Und wenn sie tanzt …

… spielt als Titel natürlich auf ein Lied an. Auf ein Lied, das ich gestern Abend beim Tanzen definitiv nicht gehört habe. Dennoch ist es eine spezielle Sache, wenn ich tanzen gehe. Es ist etwas wichtiges, besonderes für mich, tanzen zu gehen.

Zunächst mal führe ich beim tanzen gehen meist bestimmte Kleider aus, an denen mir einiges liegt, für die ich aber viel zu selten Gelegenheit bekomme. Meist sind’s die etwas krasseren Stiefel, mit Plateau und hohem Absatz und Schnürung vorne, dazu eine Kombination aus kurzem Petticoat und Tüll, Samt oder Schleifchen in Sachen Rock, meist ein Korsett, gelegentlich auch mal oberarmlange Handschuhe. Ich zieh‘ das nicht an, um irgendwem aufzufallen, sondern um mich gut zu fühlen – ganz ich selbst. Es ist eher narzisstisch als anbiedernd oder lockend in irgendeine Richtung, auch wenn (und vielleicht gerade weil) ich weiß, dass es gar nicht schlecht aussieht. Und dann geht’s los, in die Disco. Bevorzugt natürlich in einen „schwarzen“ Laden, also in eine Disco, die in irgendeiner Form Gothic-Bezug hat. Dort fühle ich mich wohl. Wenn’s gut läuft, ist es eine Party, auf der es um elektronische Tanzmusik geht, bevorzugt die etwas „weichere“. Die VNV-Nation-und-Covenant-Party im Nachtwerk ist da eine, die ich sehr gerne besuche, wenn auch viel zu selten.

Gestern war ich mal wieder dort. Wenn ich dann auf die Tanzfläche gehe, geht es im Wesentlichen um mich und die Musik und um sonst gar nichts. Früher war die Disco für mich auch mal sozialer Bezugspunkt, heute ist das kaum mehr so. Die Leute, die ich in der Disco treffe, treffe ich zum Reden lieber an Orten, wo es leiser ist und wo nicht ständig der nächste Track lauert, der mich das Gespräch abbrechen und auf die Tanzfläche stürmen lässt, so wie der Skip-the-Hit-Hit „Control“ gestern. Allerdings gehe ich in die Disco, um zu tanzen. Zum Reden ist es eh zu laut. Oft schaue ich, dass ich rechtzeitig dort bin, so dass ich zuerst noch recht viel Platz auf der Tanzfläche habe, um mich mit mir selbst in Einklang zu bringen. Dieses Mal war der DJ dann gleich ein „Wissender“: Er weiß, was ich mag, und da ich allein auf der Fläche war, spielte er’s auch. „If I Was“ von VNV Nation auf dem Album Transnational ist nicht so der klassische Tanzflächenfüller. „Eclipse“ von Apoptygma Berzerk ist alt genug, dass viele es nicht mehr hören wollen. Beides bekam ich, als ich noch allein auf der Fläche war – tolle Sache. Aber auf der Party mit Thema VNV und Covenant muss ich mir eigentlich nichts wünschen. Lustigerweise kriege ich meist genau das, was ich gewünscht habe, besonders schnell – vielleicht auch, weil ich in die Stimmung eintauche und das, was ich mir wünsche, gut dazu passt. So war’s gestern mit dem „Timekiller“ von Project Pitchfork und mit „Only Satellites“ von VNV Nation.

Aber „wenn sie tanzt“ war mein Thema. Wenn ich tanze, bringe ich tatsächlich all die Stimmen in meinem Kopf zur Ruhe, bin Rhythmus, Bewegung, Körper und sonst nichts. Dann bin ich eine andere Zusammenstellung der Komponenten meines Ichs als sonst, eine sehr entspannende, eine sehr angenehme Erfahrung. Ich bin nicht unbedingt ein für die Umwelt besseres „Ich“ oder eine für meine Umwelt bessere Zusammenstellung meiner Komponenten als sonst. Im Gegenteil, ich bin sehr nach innen gewendet, aber wenig meditativ, wenn auch trance-artig. Ich möchte auch nicht immer so sein. Die unglaubliche Menge flirrender Ideen und Geschichtenansätze, die ständig in mir darum buhlen, von der Ratio geordnet und zu Geschichten geformt zu werden, sind mir wichtig. Aber beim Tanzen bringe ich sie zur Ruhe. Das funktioniert meist sogar viel besser als meditative Praktiken, sogar zuverlässiger.

Nach vier Stunden taten mir dann die Füße weh. Ich war KO. Ich bin Laufen gewöhnt, aber Tanzen nicht mehr so. Ich mache das zu selten, inzwischen. Vielleicht kann ich das ändern. Jedenfalls war ich gestern tanzen. Ich bin heute müde und KO, fühle mich irgendwie schwer. Aber ich fühle mich auch sehr gut. Es ist dieser Unterschied zwischen bleierner und wohliger Müdigkeit. Nur eben auch im mentalen.

Vielleicht ist es doch was Meditatives. Die Systematikerin in der Phantastin in mir setzt einen Weg der Fülle und des Äußeren hier einem ebenfalls guten Weg der Stille und des Inneren entgegen. Das hatte ich schonmal für eine Geschichte so gebastelt, vielleicht auch, weil ich diesen Weg der Fülle und des Äußeren neben still-meditativen Erfahrungen als etwas – ähnliches auf anderem Wege beim Tanzen erlebe.

Seit langem mal wieder …

… bin ich heute Morgen mit Kopfschmerzen aufgewacht. Ich habe allerdings beschlossen, mich nicht damit abzufinden. Allerdings will ich auch nicht einfach dasitzen und warten, dass es besser wird.

Also habe ich schonmal Sport zu machen angefangen: Yoga-Matte ausgerollt, Brücke, Rumpfheber, Crunches. Mehrfach hat es dabei im Rücken geknackt, nach den 30 Rumpfhebern lief eine Welle der Spannung und dann der Entspannung durch meinen Rücken. Das Ganze wiederhole ich nun, parallel zum Frühstück machen und Tee vorbereiten – der Espresso steht auch schon da. Zum Laufen ist es mir heute früh ehrlich gesagt zu kalt. Der Temperaturfühler zeigt 0,2°C, und der steht direkt vor dem (noch alten, undichten) Fenster, das nächste Woche um die Zeit bereits ausgetauscht sein wird. Das wäre heute wohl nicht das Ding. Aber immerhin habe ich meine Gymnastik.

Bitte drückt mir die Daumen, dass es hilft.

Die Matte

Vor einiger Zeit – es muss wohl 2013 gewesen sein, ist also schon vier Jahre her – gab es beim Hochschulsport an der Universität, an der ich arbeite, einen Yoga-Kurs, der Freitagabends vor dem Wochenende lag. Der Name war Programm: „Entspannt ins Wochenende“. Es war mein erster Yoga-Kurs und leider aufgrund all der anderen Dinge, die ich gerne tue und die mir wichtig sind, bisher der einzige. Der Kurs läuft inzwischen auch nicht mehr, ich war nur ein Semester dabei, danach begann für mich die Phase, in der ich Teezeremonie lernte – im selben Zeitslot, wenn also der Kurs nicht geendet hätte, weil die Leiterin keine Zeit mehr hatte, wäre das eh kollidiert.

Ich habe aus dieser Zeit einige Dinge mitgenommen, die mir heute wichtig sind. Leider ist nicht viel vom Yoga übrig geblieben, dafür war es zu kurz. Was geblieben ist, war die Yoga-Vollatmung, die mir oft zum Beruhigen, zum mir Dinge bewusst machen, zu – naja, zu vielem eben ein geliebter Begleiter geworden ist, ebenso wie das autogene Training. Da ist noch mehr, aber das zweite große Ding, das ich aus der Zeit mitgenommen habe, ist die Yoga-Matte. Mit guter Transportmöglichkeit, Grip und guter Wärmeisolation gegen den Boden ist sie mir zum auf der Terrasse liegen, aber vor allem für Sport ein ganz wichtiger Begleiter geworden. Wenn ich meine Bauch- und Rückenübungen mache, meine Stabilitätsübungen, mein Zeug gegen die Rücken-Verspannungen und die Spannungs-Kopfschmerzen, dann findet das auf einer Yoga-Matte statt.

Ein Zeichen dafür, dass 2017 ein Jahr ist, in dem ich wieder mehr auf mich achte, ist das Folgende: Meine zweite Yoga-Matte steht wieder im Büro. Dort kann ich sie benutzen, um in der Mittagspause ein bisschen zu üben, um Verspannungen vorzubeugen, um mich mit etwas Sport etwas aus eventuell festgefahrenen Gedanken zu nehmen.

Ich schicke mich im Zweifel also selbst auf die Matte. Und nun ist auch wieder eine da, auf die ich mich schicken kann.

Sonntag – Kopfschmerztherapie

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Diesen Zettel habe meinem noch schlafenden Mann heute morgen auf seiner Maus hinterlassen und bin los, um die Schmerzen loszuwerden. Auf aktuellem Stand hat es fast geklappt. Allerdings bin ich – gemäß dem Prinzip „Viel hilft viel!“ verhältnismäßig schnell und trotzdem weit gelaufen. Im Endeffekt war es fast Wettkampflevel – aber es hat geholfen. Wenn jetzt die letzten Reste des Schmerzes sich nicht noch einmal aufbäumen, sondern das Weite suchen, so bald ich unter der Dusche war, ist alles gut.

Resultat war ein Lauf von 11,21 Kilometern mit einer Geschwindigkeit von 11,5km/h bzw. 5:12/km und einer – ziemlich hohen – mittleren Herzfrequenz von 168bpm. Es fühlte sich aber gut an und hat geholfen. Natürlich will ich nicht immer solche Aktionen innerhalb meines Trainings durchziehen – eigentlich sogar fast nie – aber wenn meine Kopfschmerzen behandelt werden müssen, sind die Alternativen: Leistung abrufen oder den Tag verlieren. Da breche ich doch lieber mal mit Trainingsplanvernunft, statt den Tag mit Kopfschmerzen, gegen die Tabletten nicht echt helfen, im Bett zu verbringen.

Vorfreude

Am Montag habe ich Urlaub für den Brückentag in Baden-Württemberg eingereicht, nun bastle ich am Plan für das verlängerte Wochenende. Klar, es gibt noch den Sommerurlaub fertig zu planen, da plätschern nun langsam die nötigen Infos rein und bald wird sich das zusammensetzen. Für eine Sushi-Aktion mit guten Freundinnen muss ich auch noch eine neue Terminumfrage starten.

Aber erstmal wird geplant. Wellness – im Sinne des Kofferwortes aus Well-Being und Fitness. Am Donnerstag möchte ich mal wieder einen längeren Lauf machen – nicht auf zweimal gestückelt, sondern über 12, vielleicht 15 Kilometer am Stück. Ich denke daran, die „BÖSE“-Tour zu reaktivieren: Bietigheim, Ötigheim, Steinmauern, Elchesheim und wieder nach Bietigheim zurück. Das hatte ich im Sommer 2014 mal, auch vorher ist das hin und wieder mal passiert. Aber nun war ich schon seit langer Zeit nicht auf dieser Strecke – dabei ist sie wunderschön: Am Schlangenrain von Bietigheim nach Ötigheim, dort dann kurz an der Straße von Ötigheim nach Steinmauern entlang, dann rechts ab durch den Wald, ein Stück über die Felder und am Ortseingang Steinmauern kurz die Straße entlang. Durch ein Wohngebiet rüber, dann über die Felder und durch den Wald, bis an die Straße von Steinmauern nach Elchesheim. Dort gibt es einen netten Fußweg auf der anderen Straßenseite. Durch Elchesheim durch, am Tennisplatz vorbei, am Wasserwerk entlang und dann zurück nach Bietigheim. Meine geliebte „BÖSE“-Tour. Das Akronym ist irgendwie cooler als „MÖBS“ vom MÖBS-Radweg.

Am Freitag möchte ich dann ins Rotherma gehen, vielleicht vorher einen kleinen Lauf durch die morgendliche Kühle im Murgtal, ein bisschen über die Hügel durch den Wald. Die Gegend ist malerisch und wild, da ist mir auch schon öfter mal ein Reh begegnet. Wenn ich es am Donnerstag übertreibe, muss ich zwar vielleicht auf den Lauf dort verzichten, aber nun gut – und danach Sauna, ganz gemütlich, in aller Ruhe – und in der Hoffnung, dass es nicht zu voll ist. Das wird ganz großartig, glaube ich!

Einen im Tee …

Zugegeben. Dummes Spiel mit einer Redensart für’s Betrunkensein. Denn natürlich geht es nicht um Alkohol, auch wenn ich vergangenen Freitag mit einem Glas Wein und einem Ramazotti ganz schön knülle war.

Im Moment freue ich mich über etwas ganz anderes: Ich habe mir das ein oder andere Teeutensil gekauft, um nach Bonryaku, einer einfachen Teezeremonievariante mit Tablett, nunmehr Usucha zu lernen – bei der die wohl einigen geläufige Bambus-Kelle namens Hishaku zum Einsatz kommt. Das Frischwassergefäß, den Hishaku und einiges weiteres Zubehör kann man auch in Europa recht einfach erstehen. Vielleicht nicht unbedingt die Werkzeuge, die durch Alter, Einfachheit, Originalität und ihren Preis bestechen, aber eben doch Werkzeuge, die zum Üben und auch – sobald ich mal so weit bin – meinen interessierten Freunden einen Einblick zu geben.

Aber eine Sache ist nicht so einfach. Das Kohlebecken – in dem Fall ein tragbares namens Furo, das bei Sommerzeremonien zum Einsatz kommt. Und der Teekessel, Kama genannt. Zusammen wird das dann als Furogama bezeichnet. Rein mechanisch wichtig daran ist, dass der Bambusschöpfer hinein passt und adäquat darauf gelegt werden kann, aber auch, dass das Ganze mit den restlichen Teeutensilien und nicht zuletzt der Vorstellung dessen, der damit Tee macht, harmoniert. Denn sicher ist es mit einem Furogama, das einen irritiert, sehr schwer, die innere Ruhe und Harmonie zu erreichen.

Und somit habe ich nun zunächst schweren Herzens damit begonnen, einen Furogama zu suchen, zu kaufen und mir schicken zu lassen. Neues ist schwierig zu bekommen, erst recht in Europa, aber auch mit dem Gebrauchten ist es – in Europa – so eine Sache. Und so jagte ich zuerst einer Auktion auf Ebay hinterher, bei welcher ich jedoch nicht den Zuschlag bekam, wenn auch ganz knapp. Ich war offenbar unter den letzten beiden Bietern. Aber morgens um fünf am Sonntag aufstehen, nur um nochmal zu bieten – das habe ich dann doch nicht gemacht.

Aber dann habe ich ein ganz ähnliches Stück entdeckt, Eisen, schwarz, sehr stabil, ebenfalls nicht neu … und als ich dann letztlich den Kauf komplett machte, ließ ich mir die Hand halten von meinem Mann, denn so viel Geld auf einmal habe ich schon lange nicht mehr ausgegeben. Die letzte Anschaffung in dieser Größenordnung war ein Korsett vom TO.mTO, und das musste ich nicht aus Japan importieren … und heute Abend habe ich die Versandbestätigung bekommen und harre nunmehr dem Tage, an dem ich Euch hier auf meinem Blog die Werkzeuge alle zusammen zeigen kann, auch wenn ich bestimmt bis dahin noch nicht reif genug bin, sie in eleganter Weise zu benutzen. Aber immerhin: Dann kann ich auch zu Hause üben. Denn welche Zeremonie auch immer, in Sachen Tee und auch sonst alle Zeremonien: Wiederholung, Üben, das ist der Weg, dass es von allein geht und die Zeremonie zu einem spirituellen Erlebnis, zu Freiheit entlang festgelegter Bewegungen macht. Ich habe dieses Gefühl einige wenige Male schon beim Durchführen der einfachen Bonryaku Temae erleben dürfen – und festgestellt, dass der für Europäer wohl als Widerspruch daherkommende Konflikt zwischen bis ins Detail festgelegten Handlungen und der Freiheit und des Friedens in ihrer Durchführung nicht existiert. Die Dinge willkürlich zu tun ist stets auch damit verbunden, unsicher zu sein, ob man es richtig macht, immer wieder. Muss ich stets darüber nachdenken, wie es nun weiter geht, welche Entscheidung ich treffe, so ist mein Geist nicht frei, in der Handlung meditativ aufzugehen. Das mag nun esoterisch klingen. Aber für mich ist dieser noch immer viel zu selten erlebte perfekte Moment, in dem die Handlungen zu fließen scheinen, zu einem Ziel geworden, zu einem Moment perfekter Entspannung und des Glücks.

Ich hoffe, dass meine neuen Dinge mich, früher oder später, zu solchen Momenten führen können. Und ich freue mich darauf.