[KuK] Kommunikation

Eine Läuferin. Eine Kreuzung. Ein Auto.

Situation eins: Die Läuferin läuft die Straße entlang, auf dem Gehweg. Ein Auto kommt entgegen, blinkt rechts und würde somit den Weg der Läuferin kreuzen. Die Läuferin ist weiß gekleidet, also deutlich sichtbar. Sie hätte Vorrang – das Auto biegt ja ab. Das Auto wird nicht langsamer – die Läuferin macht langsam und schaut – das Fahrzeug wird langsamer. Die Läuferin beschleunigt wieder – das Fahrzeug auch. Die Läuferin weicht aus, das Auto fährt weiterhin rechts blinkend am Abzweig vorbei … Die Läuferin brüllt (natürlich sinnlos, das Auto ist schon weiter): „WAS SOLL DAS?!“

Situation zwei: Die Läuferin läuft eine andere, schmalere, ruhigere Straße entlang. Ein Auto kommt entgegen, fährt auf die Kreuzung zu. Wenn es links abbiegen würde, würde es den Weg der Läuferin kreuzen. Die Läuferin macht etwas langsam – und das Auto blinkt weiterhin nicht. Die Läuferin überquert die Kreuzung und das Fahrzeug biegt links ab, weiter ohne zu blinken und rein von Tempo und Verhalten, als habe es die Läuferin nicht bemerkt.

Hey, Ihr habt EINEN Job beim Blinken: Wenn Ihr abbiegt, in diese Richtung blinken. Wenn Ihr nicht abbiegt, nicht blinken. Ich fand das nicht so schwer, als ich noch mehr Auto gefahren bin. Aber vielleicht unterliege ich einer Selbsttäuschung.

[KuK] Was soll das?

Heute, A831/B14, Stuttgarter Kreuz Richtung Stuttgart.

Ich komme aus dem Johannesgraben-Tunnel und will nach rechts rüber, um dann auf die Ausfädelspur zur Ausfahrt Universität zu fahren. Ich blinke. Ich habe Licht an. Ich mache alles richtig, fahre genau die erlaubten 60km/h. Hinter mir kommt aus Richtung Möhringen auf dem Verflechtungsstreifen ein LKW heran, deutlich über 65km/h, schließt auf. Ich denke mir, vielleicht hat er mich noch nicht gesehen. Aber nein, er macht meine Lücke zu. Der Vordermann fährt auch genau 60km/h, ebenso der Vordermann des LKW. Mindestens 30 Sekunden muss der LKW mich blinken gesehen haben.

Aber er ließ mich nicht rein. Ich hupte. Er ließ mich nicht rein. Also bremste ich brutal den Verkehr hinter mir aus, um hinter dem LKW rechts rüber und gerade noch so auf meine Ausfahrt zu kommen, gab Lichthupe, um ihn auf sein Verhalten aufmerksam zu machen. Keine Reaktion. Das war für den Fahrer offenbar normal.

Und nein: Es war nicht der übliche Autobahn-Brummi. Es war wohl ein LKW-Fahrer mit Baustellenfahrzeug mit Kleinkran an der Ladefläche, so einer, der Stadtverkehr gewöhnt ist. Ich glaube, die Langstreckenbrummis machen sowas eher selten …

Nochmal gut gegangen

Heute Morgen war ich am Leonberger Dreieck an einer Spurwechsel-Schere beteiligt. Ich wollte von der linken Spur auf die vormals mittlere, die dann zur rechten Spur der weiterführenden A8 werden würde – denn wegen Stau in der Baustelle zwischen Leonberg und Stuttgarter Kreuz bin in in Leonberg Ost abgefahren. Ein LKW von der vormals rechten Spur der A8, die nun zur linken Spur der zweistreifigen Abfahrt zur A81 Richtung Heilbronn und nach Leonberg Ost wurde, wollte auf der A8 bleiben und demzufolge eins nach links. Wir hatten also den selben Fahrstreifen als Ziel. Der LKW war leicht hinter mir. Beim Schulterblick könnte ich schwören, dass er noch nicht geblinkt hatte – ich aber schon. Ich habe seinen Blinker tatsächlich bei dem ganzen Manöver gar nicht aktiv gesehen. Jedenfalls hupte er mich an, als sein Bug etwa zwei Meter hinter meinem Heck auf denselben Fahrstreifen wechselte.

Wer nun schuld gehabt hätte, wenn was passiert wäre – gute Frage. Ich bin mir keiner Schuld bewusst, aber man sieht oft genug nicht alles. Ein Glück ist nichts passiert, so dass die Frage sich nicht stellt.

Wieso eigentlich?

So geschehen am Dienstag:

Ich fuhr meine übliche morgendliche Strecke – irgendwo zwischen Karlsbad und Pforzheim West passierte es dann: Nicht allzu schnell fuhr ich hinter einem LKW her, rollte nett vor mich hin und merkte, der LKW kam immer näher. Daher wollte ich nach links rüber. Also beobachtete ich die Spiegel und sah: Keiner hinter mir rechts, einer weit genug hinter mir auf dem mittleren Fahrstreifen. Auf dem linken Fahrstreifen fuhr jemand, aber der blinkte nicht und überholte noch den auf der mittleren Spur, dessen Vorderfrau ich zu werden beabsichtigte.

Also, Blinker gesetzt, Schulterblick, alles frei, wundervoll! – und rüber. Während ich nun rüberzog, schaute ich nochmal über die Schulter – und das war gut! Denn der Fahrer auf der linken Spur hatte wohl bereits im Rüberziehen den Blinker gesetzt und nahm sich in meinem toten Winkel zwischen Spiegel- und Schulterblickperspektive die hintere Hälfte des Fahrstreifenabschnitts, den ich eigentlich haben wollte. Ich fuhr also zurück hinter den LKW, ließ den Überholer und meinen designierten Hintermann vorbei und fuhr DANN am LKW vorbei.

Was ich mich dabei frage: Ringsum war alles frei. Binnen mehrerer hundert Meter waren auf keiner der drei Fahrstreifen irgendwelche Fahrzeuge außer eben dem LKW und mir auf dem rechten, dem als zukünftigen Hintermann ausersehenen Fahrzeug auf dem mittleren und eben jenem Einscherer auf dem linken Fahrstreifen. Ob mein hinterer Blinker noch geht, habe ich übrigens nach Ankunft auf der Arbeit gecheckt, er müsste es also gesehen haben. Aber entweder hat er das – warum auch immer, Sonne von vorn vielleicht – doch nicht gesehen, oder es war ihm egal, dass ich nicht rüberziehen konnte, während er völlig unangefochten noch hundert Meter weiter auf dem linken Fahrstreifen hätte bleiben können.

Das Rechtsfahrgebot in allen Ehren, aber muss sowas sein? Das war eine völlig unnötige Spurwechsel-Schere.

Was soll das?

Diese Frage ist nicht nur der Titel eines sehr einprägsamen Lieds von Herbert Grönemeyer, sondern auch eine, die ich mir des öfteren auf der Straße stelle. Diese Woche habe ich recht häufig intensive Müdigkeit am Abend verspürt, so dass ich dreimal solche „Was soll das?“-Momente erlebt habe, ohne sie hier zu dokumentieren.

Der von heute früh muss nun aber doch sein …

Es begab sich also zu der Zeit, da ich meine Fahrt von Zuhause zur Arbeit antrete, und mich auf dieser Reise über die Bundesautobahn 8 bewege. Nach durchaus heute nicht allzufreier Fahrt trieb ich meinen Toyota Aygo, der zugegebenermaßen vom Motorengeräusch her sportlicher klingt als er ist, die Steigung von Nöttingen nach Pforzheim West empor. Wie so häufig wechselten sich Abschnitte mit vielen Fahrzeugen, die sich um LKW-Überholvorgänge sammelten, mit völlig freien Abschnitten ab. Nun kam ich an die Stelle, an der die Steigung schon langsam geringer wird, kurz vor das Ausfahrt nach Pforzheim – und was machte der LKW auf der rechten Spur vor mir, die ich die mittlere benutzte?

Genau, er zog rüber. Ohne zu blinken – oder eher: er schaltete den Blinker an, als er schon halb auf der mittleren Spur war. Freilich, wenn ein LKW so lange es geht auf der rechten Spur bleibt und erst kurz vor dem zu überholenden Vordermann ausschert, ist das eine feine Sache, weil man länger ungestört auf der mittleren Spur fahren kann …

Moment. Vordermann? Der von mir vernünftigerweise unterstellte Vordermann existierte gar nicht! Der LKW scherte ohne jeglichen ersichtlichen Grund auf die mittlere Spur aus. Ich habe kein Hindernis gesehen, keinen havarierten Verkehrsteilnehmer auf dem Standstreifen und auch kein Stück Reifen oder Holzstück oder was auch immer auf der rechten Spur. Auch eine Metallstange, wie sie später im Verkehrsfunk angesagt wurde, war nicht zu erkennen. Genau an dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich sauer wurde. Nicht, dass ich verlangen wollen würde, dass ein mit halbwegs leichter Ladung oder halbwegs starkem Motor zu 70-80km/h bergauf in der Lage befindlicher LKW hinter dem weniger glücklichen Kollegen, der sich mit kaum 40km/h den Berg hochquält, von der mittleren Spur fernhält – sicher nicht. Ich sehe es auch recht kritisch, dass ein Blinken eines Fahrzeugs auf der rechten Spur von PKW wie LKW auf der mittleren Spur oft nicht für voll genommen wird – und plädiere dafür, eher mal den Fuß vom Gas zu nehmen und solche Leute reinzulassen.

Was ich aber absolut nicht abkann, ist unnötiges, plötzliches, signalfreies Spurwechseln ohne jede Rücksicht auf den Verkehr auf der Ziel-Spur. Das ist gefährlich. Ein LKW auf dem Beschleunigungsstreifen darf ruhig mal auf’s Gas drücken, ein PKW sowieso. Einfädeln in den laufenden Verkehr heißt nicht, dass ich stur im fünften Gang den Beschleunigungsstreifen benutze und an dessen Ende bei 62km/h auf die rechte Spur rüberziehe, weil ja die LKW alle spontan und ohne zu gucken auf den mittleren Streifen rübergezogen sind.

Ferner ist eine freie linke Spur kein Argument, von der rechten Spur mit nur kurzem oder gar ohne Blinken kurz vor einem Fahrer auf der mittleren Spur rauszuziehen – denn wenn ich als dieser Fahrer auf der mittleren Spur den ausscherenden LKW oder PKW vor mir beobachten muss, seine Geschwindigkeit durch die Änderung seines Tempos und seiner Richtung nicht gut einschätzen kann, habe ich keine Kapazität, die linke Spur zu beobachten, um sicher selbst nach links zu wechseln. Wenn das fünf, sechs, zehn Autolängen vor mir passiert – gut, dann habe ich Zeit, den Kopf zu drehen, den Blinker zu setzen und auszuscheren. Aber drei, vier Autolängen vor mir – wenn da einer ausschert, habe ich nicht die Kapazität, selbst ein sicheres Spurwechselmanöver auszuführen und zugleich darauf zu achten, den neu gewonnenen Vordermann sicher zu berücksichtigen.

… und gerade diese Woche passiert sowas wieder LAUFEND!

An manchen Tagen …

… muss ich mich ernsthaft fragen: Warum?!?

Das ist zwar ein generelles Lamento, was sehr gut auf den gestrigen Tag passt, aber mit der skurrilen Geschichte von gestern möchte ich im Interesse der Beteiligten nun nicht aufwarten.

Heute dagegen kann ich mit einem sehr konkreten, sehr „The-Highway-Tales“-mäßigen Lamento aufwarten: Drift. Wie Drift? Ja, genau, Drift!

Ich meine ganz konkret das Driften von Fahrzeugen, nicht aufgrund von durchdrehenden Rädern oder blockierenden Bremsen, sondern das Driften aus der Spur heraus. Heute Morgen, im Nebel des westlichen Abschnitts meiner alltäglichen Portion Bundesautobahn 8, kam das bemerkenswert häufig vor: PKW oder LKW, völlig egal, jedenfalls erwarte ich von jemandem, der auf einer Autobahn ein Kraftfahrzeug lenkt, dass er entweder die Spur hält oder vor dem Spurwechsel ebendiesen per Blinker ankündigt. Wildes nach rechts Driften, während man am Handy rumspielt und neben ewig freier rechter Spur auf der mittleren entlangfährt, verurteile ich ebenso wie LKW oder PKW, die ohne zu blinken, ohne Vordermann, wegen dem man bremsen müsste oder zu müssen glaubt, auf die mittlere Spur driften. Ich habe heute morgen dreimal Leute angehupt, die genau das gemacht haben. Einmal habe ich sogar einen Stinkefinger geerntet! Man gebe sich das: der andere macht den Fehler, ich hupe ihn an, er zeigt mit den Stinkefinger …

Ein Glück ist ab heute Abend erstmal Weihnachten und Urlaub für mich – somit seid Ihr sicher vor Verkehrs-Lamento und werdet nur mit Büchern, Schreib-Themen und allgemeinem Geschreibsel auf The Highway Tales behelligt.

Die Verengungs-Aufwerfung

Vorkommen: Auf Autobahnen oder mehrstreifigen anderen Straßen, kurz vor der Verengung auf einen Fahrstreifen weniger. Gerne auch ohne Verengung, nur mit einsetzendem LKW-Überholverbot.

Symptome: Es stockt, ein Drittel der LKW scheren aus – das Ende des dritten Fahrstreifens ist da meist schon angesagt, das LKW-Überholverbotsschild in Sicht. Die PKW auf dem linken bzw. den zwei linken Fahrstreifen stocken ebenfalls. Ein oder mehrere LKW auf der mittleren bzw. linken Spur blinken rechts, direkt vor einem LKW-Überholverbotsschild, aber es ergibt sich keine Lücke – entweder lässt niemand den Blinkenden rein oder er stockt rechts so stark, dass keine Lücke aufziehbar ist. Direkt hinter dem „verzweifelt“ nach rechts wollenden LKW läuft’s für die PKW wieder.

Unterstellte Ursachen: Opportunismus der unter massivem Druck stehenden LKW-Fahrer. Es stockt, sie sind ohnehin spät dran oder haben unrealistische Fahrzeitvorgaben. Also schert man nach links aus und denkt sich: „Wird mich schon einer reinlassen, wenn dann die Spur sich verengt.“ Das ist natürlich unrealistisch, aber die PKW-Fahrer haben ja schließlich nicht diesen Druck – zumindest unterstellt der Brummi-Fahrer das, weil er einfach nur den eigenen (sicher krasseren) Druck spürt. Aber wenn’s schon 600m vor der Verengung stockt, wie realistisch ist es dann, dass weiter vorne mal so auf die Schnelle ’ne Lücke da ist?

Nervfaktor: Rein von der individuellen Situation her: Geht so. Schließlich hat man direkt nach dem verursachenden Rechtsblinker, der nicht reingelassen wird oder werden kann, ja wieder freie Fahrt, kann ein bisschen schimpfen und kommt voran. Generell: Unglaublich nervig, weil es ein Symptom für die Krankheit des Fracht-Fahr-Gewerbes ist, das mit zunehmend unrealistischen Vorgaben und enormem Druck auf die Fahrer für viele problematische Situationen auf der Autobahn verantwortlich ist, die mit realistischen, dem starken Verkehr Rechnung tragenden Vorgaben an die Fahrer wohl weit seltener auftreten würden.

Siehe auch Die Düne

Stupidity Outbreak

… zumindest habe ich mich heute so gefühlt, auf der Straße. Auf der Hinfahrt wie auch auf der Rückfahrt. Dieses Gefühl: „Was zur Hölle stimmt nicht mit Euch?“ und auch das Gefühl, sich auf der Autobahn nur mit Schaulustigen, Egoisten, Risiko-Junkies und sonstigen Idioten zu beschäftigen, es war heute recht stark.

Begebenheit 1: Autobahnanschlussstelle Karlsbad an der A8, ich fuhr gerade von Busenbach über Waldbronn eben in Karlsbad auf die Autobahn. Eigentlich hatte ich vor gehabt, den Stau auf der A5 zu umgehen. Nun ja, das funktionierte nicht, ich fuhr mitten in einen Stau hinein auf. Natürlich zog man keine Lücke auf, auch wenn es gegangen wäre, und ich musste mir am Ende des Beschleunigungsstreifen durch Dauerblinken und durchaus etwas penetrantes seitwärts Ziehen meine Lücke ernötigen. Nun ja, man soll sowieso erst am Ende des Streifens einfädeln, aber schön langsam, aber auf Tuchfühlung mit der Stoßstange des Vordermanns an einem am Ende des Beschleunigungsstreifens von der Stau-Geschwindigkeit auf Stillstand ausrollenden PKW, der blinkt, vorbei zu fahren, das muss dann doch nicht sein. Waren übrigens nicht nur LKW, sondern auch PKW, die das tätigten. Danach konnte ich von der rechten Spur aus eindrucksvoll beobachten, wie ähnlicher Egoismus und dazu das viel zu frühe Einscheren von der linken auf die mittlere Spur aus der Verengung von drei auf zwei Fahrstreifen ohne Not einen Stau machten.

Begebenheit 2: Nach der reinrassigen Senkenstockung in der Senke bei Nöttingen – das Pfinztal ist das, wenn ich es richtig weiß – stand ich dann schon wieder kurz nach Pforzheim West. Warum? Nun. Ich glaubte an einen Flaschenhals, also wieder mit dem Verkehr überforderte drei Spuren, die zu zwei noch mehr überforderten Spuren wurden. Aber auch nach der Nachstockung dieses Flaschenhalses lief es nicht wieder. Nein, es blieb bei 2-10km/h, immer ein bisschen schwankend. Erst in der Höhe der gesperrten Anschlussstelle Pforzheim Nord wurde es besser. Schlagartig von 5km/h auf 80km/h. Des Rätsels Lösung, warum das so war? Nichts leichter als das: Auf der anderen Richtungsfahrbahn blinkte es herrlich gelb und blau, zweimal Polizei, drei gelbe Abschleppwagen. Ich glaube, auch noch eine wohl mit Aufsaug-Mittel abgedeckte Öllache vor einem lädierten PKW gesehen zu haben. So genau habe ich nicht hingeschaut, ich war ja auf meinen Vordermann konzentriert – und ich wollte auch nur Unfälle sehen, bei denen eventuell meine Hilfe nötig und ein Anhalten für Leisten selbiger möglich gewesen wäre. Außerdem erledigten die anderen ja das Starren. Nach dem gestrigen Gafferstau heute schon wieder einer – Deprimierend!

Begebenheit 3: Nun schon auf der Heimfahrt. Neben dem hohen Verkehrsaufkommen und dem damit verbundenen langsamen Fortkommen habe ich diverse Spurwechsel-Scheren erlebt – und zwar von der besonders fiesen Art: Auf wahlweise der linken oder der rechten von zwei verstauten Spuren ging es schneller voran – woraufhin meistens gleich zwei oder drei Fahrer den Blinker setzten und beherzt, ja fast schon hastig rüberzogen, mit dem Fuß voll auf dem Gas. An drei Stellen ergaben sich daraus Fast-Unfälle, zweimal zum Beispiel zwischen Pforzheim West und Karlsbad! Das ist so unnötig, weil es einen eben doch kaum schneller voranbringt – ich glaube, an dem ein oder anderen Opportunisten bin ich, die linke Spur die ganze Zeit haltend, später wieder vorbeigerollt. Den Abstand vor mir, den ich hübsch gehalten habe, um nicht dauernd Halten und Beschleunigen zu müssen, wurde natürlich auch stets zugefahren, so bald es auf meiner Spur etwas schneller ging.

Begebenheit 4: Und das allerbeste! Kurz vor Karlsbad, mitten in der Baustelle, ging es voran, mit ungefähr 85km/h, wohl eher 90km/h – dort sind 80 gestattet. Ich hielt ordentlich Abstand zum Vordermann, um nicht noch schneller zu fahren – zumal der Vordermann schon wieder am Bremsen war. Und was war? Der Hintermann fuhr mit beinahe in den Kofferraum, gab Lichthupe … um dann, mit aufheulendem Motor, als ich recht rüber wechselte zwischen die LKWs, eben genau nicht vorbeizukommen, sondern eine ganze Weile zu brauchen. Und als der gute Mann dann Geschwindigkeit aufgenommen hatte, endete es recht rasch – mit starkem Bremsen vor dem Vordermann, der eben nun doch aufgrund zu geringer Abstände weiter vorne auf 65km/h runterbremsen musste.

Zur Zeit macht das Pendeln gar keinen Spaß, nichtmal, wenn ich drüber bloggen kann. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass die Leute einfach nicht verstehen, dass sie auch nicht schneller vor dem Fernseher sind, um WM zu gucken, bloß weil sie den großen Egotrip auf der Autobahn durchziehen. In aller Regel ist der Unterschied zwischen Lückenspringen, Spurwechseln, jede Lücke zufahren auf der einen und ruhig die Spur halten und mit Abstand hinterherzuckeln nach dem Stau bei fünf, vielleicht zehn Positionen – und zehn Autolängen, selbst mit adäquatem Abstand, fährt man mit Autobahn-Reisegeschwindigkeit in wenigen Sekunden zu.

Aber vermutlich ist das niemandem klar, dass man Zeit kaum durch riskantes Fahren im Stau gewinnt, sondern wenn überhaupt durch halbwegs konstantes, flottes Fahren in den Bereichen, wo man freie Fahrt hat. Was auf der A8 im Moment zugegebenerweise mindestens im westlichen Abschnitt nicht oft vorkommt.

Streetiquette – das LKW-Überholen

Was ich immer wieder auf der Autobahn beobachte und inzwischen ein bisschen selbst adaptiert habe:

Sieht ein LKW, dass ein anderer LKW (seltener auch PKW) vor ihm einscheren kann und auch will, so setzt er, wenn genug Platz ist, einmal die Lichthupe, um zu zeigen, dass der baldige Vordermann wechseln kann. Oft gehört dazu, dass derjenige, der so geholfen bekommt, nach dem Einscheren als Dank einmal in der Gegenrichtung und dann nochmal in der ursprünglichen Zielrichtung.

Das ist recht üblich zwischen LKW, und darüber wollte ich schon lange mal schreiben. Und als ich heute darüber nachdachte, als ich am Stuttgarter Kreuz auf die Autobahn wollte, betrachtete ein LKW mich entweder als „dummen PKW“ oder war allgemein ein Ar- … äh … arroganter Affe, der auch bei regulärem Reißverschlussverfahren niemanden reinlassen wollte. Ich musste mich ziemlich reindrängeln und hatte heute noch das ein oder andere weitere Erlebnis mit LKW, die sich mal wieder nur untereinander solidarisch verhielten.

Schade eigentlich.

Die Spurwechsel-Schere

Vorkommen: Auf je Richtung drei- oder mehrstreifigen Straßen, auch an Zusammenführungen und Einfädelspuren. Geschwindigkeit ist hierbei egal, wobei das Ganze bei hohen Geschwindigkeiten wesentlich gefährlicher ist.

Symptome: So simpel wie problematisch: Von links und von rechts möchte je ein Fahrer auf die Spur zwischen den beiden wechseln. Dort ist zwar Platz, aber nicht für beide, da beide Autos entweder auf selber Höhe der Straße fahren oder bei stark unterschiedlichen Geschwindigkeiten nach Spurwechsel dasselbe Stück der Zielspur beanspruchen würden. Wenn das Ganze von einem oder beiden früh abgebrochen wird, kein Problem. Aber so bald mal beide teils auf der Zielspur sind, werden Korrekturen manchmal hektisch und gefährlich – ganz abgesehen von den fatalen Folgen, wenn es dann keine Korrektur gibt!

Unterstellte Ursachen: Zufall spielt eine Rolle. Aber es gibt zwei oder drei Kriterien, die das Problem verschärfen. Erstens: Das Verhalten des umgebenden Verkehrs. Das Problem liegt manchmal darin, dass zum Beispiel ein sehr langsamer PKW über eine längere Phase ein bis zwei LKW-Längen hinter einem LKW her fährt – nur nicht auf derselben Spur, sondern einen Fahrstreifen weiter links. Dadurch entsteht eine Stelle, an der Fahrer auf der rechten Spur, die den LKW gerne überholen, aber so lang wie möglich so weit wie möglich rechts bleiben wollen – gemäß Rechtsfahrgebot – gerne nach links Spurwechseln wollen. Zugleich wollen viele Leute nicht zu lange auf der linken Spur fahren. Zweitens: Die Struktur der Spuren – dann am Ende eines Fahrstreifens muss man links oder rechts rüber, teils ergeben sich dort aber auch scheinbar attraktive Stellen zum Spurwechsel in die andere Richtung. Drittens – und der ist ganz wichtig: Fehlender Schulterblick, egal ob beim Spurwechsel nach rechts oder links! Wenn man Spiegel-Beobachtung und Schulterblick macht, ist es recht unwahrschelnlich, dass man gleichzeitig blinkt, erst recht, dass man gleichzeitig das Spurwechselmanöver einleitet oder gar fortsetzt. Oh, genau, viertens: Nicht blinken! Woher soll man denn etwas wissen, das man nicht weiß, oder auch: Wie soll ich sehen, dass der andere einen Spurwechsel plant, wenn er es mir nicht anzeigt. Fünftens: Ich beobachte oft, dass ein Fahrer auf einer Spur weiter links im toten Winkel des weiter rechts fahrenden Vordermannes oder der Vorderfrau verharrt, wohl in der Befürchtung, derjenige könnte ausscheren. Aber in meinen Augen sollte man, wenn man schon SO nah dran ist, dann lieber vorbeifahren – egal, ob man ein, zwei oder drei Spuren weiter links fährt. Mach ich aber leider auch nicht immer.

Nervfaktor: Extrem! Als beteiligter Verkehrsteilnehmer flattere ich danach immer sehr heftig. Vor allem, wenn es schon eine Lenkradbewegung bei mir gab. Dazu ist natürlich die Unfallgefahr dabei ziemlich groß, und ein Unfall ist das nervigste überhaupt auf der Straße, selbst wenn er glimpflich ausgeht!

Anmerkung: Die Spurwechsel-Schere ist ein Spezialfall. Eine häufigere – wohl als Oberbegriff z.B. der Spurwechselschere zu sehende – Kategorie von Phänomenen betrifft eben Spurwechsel, bei welchen die Zielspur schon besetzt ist, oder wie bei der Schere, gerade besetzt wird.