Kann man sowas haben? Neue Ohren?
Wie es scheint: Ja!
Wie Ihr wohl wisst, liebe ich „Die Schöne und das Biest“, vor allem aber den englischen Original-Soundtrack zur neuen Realverfilmung. Der lief bei mir hoch und runter, zwei Wochen lang, jeden Tag zwei lange Arbeitsfahrten lang und auch sonst – und im Kopf ohnehin. Dabei hatte ich immer einen gewissen Ausschnitt am Start:
- Belle (Emma Watson, Luke Evans, Josh Gad, Ensemble)
- How Does A Moment Last Forever (Kevin Kline)
- Belle, Reprise (Emma Watson)
- Gaston (Josh Gad, Luke Evans, Ensemble)
- Be Our Guest (Ewan McGregor, Emma Thompson, Ensemble)
- Days In The Sun (Adam Mitchell, Stanley Tucci, Ewan McGregor, Gugu Mbatha-Raw, Emma Thompson, Audra McDonald, Emma Watson)
- Something There (Emma Watson, Dan Stevens, Ewan McGregor, Emma Thompson, Ian McKellen)
- How Does A Moment Last Forever, Montmartre (Emma Watson)
- Beauty And The Beast (Emma Thompson)
- Evermore (Dan Stevens)
Meine erklärten Favoriten waren Belle mitsamt der Reprise, Be Our Guest, Something There und Evermore. Dann habe ich eine sehr gute Freundin auf diesen Soundtrack gestoßen – sie hatte leider nicht die Gelegenheit, die Neuverfilmung anzusehen, ihre Töchter (10 und 14) wollten irgendwie nicht. Wir waren uns eh beide einig, dass es besser wäre, den Film auf Englisch zu sehen. Bei mir ist bei „Beauty and the Beast“ der Kontrast inzwischen nicht mehr so im Kopf, weil ich fast nur die englische Musik höre – aber bei „Frozen“ war es sehr deutlich: Wenn man bei „Do You Want To Build A Snowman“ die Stimmen im Englischen Soundtrack hört, sieht man Anna nicht nur als Figur im Film älter werden, vom Kind zur jungen Frau, sondern auch ganz deutlich in der Stimme und in – naja, der Art zu sprechen. Im Deutschen war das nicht so ausgeprägt.
Aber ich schweife ab. Als meine gute Freundin dann den Soundtrack selbst hörte, bekam ich eine begeisterte Message von ihr: „Ich glaube, ich habe mein BatB-Lieblingslied gefunden!“ Ich durfte raten und ich kam nicht drauf, da ich von mir und meiner vom Film beeinflussten Wahl ausging und „Belle“, „Evermore“ und „Something There“ vorschlug. Für sie war es „Days In The Sun“, unter anderem wegen der wundervollen Textzeile bei Belle: „How in the midst of all that sorrow / can so much hope and love endure / I was innocent and certain / now I’m wiser but unsure.“ Dazu kam die herrliche Harmonie der Stimmen, denn bis auf Ian McKellen als Cogsworth sind in „Days In The Sun“ endlich mal alle Teile des „Hausrats“ des Biests vertreten: Stanley Tucci als Cadenza und Gugu Mbatha-Raw als Plumette hört man sonst selten, Audra McDonald als Mme. de Garderobe hört man selten mit den anderen singen. Auch Adam Mitchell als der junge Prinz kommt selten singerisch zu Wort.
Und so hört man schon dem obigen Text an, dass ich mit den Kommentaren meiner Freundin zu ihrem Lieblingsstück aus dem Soundtrack plötzlich über neue Ohren verfügte, die mich nun sagen lassen, dass es wohl eher die Kombination aus „Days In The Sun“ UND „Something There“ ist, die mein Lieblingslied im Film ist – dicht gefolgt von Belles Lied und „Evermore“. Bei Belles Lied ist die Reprise auch ganz wichtig, schon allein wegen Emma Watsons Schnauben über Gastons Vorstellung, Belle zu ehelichen!
Ein bisschen korrespondiert meine doch etwas radikale Bezeichnung „Neue Ohren“ auch mit dem, was ich in meinem Post zum radikalen Konstruktivismus geschrieben habe. Denn auch meine Realität kann sich verändern. Sie muss nicht besser sein dadurch, aber sie ist anders, befindet sich im Fluss. Das Gegenbeispiel zu dieser durchaus schönen Veränderung mit den neuen Ohren wäre, dass die Welt feindseliger, düsterer und trauriger aussieht, wenn man übermüdet ist. Aber ich freu‘ mich an dieser Stelle lieber weiter über meine neuen Ohren und die Tage im Licht.