Nachdem ich dieses Jahr bereits über 250 Kilometer hinter mich gebracht habe, kam vorletzte Woche dann der erste Rückschlag. Natürlich ist mir klar, dass Ende März Anfangen und bis Mitte des Jahres 250 Kilometer zu laufen nicht unbedingt eine Top-Leistung ist, aber im Vergleich zum letzten Jahr, in dem ich gar nichts auf die Reihe bekam, ist das eine massive Steigerung und meiner Ansicht nach ein Schritt in die richtige Richtung.
Mitten in meinen Vorbereitungen zum Campus-Run auf dem Gelände der Uni Stuttgart am 7.7. zwickte es dann an einer Stelle doch etwas hartnäckiger. Für mein Gefühl der Knochen, hinter dem Knöchel, unterhalb der Achilles-Sehne tat weh. Mal mehr, mal weniger, beim Laufen ging es recht schnell weg, kam aber wieder. So richtig besser wurde es über eine halbe Woche wenig und langsam Laufen nicht, eher schlimmer. Also setzte ich das Laufen erstmal aus. Aber auch eine halbe Woche gar nicht Laufen löste das Problem nicht, der Schmerz verschob sich ein bisschen, veränderte sich, ging nicht weg.
Also ging ich zu meinem Hausarzt, der drückte ein bisschen an der Achilles-Sehne herum, machte sich wohl Sorgen, es sei die Sehne selbst. Er fragte nach meiner bisherigen Laufleistung und drückte dabei weiter unten – ich protestierte erschrocken erstmal mit einem „Aua!“ und erklärte dann, 250km seien auf „dem Gerät“ schon drauf, dieses Jahr. Das beruhigte ihn – beides. Aufgrund der Laufleistung und der Stellen des Schmerzes könne er Probleme direkt an der Sehne und Ansätze zu einem Ermüdungsbruch ausschließen – letzteren hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Er sprach von einer Sehnenansatz-Reizung, maximal einer leichten Entzündung. „Vergällt einem das Laufen, geht meistens mit der Zeit von allein wieder weg, ist lästig, schmerzhaft, aber in aller Regel nicht gefährlich.“ Im Zusammenhang mit meiner Colitis Ulcerosa und deren Medikation wollte er aber systemische Gabe von Diclofenac nicht empfehlen. Daraufhin habe ich ein bisschen herumgesucht und gemerkt: ich hätte mir das auch selbst diagnostizieren können, das Wissen habe ich inzwischen. Aber Schmerz funktioniert individuell, in so fern war’s wesentlich besser, den Arzt draufgucken zu lassen. Ein bisschen weiter schonen, ein bisschen Nachhilfe mit Diclofenac lokal und „von außen“ und schon war’s komplett wieder gut.
Nun hieß es: wieder ins Training, weiter auf den Campus-Run zu Trainieren! Gestern war es so weit, ich stellte mich auf ein deprimierendes Ergebnis, auf einen ordentlichen Verlust ein. Am Anfang der 8,6km-Runde war das GPS am Handy wohl mit den Satelliten nicht ganz glücklich, sprang zwischen 12min/km und 3min/km hin und her, schien sich auf 7:20/km einzupendeln – und das wollte ich so nicht akzeptieren. Also gab ich Gas. Nach einem Kilometer war GPS sich mehr mit sich selbst einig und 5:59 standen auf dem Display – das motivierte mich. Also nahm ich mir vor, das Tempo durchzuhalten, auch über die erste kleine Steigung hinweg. Dort verliere ich normal die Zeit vom ersten Kilometer, aber dieses Mal nicht. 6:01 pro Kilometer war’s nach der wirklich nicht sehr langen Steigung. Meine Laune stieg. Über die Felder wurden’s wieder unter sechs Minuten und Zuhause standen dann tatsächlich 5:54 pro Kilometer auf dem Display, GPS hatte dieses Mal (im Verhältnis zu früheren Läufen auf gleicher Strecke) sogar 200 Meter weniger registriert, und ich war ziemlich stolz. Denn das erste Mal dieses Jahr bin ich eine etwas längere Strecke von knapp neun Kilometern in unter 6min/km gelaufen. Meine Muskeln haben die erzwungene Ruhepause also nicht genutzt, um gleich wieder in den „brauchst uns ja eh nicht“-Trott zu verfallen.
Eine sehr motivierende Erkenntnis!