verlinkten Beitrag bestreite ich, dass auch die Navigation darüber läuft … das ist aber so nicht ganz richtig.

Gerade auf Strecken, die man sehr oft fährt, ist auch die Navigation ganz automatisch am Laufen, ohne höhere Kontrolle. Woran ich das merke? Oh, jeder ist schonmal auf seinem üblichen Arbeitsweg gewesen, wenn es eigentlich woanders hinging – und fand sich plötzlich dabei wieder, falsch abgebogen zu sein. Dreht es sich um eine Querstraße, ist das nicht so wild. Geht’s um Richtungsfindung am Autobahndreieck Karlsruhe, als Beispiel aus meinem Leben, ist das nicht so witzig. Wobei: Wenn ich automatisch Richtung Karlsbad/Stuttgart abfahre, statt Richtung Norden weiterzufahren (beispielsweise, um Freunde in Durlach zu besuchen oder wirklich nach Norden zu fahren), kann ich immerhin in Karlsbad wenden.

Seit etwa einer Woche hat sich nun auf meiner guten Freundin, der A8, die Baustelle zwischen Autobahndreieck Leonberg und Autobahnkreuz Stuttgart verändert: Zuvor wurde die Fahrbahndecke auf der Richtungsfahrbahn nach Karlsruhe erneuert, nun ist es die Fahrbahndecke auf der Richtungsfahrbahn nach Stuttgart und München. Die Baustelle – und damit das Führen des Verkehrs über die entgegengesetzte Fahrbahn, mit baustellenmäßiger baulicher Trennung vom eigentlichen Verkehr dieser Richtungsfahrbahn – geht fast von Dreieck zu Kreuz beziehungsweise von Kreuz zu Dreieck. Da beide Richtungen hier drei- bis vierstreifig bedient werden, sind die Richtungsfahrbahnen natürlich SEHR eng für den Verkehr, daher wurde bei den Bauarbeiten auf der Richtungsfahrbahn nach Karlsruhe der Verkehr Richtung Karlsruhe auf zwei Streifen ganz rechts auf der Richtungsfahrbahn nach Karlsruhe geführt, die anderen beiden Streifen drängten sich ganz links auf die Richtungsfahrbahn nach Stuttgart. Nun ist es umgekehrt. Eine solche Auftrennung bis kurz vor einer Ausfahrt oder gar einem Richtungswechsel an einem Autobahnkreuz oder -dreieck führt natürlich oft dazu, dass Leute wild quer über zwei Spuren auf die Ausleitung auf eine andere Autobahn ziehen – das ist unfallträchtig. Daher haben die Planer in weiser Voraussicht die bauliche Trennung zwischen den linken beiden und den rechten beiden Baustellenstreifen bis NACH Auftrennung des Abschnitts Kreuz-Dreieck in A8 und A81 durchgezogen, so dass man sich entweder vor dem Stuttgarter Kreuz nach Heilbronn einordnen musste, oder mittels der Anschlussstelle Leonberg West wenden. Das war mir egal, denn rechts wie links ging’s auch weiter nach Karlsruhe.

Nun, beim Bau auf der Richtungsfahrbahn nach München, ist es genauso. Wenn man am Stuttgarter Kreuz auf die A81 nach Singen oder die A831 nach Stuttgart möchte, muss man sich direkt nach dem Leonberger Dreieck auf die rechten beiden Baustellenstreifen einordnen. Von Karlsruhe her kommt man auf den linken beiden Streifen, und unter normalen Umständen macht es den Verkehrsfluss kaputt, wenn man von den linken beiden Streifen allzuschnell nach der Zusammenführung am Leonberger Dreieck auf die rechten beiden, aus Heilbronn kommenden Streifen nach rechts wechselt. Daher tue ich das nicht. Das ist total eingefahren.

Heute habe ich daher, nachdem mir das vergangenen Mittwoch schon passierte, das zweite Mal an der Anschlussstelle Stuttgart-Möhringen umdrehen dürfen, weil ich die zweite Spur von links nach dem Dreieck Leonberg hielt und daher am Stuttgarter Kreuz nicht die Autobahn wechseln durfte. Manchmal sind so eingefahrene Dinge auch lästig – nämlich dann, wenn sich entweder der Weg ändert, den man fahren will, oder die Straße, auf der man es tut.