Ich habe endlich den nächsten Schritt getan. Mechanisches Schaltwerk und mechanischer Umwerfer sind demontiert, den Lenker habe ich auch vermessen.
Nächster Schritt dürfte sein, den Lenker zu demontieren, danach Züge durch den Rahmen durch Kabel durch den Rahmen ersetzen. Später geht’s dann an’s Tauschen der Bremszüge, Montage des neuen Lenkers, des Di2-Schaltwerks, des Di2-Umwerfers und der Di2-STIs.
Auf dem Rennrad geht’s leichter als auf dem Tourenrad und ein Hänger dran macht das Radfahren noch etwas schwerer. Binsenweisheit? Ja sicher, aber… kann’s nicht auch an etwas anderem liegen?
Dieser Gedanke ließ mir keine Ruhe. Nach überstandenem Corona, nach Trainingsausfall durch Fingerbruch und all dem ging es im Herbst 2022 bei mir endlich wieder bergauf, was körperliche Form anging. Laufen funktionierte wieder, Radfahren machte Spaß. Bestzeiten kamen rum, ein neuer persönlicher Rekord auf den Fünfer im November. Nun messe ich seit einiger Zeit meine Form durch einen selbst erdachten Formschätzer, genau genommen: Durch selbst erdachte Formschätzer für’s Laufen, Radfahren und Schwimmen. Die Formschätzer nennen sich PRAPP, PRAGQ und PRASPP. Hinter diesen kryptischen Abkürzungen verbirgt sich eigentlich keine Magie. Angefangen hat alles mit der Erkenntnis, dass die Pace (Läufer-Geschwindigkeit, in Minuten pro Kilometer, niedrigerer Wert ist schneller) mal den Puls in Schläge pro Minute Schläge pro Kilometer ergab. Das PPP war geboren – das Puls-Pace-Produkt.
Die Werte waren unhandlich, beim Laufen legt man kraft-ineffizienter Strecke zurück als auf dem Rad und nochmal schwerer geht’s im Wasser. Außerdem erwies sich das PPP als nicht unabhängig von meinem Tempo – je schneller ich lief, um so günstiger erschien es. Also dachte ich ein bisschen nach und kam auf die Idee, dass es vielleicht die zusätzlichen Herzschläge über den Ruhepuls hinaus waren, die „pro Strecke“ für jede Sportart konstant bzw. nur von der Effizienz meiner Bewegung und der Größe meines Herzen abhängig sind.
Geboren waren
das Puls-Reserve-Ausnutzungs-Pace-Produkt (PRAPP, in zusätzlichen Schlägen pro 100m),
der Puls-Reserve-Ausnutzungs-Geschwindigkeits-Quotient (PRAGQ, in zusätzlichen Schlägen pro 200m) und
das Puls-Reserve-Ausnutzungs-Schwimm-Pace-Produkt (PRASPP, in zusätzlichen Schlägen pro 25m).
Ganz gleich waren die Werte nicht, aber alle bewegten sich bei halbwegs guter Form im Bereich zwischen 40 und 50 und waren von Trainingsgeschwindigkeit weitgehend unabhängig. Teils kann ich mit einer Erhöhung des PRAPP oder PRAGQ sogar Infektionen vor Ausbruch feststellen… meist bewegen sich die beiden Schätzer für Radform und Laufform halbwegs parallel, höchstens ein bisschen zeitversetzt… bis zum November 2022.
Radfahrform verschlechtert sich (links), während die Laufform sich verbessert (rechts). Was ist da los?
Das ließ mir keine Ruhe, denn PRAPP und PRAGQ funktionieren so gut, dass ich die undurchsichtigen Berechnungen meiner Garmin-Uhr und deren VO2max guten Gewissens in den Wind schlug. Grob proportional zu PRAPP und PRACQ bewegten sich die Werte für Laufen und Radfahren zwar, aber nicht SO zuverlässig wie meine eigenen Werte für mich. Und nun sagten mir Garmin Fénix und Garmin Edge ansteigende Form auf dem Rad, sinkende Form beim Laufen voraus, während ich super Zeiten lief, gut Rad fuhr, der PRACQ fast auf Krankheit hindeutete und das PRAPP ansteigende Form verhieß… WHAT?
Zurück zum Anfang. Ich entwickelte eine Hypothese: War vielleicht der zunehmende Umstieg vom Rennrad auf das schwerere, geometrisch-aerodynamisch ungünstigere Alltagsrad wegen des schlechteren Wetters der Grund? Das war nur ein Gefühl, aber es war eine plausible Vermutung. Hätte aber auch anders sein können… ich wollte es genauer wissen. Ein Diagramm habe ich noch nicht, aber zumindest Zahlen:
Der PRAGQ auf dem Alltagsrad (Trek) ist fast stets drei bis fünf Schläge pro 200 Meter höher als auf dem Rennrad (Izalco), ein bisschen weniger signifikant (wegen der geringen Zeiten) ist noch düsterer, wenn der Hänger dran hängt. Der PRAGQ hat – wie das PRAPP – den Vorteil, dass diese Schätzer „end-to-end“ messen, Herzschläge zu Vortrieb. Damit entsteht auch ein Nachteil – denn insbesondere beim Fahrrad ist „end-to-end“ nicht nur die Effizienz der „Mensch-Maschine“, also Herz, Lunge, Muskeln, sondern auch das Fahrrad. Und da ist natürlich das Alltagsrad dem Rennrad unterlegen.
Eine Binsenweisheit, ich weiß. Aber ich bin Wissenschaftlerin. Ich akzeptiere eine Binsenweisheit nur als Wahrheit, wenn ich sie nachweisen kann.
Wahrscheinlich ist das aber nicht die effizienteste Art und Weise, den Unterschied in Gewicht und Luftwiderstand zwischen Alltags- und Rennrad zu messen.
In zunehmendem Maße bastle ich an meinen Rädern. Während das große Projekt immer noch an der Frage „Kann ich nochmal outdoor Rennrad fahren, dieses Jahr? Lohnt es sich schon, das Rennrad zu putzen und indoor auf die Rolle zu stellen, um dabei auch gleich Di2 zu montieren?“ verzögert wird, kommen andere doch voran, zumindest in ersten Schritten.
Neben der Idee, sich insbesondere für den Alltagsrenner „Red Flash“ einen zweiten Laufradsatz zu beschaffen und Spike-Reifen darauf zu montieren (Ideenphase, Fragestellung: „Kriege ich es hin, eine für meine Bremssättel passende Scheibe selbst zu montieren?“), und der konkreten Planung für den Austausch des Innenlagers am Alltagsrad „Red Flash“ (Bei Austausch des nur noch unzuverlässig funktionierenden Stages Powermeter L durch ein neues entdeckte ich, dass das Innenlager nicht mehr gut ist, Neues und Werkzeug dafür sind bestellt) geht gerade ein anderes in erste Testphasen.
Da komme ich dann auch zur Überschrift… einer meiner Laufkumpels amüsiert sich regelmäßig über die Gespräche zwischen mir und dem anderen Laufkumpel des Sonntags-Dreiergespanns über Cleats am Fahrrad. Er hatte nämlich erst gedacht, wir reden über Politik. Shimano Pedaling Dynamics und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands teilen die Abkürzung, und beide Abkürzungen werden weit häufiger in ihrem jeweiligen Zusammenhang benutzt als die Langversion.
Nun habe ich – nicht im Outdoor-Bereich, sondern erstmal auf dem Ergometer montiert, um nicht umzufallen – einen ersten Versuch einer Koalition probiert, um vielleicht eine Alternative zur SPD-Alleinregierung im Outdoor-Bereich zu etablieren. Am Heimtrainer (und wohl künftig bei Indoor-Fahrten auf der Rolle am „Green Scooter Killer“) habe ich mich an SPD-SL versucht. Das politisch… Herstellerlager bleibt weiterhin Shimano, ich habe mich also nicht an Look Kéo herangewagt, aber zumindest ein zartes Pflänzchen eines Versuchs einer für mich neuen Version der Bindung von Fuß an Fahrrad ist in der Mache.
Unsere Radfahrmaskottchen Lyn X. van Rad und Ruanjik sind sehr begeistert, im Team Schmuse-Spitzohren sind Holger und ich also künftig wohl die einzigen, die keine Rennradcleats fahren. Ich bin auch begeistert, habe aber durchaus auch Bedenken…
Allererstes, ganz frühes Fazit:
Der Kontakt zum Pedal, die Dynamik, Kontrolle, Sicherheit ist total klasse, ich hätte fast hammergeil geschrieben, aber das ist nicht der Duktus dieses Blogs. Huch, nun steht’s doch da!
Die Platten stehen unpraktisch aus den Schuhen raus, damit Gehen ist schwierig, auch mit den Cleat-Abdeckungen aus Gummi, die ich dazu geholt habe.
Abnutzung der Kunststoffcleats und damit die Gefahr, dass sie sich nicht mehr einklicken lassen, ist sehr real, insbesondere da ich an GANZ engen Radwegkurven (zum Beispiel beim Hochfahren auf den Radweg außerhalb der Schallschutzwand der A5-Brücke über die Straße nach Mörsch in Ettlingen) noch manchmal kurz ausklicke und abstütze. Im Normalgebrauch muss ich auch nach Absteigen vom Rad noch etwas Gehen… Arbeitsweg mit SPD-SL könnte also problematisch sein. Vielleicht finde ich dafür Lösungen und Ideen, in der Zukunft.
Das Ausklicken ist auch auf leichtester Auslösestufe deutlich schwerer als bei SPD, aber ob das wirklich ein Gegenargument bezüglich Fahrten zur Arbeit ist, weiß ich noch nicht – ich hatte anfangs auch Zweifel, ob ich SPD gehandelt bekomme, dahingehend.
Radfahren ist – weit mehr als Laufen – eine Materialschlacht, würden böse Zungen wohl behaupten. Für meine Bastel- und Optimierwut ist es ein Fest!
Es hört nicht auf. Wartung am Rad läuft immer weiter.
Am Dienstag ist mein Powermeter L am Red Flash den Gang alles Endlichen gegangen. Heute habe ich ein neues Powermeter L montiert. Dabei fiel mir auf, dass das Innenlager des Flash wohl platt ist. Außerdem habe ich den Dicht-Einschrauber der Hollowtech-II-Kurbel geschrottet, zum Glück hatte ich noch Ersatz.
Also noch fehlendes Werkzeug und neues Innenlager bestellt…
Es ist aber kein Kreis. Man wächst mit jedem Wartungszyklus, bei dem man was lernt, vielleicht was kaputt macht, und kann danach mehr. Mehr, bei dem man wieder noch mehr lernen wird!
Eine harte Woche steht kurz vor dem Abschluss. Ich hatte eine ganze Woche Fortbildung, diese fand zwar nicht allzu weit von daheim, nicht allzu viel weiter von daheim als das Büro statt, aber satte zehn Kilometer mehr sind satte zehn Kilometer mehr Anfahrt – von 40-50 Kilometern an Bürotagen komme ich da dann auf 60-70 Kilometer je Fortbildungstag. Da es eine Präsenzveranstaltung ist, ich im normalen Arbeitsalltag aber ein bis zwei Tage Homeoffice mache, ist’s nochmal ein bisschen mehr Radfahren mehr als normal.
Dazu kommt, dass ich nach meinem Riesenproblem mit der spät erkannten Borreliose im dritten Quartal letzten Jahres und wegen meiner chronisch entzündlichen Darmerkrankung meine Arbeitszeit auf 80 Prozent reduziert habe – die Fortbildung aber eine „Vollzeit-Äquivalent-Veranstaltung“ ist. Achteinhalb Stunden Fortbildung (freilich mit Pausen, in denen aber auch Gespräche mit Kursleitung, Vortragenden und anderen Teilnehmern zum Thema der Fortbildung stattfinden), drei Stunden Radfahren am Tag, während ich sonst sechseinhalb Stunden Arbeit, eine halbe bis ganze Stunde mehr oder minder arbeitsfreie Mittagspause und zwei Stunden Pendel-Radfahrt habe.
Das merkt man. Es ist schon ein ganz schönes Brett, fünf Tage in der Woche elf bis zwölf Stunden unterwegs zu sein, davon drei auf dem Fahrrad und über acht mit Aufmerksamkeit auf ein spannendes Thema. Der Kurs ist nämlich die Ausbildung zum Fachberater im Strahlenschutz, also das Lernen der Hilfsmittel, die man hat (und braucht), wenn man den Katastrophenschutz im Falle eines kerntechnischen oder Strahlenschutznotfalls berät. Ich hoffe, das Wissen nie in der Praxis anwenden zu müssen, und bin da eigentlich auch recht zuversichtlich, aber im Zweifel ist es besser, ganz genau zu wissen, was man zu tun hat – und es auch immer mal wieder zu üben. Ich habe in diesem Bereich nun schon mehrere Schulungen genießen dürfen, teils zu neuen, elektronisch gestützten Hilfsmitteln für den Fachberater, nun zu der Papier-Version, die auch funktioniert, wenn man keine elektronischen, vorverarbeiteten Informationen höherer Stellen erhält.
Und so bin ich glücklich über diese anstrengende Woche, die zwar eigentlich nur aus Schlafen, Radfahren, Lernen und Üben, Essen und wieder Schlafen (Trinken natürlich immer zwischendurch) bestand. Auf Dauer könnte ich das nicht, aber so war es interessant, lehrreich, anstrengend und auch schön – sowohl der Kurs als auch der erhöhte Radfahranteil an meiner Woche.
Seit geraumer Zeit plane ich, mein Rennrad mit einer elektronischen Schaltung zu bestücken. Das hat mehrere Vorzüge:
Umwerfer und Schaltwerk kommunizieren, so dass die angetasteten Kompensations-Schaltvorgänge, an die man manuell bei mechanischer Schaltung immer denken muss, wegfallen. Schaltet man so, dass die Kette „über Kreuz“ vom großen Zahnkranz auf das größte Ritzel geht, oder umgekehrt vom kleinen Zahnkranz auf das kleinste Ritzel, so bewegt sich der Umwerfer automatisch ein bisschen nach innen bzw. außen, so dass nix schleift.
Es gibt „Schaltlogiken“. Schalte ich am Rennrad, so benehme ich mich meist wie alle anderen: Ich bleibe auf dem selben Zahnkranz und reguliere die Übersetzung über die Ritzel der Kassette. Wechsle ich den Zahnkranz, schalte ich auf der Kassette manuell ein bis drei Ritzel gegen. Letzteres kann Shimano Di2 mit der „Semi-Synchroshift“-Schaltlogik automatisch für mich machen – ich wechsle den Zahnkranz und meine Schaltung wechselt hinten Ritzel, so dass ich nicht gegen eine Wand oder völlig ins Leere trete. Mit „Synchroshift“ kann ich sogar dafür sorgen, dass ich trotz Schaltwerk und Umwerfer nur noch mit einer Taste hoch- und einer anderen runterschalte. Automatisch wählt das System dann den nächstleichteren oder nächstschwereren Gang – 52×11, 52×13, 52×15, 36×11, 52×17 zum Beispiel. Ob ich das im Alltag haben will, weiß ich noch nicht – ich bin skeptisch, aber ich lese überall, dass Leute auch zweifelten, es probierten und dann nur noch Synchroshift fahren wollten.
Elektronische Schaltung, hier Shimano Di2, unterstützt mehrere Schalter, um Gänge zu wechseln. Da ich – für mich und meine Anwendung optimiert – ein Fahrrad mit Rennlenker und Zeitfahr-Extensions benutze, hat das für mich viel Charme. Denn gerade in Aero-Position möchte man optimale Trittfrequenz treten, und dafür muss man eben manchmal schalten, aber umgreifen will ich eigentlich nicht müssen.
So richtig cool wird das Ganze aber erst durch meinen Datenfimmel, denn ich kann Schaltvorgänge aufzeichnen und danach dann auswerten, welche Übersetzungen ich gefahren bin, wie oft ich geschaltet habe und so weiter.
So viel zum Grundsatz…
In der praktischen Umsetzung habe ich nun einige Kabel gekauft, nachdem ich nach Anleitung meinen Rahmen vermessen habe. Kabeltüllen habe ich auch, dazu Schalt-Bremshebel-Kombinationen, die Verteiler- und Steuerbox sowie Schaltwerk und Umwerfer. Ein ziemlicher Haufen an Komponenten liegt nun hier und wartet, verbaut zu werden. Aber noch geht das nicht, denn wenn man dann die Sachen vor sich liegen hat, mit den echten Kabeln an den Rahmen geht, sich die Griffe anschaut… dann ist es manchmal eben diese Sache mit Theorie und Praxis, wenn man etwas selbst macht.
Mir ist völlig entgangen, dass ich noch eine Verteilerbox für die „unteren“ Komponenten, also Akku in der Sattelstütze, Schaltwerk und Umwerfer brauche. Vielleicht hätte ich das über die vielen Anschlüsse am Akku regeln können, aber das Problem war dann tatsächlich, dass dafür dann meine Kabel zu kurz gewesen wären.
Dass beim Akku für Montage in der Sattelstütze die Halterung für in der Sattelstütze nicht dabei war (weil Sattelstützen ja auch unterschiedliche Durchmesser haben und somit oft eine unpassende dabei wäre, wenn’s inclusive wäre), ist mir auch entgangen.
Außerdem hatte ich zwei, drei Kabelschleifen nicht beachtet, so dass ich zwei Kabel etwas zu kurz gekauft hatte.
Der vielleicht ärgerlichste Part ist, dass ich die Schalter zum Schalten am Zeitfahraufsatz nun… nicht falsch bestellt habe. Das, was ich gekauft habe, ist montierbar an der Stelle, ist kompatibel mit dem restlichen System – aber es sind auch mechanische Bremsgriffe dran. Das würde gehen, in meinen Augen auch cool aussehen, aber es wäre Gewicht ohne Funktion. Ausgelacht werden will ich dafür auch nicht – naja, vielleicht würde ich es riskieren, aber nicht am Rennrad, wo ich um jedes Gramm kämpfe. Was mir nämlich entgangen war: Für frühere elektronische Schaltungen der Ultegra-Gruppe gab es Zweiknopf-Schalter für die Enden des Aufsatzes, die sind aber nicht mit der modernen Generation des elektronischen Schaltens kompatibel. Ultegra-Schalter für die Enden des Zeitfahraufsatzes gibt es in der modernen Version nicht, und ich hatte mich verkauft, indem ich die Schalt-Bremsgriffe für den „Unterlenker“ eines Zeitfahrlenkers genommen hätte. Des Rätsels Lösung: die relativ kleinen, kompakten, wenig Material beinhaltenden Schalter für das Ende der Zeitfahrlenkers gibt’s in der Shimano Ultegra Di2 R8050 Gruppe gar nicht, aber die aus der Shimano Dura Ace Di2 R9150 Gruppe sind kompatibel und nicht so viel teurer.
Somit sind nun zwei längere Kabel, die Verteilerbox, der Akku-Halter und die richtigen Schalter auf dem Weg. Ich hoffe, ich brauche beim Material nicht noch eine Iteration für mein Do-it-yourself Digital Integrated Intelligence (DIY Di2) Projekt.
In den letzten Wochen habe ich über soziale Medien öfter Berichte von Radfahrern gelesen, denen bei Forderungen nach geteerter Radinfrastruktur vorgeworfen wurde, sie führen ja nur aus Freizeitgründen. Auto-Infrastruktur diene ja Arbeitswegen… deswegen reicht Schotter und festgefahrene Erde für Radwege, Straßen (bei uns selbst die zum Paddelverein am Altrhein im Naturschutzgebiet!) sind dagegen stets geteert und glatt.
Nur mal angerissen: Als Radfahrer oder Radfahrerin ist man auch mit Schutzblechen dem von den Rädern aufgewirbelten Teil des Belags, insbesondere, wenn er angeweicht ist, deutlich direkter ausgesetzt als in einer Blechdose. Auf zwei Rädern spielt Rutschigkeit durch angeweichte Erde oder durch Schotter eine wesentlichere Rolle für die Stabilität der Fahrt als auf vier Rädern. Den höheren Rollwiderstand durch unebenen Untergrund gleicht man auf dem Rad durch Muskelkraft (oder ggf. ein wenig E-Unterstützung) aus, man spürt also direkt in der erforderlichen Anstrengung die Wege-Qualität.
Spielt ja in der Freizeit alles keine Rolle (echt nicht?). Ich würde allerdings unterstellen, dass ich nicht die einzige Person bin, deren Fahrradnutzung so aussieht:
Gefahrene Rad-Kilometer 2022 bis zum aktuellen Tag, eingestuft nach Anlass der Fahrt.
Noch immer bin ich in der Phase, in der ich für jeden guten Sport-Monat unendlich dankbar bin. Ich hoffe, das bleibt auch noch eine Weile so, denn selbstverständlich sollte man das nicht nehmen. Letztes Jahr hatte ich drei schlimme Monate, vermutlich war’s die Borreliose, denn als das Antibiotikum ins Spiel kam, wurde der leicht positive Trend rapide stärker. Der Februar war durch eine Erkältung (zumindest laut Test kein Sars-CoV-2) ebenfalls nicht so gut. Aber im März ging’s wieder ab!
Mein Sport-März (und erstes Quartal 2022) in Zahlen
Fast 30 Stunden habe ich beim Laufen verbracht, fast 35 Stunden auf dem Rad – das sind Werte wie vor der Krankheit im letzten Herbst. Sowohl bei den Kilometern als auch bei der Zeit sieht man deutlich den Einbruch wegen der Erkältung im Februar, nach der ich nicht sofort wieder loslegen konnte – und es auch nicht wollte, da ich echt Sorge hatte, durch zu frühen Neustart Schäden zu verursachen. Mit rund 320 Laufkilometern und 785 Fahrradkilometern habe ich auch ordentlich Strecke gemacht – dazu kommen noch ein paar unter „Sonstiges“ aufgeführte Spaziergänge.
Kilometer bei Ausdaueraktivitäten.Zeit bei Ausdaueraktivitäten.Die Ausdauer-Aktivitäten für die letzten zwölf Monate.
Das Auto führe ich natürlich nicht unter der Summe der Cardio-Aktivitäten, es ist nur zum Vergleich aufgeführt. Der März markiert da auch gewissermaßen einen Endpunkt, denn seit dem letzten März-Wochenende gibt es in unserem Haushalt kein eigenes, privates Auto mehr. Das nimmt einiges an Kosten und Stress von uns, denn man muss sich ja auch immer um Wartung und so kümmern, und es steht im Weg, wenn es, wie bei uns, nicht genutzt wird. Gegen Stress und wieder krank werden habe ich auch noch eine andere Sache implementiert, die ganz gut funktioniert: Neben Balanceboard verlange ich von mir selbst nun, täglich mindestens zwei verschiedene Arten von Eigengewichts-Training zu machen, außerdem habe ich mir selbst zum Ziel gesetzt, jeden Tag mindestens fünf Minuten mit Dehnübungen zu verbringen – und im Jahresmittel mindestens sechs Minuten, also nicht jeden Tag nur das Minimum, außerdem sollen pro Woche anderthalb Stunden Yoga drin sein. Es mag seltsam erscheinen, sich für solch „sanfte“ Dinge harte Ziele zu setzen, aber mir hilft es, das auch wirklich zu machen und somit etwas Gutes für mich zu tun. Bisher funktioniert das gut:
Eigengewichts-Training – Tage und Menge.Zeit beim Dehnen, auf dem Balanceboard und beim Yoga.Die Entwicklung der nicht-cardio Dinge über die letzten zwölf Monate.
Mit mehr Regelmäßigkeit und weniger „Akkord-Tagen“ gefolgt von lange nichts mehr habe ich nicht nur einen guten und motivierenden Rhythmus etabliert, sondern auch dafür gesorgt, dass ich robuster und zufriedener bin. Insbesondere dieses „jeden Tag Dehnen“ und „jeden Tag zumindest je eine Wiederholung von mindestens zwei verschiedenen Übungen“ (nur dann zählt es für mich als Trainingstag) ist für mich ein Erfolgsmodell!
Zeiten beim Ausdauersport, 1. Quartal 2022.Zeiten in Pulszonen, 1. Quartal 2022.
Betrachte ich das ganze erste Quartal diesen Jahres, so nimmt das Radfahren als Verkehrsmittel und auch Sport die meiste Zeit ein, das Laufen bleibt aber wichtig. Insgesamt habe ich gegenüber früher die hochintensive Belastung heruntergefahren und zudem mehr regenerative eingebaut. Auch das funktioniert gut – nicht nur für mehr Gesundheit, nein, ich habe beim Rißnertlauf in Karlsruhe auch eine neue Bestzeit über 15 Kilometer aufgestellt. Nachdem ich mit dem Rad angereist war und am Vortag bereits mit dem Rad beim Oberwald parkrun war und mich dort weit weniger zurückgehalten hatte, als es vernünftig gewesen wäre. Das Konzept scheint also zu passen.
Meditationen über Leistung
Ende letzten Jahres habe ich mir selbst einen Stryd-Footpod zum Geburtstag geschenkt. Ebenso wie mit den Leistungsmesserkurbeln am Fahrrad kann ich nun beim Laufen die physikalische Leistung beim Laufen abschätzen. Beim Laufen geht da noch mehr ein und es ist alles ein bisschen unsicherer – bei den Kurbeln ist es simpel: Materialspannungsmessstreifen messen die Kraft, mit der Kurbellänge kann das Drehmoment berechnet werden, Drehmoment mal Drehzahl ist Leistung. Beim Laufen kommen da Schrittlänge, Körperhebung, Gewicht und diverses mehr zusammen, außerdem versuchen die meisten Leistungsschätzer beim Laufen auch noch, die Belastung des Bewegungsapparates mit einzubringen. Aber sei’s drum – ich habe eine Leistungsmessung. Im Moment plane ich, die Leistungs- und Laufeffizienz-Messungen mit Stryd Footpod und Garmin Running Dynamics Pod gegeneinander abzugleichen, aber das habe ich erstens noch nicht richtig durchgeplant und zweitens würde es zu weit führen. Ich nutze hier also erstmal nur die Daten meiner Leistungsmesser-Kurbeln beim Rad und des Stryd Footpod. Wie Ihr es vielleicht schon kennt, trage ich gerne Quantile auf. In den nachfolgenden Plots sind in gestrichelten Linien jeweils die minimale und maximale Durchschnittsleistung einer Aktivität im jeweiligen Monat aufgetragen. Die weiteren Linien trennen jeweils Anteile meiner Aktivitäten nach Durchschnittsleistung voneinander – ich zeige das stärkste und schwächste Achtel, das stärkste und schwächste Viertel sowie die Trennung zwischen stärkerer und schwächerer Hälfte auf – letzteres ist der Median.
Laufen.Radfahren.
Da ich meinen Stryd erst Ende Dezember gekauft habe, sind noch etliche Läufe ohne Leistungsmessung, also mit einer effektiven Null dabei. Erst ab Januar 2022 ist die Leistungsmessung durchgängig beim Laufen. Wie immer sind Lauf-Plots auf weißem Grund dargestellt, Radfahr-Plots auf grünem Grund. Beim Radfahren sehe ich sehr deutlich, dass es nach der Krankheit im Herbst letzten Jahres wieder aufwärts geht, in diesem Frühjahr sogar erfreulich deutlich!
Was mich nun auch interessiert hat, sind Dinge, die ich vielleicht als abgeleitete Pseudo-Leistungen bezeichnen möchte. Leistung ist ja (physikalische) Arbeit pro Zeit, also Joule pro Sekunde, genannt: Watt. Beim Laufen und Radfahren gibt es aber noch andere „pro Zeit“-Größen, und diese mit der Leistung in Relation zu setzen interessiert mich. Ganz konkret kann man die Frage stellen: Wie viel physikalische Arbeit kann ich mit dem Sauerstoff, den mein Herz mit einem Schlag pumpt, verrichten. Denn ohne Sauerstoff funktioniert die Energieerzeugung der Muskeln nicht, und somit ist der Sauerstoff ein begrenzender Faktor, und Sauerstoff kommt durch das Blut zu den Muskeln. Also habe ich die physikalische Arbeit pro Herzschlag berechnet und aufgetragen. Als erste Annäherung arbeite ich mit Monatsmitteln. Ebenfalls mit Monatsmitteln arbeite ich bei der verrichteten physikalischen Arbeit pro Bewegungseinheit – also pro Schritt oder pro Pedaltritt. Ich habe die Wahl getroffen, hierbei nicht zwei Schritte oder eine volle Kurbeldrehung, sondern einen Schritt und eine halbe Kurbeldrehung als Referenz zu nehmen – ein bisschen deswegen, weil diese Werte näher an der Zahl der Herzschläge liegt und damit die Arbeit pro Herzschlag und die Arbeit pro Schritt/Tritt zahlenmäßig ähnlicher aussehen. Das ist natürlich willkürlich. Aber lange Rede, kurzer Sinn:
Da im Moment meine mittlere Herzfrequenz beim Laufen und Radfahren sowie die mittlere Schritt- bzw. Trittfrequenz halbwegs konstant bleibt, wird erstmal vor allem die Leistungsentwicklung abgebildet. Recht interessant finde ich, dass ich pro Schritt und Herzschlag beim Laufen deutlich mehr Arbeit verrichte als beim Radfahren. In wieweit das an der anderen Berechnung hängt oder daran, dass ich einfach eine bessere Läuferin als Radfahrerin bin, muss ich noch ein bisschen erforschen.
Ausrüstung – Nutzung und Pläne
Dass ich inzwischen einen Stryd Footpod habe, habe ich ja oben schon erläutert. Im ersten Quartal 2022 hat sich gezeigt, dass ich beim Laufen inzwischen recht gut an mein Ziel komme – große Anteile auf FiveFingers, um die Fußmuskulatur zu stärken und den Laufstil zu entwickeln und zu erhalten. Ansonsten habe ich den Schuhschrank aufgeräumt und dies auch in meinen Diagrammen abgebildet: die meinen Zehen nicht angemessenen Zehenboxen von Brooks habe ich durch Abgeben der Brooks-Schuhe (mit einem weinenden Auge im Falle des Hyperion Tempo) nunmehr nicht mehr am Start, was ich bisher von Saucony gelaufen bin (Trailschuh Modell Peregrine), wird nun auch mit einem Zero-Drop Schuh von Altra, dem Lone Peak, bewältigt. Neu am Start sind definitive Bahnschuhe, nämlich die mit tartangeeigneten Spikes ausgestatteten Nike Zoom Rival. Neben dem Zoom Rival sind die Mizuno WaveShadows die einzigen „Exoten“ neben FiveFingers und Altras in meinem Schrank.
Deutlich zu sehen ist auch, dass der Winter beim Radfahren die Wahl des Materials beeinflusst. Der „Red Flash“, mein Trek 520 mit Schutzblechen und etwas breiteren, „graveligen“ Reifen bestritt die meisten meiner Fahrten im ersten Quartal. Dazu kam ein bisschen Indoor-Fahren auf dem Heimtrainer, genannt „Oracle“, sowie das Wiederfitmachen des Alu-MTBs, Codename „Silver Surfer“, mit Spike-Mänteln, Sclaverand-Ventil-Schläuchen und SPD-Klicks. Natürlich sind auch 75 Einkaufskilometer mit Anhänger am „Red Flash“ dabei.
Aktuell in der Mache ist, den „Green Scooter Killer“, mein Carbon-Rennrad Focus Izalco Race, mit elektronischer Schaltung (Ultegra Di2) auszustatten. Vielleicht wird die mechanische Ultegra vom Green Scooter Killer dann die bisherige Alivio am „Red Flash“ ersetzen – auf dem kleinen Zahnkranz fahre ich da nie, und wenn ich eine 50-34er-Kurbel für den Flash kaufe, sollten auch die nötigen Übersetzungen zur Verfügung stehen, um den 13 Kilo schweren Flash mit Gepäck zu benutzen, auch ohne kleinen Zahnkranz. Vorteil wäre dann natürlich, dass mindestens Zahnkränze, Ketten und Kassetten zwischen Red Flash und Green Scooter Killer austauschbar wären, was ein eindeutiger Wartungsvorteil wäre.
Und somit bin ich ganz glücklich mit den aktuellen Entwicklungen und schaue mal, was das zweite Quartal bringen wird.
Vielleicht kennt Ihr es, vielleicht auch nicht: „Careless Talk“ von Billy Joel, veröffentlicht auf dem Album „An Innocent Man“. Ich mag dieses Lied sehr gerne – im Titel des Beitrages habe ich mich aber dennoch nicht vertippt. Denn auch wenn es bereits sehr konkret wurde, nun ist es final, offiziell und tatsächlich der Fall:
Wir sind autolos.
Man kann tatsächlich sagen, dass es ein wilder Ritt war da hin. Vor etlichen Jahren fuhren mein Mann und ich nach Karlsruhe, um irgendwas in der Stadt zu tun. Damals pendelte ich mit dem Auto nach Stuttgart zur Uni, mein Mann ebenfalls mit dem Auto zu seiner Arbeit. Er fuhr täglich zehn Kilometer hin und wieder zurück, bei mir waren’s 86 – eine Strecke. Wir waren das Autofahren gewohnt, beide. Mein Mann blinkte, um einzuparken, und mit aufheulendem Motor schoß ein Lieferwagen an uns vorbei – das kam so unerwartet, dass er nicht mehr reagieren konnte. Da aber der Wagen schon vor uns war und somit der Kotflügel seines Autos und die Seite des Lieferwagens beschädigt worden war, und die Versicherung der Gegenseite sich streitig stellte, bekam er vor Gericht eine Teilschuld. Ich glaube, an dieser Stelle ist bei ihm sehr schnell und nachhaltig, bei mir aber auch langsam etwas an unserer Beziehung zum Autofahren zerbrochen. Das war eine Zeit, in der ich noch nicht wieder viel lief und gar nicht Rad fuhr, er das Rad auch wenig benutzte.
Im Laufe der Jahre sind viele Entwicklungen passiert, und dennoch: Ich würde den Anfangspunkt auf diesen Unfall legen. Da wurde für uns vieles in Frage gestellt, vieles an diesem Leben, in dem das Auto und der rücksichtslose, hektische und teils auch völlig unreflektierte Umgang damit selbstverständlich sind. Es mag peinlich sein, dass es nicht das Ökologische war, das für uns das Umdenken ausgelöst hat, aber in den folgenden Entwicklungen schwang auch der ökologische Aspekt stets und gewann mit jeder Entscheidung weg vom Auto mehr Betonung in unserer Motivation. Zuerst schaffte er sich ein Pedelec an, um auch ohne Dusche auf Arbeit dorthin ohne Auto pendeln zu können. Er fuhr nun also mit dem Rad oder dem Pedelec zur Arbeit, sein Auto verkauften wir, meines blieb noch in unserem Besitz – wurde aber weniger gefahren, da ich durch einen Stellenwechsel meine Pendelstrecke reduzierte – zuerst auf die Hälfte, ein halbes Jahr später mit abermaligem Wechsel auf nur noch 20 Kilometer. Ich pendelte meist mit der Bahn, gelegentlich auf Laufschuhen zur Arbeit. Ende 2019 begann ich das Radfahren wieder, Anfang 2020 wurde das Fahrrad mein bevorzugtes Pendel-Verkehrsmittel. Unser Auto diente nur noch für den Wocheneinkauf und gelegentlich zum Fahren in den Urlaub, wobei die ganz weiten Strecken auch zunehmend lästig erschienen und wir mehr und mehr mit der Bahn fuhren, wenn so etwas anstand.
Die Pendelstrecken waren somit für uns autofrei seit 2018 – mit den Gepäcktaschen an meinem Alltagsrad (statt Rucksack) entstand die Idee, mit dem Rad einzukaufen, aber Getränkekästen blieben ein Problem. Das Alltagsrad hatte ich im Januar 2021 angeschafft im März 2021 kam dann der Fahrradanhänger dazu, und Getränkekästen waren kein Problem mehr. Für uns begann der Alltagstest des Projekts „ohne Auto“.
Es hat also nichts mit den aktuell hohen Benzin- und Dieselpreisen zu tun, dass wir es nun final gemacht haben. Wir haben unser Auto, den kleinen Toyota Aygo, nunmehr verkauft. Liebe Freunde, bei denen es nicht ohne Auto geht, haben ihn übernommen und ihr größeres, weniger sparsames Fahrzeug abgeschafft. Vor drei Wochen war der Alltagstest abgeschlossen, nach zwölf Monaten war klar: Das Auto wird nicht mehr gebraucht. Wir hatten dann mehrere Optionen geprüft und letztlich einen privaten Verkauf bevorzugt. Am gestrigen Samstag holten wir, in der letzten Fahrt des Aygo in unserem Besitz, die Freunde vom Bahnhof ab, nachdem wir gemeinsam beim Park Run in Karlsruhe waren – ausnahmsweise und letztmalig mit dem Auto.
Vor etwas mehr als einer Stunde ist unser ehemaliges Auto davon gefahren. Nach einem Jahr Test, ob es ohne geht, ERFOLGREICHEM Test, DASS es ohne geht, war immer noch dieser kleine Gedanke: „Und was wenn…?“ dabei, als wir die Rücklichter um die Ecke verschwinden sahen. Vor allem aber war das erleichterte Gefühl, kein Geld mehr für Steuer, Versicherung und Wartung eines Gefährts zu zahlen, das hier eh nur herumsteht, davon nicht besser wird und nicht benutzt wird. Das erleichterte Gefühl, im Hof mehr Platz zu haben, auch eine Ecke in der Garage, in dem die Winter- bzw. Sommerkompletträder lagerten, freigeräumt zu haben.
Es ist getan. Von einem Auto-Pendler mit zweimal zehn Kilometern am Tag und einer Auto-Pendlerin mit über 35.000 Kilometern im Jahr sind wir zu einem autofreien Haushalt geworden, in dem fünf Fahrräder genutzt werden, gegebenenfalls ÖPNV oder im Notfall auch Taxi die seltenen Gelegenheiten, wenn’s nicht mit dem Rad geht, einspringen können – aber gebraucht haben wir das in den zwölf Monaten, die wir getestet haben, de facto nicht.
Gestern sprach ich mit einigen Verwandten auf einer Feier. „Ich kann mir das nicht vorstellen ohne Auto.“, „Manchmal würde ich schon gerne mit dem Auto losfahren.“, „Es ist halt so bequem mit dem Auto.“, das waren Dinge, die mir gesagt wurden. Auch das Argument, bei großen Einkäufen würde man es doch vermissen, habe ich gehört. Dass das Wocheneinkaufen mit dem Anhänger bei einer gewissen Gebrechlichkeit nicht mehr geht, war ein Argument, dass dann aber gleich von einem „Ich kaufe dann halt einen Tag Milch, den anderen Tag Mehl, ich habe ja Zeit.“ abgemildert wurde. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, ein wenig mischte Unglauben, dass wir wissen, was wir tun, mit dem Bedürfnis, zu rechtfertigen, dass man selbst nicht ohne Auto kann oder will. Das Auto ist mehr in unseren Köpfen als tatsächlich nötig. Es ist durch Lebensweise und Alternativen bereits in vielen, gut erschlossenen Gegenden weit weniger nötig, als man das denkt – aber da ist noch ein weiter Weg zu gehen, an vielen Orten.
Wir allerdings haben uns mit den zugegebenermaßen privilegierten Gegebenheiten im Bereich Karlsruhe/Rastatt arrangiert. Rad, ÖPNV und ggf. Miet- oder Carsharing-Wagen sowie Taxi genügen für den Alltag, die Bahn oder Mietwagen für weitere Reisen. Wir haben unsere persönliche Autokorrektur getestet, sie funktioniert und somit haben wir sie vollzogen.
Nachdem der Lenker des Red Flash, meines Alltagsrads, bei einem Sturz im November ein wenig gelitten hatte, habe ich mich nun mal dran gemacht. Konkret war gar nicht so viel passiert – der rechte Schalt-/Bremshebel war ein bisschen verschoben. Aber da kommt man natürlich nicht ganz so einfach ran.
Also habe ich beschlossen, dass ich auch gleich neues Lenkerband dran mache und gleich auch für mehr Griff-Grip an den Zeitfahr-Extensions sorge. Wie soll ich sagen? Glücklich wie in einem Traum!