Für’s Regal, zum Blättern, für’s Herz

Ich bin keine Tänzerin, ich betreibe Ausdauersport. Aber es gibt ja nicht nur „selbst betreiben“, sondern auch noch „gerne anschauen“. Während ich ganz gut, recht weit und ausdauernd sowie nicht ganz langsam laufe, gerne, aber noch ein wenig ausbaufähig Rennrad fahre und ziemlich ausbaufähig skate, gibt es auch ein paar Sportarten, die ich sehr gerne ansehe – live ebenso wie im Fernsehen. Dazu gehören neben Radrennen (es gibt kaum etwas Spannenderes für mich!) und American Football (das mich taktisch anspricht) auch schöne und tänzerische Sportarten. Bei den wettbewerbsmäßig ausgeübten Disziplinen bei den Olympischen Spielen (wo man bergige oder hügelige Radrennen sowie American Football ja eher vergeblich sucht) sind das im Winter Eiskunstlaufen und im Sommer Turnen.

Aber beim tänzerischen Sport gibt es für mich noch eine Krönung, die ganz ohne Wettkampf immer wieder meine Begeisterung weckt: Ballett. Ich selbst habe nie getanzt, aber begeistert zugesehen, als meine Schwester tanzte. Die Vortanztage ihrer Ballettschule fand ich immer ganz großartig, und dass ich mit meiner Mama und meiner Schwester damals in der Heilbronner Harmonie „Schwanensee“ von einem reisenden russischen Ensemble aufgeführt gesehen habe, war eine Offenbarung. In Bild, Ton (Tschaikowski!), auf Video und vor allem live im Theater ist Ballett etwas, für das ich mich begeistern kann und immer wieder begeistere.

Nun hat sich durch eine Fügung (ich hatte bei einer Kollegin „Sorry“ zu sagen) ergeben, dass ich ihr jenes stilisierte Bild einer in einer Linie durchgezogenen Ballerina-Silhouette schenkte, das auch in meiner Küche hängt und mich immer glücklich macht, wenn ich es sehe. Sie hat selbst getanzt – und zwar gut! Schöne, großartige, zu einer Rolle gehörende Tutus verdienen sich Ballettschülerinnen durch hartes Üben, und die Bilder, die sie mir gezeigt hat, sprechen eine sehr deutliche Sprache, dass sie erfolgreich geübt hat und gut genug war, dass sie eben Auftritte in großem Tutu hatte. Das Bild, das ich ihr geschenkt hatte, bekam in ihrem Regal einen Platz – direkt neben etwas, das ich dann auf dem Bild als Buch identifizierte. Die darauf abgebildete Tänzerin zeigt genau dieselbe Position auf Spitze wie die stilisierte Tänzerin auf dem geschenkten Bild.

Und wie soll ich sagen: Die Erklärungen der Kollegin, das Buch stelle eine bebilderte Führung durch die Geschichte des klassischen Balletts dar, machten mir sehr deutlich, dass Freude für mich zwischen diesen Buchdeckeln stecken würde. So konnte ich nicht widerstehen…

Die beiden Herren (Tiger und Wolf) fremdeln ein bisschen mit der Kunst des klassischen Tanzes, das Schneeleopardenmädchen dagegen ist hin und weg. Der kleine Wolf hat seinen Charme später noch an einer Abbildung von Margot Fonteyn ausprobiert, seiner Aussage nach erfolgreich.

Ein bisschen geblättert und mich gefreut habe ich schon – Bilder angesehen, Abschnitte gelesen, erstmal zu Schwanensee, zu Galina Ulanowa, Margot Fonteyn, dem Nussknacker, Peter Tschaikowski und zum sowjetischen Ballett, weil mich ja immer noch reizt, mal etwas mehr von der Choreographie des „Roten Mohn“ zu sehen. Der Band wird mich sicher noch lange immer wieder begleiten und mir damit ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Nur einen Ehrenplatz braucht das Buch noch. Aber das kommt dann schon noch.

Müde!

Heute bin ich sehr müde, denn der gestrige Tag war lang, anstrengend und schön. Daher habe ich zu wenig geschlafen – weil ich einfach spät heim kam.

Der gestrige Arbeitstag beinhaltete einen Dienstgang zu einem Vortrag „auswärts“, dazu eine wichtige, aber auch anstrengende Besprechung und noch eine Menge Kleinkram …

Allerdings kam auch noch ein Wechselbad der Gefühle hinzu: mir kam so richtig zu Bewusstsein, dass die VNV Nation Noire Ltd. Box nun wirklich sehr teuer und in meiner Vorbestellung bei Amazon nach mehrfachem Hinhalten endgültig gelöscht wurde. Die alternativen Angebote sind inzwischen natürlich sehr teuer, weil die regulären leergekauft sind, ist ja auch limitiert – und dann kam eine Freundin an und schenkte mir die Differenz zu meiner roten Linie für den Kauf. Einfach so, weil es mir wichtig war! Das haute mich wirklich um!

… und nach der Arbeit ging es zum Essen mit einer (anderen) Freundin und deren Mutter – für mich gab’s Lachscarpaccio und Primitivo. Warum wir unter der Woche so essen gingen?

Ganz einfach: danach ging es ins Ballett! Das Badische Staatstheater in Karlsruhe hatte den Nussknacker in Verbindung mit „A Christmas Carol“ inszeniert, und das war für mich ein herrlicher Abend! Wundervolle Musik, tolle Gesellschaft, aber vor allem ein Feuerwerk aus Tanz, Kostümen und schönen Menschen, das ich danach als „zum Heulen schön, zum Anbeißen süß und zum Sterben erotisch“ charakterisierte – und das auch genau so meinte und meine. Ich hänge den bewegten Bildern hinter meinen Lidern noch nach, es war so herrlich!

Dass ich dann etwas aufgedreht und vor allem erst zu meiner regulären Schlafenszeit nach Hause kam, ist auch wahr.

[KuK] Überraschungsmusik

Heute morgen nahm ich mir die Zeit für einen Espresso am Bahnhof – schon wieder! Der kurze Aufenthalt war aber geplant – ich habe keinen Zug verpasst. Dass ich spät dran war, steht auf einem anderen Blatt, aber da ich eh spät war, visierte ich einen realistischerweise zu erreichenden Zug an.

Und was klang aus dem Telefon des Cafés, als ich meinen Espresso zahlte? Die ersten Töne der ersten Szene am See!

Welcher ersten Szene am See, fragt Ihr? Natürlich Tschaikowskis Schwanensee! Da wurde aus einem (zwar exzellenten, aber eben doch nur einem) Espresso ein ätherischer Genuss!

BAB … Bahn, Aufdonnern, Ballett

Gestern habe ich etwas „das erste Mal“ gemacht. Natürlich bin ich nicht das erste Mal Bahn gefahren – auch aufgedonnert habe ich mich nicht das erste Mal. Im Ballett war ich nicht das erste Mal, auch wenn das Stück, dass ich gesehen habe, für mich ein „erstes Mal live“ war.

Ich bin aber tatsächlich das erste Mal mit der S-Bahn zum Ballett gucken gefahren.

2018-06-15 17.30.40

Das Licht war nicht topp an der Haltestelle, aber ich wollte ein Bild vom Kleid und habe nicht eher dran gedacht – daher ist es ein Schnappschuss. Mein Mann hat mich zur Bahn gebracht, dann bin ich nach Karlsruhe gefahren und war mit einer Freundin im Kommödchen Wein trinken und Büffelmozzarella mit Erdbeeren essen – dann stießen zwei weitere Freunde dazu, unsere Herrenbegleitung. Dann ging es im Badischen Staatstheater ins Ballett, aufgeführt wurde Romeo und Julia, das ich noch nicht live gesehen hatte. Es war wirklich wunderschön, auch wenn ich sagen muss: In „Schwanensee“ wird schöner gestorben. Aber das ist nur meine Ansicht – außerdem hätte ich mir den Tänzer, der Benvolio darstellte, vom Tanz her als Romeo gewünscht, aber der junge Mann war halt nur ungefähr so groß wie die Solistin, die Julia tanzte – und das wäre natürlich seltsam gekommen beim Pas-de-Deux der Balkonszene.

Gegen eins war ich dann zuhause – Bahnfahren ist natürlich nicht ganz so flexibel wie mit dem Auto in die Stadt, aber ich könnte mich echt daran gewöhnen.

Schwäne

Heute Abend ist es so weit! Nach einem VNV Nation Resonance Konzert am 22.12. kommt heute die zweite wundervolle Veranstaltung für diesen Jahresabschluss:

Schwanensee
aufgeführt vom Russischen Nationalballett
im Stadeum in Stade

Zeit für mich, ein paar Worte über meine Leidenschaft für Ballett zu verlieren. Erstmal allerdings möchte ich sagen: Ich bin keine Expertin. Ich habe nicht selbst getanzt, als Kind – das tat meine Schwester. Aber wenn meine Mutter und meine Schwester Tanztheater ansehen gingen, war ich dabei, während mein Vater oft nicht mitkam. Ich liebe Ballett! Natürlich habe ich über Recherchen und über die Erzählungen meiner Schwester durchaus das eine oder andere mitbekommen, wie es funktioniert. Aber vor allem bin ich eine Bewunderin der Ästhetik dieser Kunstform – eine begeisterte Bewunderin!

Ballett ist für mich eine Kunstform für klare Handlungen, für das Märchen. Da ist Schwanensee natürlich der große Klassiker – mit dem ich auch am meisten anfangen kann. Ich liebe die Musik von Tschaikowsky, ich liebe die Tutus in Schwanensee und gerade auch die Märchenhandlung mit dramatisch-tragischem Ende. Ich finde das wundervoll, und ich gerade ins Schwärmen, wenn ich vom Pas-des-Deux im dritten Akt erzähle, vom Tanz zwischen Siegfried und Odile, mit der enttäuschten, gepeinigten Odette hinter dem halbdurchscheinenden Fenster im Hintergrund der Bühne. Da stoße ich oft auf Unverständnis: Manchem ist das Ganze einfach zu klischeehaft, andere können mit dem Tanz gar nichts anfangen, zumindest mit Ballett in Sachen Tanz. Für mich ist das ein Hochgenuss. Nicht nur die Ästhetik an sich, die Darstellungsform, sondern auch die Leichtigkeit, die darin liegt, auch wenn sie unheimlich schwer erarbeitet ist. Für mich liegt im Ballett eine leichte Ästhetik und prickelnde Erotik, die ich einfach genieße – man kann mir noch so oft erzählen, dass Schwanensee ein simple Märchenstory ist, dass auch andere Ballett-Stücke, die ich gerne sehe, eher simple Geschichten sind. Man kann mir noch so oft erklären, wie hart erarbeitet die Leichtigkeit ist, wie destruktiv Ballett für den Körper der Tänzerinnen und Tänzer sein kann. Ich schaue es gerne an, träume davon. Mein Kopf schafft auch gelegentlich Geschichten, Kostüme, Grob-Choreographien eigener Geschichten – für die Feinheiten habe ich zu wenig Ahnung. Aber letztlich orientiert sich meine Phantasie doch immer an der Art der Darstellung, an den Kostümen und an der Strukturierung von Geschichte und Tanz, wie ich sie von Schwanensee kenne. Natürlich gibt’s den Nussknacker, Giselle und wie sie alle heißen – oder Dornröschen, zum Beispiel. Auch gerne einmal sehen würde ich „Der Rote Mohn“ mit Musik von Glière – was seit dem Lesen einer von glühender Verehrung geprägten biographischen Annäherung an Galina Ulanova meine Phantasie beflügelt. Auch immer wieder in meinen Gedanken ist der Grabstein Galina Ulanovas … der sie in Stein im Schwanensee-Hauptrollenkostüm zeigt.

Wie Ihr seht, ich komme immer wieder zu Schwanensee zurück und schwärme wie ein kleines Mädchen. Das wird klasse, heute Abend!