GemeinsamRun „Lauf zum Rhein“

Der Badenmarathon in Karlsruhe veranstaltet dieses Jahr eine Laufserie mit virtuellen Läufen, aber offizieller Zeitmessung mit Chip in der Startnummer. Drei solche Läufe gibt es, sie laufen jeweils für drei Wochen, in denen man beliebig oft versuchen darf. Seit 01.04. ist der erste Teil „Lauf zum Rhein“ offen.

Meine Anfahrt zum und auch die Rückfahrt vom GemeinsamRun in Karlsruhe am Ostersonntag.

Am Karfreitag habe ich es direkt mal versucht – bin mit dem Rad nach Karlsruhe gefahren, gestartet, habe mich aber verlaufen und damit wohl eine Zwischenzeitnahme verpasst. Das war mir eine Lehre und ich habe somit erkannt, wo ich vom Weg abgekommen bin, indem ich die offizielle Strecke und meinen Lauf nebeneinander gelegt habe. Statt des üblichen Laufs am Sonntag mit dem pandemiebedingt verkleinerten Lauftreff gab’s diesen Sonntag dann den zweiten Versuch – im Rahmen des pandemiebedingt verkleinerten Lauftreffs. Ich reiste wieder mit dem Rad an, konnte aber dieses Mal meine Gepäcktasche im Auto des Laufpartners verstauen.

Da nun dieses Mal der Weg klarer vor mir lag und auch einer der Laufpartner Komoot als Backup dabei hatte, lief es dieses Mal ohne Wegfindungsprobleme ab. Die Strecke war – gefühlt – auch besser markiert als noch am Freitag, so dass wir den Weg problemlos fanden. Bereits auf der Hälfte zeichnete sich ab, dass ein Lauf in unter 1:45 drin sein würde – und das bewahrheitete sich auch! Allerdings wurden wir von insgesamt vier Läufern überholt: Drei Jungs von der LG Region Karlsruhe liefen scheinbar locker-flockig an uns vorbei, als würden wir stehen. Mit nicht ganz so viel höherem Tempo überholte uns kurz nach der Hälfte der Strecke noch ein großer Vorfußläufer auf FiveFingers. Aber ansonsten waren wir verdammt gut dabei, und so sah auch das Ergebnis sehr brauchbar aus:

Ich werde es die Tage wohl nochmal versuchen, aber für den Moment bin ich sehr zufrieden. Am Ende der Strecke zog mein Laufpartner nochmal an, auf dem Radweg entlang der Tramlinie 1 bergauf. Ich fühlte mich etwas herausgefordert und zog mit – und dann rollten die Schritte wie von selbst, die Brücke hinunter. Plötzlich war ich 10, 20 Meter weggespurtet… war noch genug Sprit im Tank, wie es scheint. Schauen wir mal, was beim nächsten Versuch drin ist.

[KuK] Gründe

… nächstes Jahr wieder Marathon in Karlsruhe zu laufen:

Halbmarathon-Medaille aus Karlsruhe 2017, Marathon-Medaillen aus Karlsruhe 2018 und 2019.

Vom Baden-Marathon von und zur Messe Karlsruhe gab’s für mich kein Puzzle-Teil, aber die Marathon-Medaillen fügen sich zu einem Puzzle. Eigentlich braucht man da dann wie weiteren Puzzle-Teile. Mal sehen, ob ich nächstes Jahr Lust auf Marathon habe …

Mein zweiter Marathon beim Badenmarathon [2]

Am Ende meines Marathons am Sonntag war ich ganz schön platt. Die Füße taten weh, die Kraft ging langsam weg, das Tempo hatte nachgelassen – ich war am Ende. Aber dann kam die Stimmung kurz vor dem Ziel, anfeuernde Rufe von überall! Manche hatten meinen Namen von der Startnummer abgelesen, andere waren wegen mir gekommen! Das ist der Wahnsinn, wenn man den Sog des nahen Ziels nach über 41, ja wohl schon 42 Kilometern spürt, wenn es nur noch um die Ecke rum und dann ins Stadion auf die Zielgerade ist – und dann kann man stehenbleiben, etwas trinken, sich ausruhen. Dazu kommt die Euphorie, die darüber hinausgeht, dieses Gefühl, eine Heldentat vollbracht zu haben, zugleich auch das Wissen, dass eine gute Zeit auf der Uhr steht – und all die Endorphine, die von der Leistung, die man gebracht hat, und all den kleinen und größeren Wehwehchen auf der Strecke herrühren und einen auf eine Welle, auf ein High tragen.

… und so sieht man dann aus. Foto: Katja Scheppe, danke dafür!

Angefeuert mit Namen, da läuft es sich gut weiter! Vor allem, wenn man die Leute dann am Rand kennt und der Spalier aus Leuten, die rufen, gar nicht enden will!

Die Haltung ist nicht mehr topp, aber das Wissen um das nahe Ziel trägt! Foto: Katja Scheppe.

Und auf geht’s zum Ziel! Hinter den mit Planen bespannten Zäunen auf dem nächsten Bild ist schon die Zielgerade, die in das Carl-Kaufmann-Stadion hineinführt … die letzten paar Meter!

Dem Ziel entgegen! Foto: Katja Scheppe.

Vom leichtfüßigen Laufstil war da nicht mehr viel übrig, aber es waren auch nur noch ein paar Schritte ins Ziel – und die beiden Ballasttanks auf dem Rücken waren auch schon leer. Schön sieht man auch die drei Löwen des Landes Baden-Württemberg auf dem Rücken – naja, zwei davon. Leider haben bisher nicht das rennwerk, die Sport Löwen und das Regierungspräsidium auf einem Shirt Platz, mal davon abgesehen, dass die Vereinszeile beim Badenmarathon nur 40 Zeichen lang ist.

Mein zweiter Marathon beim Badenmarathon in Karlsruhe [1]

Nachdem ich in der vergangenen Woche ziemlich durch den Wind war – und das wohl auch aus meinen Countdown-Beiträgen hervorging – ist es nun geschafft. Ich bin das zweite Mal in meinem Leben einen Marathon gelaufen, volle 42,195 Kilometer. Es war wieder der Badenmarathon, den ich mir dafür ausgesucht hatte, unter anderem, weil es der nächste Marathon bei meinem Zuhause in Bietigheim (Baden) ist, aber auch, weil es dort die Option gibt, mit Marathon-Nummer an der Marathon-Weiche zum Halbmarathon abzubiegen.

Anfang der Saison wollte ich ja unbedingt die 90 Minuten auf Halbmarathon unterbieten. Ich hatte mir den Badenmarathon ausgeguckt, um das in einem weiteren Versuch zu schaffen, falls es nicht früher klappen würde. Nun klappte es schon im Mai in Mannheim, also zeigten alle Zeichen auf Marathon. Darauf habe ich mich intensiv vorbereitet und damit die Vorgabe, 3:40 auf die Marathon-Distanz zu unterbieten, von vorne herein pulverisiert. Also peilte ich 3:20 an, wobei die Findung dieses Ziels durchaus „ein Act“ war, wie man so schön sagt.

Nun, egal wie: Marathon war angesagt. Morgens um halb acht fuhren mein Mann und ich mit der Bahn Richtung Karlsruhe. Die Entscheidung für die frühere Bahn fiel aufgrund logistischer Erwägungen am Samstag um 22:00, so dass ich die Verabredungen zum gemeinsamen Fahren nicht mehr änderte – um 8:29 wäre eh niemand mitgefahren, aber ich wollte nun keine 10 Stunden vorher keinen Knoten mehr in die Pläne anderer machen. Gegen zehn nach acht waren wir am Veranstaltungsgelände, schauten beim Rennwerk vorbei, trafen meinen Vater, gaben mein Gepäck ab… Dann ging es zum Gruppenfoto mit den anderen von der Mannschaft des Regierungspräsidiums Karlsruhe. Etliche Leute waren’s – aber ich war die einzige, die den vollen Marathon allein laufen würde. Noch einmal die Blase leeren, dann ging es an den Start. Im Startblock traf ich viele bekannte Gesichter, im Endeffekt lief ich dann aber zusammen mit Nobse los. Wir hatten uns 4:45/km vorgenommen, im Endeffekt waren wir deutlich schneller und ließen den Marathon-Pacer für 3:29 immer weiter hinter uns, liefen zunehmend näher an den Marathon-Pacer für 3:14 heran.

Besonders auf der ersten Runde gab’s auf der Strecke jede Menge Leute, die mich anfeuerten – manche habe ich bemerkt, darunter meine Chefin, andere nicht, darunter liebe Freunde, die mir anschließend schrieben, für ein Bild sei ich zu schnell gewesen. Irgendwann realisierte ich, dass ich etwas schneller laufen wollte – und verabschiedete mich von Nobse, lief an den 3:14-Pacer heran. Den ließ ich auch, eher unbeabsichtigt, an Wasserstationen hinter mir. Ganz allmählich merkte ich, dass meine riesigen großen Zehen unangenehm in die Zehenboxen meiner Mizuno WaveShadows hineinschwollen, aber ein Problem war’s nicht. Erst bei der Marathon-Weiche oder eher kurz dahinter holte mich der 3:14-Pacer wieder ein. Es ist ein erhebendes Gefühl, als zeitweise Fünfte des Rennens von den Leuten in der Wechselzone gefeiert zu werden, als liefe man den Marathon seines Lebens!

Auf der einsameren zweiten Runde redete ich nett mit den Leuten um den 3:14-Pacer, musste die Gruppe dann aber im Oberwald zwischen Kilometer 30 und Kilometer 32 gehen lassen. Ab Kilometer 34 ließ dann auch ein bisschen der Zug nach, den ich laufen konnte – Erschöpfung, ein bisschen Drücken durch die geschwollenen Zehen, insgesamt auch die Länge des Rennens setzen mir zu. Ein wenig schlug mich auch rein, dass eine Läuferin mit Begleitradfahrer und von ihm gereichter Versorgung mich beim Überqueren der Ludwig-Erhardt-Allee überholte. Aber ich hielt mich aufrecht. Ich wusste, selbst mit einem Rückfall auf eine Fünfer-Pace, also 12km/h oder knapp darunter, würde ich meine anvisierten 3:20 schaffen. Das hielt mich aufrecht, als ich das Karlsruher Schloss das zweite Mal umkurvte und dann, einige Kilometer später, auf den letzten vier Kilometern weitere zwei Plätze verlor. Die Konkurrentinnen hatten sich das Rennen einfach besser eingeteilt, wohl auch dank mehr Erfahrung.

Und dann ging es ratzfatz. Nach Unterquerung der L605 am Bulacher Kreuz erreichten wir die liebevoll „Klotze“ genannte Günther-Klotz-Anlage, ich kämpfte noch mit all den Herden von „will nicht mehr“, die über diese lange Strecke aufpoppten, realisierte dann aber: LETZTER KILOMETER! Überall jubelte man mir zu, „unter 3:20“ wurde mir zugerufen, meine Zielzeit angepriesen wie geschnitten Brot! Dann bog ich auf die Zielstrecke, die ich eine Runde zuvor den Halbmarathonis überlassen hatte, Nobse brüllte mir entgegen (Abweichungen zum echten Ruf sind meinem Marathon-Delirium geschuldet): „Beweg‘ Deinen Arsch ins Ziel, Tally!“ Das kam genau richtig! Überall wurde mein Name gebrüllt, Katja und Markus von den Sport Löwen war da, etliche weitere, die ich gar nicht mehr richtig identifiziert bekam.

Beim Sturm hinein ins Carl-Kaufmann-Stadion überfiel mich unbändiges Glück! Noch immer standen 3:17 auf der großen Uhr über dem Zielbogen, die ich freilich nicht mehr halten würde. Zwischen Grinsen und Freudentränen, die Zeit geschafft zu haben und ENDLICH, ENDLICH im Ziel zu sein, hörte ich meinen Namen angesagt. Die Uhr sprang auf 3:18, dann auf 3:19 Bruttozeit, aber ich wusste, die 3:20 würde sie nicht anzeigen, und dann würde noch meine Gehzeit vom Block B bis zum Startbogen abgezogen! Kaum hatte ich die Medaille um und die Finisher-Mütze auf, kam schon die Message meines Mannes: 3:18:33, achter Platz bei den Damen, dritter Platz in der Altersklasse W40! Ich hatte es geschafft!

Medaille, Urkunde, Finisher-Mütze.

Völlig platt sitze ich nun wieder zuhause, die Urkunde gerade gedruckt, Bilder noch nicht ausgewertet. Viele Leute habe ich noch auf der Tribüne getroffen, zu viert waren wir noch essen. Bilder und weitere Details gibt’s morgen. Heute bin ich erstmal erledigt!

Countdown [0]: Los geht’s!

Der Rucksack war gestern schon gepackt, die Uhr wurde geladen. Das habe ich schon gestern Abend erledigt. Um 9:00 treffe ich mich mit meinen Leuten vom Regierungspräsidium gegenüber dem ADAC Nordbaden für’s Gruppenfoto, bis dahin habe ich hoffentlich meinen Rucksack abgegeben und alles so weit auf die Reihe bekommen – ohne dabei zu sehr zu frieren.

Obwohl wir die Startnummer schon gestern abgeholt haben, fahren wir sehr rechtzeitig in die Stadt, sind eine Stunde vor dem Gruppenfoto da. Warum? Nun, 9:00 ist der Foto-Termin, 9:30 ist der Start. Vom Albtalbahnhof sind’s laut Google Maps 17 Minuten zu gehen und wir können entweder 7:44 oder 8:44 am Albtalbahnhof sein. Sprich: 8:44 wäre dann echt zu knapp geworden, wenn auch das Geringste beim abgeben des Gepäcks nicht funktioniert, und Zeit für einen Gang auf die Toilette sollte auch noch sein. Der Beschluss fiel gestern um 22:00, dass wir doch früher fahren müssen – kurz, bevor ich dann ins Bett gegangen bin.

Ich bin so gespannt, wie es am Ende laufen wird, so tierisch gespannt. Halbmarathon und vor allem Zehner sind für mich halbwegs berechenbar, aber mangels Erfahrung und durch die enorme Länge der Strecke bin ich beim Marathon immer noch am zweifeln, wie weit die Pläne funktionieren werden. Aber ich werde mein Bestes geben und mich freuen, wenn ich etwas erreichen kann. Das Wetter ist immerhin optimal: Sonnig, windstill, nicht zu kalt – 10°C wird nicht unterschritten. „Nicht zu warm“ werde ich nicht anführen, denn bei Höchsttemperaturen von 23°C am heutigen Sonntag ist „zu warm“ für mich weiter weg als das Ziel beim Marathon, viel weiter weg.

Countdown [1]: Packen

Marathon-Bausatz.

Morgen geht es los. Im Moment befürchte ich alles Mögliche – wie zum Beispiel, im letzten Moment mich noch erkältet zu haben, morgen zu verschlafen, Kopfschmerzen zu bekommen…

Aber da das alles eher hypothetisch ist, habe ich schonmal zusammengestellt, was ich alles brauche. Das seht Ihr im Bild auf dem Sofa arrangiert, von oben links nach rechts, dann zeilenweise weiter runter, weiter von links nach rechts:

  • Sweaterjacke zum Warmwerden und Warmhalten nach dem Lauf in grau-pink,
  • Wanderrucksack, um alles zu verstauen, bereits mit Gepäcklabel (M1701),
  • Trinkgürtel für zwei Fläschchen, Handy und zwei Fruchtriegel,
  • unter die Rucksackträger geklemmt die Läuferinfo und der Starterbeutel, um die Klamotten für nach dem Lauf zu verstauen und schnell aus dem Rucksack zu bekommen,
  • vor dem Rucksack die Startnummer und an den Rucksack drangekarabinert der Schlüssel und die Startnummernmagnete,
  • auf dem Sofa liegend der Starterbeutel vom Hella Hamburg Halbmarathon mit Handtuch, Shampoo und Duschgel,
  • davor zwei weitgehend wasserdichte Beutel für verschwitzte Klamotten, drauf stehend die Laufschuhe für morgen (Mizuno WaveShadow),
  • auf dem Sofa mittig lange Laufhose, Trikot, Sport-BH, Unterhose, Socken und wasserabweisende, pinke Fleecejacke als Wechselklamotten plus Beutelchen mit Sicherheitsnadeln, falls die Magnete zu fummelig sind,
  • rechts auf dem Sofa Trinkflaschen (in eine kommt Wasser, in die andere stark verdünnter Orangensaft, beides hat sich für mich im Training bewährt),
  • davor die weiße, leichte Jacke für morgen früh, zwei Laufhosen (Dreiviertel-Tights und lilane Laufshort), Sport-BH, Laufsocken und das Trikot von Regierungspräsidium.

Irgendwo dazwischen liegen auch noch die Powerbank für’s Handy, der Geldbeutel und eine Haarbürste sowie Taschentücher.

Preset-Marathon-Launch-Program.

Zusammengebaut ist’s etwas übersichtlicher, auch wenn ich natürlich noch nicht GANZ zusammengebaut habe: Heute ziehe ich mich noch nicht für morgen an. Aber ich muss morgen nur noch mit geladenem Lauftracker, geladenem Handy und Haargummi ran, das ausgelegte Zeug anziehen, nicht nicht gewählte Hose in den Rucksack stecken und dann geht es los.

Countdown [3]: Langsam und Zusammen

Langsam kommen die Dinge zusammen. Nach dem Rant gestern, dass ich die Marathon-Vorbereitung satt habe, kommen die Dinge langsam in trockene Tücher. Bei kaum einem Wettkampf bisher war so viel zu organisieren. Das liegt nicht in erster Linie an der Distanz.

Nein, es liegt an etwas anderem: Es nehmen einige Leute teil, die ich über die wöchentlichen und monatlichen Schritte-Challenges in Garmin Connect „kenne“ und mit denen ich das nun in ein richtiges „Kennen“ verwandeln möchte. Einer kommt von weit her, zu einem anderen hatte ich bisher nicht so viel Bezug, könnte aber mehr werden über Interesse am Laufen und regionale Nähe. Dazu gibt’s einige Leute, die an die Strecke kommen wollen – an verschiedenen Stellen. Nicht-laufendes Publikum aus meinem Umfeld ist auch dabei. Nun galt es, den Leuten an der Strecke Abschätzungen zu geben, wann ich wo vorbeilaufe. Unter anderem meine Chefin hatte daran gebeten – und so habe ich ihr einen Streckenplan des Badenmarathons ausgedruckt und meine Zeitprognosen in dem Streckenabschnitt, in dem sie wohnt, darauf eingetragen. Dazu habe ich eine Whatsapp-Gruppe mit den beiden Leuten eingerichtet, die ich treffen möchte, und einen Treffpunkt vorgeschlagen, der NICHT im Runners Heaven liegt – wo natürlich meine Familie als nicht-laufendes Publikum nicht reinkäme. Langsam finden sich die Dinge also zusammen, die zu organisieren sind, um sich zu treffen. Ich werde wohl auch noch vorschlagen, dass die Leute meines Teams (von der Arbeit) sich auf der Tribüne danach nochmal treffen können, wenn sie wollen. Eingeplant habe ich dieses Mal auch, zur Siegerehrung zu gehen. Ich glaube zwar nicht, dass ich damit etwas zu tun haben werde, aber ich bin neugierig, wer da auf dem Treppchen stehen wird – ein weiterer Termin am Rande des Marathons. Zwar geht das alles langsam, aber es kommt zusammen, dass man zusammen kommt.

„Langsam“ hat aber noch eine weitere Bedeutung, denn heute ist bei mir auf der Arbeit Betriebsausflug. Ich habe auf ein Angebot reagiert, das gemeinsames Wandern im Murgtal vorsieht – um die 20 Kilometer, ein paar hundert Höhenmeter, danach gemeinsames Einkehren in eine Wirtschaft. Das ist das Komplementärprogramm zum Tempo-Training und ich freue mich schon sehr darauf. Danach sind zwei Tage Zeit, in denen ich höchstens mal fünf Kilometer laufen werde und mich ansonsten erhole. Dann geht’s los …

So ganz nebenbei bin ich inzwischen auch so weit, dass ich nach dem gelaufenen Marathon bei 2910 Kilometern dieses Jahr und 310 Kilometern allein im September liegen werde. Die „irren“ Kilometerziele von 3650 im Jahr 2019 und 400 im September 2019 sind also in Reichweite.

Der Countdown läuft – weiter. Noch drei Tage und drei Stunden bis zum Start!

Countdown [5]: Die Tempoauswahl

Einfach laufen, haben sie gesagt.

Lauf einfach dein Tempo, haben sie gesagt.

So weit, so gut. Aber ein Marathon geht über 42,195 Kilometer und das sind verdammt viele Kilometer, um sich über die eigene Ausdauer zu verkalkulieren. Beim Zehner, inzwischen auch beim Halbmarathon fühle ich mich ziemlich sicher. Ich laufe einfach mal mein Tempo los, lasse mich noch ein bisschen vom Sog des Starts mitreißen und gucke, dass ich das Tempo bis ins Ziel halte. So einfach ist das, tatsächlich, mit Erfahrung auf der Strecke und ein bisschen Körpergefühl, das man im Training entwickelt. Der eine Marathon, den ich schon gelaufen bin, reicht aber nicht als Erfahrungsschatz aus, um sich einfach so treiben zu lassen – zumal es a) der erste war und b) ich dabei mörderische Kopfschmerzen hatte, so dass vieles anders lief als es hätte laufen können. Da ging es mir auch viel dreckiger als vergangenen Donnerstag.

Einen Gutteil meines Umfeldes habe ich nun kirre gemacht mit der Frage: „Welches Tempo laufe ich an?“ Die Marathon-Cracks sagten mir, wenn man zu langsam losläuft, ist es verdammt schwer, in der zweiten Hälfte nochmal anzuziehen. Der große Einbruch bei über 30 Kilometern hat aber auch schon sehr viele erwischt. So habe ich mir all das angehört, an vielen Stellen gefragt, die Erfahrungsberichte mit auf meine langen Läufe genommen und versucht, zu erfühlen, was davon für mich gilt. Ob das alles so klappt, beim Marathon selbst, kann ich natürlich noch nicht sagen. Aber ich habe zumindest ein Gefühl, was gehen kann und was nicht. Klar, über die lange Strecke kann sich einiges ändern, aber auch dafür habe ich mich gedanklich gewappnet.

Also werde ich das Rennen mit einem Tempo von 4:45 pro Kilometer angehen. Wenn ich das bis zum Ende durchhalte, werden 3:20:30 auf der Uhr stehen, wenn ich unter dem Zielbogen durchlaufe. Da man erfahrungsgemäß immer ein bisschen schneller läuft als die angesagte Geschwindigkeit, wird’s auf 3:20 oder knapp darunter herauslaufen, wenn alles klappt. 4:45/km ist auch eine Zeit, die ich mindestens auf einem Halbmarathon gut durchlaufen kann, ohne dass es zu anstrengend wird. Somit habe ich alle Möglichkeiten, bei halber Strecke zu evaluieren, ob ich etwas beschleunige oder etwas bremse – oder einfach weiter laufe.

Der grobe Plan. Feinanpassung der Optionen kommt dann im Rennverlauf.

Die ganze intellektuelle Turnerei mit dem Tempo könnte ich mir vielleicht sparen, wenn ich mehr Erfahrung hätte. Nur aus Trainingsleistungen zu rechnen, das wäre auch nicht passend. Aber so habe ich wohl die richtige Mischung aus Plan und der Möglichkeit zur Adaption.

Countdown [6]: Die vorletzte Woche davor

Am 22.09.2019 laufe ich Marathon beim Badenmarathon! Noch sechs Tage, dann geht es los! Das Training ist gemacht, der Wettkampf gemeldet – in der vorletzten Woche vor dem Marathon hatte ich nochmal 85 Kilometer, davon einen Testwettkampf, einen Tempodauerlauf über 20,4 Kilometer in etwa dem Marathon-Renntempo, dazu nochmal ordentlich Kilometer auf den Fivefingers, um die Schrittdynamik zu schulen.

Alles ist auf den Marathon gepolt. Ob der Marathon mein Hauptwettkampf dieses Jahr ist? Eigentlich nicht. Der Regio Cup Karlsruhe fühlt sich wichtiger an, aber es ist eben doch der größte, der mächtigste, der längste Einzelwettkampf. 42,2 Kilometer am Stück, keine Gelegenheit, sich zu drücken. Am Anfang das Tempo einteilen oder abflachen, schwächeln oder gar aufgeben? Nach drei Halbmarathons dieses Jahr bleibt der Marathon ein großer Gegner. Nicht, dass ich echte Angst hätte: Ich bin bereits zweimal an die vierzig Kilometer herangelaufen, ich habe einen Plan, wie ich mit der Strecke umgehen möchte, welches Tempo ich angehen möchte. Meine vorletzte Woche hat in einem schnellen Zehner und einem starken Tempodauerlauf über Halbmarathon-Distanz gezeigt, dass mein Plan aufgehen kann. Natürlich hängt es von der Tagesform, dem Wetter, allem ab. Was ich jedoch zu tun hatte, um bestmöglich vorbereitet zu sein, habe ich getan. Ein wenig Politur habe ich auf die Vorbereitung aufgetragen, in der vorletzten Woche.

Nun gilt’s, in der letzten Woche nicht übereifrig zu sein, aber auch nicht nichts zu tun. dreißig bis fünfunddreißig Kilometer, maximal vierzig vor dem Marathon habe ich mir gesetzt, Samstag und wohl auch Freitag bleiben lauffrei, so dass ich am Sonntag um 9:30 mit maximaler Kraft loslegen kann.

Der Countdown läuft.

Zum Thema „Carl-Kaufmann-Stadion vs. Messe“ – Talianna beim Baden-Marathon (2)

Es wurde im Vorfeld dieses Baden-Marathons viel Applaus dafür gegeben, dass die Veranstaltung nun wieder in der Stadt stattfand, also von der Europa-Halle ausging und im Carl-Kaufmann-Station endete, während sie die Jahre zuvor an der Messe startete und endete.

Da ich bisher nur den Messe-Kurs gelaufen bin, war ich zuerst skeptisch. Klar, in der Stadt ist ’ne gute Sache, aber Karlsruhe ist nicht so ein Publikums-Marathon wie Berlin – oder auch der Dämmer-Marathon in Mannheim. Da ging in Seckenheim und am Wasserturm echt die Post ab. Vergleichbare Stimmung gab’s in Karlsruhe deutlich seltener – egal, ob letztes Jahr beim Messe-Start-und-Ziel oder dieses Jahr beim Einlauf im Carl-Kaufmann-Stadion. Recht einsam war’s letztes Jahr im Bereich des Guts Scheibenhardt, das war dieses Jahr auch wieder der Fall, dazu kam auf der Marathon-Runde der Oberwald, in dem ich teils echt dachte, jetzt kommt gar nichts mehr, nur noch Wald – obwohl ich bei der Markierung „Kilometer 32“ wusste, dass es einen Kilometer später wieder in die Stadt gehen würde und bei der Wechselzone bei Kilometer 34 hinter den „Park“-Gebäuden an der Ludwig-Erhardt-Allee richtig was gehen würde.

Natürlich hat dieses Jahr auch das Wetter anders mitgespielt als im vergangenen Jahr. Letztes Jahr war’s kalt, aber trocken und wenig windig – dieses Jahr mäßig bis warm, dafür aber regnerisch und stürmisch. Wasser von oben ist für das Publikum und dessen Stimmung schlimmer als für die Läufer, Kälte geht keinem (naja, außer mir vielleicht) so sehr auf die Nerven.

Was mir sehr gefiel war, dass auch die Halbmarathonis am Schloss vorbeilaufen durften, die Marathonis sogar zweimal. Das machte echt was her, dort war auch ein Hotspot der Stimmung. Insofern könnten wetterbereinigt die Verfechter der Innenstadt-Strecke von der Europa-Halle aus ins Carl-Kaufmann-Stadion recht haben, aber so richtig kann ich es nicht beurteilen. Einzig beim Stadion selbst würde ich voll unterschreiben, dass das deutlich attraktiver als Ziel ist als die Messehalle. Allerdings war dieses Jahr, wohl wetterbedingt, zumindest von der Strecke aus gesehen, weniger Publikum da als letztes Jahr. Wobei: Kann gut sein, dass bei den vielen Halbmarathonis mehr ging, denn letztes Jahr bin ich ja Halbmarathon gelaufen in Karlsruhe, dieses Jahr kam ich mit den einsamen Marathonis an, zwischen gefühlt unheimlich vielen Staffelläufern.

Will ich wieder raus an die Messe? Glaub‘ nicht. Aber ich sehe – nach diesen beiden Erfahrungen – die Vorteile nicht als so groß an, wie mir das von einigen suggeriert wurde. Allerdings liegt die Messe auch näher an meinem Zuhause, für die Karlsruhe-Städter sieht das wieder ganz anders aus.