Öl ins Feuer

Ich habe mich neulich schon über den Verkehrs-Brennpunkt: Pforzheim Ost ausgelassen. An diesem Brennpunkt stockt’s im Moment weiterhin heftig, auch wenn ich das wegen der Baustellen am Stuttgarter Kreuz und im Bereich Rastatt/Ettlingen im Moment nicht so sehr wahrnehme – es geht manchmal im Rauschen unter.

Gestern allerdings nicht. Das lag aber nicht am Umfang des Staus, der war eher moderat. So gut durchgekommen sind allerdings nicht alle, ich war gestern auf der Heimfahrt spät dran und da hatten sich über 25 Minuten Verzögerung schon zu den üblichen rund 10 Minuten abgebaut. Warum also ging der Brennpunkt gestern nicht im durchaus erklecklichen Rauschen unter?

Ganz einfach: Am Montag brach sich der Verkehr nicht in erster Linie an der Verengung auf zwei Spuren vor der Raststätte Pforzheim, auch nicht am in der Senke gelegenen, sehr kurzen Beschleunigungsstreifen der Anschlussstelle Pforzheim Ost. Nein, der Verkehr brach sich an den Wiederauffahrern vom Rasthof Pforzheim. Warum das, fragen nun Kenner der Stelle. Der Beschleunigungsstreifen ist abschüssig, lang genug und der Verehr auf der rechten Spur ist auf 100km/h begrenzt. DAS sollte das geringste Problem sein. Tja, wenn es da nicht ein Problem gegeben hätte. Eine Panne, fragt Ihr? Ein Unfall?

Nein. Der Beschleunigungsstreifen war massiv verkürzt, da vier LKW – wohl, weil sie nach Stau Pause machen mussten – auf dem Beschleunigungsstreifen parkten. Es war den Einfädlern vom Rasthof völlig unmöglich, auch nur vage genug zu beschleunigen, um in den Verkehr einzufädeln, da mehr als die Hälfte des Streifens von LKW blockiert wurden. Diese LKW ersetzen einen Regelverstoß – nicht Pause machen – durch einen anderen: Auf dem Beschleunigungsstreifen parken. Ganz unabhängig von der zu geringen Verfügbarkeit von Ruheplätzen für den ausufernden Fernlast-Verkehr auf der Straße, den ich durchaus einsehe: Wie kann das sein? Wird dieses Verhalten toleriert? Oder wird es einfach nur nicht überprüft? Denn so gesehen legen die LKW, die auf dem Beschleunigungsstreifen parken, durch die resultierende Verkehrsbehinderung die Basis für ein weiteres Stauen, das wieder den Rastplatz überfüllt … und wieder LKW „zwingt“, illegal und ÜBERAUS stark verkehrsbehindernd auf den Zufahrten, Verzögerungs- und Beschleunigungsstreifen der Raststätten und Parkplätze zu halten und somit neue stauerzeugende Behinderungen zu bilden …

An dieser Stelle steigt mein Kopf leider noch nicht ganz aus. Offenbar wird die nach dem Vergehen durch den Fahrtenschreiber nachweisbar nicht gemachte Pause so viel effizienter geahndet als das durchaus recht stark geahndete Erzeugen von Behinderungen und Gefährdungen in der akuten Situation, dass das Verhalten der Brummis rational ist, um Strafen in einer nicht ohne Vergehen zu meisternden Situation zu minimieren. Jetzt kommt die Stelle, an der mein Kopf fragt: Wieso wird akute Verkehrsbehinderung und Gefährdung so wenig bemerkt?

Guckt der Staat weg, weil er seinen Ausbaustau kennt und dahingehend weiß, dass die Brummis keine andere Wahl haben? Wird dann abgewogen, dass man halt mit weniger Leuten und weniger Ärger die mangelnden Pausen nachweisen kann und sich nicht um zeitnahen Ausbau der Parkplätze kümmern muss? Wäre eine Erhöhung der LKW-Maut und daraus finanzierter Ausbau des Netzes auf den – dann durch finanziellen Eingriff reduzierten Bedarf – nicht sinnvoller und konsistenter mit den erklärten ökonomischen und ökologischen Zielen der Regierung? Am Ende noch kombiniert mit Alternativen, die entweder schneller und flexibler oder kostengünstiger sind – doppelten Anreiz verlange ich ja gar nicht …

Fragen über Fragen. Keine Antworten.

Aber vermutlich darf ich als Langstrecken-Auto-Pendlerin solche Fragen nicht stellen, da ich zu den „Bösen“ gehöre, die den Bedarf hochschrauben.

Querstehende LKW

Von querstehenden LKW hört man meistens bei Eis und Schnee, bevorzugt auf Strecken, auf denen dann Schneeketten empfohlen sind und gerne auch im Schwarzwald oder so. Heute stand auf meiner Strecke ein LKW quer. Bei 22°C, trockener Autobahn.

Keine Sorge, ich bin nicht dagegen gefahren. Es war auch kein Unfall. Es war einfach Opportunismus gepaart mit grenzenloser Dummheit, eventuell kann man das „grenzenlos“ auch vor den Opportunismus schieben. Der Fahrer des LKW wollte wohl entweder auf dem Seitenstreifen neben dem durchgehenden Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen zwischen Dreieck Karlsruhe und Ausfahrt Ettlingen halten, um seine Pause einzuhalten, oder er versuchte etwas Krasses. Im Endeffekt stand er blinkend in 70° Winkel zur Fahrbahn über Standstreifen, endenden rechten Teil des Beschleunigungsdoppelstreifens aus Richtung Stuttgart, weiter über den durchgehenden Ein- und Ausfädelstreifen aus Richtung Stuttgart nach Ettlingen und den rechten Fahrstreifen. Vor ihm ging nichts. Hinter ihm ging nichts. Einige PKW versuchten, halb über’s Grüne, rechts auf dem Standstreifen vorbeizudrängen, auf den linken beiden Fahrstreifen der eigentlichen Autobahnen lief es auch halbwegs. Wie das entstanden ist – wie gesagt: entweder Opportunismus und Dummheit oder noch mehr vom Gleichen.

Nicht, dass ich die neue Baustelle zwischen Ettlingen und Rastatt lustig fände … aber hey, GERADE dann kann man doch versuchen, ein bisschen anständig zu fahren und es nicht noch schlimmer zu machen, als es ist.

Zum Glück bin ich eben 5,5km gelaufen und nun relaxed – und lache eher über den Idioten, der zwar viele Leute behindert hat, sich für sein eigenes Vorankommen aber nicht minder ein Eigentor geschossen haben dürfte.

Blinder Aktionismus

Die eine oder andere Aktion auf der Straße kann ich mir nur so erklären, also durch blinden Aktionismus. Hier zwei Beispiele von heute:

Blinder Aktionismus aus Altruismus: Auf der Autobahn, direkt vor einer Anschlussstelle. Der Verkehr fließt, vielleicht etwas zäh, auf jeden Fall ziemlich dicht, aber alles rollt, und zwar meist mit mehr als 50 oder 60. Und dann kommt jemand auf den Besschleunigungsstreifen gerollt, von der Rampe herunter – und ordnet sich auf dem Beschleunigungsstreifen neben dem LKW ein und tut – nichts. Fährt einfach neben dem LKW her. Und was macht der LKW? Ohne Rücksicht auf den fließenden Verkehr wird der Blinker gesetzt und einfach ausgeschert. Oftmals sogar, wenn der versuchte Auffahrer gerade schon massiv gebremst hat, um hinter dem LKW oder sogar hinter dessen Hintermann auffahren wollte. Klar, wenn man kann, ist es nett, die Leute rein zu lassen. Aber so – denn heute hat mich das an den Anschlussstellen Karlsbad auf der A8 und Ettlingen auf der A5 jeweils eine recht harsche Bremsung gekostet. Und der Auffahrer konnte in beiden Fällen nicht in die entstehende Lücke rein, der LKW scherte direkt nach dem mich Ausbremsen wieder ein.

Blinder Aktionismus aus Egoismus: Da zwischen Karlsruhe Süd und Rastatt Nord auf der A5 heute wohl irgendwas passiert ist, war auch auf meiner Route auf der B3 nach Hause ziemlich viel Verkehr. Solcher Ausweichverkehr staut sich in aller Regel an der recht langen Rotphase in Neumalsch, die davon ausgeht, dass auf der B3 und auf der Straße von Durmersheim nach Malsch jeweils vergleichbar viele Autos bewältigt werden müssen. Wenn Stau ist auf der A5 ist das schlicht nicht wahr. Heut fing der Stau direkt hinter Bruchhausen an – und ich überlegte mir: Bis Neumalsch ist es weit. Ich habe eigentlich keine Lust, immer drei-Autolängen-weise aufzufahren und dann wieder zu stehen. Das mag meine Kupplung nicht. Anfahren kosten Sprit. Also ließ ich Abstand und zuckelte hübsch langsam im ersten Gang im Standgas hinter den anderen Autos hinterher. Nun war mein Hintermann offenbar nervös – und während ich bei offenem Fenster laut die Toten Hosen mit Hier kommt Alex laufen hatte, sah er seine Chance, als kein Gegenverkehr kam – er zog mit Macht vorbei, in die lange Lücke vor mir, bremste vor dem Vordermann voll … und stand in Neumalsch genau und direkt vor mir an der Ampel, gefühlte zwanzig Mal Anfahren bei ihm (bei mir waren’s Null) später. Auch an der Muggensturmer Straße/K3737 stand er direkt vor mir an der Ampel, nur dass ich ihm – gemeinerweise – noch nett winkte, als ich an ihm vorbei auf den Rechtsabbiegerstreifen fuhr, um nach Bietigheim abzubiegen.

Es ist ja echt schön, dass sich Leute bemühen, anderen oder auch sich selbst einen Vorteil zu verschaffen – aber wenn es absolut nichts bringt und eventuell sogar noch den Rest der Autofahrer in Gefahr bringt oder zumindest Zeit kostet, dann ist’s doch echt unnötig …