Kein Spaß, Mann!

Gestern verschlug es mich dienstlich mal wieder auf die Bundesautobahn 8. Ich war vom Büro in Bruchsal mit einem Ford S-Max Richtung Stuttgart unterwegs, hatte das Karlsruher Dreieck bereits hinter mich gebracht und fuhr ohne Hast auf der linken Spur aus dem Pfinztal hinauf Richtung Pforzheim. Wie immer auf der dreispurigen Richtungsfahrbahn mit einiger Steigung waren die beiden rechten Spuren von LKW und langsamen anderen Fahrzeugen eingenommen – die rechte mehr, die mittlere etwas weniger. Es regnete, mal mehr, mal weniger, der Himmel war grau, der Verkehr lief langsam, aber zunächst scheinbar beständig. Mit etwas Abbremsen vor LKW, die auf der mittleren Spur den Berg hinaufschnauften, und etwas mehr Tempo in den Lücken dazwischen war durchaus eine gewisse Schwingung im Tempo – aber das ist ja so weit nicht schlimm. Wenn ein etwas schnellerer LKW auf der mittleren Spur fährt, scheren ja immer einige aus, die das Rechtsfahrgebot etwas strenger nehmen, während andere bei weniger als 200 oder 300 Meter hintereinander fahrenden, etwas schnelleren LKW das nicht für lohnenswert halten, und die Ausscherer mit den Spurhaltern zu verheiraten, das kostet eben etwas Tempo.

Wenn, ja wenn die Ausscherer nur dort auf die linke Spur ausscheren, wo es geht. Denjenigen, der einfach „herausgeschnibbelt“ ist, wie meine Großmutter das gesagt hätte, habe ich nicht gesehen. „Herausschnibbeln“ meint dabei das „Schneiden“ eines anderen Fahrzeugs, also das Wechseln auf eine andere Spur, auch wenn die Lücke zu kurz und insbesondere der Abstand zum künftigen Hintermann zu gering ist. Jedenfalls bremste, sehr wahrscheinlich aufgrund eines solchen „Herausschnibbelns“ einige Fahrzeuge vor mir der Lieferwagen vor mit plötzlich massiv ab. Ich hatte mich zwar bemüht, aber wie alle um mich herum hatte ich nicht den Abstand gehalten, den ich hatte halten wollen – und so schaffte ich es mit gerade noch einem halben Meter Abstand zum Heck des Vordermanns, meinen Dienstwagen zum Stehen zu bringen. Bei meinem Hintermann war’s noch knapper, der war aber immerhin dann geistesgegenwärtig genug, nicht nur zu bremsen, sondern auch die Warnblinkanlage anzuschalten.

Nach kurzem Schockmoment ging es weiter, es hatte keine Auffahrunfälle gegeben. Nur eben fast. Aber es war ein sehr knappes „fast“. Zu knapp, für meinen Geschmack.

Freilich geißele ich nun den unachtsamen oder rücksichtslosen „Herausschnibbler“, aber mindestens ebenso, wenn nicht noch mehr trägt der allgemein mangelnde Abstand auf Autobahnen zu solchen Gefahrensituationen bei. Ich hatte – und das möchte ich betonen – mehr Abstand zum Vordermann als mindestens drei Fahrzeuge hinter mir zu ihren jeweiligen Vorderleuten. Aber auch mein Abstand war zu knapp, genau wie die Abstände auf dem Fahrstreifen rechts neben mir. Der Verursacher der Situation hat übrigens vermutlich gar nicht gemerkt, was er angerichtet hat. Für ihn wurde gebremst, aber das merkte er schon nur eingeschränkt. Dass die Hinterleute der Hinterleute immer heftiger zu bremsen hatten, weil allgemein zu wenig Abstand herrscht, und so eine Welle rückwärts durch den Verkehr läuft, kriegt der Verursacher der Welle auf der Autobahn in aller Regel nicht mit. Und so geben wir uns weiter alle der Illusion hin, dass wir toll fahren und nur die anderen spinnen. Letztlich ist aber jeder, der sich am Spiel mit zu geringem Abstand und zu häufigen Spurwechseln beteiligt, also de facto JEDER auf der Autobahn, Teil des Problems. Davon nehme ich mich explizit nicht aus, obwohl ich es besser weiß und danach handeln sollte. Oft geht das nicht. Manchmal tut man’s aber auch einfach nicht. Aus Eile, Gewohnheit, Unachtsamkeit. EIGENTLICH ist das fahrlässige Gefährdung von Eigentum und Unversehrtheit anderer. Sollte man sich mal klar machen. Immer wieder – und jeder. Auch die arrogant-besserwisserische Autorin dieser Zeilen.

Klischee-Klischee

Am Dienstagmorgen auf der A8, Anstieg von Nöttingen/Pfinztal hinauf nach Pforzheim West – dort brannte ein Fahrzeug. Auf der Gegenfahrbahn fuhr ein Feuerwehr-Einsatzfahrzeug den Berg hinunter, wohl um in Karlsbad zu drehen und dann an den Ort des Brandes zu fahren. Ich war noch nicht beim Brand, stand noch im Stau – aber ich wusste von dem Brand aus dem Radio.

Und was sah ich hinter mir, die ich auf der mittleren Spur langsam hochrollte? Eine Rettungsgasse tat sich auf. Alle Fahrer auf der mittleren Spur fuhren ein bisschen nach rechts, alle auf der linken ein bisschen nach links. Alle Fahrer?

Nein, der Fahrer eines wenig schnittigen, familientauglichen Porsche-Erzeugnisses auf der linken Spur nutzte die sich auftuende Lücke, um weit rechts fahrend nach vorne zu spähen, was denn da sei – genau wie ein Fahrer eines neuen, schnellen, schnittigen Mercedes-Erzeugnisses auf der mittleren, der zu dicht hinter mir, um noch zu manövrieren, mit seinem rechten Licht fast an meinem linken Rücklicht klebte. Im Zweifel hätten beide die Gasse nicht aufziehen können.

Und ja, es kam auf das Löschfahrzeug an. Denn die Feuerwehr war noch nicht an der Unfallstelle, als ich dort vorbeirollte. Ein Fahrzeug brannte lichterloh, Ersthelfer hatten so abgesperrt, dass der Verkehr zwei Fahrstreifen zwischen sich und dem auf dem Standstreifen stehenden Unfallfahrzeug hatte. Ich habe nicht viel gesehen, WOLLTE es nicht sehen, und die meisten fuhren auch zügig vorbei. Aber allein die enorme Hitze, die von der rechten Seite durch meine Scheibe strahlte, nötigte mir ein Kopfdrehen ab und hinterließ blanken Horror in mir.

Schlimm genug, was so alles passiert. Aber dann gilt die Rettungsgasse auch für die Familienkutsche des Porsche-Mitarbeiters und auch für den Mercedes-Fahrer mit eingebauter Vorfahrt!

Das Ausfließen

Vorkommen: An Steigungen auf mehrspurigen Autobahnen. Auch ohne Verengung auf weniger Fahrstreifen. Selbst bei Erweiterung auf mehrere Fahrstreifen. Oder auch: An Steigungen auf Autobahnen … ARGH!

Symptome: Sobald die Geschwindigkeit aufgrund der Steigung etwas zurückgeht, herrscht ein massiver Drang von mindesten 50% der Fahrzeuge auf einem Fahrstreifen nach links. Die sind aber nicht schneller als der Vordermann, sie denken nur, sie sind schneller. Prompt geht’s mit 60km/h den Berg hoch auf der rechten Spur, mit 62km/h auf der mittleren, mit 64km/h auf der linken.

Unterstellte Ursachen: Wenn der Berg anfängt, spürt das Fahrzeug vor einem eine stärkere Steigung als man selbst. Außerdem ist das Fahrzeug vor einem schon etwas länger in der Steigung, hat also – kein Schalten vorausgesetzt – schon etwas länger schleichend Geschwindigkeit verloren. Die Abstände sinken, man hält sich für schneller. Also will man überholen – ist aber selbst schon etwas ausgebremst. Außerdem verliert man ständig weiter Geschwindigkeit. So ganz nebenbei gilt für nahezu alle Fahrer, auch auf Deutschlands Autobahnen: Beim Spurwechsel werden sie in fast allen Fällen langsamer. Resultat sind Autos und LKW, die nicht schneller sind als der Verkehr vor ihnen, nur durch das schleichende langsamer Werden glauben, schneller zu sein, und nach links wechseln. Sie tragen damit die langsame Geschwindigkeit ihrer rechtsliegenden Fahrspur nach links – und bauen in aller Regel danach auch keine Geschwindigkeit wieder auf.

Nervfaktor: Hoch. Für den Ausscherenden ergibt sich minimaler Zeitgewinn, maximal ein, zwei Sekunden auf einen Kilometer, bei 2-5km/h Geschwindigkeitsvorteil gegenüber dem einfach rechts Bleiben. Für den auf der Spur weiter links Ausgebremsten und alle hinter ihm ergibt sich ein Geschwindigkeitsverlust von 20-30km/h und ein entsprechend höherer Zeitverlust. Und für ALLE ergibt sich das Runterbremsen von vorher mittels Verbrennen von Sprit aufgebauter Geschwindigkeit, nur um mit Energieaufwand produzierte Bremsbeläge abzuschaben und diese Geschwindigkeit im Anstieg wieder unter Verbrennen von mehr Sprit neu aufzubauen. Das ist nicht ökonomisch, für keinen davon. Ökologisch auch nicht. Aber es ist ständig der Fall, in letzter Zeit wieder immer häufiger. Ich bemerke und hasse es vor allem auf folgenden Teilstücken:

  • A8 Stuttgart-Karlsruhe, kurz nach Anschlusstelle Leonberg West
  • A8 Karlsruhe-Stuttgart, zwischen Autobahndreieck Karlsruhe und Anschlussstelle Karlsbad
  • A8 Karlsruhe Stuttgart, zwischen der Pfinztalbrücke bei Nöttingen und Anschlussstelle Pforzheim West
  • A8 Karlsruhe Stuttgart, zwischen Anschlussstelle Pforzheim Ost und Rasthof Pforzheim

… und jedes Mal entsteht hinter dieser Idiotie ein Rückstau!

Zum Rechtsfahrgebot: Huch?!?

So geschehen heute auf der A8:

  • Auf dem Anstieg zwischen Dreieck Karlsruhe und Karlsbad fuhr ich hübsch auf der mittleren Spur, der Leistung meines kleinen Aygo und seiner dahingehenden Endgeschwindigkeit auf 7% Steigung angemessen. Vor mir blinkte ein LKW, bevor es so richtig steil wurde, also kurz hinter der Kurve nach dem Ende der Zusammenführung der beiden Stränge von der A5. Sprich: Der LKW wollte auf meine Spur wechseln. Ich war natürlich nicht schnell genug, um ihm das ernsthaft verwehren zu wollen – also ließ ich ihn raus. Dann wurde es steil – der LKW wurde langsamer und langsamer. Mit Blick auf den rechten Fahrstreifen und den Standstreifen verfolgte ich den Abstand des LKW hinter dem vorausfahrenden LKW auf der rechten Spur – praktisch, denn die Sonne stand so, dass ich den Schatten beider LKW sehen konnte. Der Abstand blieb konstant. Wir quälten uns die Steigung hoch: ein LKW, mir nur als Schatten sichtbar, auf der rechten Spur. Schräg dahinter mein Vordermann, dahinter ich. Ich hatte aufgrund der Gesamtsituation nicht die Muße, auf den Tacho zu schauen. Mehr als um die 60km/h können’s nicht gewesen sein, wahrscheinlich weniger. Ich glaube, ich kam oben dann im zweiten Gang an, also war es wohl wirklich weniger. Der LKW vor mir schaffte es nicht, seinen Schatten auch nur einen halben Meter näher an den des Vordermanns zu bringen. Erst ganz oben, als es wieder flacher wurde, fuhr er vorbei. Klar, Verschätzen kann man sich immer mal. Aber ich bin nun nicht sicher, ob zwei Kilometer Strecke bei 7% Steigung und Null Raumgewinn noch als „Verschätzen“ zählen oder schon als „Unverschämtheit“.
  • Später dann, der nächste Anstieg, der nächste Abschnitt – aus dem Pfinztal bei Nöttingen hoch über die Klosterweg-Brücke nach Pforzheim West. Wieder über 4% Steigung, wieder einige LKW. Und dann keine LKW mehr, freie Fahrt für steigungstüchtige PKW und Lieferwagen. Freie Fahrt? Äh. Genau: alles fuhr auf den Fahrstreifen in der Mitte oder links. Das bildete sich so stark aus, dass ich, die ich direkt nach meinem letzten LKW-Überholvorgang nach rechts ausscheren wollte, fast über den Haufen gefahren wurde. Ein Lieferwagen schätzte den nötigen Abstand zum Hintermann beim Wechseln nach rechts für wesentlich geringer ein, fuhr hinter mir nach rechts und trat das Gas durch. Er beschleunigte aber nicht schnell genug, ich zog nach rechts und machte ihm Platz auf der mittleren Spur – schließlich war er schneller – oder zumindest war er bereit, mehr Sprit zu verschwenden, um schneller zu fahren. Mir reichten die 95km/h auf der rechten Spur völlig aus. Indes: Mein Lieferwagen-Freund fuhr dann gleich nach der Lücke, die ich gelassen hatte, nach links hinüber. Denn außer mir fuhren nur zwei der zehn oder zwölf PKW in meiner Sichtweite von der Mitte nach rechts. 95km/h fuhren sie aber alle – eine fast leere rechte Spur und eine mitteldicht bevölkerte mittlere Spur, beide mit ziemlich genau 95km/h den Berg hoch. Es braucht keine LKW für Unsinn auf der Autobahn.

Tja. Auch an Tagen mit weitgehend freier Autobahn und auch an Stellen, die an dem einen Tag recht frei sind, ist der Autofahrer des Autofahrers Nemesis. Manchmal man selbst. Manchmal die anderen. Aber einer spinnt immer.

Wieso eigentlich?

So geschehen am Dienstag:

Ich fuhr meine übliche morgendliche Strecke – irgendwo zwischen Karlsbad und Pforzheim West passierte es dann: Nicht allzu schnell fuhr ich hinter einem LKW her, rollte nett vor mich hin und merkte, der LKW kam immer näher. Daher wollte ich nach links rüber. Also beobachtete ich die Spiegel und sah: Keiner hinter mir rechts, einer weit genug hinter mir auf dem mittleren Fahrstreifen. Auf dem linken Fahrstreifen fuhr jemand, aber der blinkte nicht und überholte noch den auf der mittleren Spur, dessen Vorderfrau ich zu werden beabsichtigte.

Also, Blinker gesetzt, Schulterblick, alles frei, wundervoll! – und rüber. Während ich nun rüberzog, schaute ich nochmal über die Schulter – und das war gut! Denn der Fahrer auf der linken Spur hatte wohl bereits im Rüberziehen den Blinker gesetzt und nahm sich in meinem toten Winkel zwischen Spiegel- und Schulterblickperspektive die hintere Hälfte des Fahrstreifenabschnitts, den ich eigentlich haben wollte. Ich fuhr also zurück hinter den LKW, ließ den Überholer und meinen designierten Hintermann vorbei und fuhr DANN am LKW vorbei.

Was ich mich dabei frage: Ringsum war alles frei. Binnen mehrerer hundert Meter waren auf keiner der drei Fahrstreifen irgendwelche Fahrzeuge außer eben dem LKW und mir auf dem rechten, dem als zukünftigen Hintermann ausersehenen Fahrzeug auf dem mittleren und eben jenem Einscherer auf dem linken Fahrstreifen. Ob mein hinterer Blinker noch geht, habe ich übrigens nach Ankunft auf der Arbeit gecheckt, er müsste es also gesehen haben. Aber entweder hat er das – warum auch immer, Sonne von vorn vielleicht – doch nicht gesehen, oder es war ihm egal, dass ich nicht rüberziehen konnte, während er völlig unangefochten noch hundert Meter weiter auf dem linken Fahrstreifen hätte bleiben können.

Das Rechtsfahrgebot in allen Ehren, aber muss sowas sein? Das war eine völlig unnötige Spurwechsel-Schere.

Sie ändern was in der Matrix!

… das klare Anzeichen dafür, dass in der Matrix etwas geändert wird, sind Déjà-Vus, wie wir alle aus dem Film „Matrix“ wissen. Hier ist es eine schwarze Katze, die zweimal hintereinander in identischer Weise durch einen Gang läuft.

Am Dienstagmorgen haben sie was in der Matrix gändert, wenn man danach gehen kann: So geschehen aktuell auf der A8 zwischen Karlsbad und Pforzheim, den Berg hoch. Es gab Arbeiten am Mittelstreifen und selbstverständlich wird dann die linke Spur, am nächsten am Mittelstreifen gelegen, abgesperrt. So weit, so klar und nachvollziehbar.

Aber wieso steht denn ein Winterdienst-/Straßenwachtfahrzeug mit einem Pfeil nach rechts auf der linken Spur, dann sind 500 Meter nichts, gar nichts, keine Baufahrzeuge, keine Arbeiter, überhaupt nichts auf der linken Spur, dann kommt noch so ein Fahrzeug mit blinkendem Pfeil nach rechts und DIREKT, wirklich DIREKT dahinter steht das Fahrzeug der Arbeiter und es laufen Arbeiter herum?

Zwei Fahrzeuge, die identisch nach recht schieben, auf einiger Distanz – sie ändern was in der Matrix!

Nun kann ich durchaus akzeptieren und heiße sogar gut, wenn im Interesse der Sicherheit der Arbeiter der Verkehr rechtzeitig vor den Arbeitern auf die mittlere und rechte Spur verbannt wird. Keine Einwände bei dieser Intention – nur funktioniert das so nicht, ganz offenkundig! Denn was tut der geneigte Autobahnfahrer, wenn da ein Fahrzeug mit Pfeil nach rechts auf der linken Spur steht, dahinter aber nichts, rein gar nichts ist? Genau! Er beschleunigt wie irre und fährt wieder nach links rüber, um dann mit Vollbremsung vor dem zweiten Fahrzeug mit Pfeil nach rechts sich wieder mit Macht in den nun zweispurig wieder laufenden Verkehr zu drängeln. Aus meiner Sicht bringt das mehr Unruhe in den Verkehr hinein und sorgt dafür, dass die Fahrer mehr auf den Reindrängler achten, als auf die Bauarbeiter – und somit sorgt dieses 500 oder mehr Meter vorher schonmal rüberleiten für mehr Verkehrsprobleme und Gefährdungen, als es nützen kann, zumindest, sofern die linke Spur zwischen den beiden Fahrzeugen nicht mit Absperrhütchen dem Verkehr entzogen wird.

Ich muss gestehen, ich verstehe nicht, was das soll – oder vielleicht bin ich auch blind. Denn ich sehe immer wieder, in letzter Zeit fast bei jeder Kurzzeit- oder Wanderbaustelle auf der linken Spur, dass 300 bis 900 Meter vor der Baustelle schonmal ein „Fahren Sie rechts rüber“-Schild auf einem Fahrzeug auf der linken Spur postiert ist, erst danach kommt mit erneutem Sperrfahrzeug die Baustelle – dazwischen ist nicht abgesperrt und der Abschnitt zwischen den beiden Sperrfahrzeugen wird fleißig mit aufheulendem Motor befahren. Das kann doch nicht die Intention sein – und das muss doch den Bauarbeitern eigentlich auffallen? Oder ist das gemäß einer an der Realität auf den Autobahnen vorbeigehenden Vorschrift?

Vermutlich ist es mal wieder Zeit für eine Anfrage beim Verkehrsministerium Baden-Württemberg.

Was soll das?

Diese Frage ist nicht nur der Titel eines sehr einprägsamen Lieds von Herbert Grönemeyer, sondern auch eine, die ich mir des öfteren auf der Straße stelle. Diese Woche habe ich recht häufig intensive Müdigkeit am Abend verspürt, so dass ich dreimal solche „Was soll das?“-Momente erlebt habe, ohne sie hier zu dokumentieren.

Der von heute früh muss nun aber doch sein …

Es begab sich also zu der Zeit, da ich meine Fahrt von Zuhause zur Arbeit antrete, und mich auf dieser Reise über die Bundesautobahn 8 bewege. Nach durchaus heute nicht allzufreier Fahrt trieb ich meinen Toyota Aygo, der zugegebenermaßen vom Motorengeräusch her sportlicher klingt als er ist, die Steigung von Nöttingen nach Pforzheim West empor. Wie so häufig wechselten sich Abschnitte mit vielen Fahrzeugen, die sich um LKW-Überholvorgänge sammelten, mit völlig freien Abschnitten ab. Nun kam ich an die Stelle, an der die Steigung schon langsam geringer wird, kurz vor das Ausfahrt nach Pforzheim – und was machte der LKW auf der rechten Spur vor mir, die ich die mittlere benutzte?

Genau, er zog rüber. Ohne zu blinken – oder eher: er schaltete den Blinker an, als er schon halb auf der mittleren Spur war. Freilich, wenn ein LKW so lange es geht auf der rechten Spur bleibt und erst kurz vor dem zu überholenden Vordermann ausschert, ist das eine feine Sache, weil man länger ungestört auf der mittleren Spur fahren kann …

Moment. Vordermann? Der von mir vernünftigerweise unterstellte Vordermann existierte gar nicht! Der LKW scherte ohne jeglichen ersichtlichen Grund auf die mittlere Spur aus. Ich habe kein Hindernis gesehen, keinen havarierten Verkehrsteilnehmer auf dem Standstreifen und auch kein Stück Reifen oder Holzstück oder was auch immer auf der rechten Spur. Auch eine Metallstange, wie sie später im Verkehrsfunk angesagt wurde, war nicht zu erkennen. Genau an dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich sauer wurde. Nicht, dass ich verlangen wollen würde, dass ein mit halbwegs leichter Ladung oder halbwegs starkem Motor zu 70-80km/h bergauf in der Lage befindlicher LKW hinter dem weniger glücklichen Kollegen, der sich mit kaum 40km/h den Berg hochquält, von der mittleren Spur fernhält – sicher nicht. Ich sehe es auch recht kritisch, dass ein Blinken eines Fahrzeugs auf der rechten Spur von PKW wie LKW auf der mittleren Spur oft nicht für voll genommen wird – und plädiere dafür, eher mal den Fuß vom Gas zu nehmen und solche Leute reinzulassen.

Was ich aber absolut nicht abkann, ist unnötiges, plötzliches, signalfreies Spurwechseln ohne jede Rücksicht auf den Verkehr auf der Ziel-Spur. Das ist gefährlich. Ein LKW auf dem Beschleunigungsstreifen darf ruhig mal auf’s Gas drücken, ein PKW sowieso. Einfädeln in den laufenden Verkehr heißt nicht, dass ich stur im fünften Gang den Beschleunigungsstreifen benutze und an dessen Ende bei 62km/h auf die rechte Spur rüberziehe, weil ja die LKW alle spontan und ohne zu gucken auf den mittleren Streifen rübergezogen sind.

Ferner ist eine freie linke Spur kein Argument, von der rechten Spur mit nur kurzem oder gar ohne Blinken kurz vor einem Fahrer auf der mittleren Spur rauszuziehen – denn wenn ich als dieser Fahrer auf der mittleren Spur den ausscherenden LKW oder PKW vor mir beobachten muss, seine Geschwindigkeit durch die Änderung seines Tempos und seiner Richtung nicht gut einschätzen kann, habe ich keine Kapazität, die linke Spur zu beobachten, um sicher selbst nach links zu wechseln. Wenn das fünf, sechs, zehn Autolängen vor mir passiert – gut, dann habe ich Zeit, den Kopf zu drehen, den Blinker zu setzen und auszuscheren. Aber drei, vier Autolängen vor mir – wenn da einer ausschert, habe ich nicht die Kapazität, selbst ein sicheres Spurwechselmanöver auszuführen und zugleich darauf zu achten, den neu gewonnenen Vordermann sicher zu berücksichtigen.

… und gerade diese Woche passiert sowas wieder LAUFEND!

Freie Fahrt

Freie Fahrt. Ja. Ganz genau. Auf der A8.

Glaubt Ihr nicht? Naja. Meistens habt Ihr ja auch nicht unrecht damit. Aber es gab einen großen, großen Schritt in die richtige Richtung: sie ist fertig. SIE, genau sie!

Wer ist „Sie“? Diese mysteriöse „Sie“ ist die Baustelle zwischen Karlsbad und Pforzheim-West. Zwei Brückenbauwerke neu, Erweiterung von zwei schmalen auf drei breite Fahrstreifen, alles aus Asphalt und nicht den hitze-ausdehnungs-empfindlichen Betonplatten, dazu weniger Steigung und Renovierung einer weiteren Brücke. Von dieser Baustelle habe ich viel geschrieben, immer mal wieder, und noch mehr habe ich sie verteidigt und doch immer wieder über sie geflucht. Warum habe ich diese Baustelle verteidigt? Naja. Es gab immer wieder Leute, die über diese Baustelle sagten: „Die wird nicht fertig! Die bauen da schon ewig. Das geht doch nicht!“ Ja. Die bauten da schon ewig. Ja, es war … unangenehm, über vier Jahre hinweg durch eine Baustelle zu pendeln. Aber es war auch ein großer Wurf: Steigung rausgenommen, breitere, geradere Fahrstreifen, mehr Standstreifen, besserer Fahrbahnbelag. Zuletzt, ganz am Ende, war es besonders unangenehm: Alles schien fast oder sogar ganz fertig, und doch waren noch die linken Fahrstreifen gesperrt. Weisheitszähne im Reißverschluss und eine Verengung von drei auf zwei Streifen in der Abfahrt inklusive: Senkenstockung noch zum schlechten Einfädeln dazu. Dazu kam noch: laut Radio wurde das Ganze vor zwei oder drei Wochen offiziell eröffnet, von irgendeinem Politiker. Allein, fertig war’s immer noch nicht, und die linken Spuren blieben gesperrt. Und ich hätte fast jede Heimfahrt ins Lenkrad beißen können. Aber nun ist es rum. Die Baustelle ist abgebaut. 80 wegen neuem Fahrbahnbelag ist noch immer, aber was soll’s? Glatt, breit, wunderschön zu fahren. Ein Traum.

Sie – ja, genau, „sie“ ist fertig.

Königsbach-Stein, Bad Herrenalb und Wilferdingen …

Man sollte meinen, wenn man regelmäßig eine bestimmte Strecke fährt, auf der man Autobahn fahren kann, kennt man vor allem die Autobahn. Und ganz falsch ist das auch nicht.

Aber im Laufe der heutigen Fahrt habe ich festgestellt, wie sehr ich inzwischen auch mit den Ausweichstrecken vertraut bin. Naja, eigentlich habe ich das auch schon gestern festgestellt, als wir von Karlsruhe über die B10 nach Pforzheim gefahren sind, und dann durch die Nordschwarzwald-„Wallachei“ nach Hohenwart.

„An der Ecke muss man ja gar nicht nach Pforzheim rein, sonst muss man ein Stück wieder zurück, um südlich raus zu fahren.“ Das sagte ich an der Ampel zwischen Wilferdingen und Pforzheim, wo wir rechts abbogen, um dann ein wenig weiter südlich nach Pforzheim zu fahren. Meinen Mann wies ich später auf der Heimfahrt darauf hin, dass demnächst der Wattkopftunnel käme – wir hatten einen Bekannten in Spielberg abgesetzt und waren dann wieder auf dem Weg durch das Alb- in das Rheintal. Und heute auf der Heimfahrt zeichnete ich die Umgehung des fiesen Staus auf der A8 via Pforzheim-Nord, Königsbach-Stein, Wilferdingen und Karlsruhe-Stupferich nach, bevor Google Maps dazu kam, sie mir zu empfehlen.

Nicht, dass es mich stören würde, aber es fiel mir sehr stark auf, wie sehr ich auch die Umgebung der A8 nun inzwischen kenne – früher dachte ich, es gäbe keinerlei Alternativen zur A8, wenn sie mal dicht sei. Aber inzwischen weiß ich für so gut wie jeden Abschnitt eine halbwegs adäquate Möglichkeit, schneller als im Stau zwischen den Ausfahrten voranzukommen.

Es mag banal klingen – und das ist es auch. Und dennoch ist’s ein Moment der Erkenntnis gewesen.

Baumaßnahmen

Ich schreibe immer, immer wieder über sie. Und sie sind auch jedem, der einigermaßen oft Autobahn fährt, gleichermaßen bekannt und verhasst: Baustellen. Es gibt diverse Arten: Tagesbaustellen, Nachtbaustellen, Dauerbaustellen. Oft genug ist die Lücke zwischen Nachtbaustelle und Tagesbaustelle am Morgen sowie umgekehrt am Abend groß genug, um die Rush-Hour durchzulassen. Nur, wenn ich wirklich, wirklich spät dran bin, fahre ich manchmal in eine Tagesbaustelle rein – meistens handelt es sich um kleine Reparaturen oder auch nur um Mäharbeiten.

Wesentlich langwieriger und im Grad der Behinderung des Verkehrs auch wesentlich schwerwiegender sind die Dauerbaustellen. Von denen hat es zur Zeit drei auf meiner Strecke, und eine vierte ist mir noch sehr deutlich in Erinnerung:

1. Ausbau der A8 auf sechs Fahrstreifen zwischen Pforzheim West und Karlsbad. Diese Baustelle hat diverse verschiedene Darreichungsformen schon gezeigt und ist im Moment schon wesentlich weniger nervig als sie es früher war. Was wird dort gemacht? Die A8 wird ein wenig verlegt, teils ein bisschen nach Norden, teils ein bisschen nach Süden. Und die Steigungen werden zu großem Teil reduziert. Eine Brücke durch das Tal bei Nöttingen existiert schon, ist aber bisher nur auf einer Fahrtrichtung und da nur von einer Seite angeschlossen – wird also noch nicht befahren. Dazu wurde eine künstliche Senke in eine Anhöhe gegraben, so dass man von Karlsbad herunter nicht erst steil nach unten, dann wieder stark nach oben und dann wieder steil nach unten fährt. Prinzipiell besteht dieses Runter-Hoch-Runter noch, aber auf der inzwischen befahrbaren einen neuen Richtungsfahrbahn sind die Steigungen deutlich reduziert. Nur auf dem Stück, das so bald die Brücke angeschlossen ist, stillgelegt werden wird, sind die Steigungen noch hoch. Die Brücke selbst wird mit einem Damm angeschlossen. Eine kolossale Arbeit mit gewaltigen Bodenbewegungen, Ausgraben unter die Krume bis ins Gestein und das Ganze auf vielen Kilometern. Sehr beeindruckend. Früher musste man sich da auf der Breite der halben alten Autobahn mit je zwei extrem schmalen Richtungsfahrbahnen durchschlängeln. Auf der neuen Richtungsfahrbahn Richtung Stuttgart hat mehr Autobahn Platz, als die A8 früher war. Dennoch ist die Baustelle immer noch recht nervig, weil sie als schmaler, zweispuriger Teil zwischen zwei gut ausgebauten, dreispurigen Abschnitten liegt. Ich freue mich auf eine herrliche neue Autobahn Ende 2015.

2. Fahrbahnerneuerung im und um das Dreieck Karlsruhe. Klar, die Fahrbahn hier ist furchtbar schlecht gewesen. Aneinanderasphlatierte Betonplatten, die schon allmählich sich heben wollten. Allerdings ist das Dreieck Karlsruhe und die umgebenden Abschnitte der A5 auch ein wichtiger Verkehrsweg. Sprich: Hier entsteht vor allem auf der Überleitung von der A8 Richtung Norden, auf der A5 von Süden her und wohl auch auf der A5 von Norden her immer wieder Stau. Da die Erneuerung den Bereich südlich des Dreiecks nur rudimentär betrifft, habe ich mit besagter Baustelle morgens viel mehr zu kämpfen als Abends – denn in der Regel staut es sich von der A8 nur Richtung Frankfurt, nicht Richtung Basel. Morgens allerdings zwingt – und da sie bald fertig ist, hoffentlich zwang – mich der Stau oftmals, bereits in Bruchhausen die B3 zu verlassen und über Ettlingen und Busenbach zur A8 zu fahren. Der Stau auf die B3 bei Karlsruhe Süd zeigt deutlich auf, wie heftig wichtig die A5 für den Verkehr in und um Karlsruhe ist, gerade jetzt, wo wegen der U-Strab und anderen Dingen so viel dort gebaut wird.

3. Fahrbahnerneuerung zwischen Pforzheim West und Pforzheim Ost. Das war eine Baustelle, die für mich schwer einzusehen war. Meine Gedanken sagten: Die ist doch noch gut! Gleichviel. Die Richtungsfahrbahn nach Stuttgart wird erneuert. Und statt auf dem schönen sechsstreifigen Teil fahren die Autos nun auf vier – also zwei pro Richtung – durch die Baustelle, alles auf der Richtungsfahrbahn nach Karlsruhe. Vor allem die Verbreiterung auf drei Fahrstreifen im Anstieg von Pforzheim Ost nach Pforzheim Nord ist stark zu merken – da ergibt sich nun immer Stau.

4. Brückenarbeiten zwischen Dreieck Leonberg und Kreuz Stuttgart. Was sie da genau gemacht haben, weiß ich gar nicht. En passant einen stationären Blitzer installiert haben sie jedenfalls. Aber ansonsten war das einfach nur eine Fahrbahnverengung, die eigentlich – eigentlich! – nicht so schlimm hätte sein sollen. Aber dort ist verdammt viel Verkehr. Und in dieser Zeit der Baustelle habe ich mir etwas angewöhnt, das mir heute noch sehr nützlich ist: In Leonberg Ost runter von der A8 und über die Magstadter Straße hoch zum Schattenring und dann über die B14 zur Uni. Das nützt mir auch heute noch.

So – und hoffentlich ist nach meinem momentanen Krankheitsaussetzer auch Baustelle Nummer 2 Geschichte, so wie Nummer 4 seit geraumer Weile. Das käme mir sehr entgegen!