Gedränge und krampfhaftes Weggucken

Am Montagabend auf der Heimfahrt schien alles gut zu laufen, es war kein Stau angesagt und ich fand das schon etwas erstaunlich – nun ja, ich habe es wohl herausgefordert.

Jedenfalls begann dann kurz vor Pforzheim Ost die angezeigte Restzeit meiner Fahrt in Google Maps deutlich anzusteigen, dann zogen hinter mir plötzlich alle hektisch eine Rettungsgasse auf. Ich war bereits auf der mittleren Spur recht weit rechts positioniert, machte dann aber doch noch etwas mehr Platz: Zwei Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge und ein Krankenwagen fuhren durch die Gasse. Dennoch lief es ganz gut weiter, es war schon absehbar, dass nur einer der zwei Fahrstreifen am Rasthof Pforzheim vorbei blockiert war.

Kurz vor dieser Stelle realisierte ich dann, dass es doch ein bisschen anders war: Zwei Spuren waren blockiert, aber noch in jenem Bereich, in dem der Verkehr auf drei Fahrstreifen Richtung Karlsruhe strömen soll und meistens eher tröpfelt. Allerdings begann dann das Gedränge, ein ziemliches Durcheinander. Alle waren schon langsam, so dass nichts passierte – aber das Chaos war schon recht groß: Ein Anteil von ungefähr zwei Drittel der LKW und einem Drittel der PKW im Stau hatte sichtlich beschlossen, eventuell auf Hinweise eines nun nicht mehr absichernden Polizisten, den rechten Fahrstreifen UND den Standstreifen zum Passieren des Unfalls auf der linken und mittleren Spur zu benutzen. Der Rest der Fahrer – die meisten PKW, ein Teil der LKW – strebte nach den normalen Regeln der Unfallstelle und damit verbundenen Verengung von drei auf einen Fahrstreifen zu. Es war wirklich schwer zu beurteilen, was man nun tun sollte – ich befand mich wegen meiner recht weit nach rechts verschobenen Position bezüglich der Rettungsgasse ohnehin schon zwischen den beiden Versionen, da ich von der bisher benutzten mittleren Spur fast auf die rechte hinübergedrückt wurde. Die LKW strömten schon auf dem Standstreifen rechts vorbei … und für einen kurzen Moment hatte ich Übersicht über die Fahrzeuge vor mir, es war – faszinierend und beängstigend zugleich: Es war nicht zu erkennen, welches Fahrzeug auf welchem Fahr- oder Standstreifen war, denn kein Fahrzeug stand hinter dem anderen. Da alle halbwegs rücksichtsvoll mit dem Wiederherstellen der Ordnung umgingen, behob sich diese Situation recht schnell wieder, aber im ersten Moment war ich einfach nur restlos verwirrt.

Danach, beim Vorbeifahren an der Unfallstelle, hielt ich meinen Blick krampfhaft nach vorne. Ein Einsatzleitungswagen des roten Kreuzes, mehrere Polizeifahrzeuge, mindestens ein, eher zwei Krankenwagen und drei Feuerwehr-Fahrzeuge befanden sich auf dem linken Fahrstreifen, eine Beschädigung der Mittelleitplanke zu erkennen war nicht vermeidbar, denn ich kann nicht völlig weggucken oder die Augen zumachen, wenn ich weiter sicher am Verkehr teilnehmen will. Ich war sehr dankbar, dass im Vorbeifahren an der Unfallstelle langsam der Verkehr wieder etwas mehr floss und die Feuerwehr mit zwei größeren Einsatzfahrzeugen den Blick auf die Unfallstelle verstellt hatte. Ich wollte es nicht sehen. Die paar Trümmer, die auf dem mittleren Fahrstreifen zu sehen waren, reichten meiner Phantasie schon, um meinen Bauch sich vor Schrecken zusammenziehen zu lassen. Vermutlich, wenn man dort ist, helfen muss, etwas zu tun hat, kann man es ausblenden. Aber wenn man von einem Auto abgefallene Teile sieht, um die Anwesenheit von Feuerwehr und Ärzten weiß und somit nichts anderes zu tun hat als sicher und langsam daran vorbeizufahren, dann ist der Schrecken bei mir da. Ich will dann gar nicht hingucken. Und ich sah auch nicht mehr.

Dankenswerterweise fuhren danach alle halbwegs nett, es lief auch staufrei, bis auf einen Fahrer, der im weiteren Verlauf dann schon auf der Landstraße beim zweispurig rechts Abbiegen über die Spurbegrenzung driftete und mich zum Bremsen brachte.

Bin ich froh, dass aus dem Gewimmel von wild über die Spuren verteilten Staustehern nicht noch ein Unfall entstanden ist und dass ich nichts vom eigentlichen Unfall gesehen habe!

Blau und Grün … und Blau

Der Montagmorgen ist so eine Sache. In der Regel ist viel Verkehr, oftmals sind auch noch irgendwelche Dinge zu tun – so auch bei mir manchmal. Heute fiel es an, ein Rezept zu holen – und dann auch gleich einzulösen. Sowas ist wichtig, kostet aber Zeit.

Jedenfalls präsentierte sich der verkehrsintensive Montagmorgen mit Zwischenstopps von seiner besten Seite: Wolkenloser Himmel, Sonnenschein – angesichts des langsam steigenden Sonnenstandes war es auch super-angenehm, dass die Sonne nicht direkt in die Augen schien. Ein wundervolles Bild: Blauer Himmel, davor grüne Hecken, Bäume und Wiesen. Das macht selbst die Fahrt durch verhältnismäßig langweilige und mir bekannte Landschaft wirklich hübsch.

Weniger hübsch ist allerdings „das andere Blau“ dieses Montags: an drei Stellen blinkte es blau, mindestens eine davon war ein Unfall. Es kann sein, dass auch die anderen Unfälle waren – ich habe nicht so genau hingeschaut, obwohl ich vermutlich die Zeit dazu gehabt hätte, da viele meiner Vorderleute gebremst und wohl geguckt haben. Aber ich gucke nicht. Albträume kriege ich auch anders, wenn ich das will. Die Damen und Herren auf der Strecke, die mit Blaulicht und Absperrband dafür Sorgen, dass Rettungskräfte arbeiten können, Verkehrssünder aus dem Verkehr gezogen werden und so weiter, die betrachte ich als absolut schützenswert! Natürlich fährt man langsam, wenn vor einem auf dem Standstreifen oder einem der Fahrstreifen blaues Blinken signalisiert, dass hier Polizei im Einsatz ist. Vielleicht sind Menschen auf der Straße, und seien es nur die Polizisten, vielleicht fahren die Polizisten langsam auf dem Streifen entlang, um einen Gegenstand von der Fahrbahn zu bergen, der mir sonst gegen die Scheibe oder die Haube geflogen wäre. Aber blaues Blinken auf der Gegenfahrbahn, und dann noch auf dem Standstreifen? Muss man da auf 40km/h oder weniger runterbremsen? Ist das Gucken so wichtig? Passend dazu wurde – eher skeptisch – die „Gafferwand“ im Radio heute vorgestellt. Ich finde das eine Superidee. Im Interesse der Rettungskräfte, der Opfer, der Polizisten und im Interesse des Verkehrsflusses!

Aber bevor ich mich aufrege, denke ich lieber an die wundervollen Bilder von grünen Hecken und Bäumen vor blauem Himmel. Frühling! Schööön!