Es gibt mal wieder etwas, das ich aus aktuellem Anlass schreibe. Keine Sorge, es hat nichts mit dem Blog bzw. der Interaktion mit den Leuten hier auf „The Highway Tales“ zu tun – die Umgangsformen hier gefallen mir.
Es gab einen anderen Anlass, genaugenommen auf dem Minecraft-Server, den ich für mich, meinen Mann, einige Freunde und Kinder von Freunden gemietet habe. Im Grunde genommen ging ich davon aus, dass dort alles glatt laufen würde – sind schließlich alles zivilisierte Menschen. Mit einer Erweiterung um Freunde der Kinder von Freunden begannen allerdings Konflikte auf dem Server Einzug zu halten. Ich bin weit davon entfernt, die Dynamik des Ganzen zu verstehen. Es geht mir auch gar nicht darum, einen Schuldigen zu identifizieren. Konkret erreichte mich eine Frage, ob alles mit rechten Dingen zuginge – und dass es Konflikte gebe. Für mich war die Folge, mir eine tägliche Aufgabe zu setzen: Checken der Logfiles von Chat und Spielmitteilungen, ob es Unregelmäßigkeiten oder Cheating gegeben habe … gab es bisher nicht. Aber was es gab, waren Chat-Unterhaltungen in einem Umgangston, den zu tolerieren ich nicht bereit bin.
Im Moment bin ich dabei, mir einen Plan zu machen, wie ich damit umgehe. Bisher gab es diese Konflikte nicht, also brauchte ich keine Konflikt-Behandlung zu entwerfen – vielleicht hätte ich das Problem antizipieren können, habe ich aber nicht. Meine erste Neigung war, in Aktionismus zu verfallen – aber das bringt nichts. Vor allem neigt man dabei dazu, in blindem Aktionismus Maßnahmen zu ergreifen, die nicht nachvollziehbar, nicht fair und nicht reproduzierbar sind. Also lehnte ich mich zurück und dachte darüber nach, wie ich vorgehen will – und dabei kam mir etwas zu Bewusstsein, nach dem ich gerne handeln will. Die einfachste Lösung wäre nämlich gewesen, den Protagonisten zu erläutern, sie sollten so handeln, wie sie auch selbst behandelt werden wollen – die biblische „Goldene Regel“: „Was Du nicht willst, das man Dir tu‘, das füg‘ auch keinem ander’n zu.“ An dieser Stelle halte ich inne und sage mir, das greife zu kurz. Es gibt so viele Varianten, miteinander umzugehen, und sicher gibt es auch den einen oder anderen, der möchte, dass mit ihm in einer Weise umgegangen wird und daher mit anderen umgeht, wie diese es selbst nicht wollen. Von der „Goldenen Regel“ kam ich daher zu einer – sehr konkreten, wenig philosophischen – Anwendung des Kant’schen kategorischen Imperativs: „Handle stets so, dass die Maxime Deines Willens Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein könnte.“
Kurz und vielleicht schlecht habe ich daraus abgeleitet, zunächst einmal jedem, der sich auf den Server verbinden will, im Serverauswahl-Bildschirm zu verkünden, dass höflicher Umgangston und gegenseitige Rücksichtnahme auf dem Server vorausgesetzt würden und dass der Admin die Logs mitlese. Nach einer „Laissez-faire“-Haltung ist das die erste Eskalationsstufe.
Ich für mich selbst bin nun dabei, mir selbst eine Liste anzulegen, was ich nicht tolerieren möchte. Bis zu einem gewissen Grad komme ich nicht umhin, von mir auszugehen, wenn ich „Community Standards“ formulieren möchte. Aber vielleicht muss ich soweit auch gar nicht gehen, und schon der Hinweis, dass man nicht unbeobachtet ist und dass jemand beachtet und beurteilt, wie miteinander umgegangen wird, genügt zur Lösung des Problems. Falls nicht, wird sich (aus meiner Sicht, nach eventueller Rücksprache mit anderen) ein Katalog von nicht tolerablen Verhaltensweisen ergeben. Dieser wird vermutlich wachsen, da nicht jedes Verhalten, das problematisch ist, antizipierbar ist. Danach gibt es zwei Stufen – die Verwarnung (und ich bin so böse und werde vermutlich unter Verwendung des Anzeigenamens im Spiel in der Login-Message verwarnen) und bei Wiederholung den vorübergehenden Bann vom Server.
Es ist unfair, jemanden in Unkenntnis der Regeln für etwas zu verurteilen, das er nicht wusste. Es ist aber auch unfair, ein für andere toxisches Fehlverhalten über eine oder mehrere Verwarnstufen hinaus weiter zu tolerieren, denn dann geht das Wohl der Gemeinschaft vor dem Wohl des sich nun wissentlich fehlverhaltenden Missetäters. Dass ich die Regeln mache – nun, das mag nun nicht mehr ganz so systematisch und philosophisch und fair sein, aber hier gilt: Mein Server. Meine Regeln.