Köhlbrandbrückenlauf – Projekt 59:59 reloaded

Beim Campus Run im Juli hatte ich mir ja vorgenommen, zwölf Kilometer in unter eine Stunde zu laufen. Auch wenn der Campus Run in der Realität länger als zwölf Kilometer war und ich damals eine durchaus zufriedenstellende Leistung abgeliefert habe, war keine Teilstrecke von 12,0km des Campus Runs durch mich in weniger als einer Stunde bewältigt worden. Eines vorweg: DAS war beim Köhlbrandbrückenlauf 2017 am 03.10. anders!

Aber zum Lauf an sich: Ich bin den Köhlbrandbrückenlauf 2017 ja eigentlich nur mitgelaufen, weil ich am Wochenende vorher ohnehin in Nordhessen auf einem Treffen angemeldet war und ich damit schon die halbe Strecke bis nach Hamburg zurückgelegt hatte, als es dann am 01.10. für mich weiterging. Außerdem habe ich nahe Hamburg eine Freundin, die mir sehr gerne Quartier bot – und mich auch noch mit lieben weiteren Gästen überraschte, als ich dort am Sonntag auftauchte. Im Endeffekt war der Köhlbrandbrückenlauf somit ein … naja, nicht Kollateralschaden, sondern eher Kollateralbenefit.

Am Morgen des Dritten Oktobers stand ich also früh auf und fuhr auf der B73 von Buxtehude nach Hamburg hinein. Dass ich dabei auch noch die A253 in meine Sammlung einverleibte, war ein toller Nebeneffekt. Mein Auto ließ ich am Park+Ride an der S-Bahn-Station Veddel stehen und machte mich zu Fuß auf zum Windhukkai. Über den Veddeler Damm waren schon viele andere Läufer unterwegs, so dass ich die Schilder gar nicht brauchte – und so kam ich am Eventgelände an und durfte feststellen, dass bereits um zehn vor acht einiges los war. Ich holte meine Startunterlagen ab, gab meinen Beutel stilecht in einem Container ab, ging nochmal auf die Toilette und freute mich: Die Toilettensituation beim Köhlbrandbrückenlauf war WEITAUS weniger angespannt als beim Baden-Marathon vor zwei Wochen. Stände gab’s aber ein paar weniger, außerdem war alles unter freiem Himmel. Aber trotz der Ansage von Regen und auch eher wechselhaft aussehendem Himmel hielt das Wetter: Es blieb trocken. Die angeleiteten Aufwärmübungen ließ ich links liegen, das ist nicht so meins, auch wenn sich in deutlich Hamburg-gefärbter Sprache der Anleiter große Mühe gab, das Ganze so sinnvoll wie lässig durchzuziehen. Gleichviel: Mindestens der erste Lauf (Start um 9:00) beim Köhlbrandbrückenlauf war klein, kompakt und toll organisiert. Über den Lauf um 12:00 und den um 15:00 kann ich nichts sagen, da saß ich beim Brunchen bei Freunden nördlich der Elbe, während mein Auto an der S-Bahn in Veddel auf mich wartete.

Die Strecke des Laufs ging zunächst kurz über „Am Windhukkai“, dann über den Veddeler Damm zur Köhlbrandbrücke. Da es noch ein Stück dauerte bis zur Brücke, ging es erst nach etwas mehr als zwei Kilometern so richtig bergan. Ich stand natürlich mal wieder etwas weit hinten, anfangs war ich recht viel am Lücken suchen, um meinem etwas flotteren Tempo Platz zu schaffen, während um mich herum eher langsam gelaufen wurde. Auf der östlichen Rampe der Brücke war ich dann langsam ganz gut eingeordnet, Gegenwind setzte ein, da man langsam über die Höhe der umgebenden Gebäude kam – und so trennte sich die Spreu vom Weizen: die Abstände wurden größer. Die Köhlbrandbrücke ist ja für Schwerlastverkehr konstruiert, da sind mehr als 4% Steigung nicht drin, und somit wurde es auch nicht wirklich richtig giftig im Anstieg, aber der Weg nach oben zwischen die beiden Pylonen ist schon etwas länglich und der Gegenwind tat ein Übriges. Dennoch zeigte mein Tracker auf der Rampe zum ersten Überqueren der Brücke bereits eine durchschnittliche 5:00/km-Zeit, und da war der „Spaziergang“ von recht weit hinten bis zur Startlinie und auch das „Einordnen“ in eine etwas schnellere Fraktion weiter vorne bereits mit eingerechnet. Erst nach Kilometer 4, fast schon bei Kilometer fünf sah ich auf der Gegenfahrbahn den späteren Sieger entgegenkommen. Beim schnellsten Mann, beim zweitschnellsten Mann und bei der schnellsten Frau betätigte sich zumindest in meiner Umgebung der ganze, ein Stück langsamere Tross als Anfeuer-Truppe für die schnellen Läufer, die bereits ein Stück weiter waren. Das gefiel mir sehr gut! Beeindruckend fand ich auch den herrlichen Blick auf den Containerhafen, den man von der Brücke aus hat! Auf dem Hinweg konnte ich das richtig genießen.

Bei nunmehr weniger Wind und nach dem Herunterlaufen der etwas kürzeren westlichen Rampe zeigte meine Uhr 4:58/km im Schnitt an und ich fand mich toll. Natürlich wusste ich, dass ich beim erneuten Anstieg etwas Zeit verlieren würde – aber das war dann gar nicht so viel. Ob’s das Wissen um das bald kommende Ziel war, der Rückenwind oder die insgesamt kürzere Westrampe der Brücke, weiß ich nicht – jedenfalls standen auf dem höchsten Punkt 5:01/km auf der Uhr und ich war so fokussiert, dass ich nur den südlichen Köhlbrand und die Süderelbe ein bisschen anschaute, aber ansonsten schaute, dass ich im Abstieg von der Brücke Zeit gewann. Und das klappte auch – mit den wechselnden Gefällen und dem unterschiedlichen Einteilen der Kraft holte ich einige Läufer ein, von denen ich später wieder überholt wurde – und umgekehrt. Beim Zieleinlauf ließ ich’s nochmal laufen und kam bei einer Bruttozeit von haarscharf über einer Stunde ins Ziel. Eine der Läuferinnen, die mich überholt hatte, bedankte sich ganz lieb für’s „Ziehen“. Die Versorgung mit Getränken war richtig gut, das war alles topp organisiert! Leider hieß es dann: Warten bis zur Siegerehrung, auch wenn ich mit dem Treppchen sicher nichts zu tun haben würde. Dabei fing es dann leider an zu regnen – und ich erlebte auch die einzige lange Schlange auf dem Lauf: Bei der Chip-Rückgabe. Das war aber nicht so schlimm, nur der leichte Niesel nervte dabei. Ich fand auch das nette, eher lässige in der Moderation der Siegerehrung sehr sympathisch.

Am Ende des Tages, als ich auf dem Rasthof Wetterau auf der Heimfahrt einen kurzen Stopp einlegte, nachdem ich noch A255 und A252 auf dem Heimweg gesammelt hatte, checkte ich meine Zeit: 59:22 auf 12,3km mit zweimal der Köhlbrandbrücke als Hindernis auf dem Weg. Da kann man nicht anders sagen: „Projekt 59:59 nachträglich doch noch geschafft!“

Nicht ganz so „1A“ auf der A1

Am vergangenen Wochenende war ich wegen Terminen am Freitag und Besuchen bei Freunden am Samstag im Norden. Zuerst ging’s die A7 nordwärts, auf dem Heimweg fuhr ich von Hamburg aus über die A1, da ich noch Freunde in der Nähe von Bonn zu besuchen hatte.

Nach meinem Sommerurlaub habe ich mich ja schon einmal über das Verhalten von Fahrern auf zweispurigen Autobahnen echauffiert. Der problematische Abschnitt damals war die A1 zwischen Bremen und Dortmund. Genau auf diesem Abschnitt habe ich es wieder erlebt: Ständiges Hin und Her zwischen „für 150km/h auf dem linken Fahrstreifen bekommt man empörte Lichthupe von hinten“ und „kaum schneller, oft langsamer als der LKW links von einem LKW“. Es war zum Auswachsen! Ich bin nicht sicher, ob das nur ein Aufmerksamkeits-Effekt meinerseits ist, aber bis auf einmal, tiefnachts kurz vor Weihnachten, habe ich dieses ätzende Hin und Her, dieses komische Verhalten vieler Autofahrer, bevorzugt auf der A1 Bremen-Dortmund erlebt. Aus der ganzen wilden Fahrerei ist dann auch noch an einer eigentlich ganz harmlosen Baustelle bei Münster – zwei Spuren blieben erhalten, wurden nur ein bisschen enger und nach rechts verschoben – ein Stau mit 40 Minuten Verzögerung entstanden. Das hat mich dann doch schon ziemlich geärgert.

Ich muss künftig mal drauf achten, ob das auch auf anderen zweispurigen Abschnitten so läuft. Am Donnerstagabend auf der A7 Schweinfurt-Kirchheim war’s jedenfalls deutlich besser als am Samstag auf der A1. Die ist allerdings auch bergiger als oben genannter A1-Abschnitt. Nebenbeigeschrieben: Der Abschnitt Schweinfurt-Kirchheim auf der A7 war ein Neueintrag in der Autobahnsammlung!

Eine weitere Fernautobahn komplett …

Wie schon einmal beschrieben, sammle ich Autobahnen. Nun ist die Sammlung permanent am Wachsen, allerdings natürlich mit der Zeit langsamer. Autobahnen oder Abschnitte von Autobahnen, die ich in den ersten zehn Jahren des Sammelns nicht befahren habe, gehören auch sehr wahrscheinlich in den fünf Jahren darauf nicht zu meinem Revier. Aber es gibt Ausnahmen.

Im Juli habe ich während des Urlaubs ein nördliches Stück der A31 hinzugefügt, ebenso den Rest der A28, der noch fehlte – auch die A3 habe ich vervollständigt. Im Jahr 2017 habe ich also nach A5 und A2 meine dritte große, einstellige Fernautobahn komplett befahren – natürlich nicht am Stück, aber zumindest alle Stücke einmal. Wer hätte gedacht, dass 2017 gleich noch eine dazukommt?

Ich hätte es nicht gedacht. Aber es ist geschehen: Da ich zusammen mit zwei Kollegen nach Prag auf Dienstreise gefahren bin, nahmen wir einen Mietwagen, zumal die Kollegen nicht in Prag ihren Termin hatten, sondern etwas außerhalb und so den Mietwagen gut gebrauchen konnten. Kurz vor Nürnberg löste ich einen Kollegen beim Fahren ab und konnte so das Stück A6, das ich noch nicht befahren hatte, meiner Sammlung einverleiben: A6 Kreuz Altdorf bis tschechische Grenze Waidhaus. Somit würde nur das Stück von Saarbrücken Goldene Bremm bis Frankreich fehlen – aber dahin habe ich mich mal verfahren, insofern – A6 komplett! Yay!

Damit bin ich 7095 Kilometer auf deutschen Autobahnen gefahren – endlich die 7000 übersprungen! – dabei 78 verschiedene Autobahnen (also unterschiedliche Nummern) befahren, 37 davon (47%) in voller Länge – und vier von denen in voller Länge sind einstellige Fernautobahnen.

Ganz schön krass, wenn man sich mal überlegt, dass ich weder Fernfahrerin noch Vertreterin bin.

Ein seltsam falscher Eindruck

Am Dienstagmorgen fuhren mein Mann und ich während unserer Urlaubsfahrt von Bochum nach Amsterdam. Dabei vervollständigte ich die Bundesautobahn 3 für meine Sammlung, mir fehlte auch nur noch das Stück vom Kreuz Oberhausen bis zur niederländischen Grenze. Dann allerdings, nachdem wir die niederländische A12 bis nach Utrecht benutzt hatten und über die niederländische A2 Richtung Amsterdam fuhren, schlich sich ein seltsames Gefühl ein.

Die Wolken über uns, das Licht, der Wind, der seltsam hochstehende Horizont – aus welchen Gründen auch immer hatten wir beide sehr stark den Eindruck, über eine Hochebene zu fahren, gefühlt fast schon in Bereichen, in denen die Luft dünn wird, obwohl wir auf Meereshöhe, teils sogar wohl darunter unterwegs waren. Das fühlt sich überaus seltsam an, denn wir wussten beide ganz genau, dass wir uns in den Niederlanden befanden. Wir wussten es beide genau, Wasser war vorhanden, aber dieses bläulich-gräuliche Licht, auf seltsame Weise leise wirkende Geräusche – oder der Eindruck von einem Leiserdrehen der Geräusche, als seien aufgrund des niedrigen Drucks in großer Höhe die Ohren zugeklappt …

Kurz und gut: Das Gefühl, über eine Hochebene zu fahren, könnte kaum an einem Ort falscher sein als auf dem Weg von Utrecht nach Amsterdam. Dennoch hatten wir es dort – beide. Denn als mein Mann es ansprach, war es für mich eine Offenbarung, so dass ich noch nicht einmal GANZ sicher bin, ob nicht ich es eigentlich ansprach.

Das ist mal wirklich seltsam!